21.10.2021 Cabot Trail, Ingonish nach Sydney

Als ich aus dem Fenster schaute, graute der Morgen. Oder sollte ich besser sagen: Graute dem Morgen? Jedenfalls zeichnete sich am Horizont eine Spur von rot ab, die Sonne geht bald auf. Ein Blick auf den elektronischen Gehilfen sagte, dass wir bis zum Sonnenaufgang noch etwas über eine halbe Stunde Zeit hätten. Genug, um zur Küste zu fahren und den Tag zu begrüßen. Wir fanden auch ein schönes Plätzchen direkt am Wasser. Ich setzte mich auf die Ladekante unseres Trucks (dafür sind diese Autos AUCH gut) und stellte die Kamera auf Dauerfeuer.

Bis mir dann einfiel, dass ich nicht beliebig viele Aufnahmen hier posten kann und sollte. Zart schob sich die Sonne gen Himmel und beleuchtete auf beinahe Hawaiianische Art die Wolken.

Die Strahlen durchbrachen die Wolken und zauberten eine Wahnsinnsstimmung hervor.

Jetzt aber zurück zu unserer Hütte.

Frühstück war trotz des nicht gerade niedrigen Preises und der minimalistischen Ausstattung im Übernachtungspreis nicht enthalten. Aber ich erinnerte mich daran, dass der Mann an der Rezeption etwas davon geredet hatte, dass “ein Stückchen weiter nördlich” ein Restaurant Frühstück anböte. Was auch immer das in Kilometern bedeutet. Fastfood-Ketten sucht man hier vergeblich – was auch nicht unbedingt nachteilig ist.

Wir wurden tatsächlich im Bean Barn Cafe fündig. Durften unsere Impfnachweise vorzeigen und konnten uns dann ein frisches Frühstück zubereiten lassen. Eine ganz neue Erfahrung für uns. Aber lecker.

Dann sollte es auf die Straße gehen. Sydney war unser Ziel. Aber da wir schon wieder Probleme mit der Scheibenwaschanlage hatten, fassten wir nicht Australien ins Auge, sondern das in Nova Scotia. Reine Fahrzeit ca. 2 Stunden, die wir entsprechend würzen können.

Erster Halt in Ingonish Harbor mit Blick über die Bucht.

Übrigens hat sich irgendjemand offensichtlich die Rechte am Wort Ingonish gesichert. Es gibt  Ingonish, Ingonish Harbor, Ingonisch Centre, Ingonish Ferry und was weiß ich noch alles mit dem Namen.

Die Sonne kam raus und belohnte uns mit mal wieder mit Herbstfarben.

Auf der Höhe von North Shore der Stein, der für Wettervorhersagen in dieser Gegend verwendet wird. Und ehrlich gesagt, habe ich das Gefühl, dass es in Deutschland nicht viel anders gemacht wird.

Weiter geht es an schönen Häusern mit buntem Herbstlaub im Hintergrund.

Oder man hält mal mit dem Tele rein und lässt den Detailreichtum und die Farben auf sich wirken.

Auf einem Ex-Campingplatz eine einsame Boondockerin und natürlich wieder herbstliche Bäume.

Diese fand ich besonders schön, weil im Endeffekt alle Farben vertreten sind. Plus blauem Himmel als Add-On.

In Englischtown konnten wir Karins großem Wunsch mal wieder nachkommen, eine Fährfahrt durchzuführen. Das Besondere daran war diesmal, dass ein LKW mit einem Boot drauf mit uns auf die Fähre kam. Das Boot hätte doch genauso gut auch schwimmen können.

Kurz vor New Harris macht die Straße einen U-Turn, an dem wir aber geradeaus weiterfuhren, um zum Cape Dauphin Traihead zu gelangen. Dieser ist über eine ca. 6 km lange Dirtroad zu erreichen, die aber in einem besseren Zustand war als manche Landstraße, die wir gefahren sind. Unser F150 war so richtig in seinem Element.

Vom Ende der Straße führt ein Trampelpfad  zum Fairy Hole. Ich hatte schöne Fotos davon gesehen, aber die Wegbeschreibung war eher etwas wage. An einem Baumstamm war das Wort Fairy Hole eingeritzt und ein noch schmalerer Trampelpfad ging davon ab. Kontrolle per Google Maps: Wir befinden uns weit von dem dort eingezeichneten Pfad. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Der Weg führte schließlich etwas nach unten, was an den dicken Stricken, an denen wir uns festhalten konnten, erkenntlich war.

Wir standen vor einem Bachbett, welches wir nicht überspringen konnten. Aber auch hier war eine Leine gespannt. Mutig, und immer darauf bedacht, dass die Kameraausrüstung nicht schwimmen geht, hangelten wir uns rüber.

Etwas ging es noch weiter entlang des Bachbettes, aber dann wären wir ohne nasse Klamotten nicht weiter gekommen. Sind wir hier überhaupt richtig?

Das Handy sagte was GAAANZ anderes. Aber so geht es nicht weiter. Also zurück, wieder am Seil raufgehangelt und geschaut, ob wir den Abzweig zum richtigen Pfad verpasst haben. Hatten wir aber nicht. Später schaute ich mir noch andere Beschreibungen an und die zeigten genau unseren Kletterfelsen. Gut, nichts falsch gemacht, nur vorsichtig gewesen. Aber ein kleines Abenteuer war es doch und die beste Felsenkletterin von allen war (zu Recht) stolz darauf, das geschafft zu haben.

Der Rest der Fahrt verlief vergleichsweise ereignislos, wenn man davon absieht, dass wir uns bei Taco Bell etwas quasi-Mexikanisches Futter besorgten und versuchten, dies im Wagen ohne Schweinerei zu essen. Dining in ist dort zur Zeit out.

Das Holiday-Inn Hotel in Sidney ist ein riesiger Klotz direkt am Wasser. Corona wird nicht so richtig ernst genommen. Weder Impfnachweise noch irgendwelche anderen Covid-Dokumentationen wurden abgefragt. Wir bekamen ein Zimmer im 6. Stock (diesmal gut, dass das so ein hoher Turm ist) mit Blick aufs Wasser und auf Downtown.

Es war noch früh, aber wir hatten keine Lust nochmal rauszufahren (trotz 4 gesunder Reifen). Also spazierten wir einfach auf dem Waterfront-Boardwalk entlang, um das schöne Wetter zu genießen.

Dieser führte uns zu einem musikalischen Leckerbissen direkt im Fährhafen:

The Big Fiddle heißt dieses überdimensionale Musikinstrument, welches für Hagrid aus Harry Potter wie gemacht wäre.

Und die roten Stühle gibt es hier auch in XXXL. Man setzt sich auf die Kante und rutscht dann sehr unelegant nach hinten vor die Lehne.

Auf dem Rückweg oberhalb des Hafens unser Hotel am linken Bildrand.

Wieder im Hafen, wurden wir auf eine der Haupteinnahmequellen dieser Gegend aufmerksam gemacht. Da krabbelte ein kapitaler Lobster am Grund des Hafenbeckens entlang. Aber da unser Zimmer keine Mikrowelle hat, verzichteten wir auf weitere Anstrengungen in Richtung Seafood.  Jetzt noch einmal die Sonne kurz vor dem Untergang einfangen und dann einfach nur den Abend ausklingen lassen.

Gute Nacht zusammen.