19.10.2021 – Von Moncton nach Chétikamp

On the road again. Wir müssen unser kleines Studio – mit dem riesigen Schreibtisch (habe gar kein Foto davon gemacht) verlassen. Wir begeben uns auf die Reise auf die Insel Cape Breton Island. Reine Fahrzeit knapp 5 Stunden. Aber wer uns kennt, weiß, dass es nicht dabei bleibt. Zu oft und zu gerne geraten wir auf Abwege. Vorher noch nebenan zum Walmart, denn Lebensmittelläden dürften im Norden der Insel rar gesät sein.

Die Sonne lacht vom Himmel runter und wir erleben den Indian Summer (ich weiß, political incorrect) von seiner schönsten Seite. Am liebsten möchte ich alle zwei Meter ein Foto machen. So müsst ihr euch jetzt mit ein paar wenigen begnügen.

Irgendwann überqueren wir die Grenze nach Nova Scotia, nach Neu Schottland.  Im Welcome Center, wo wir uns mit Karten und Info-Material eindecken wollen, werden wir erstmal nach unserem Impfstatus befragt. Karin kann natürlich sofort ihr Handy zücken und über die ArriveCan App und CovPass die erforderlichen Nachweise erbringen. Da mein Handy – wir erinnern uns – gestern den Heldentod gestorben ist, zücken wir die Papierunterlagen und der Mitarbeiter wird gleich eine Runde freundlicher. Das Material, das wir erhalten, ist reichlich. Endlich erhalten wir mal eine vernünftige Karte dieser Provinz.

Kurz bevor wir die Brücke auf die Insel überqueren, wird noch einmal vollgetankt. Wahrscheinlich ist der Sprit hier billiger als weiter nördlich auf den Dörfern.

Wir wählen nicht die vom Navi vorgeschlagene Hauptroute über den Trans Canada Highway, sondern die weiter westlich gelegene Straße 19, die zu Teilen an der Küste vorbeiführt.

Süße Nester kreuzen unseren Weg. Und zu unserem Erstaunen sind die Schilder zwar auch auf Englisch ausgeführt, aber als zweite Sprache ist in dieser Gegend Gälisch (so vermute ich) anzutreffen.

An einem Rastplatz machen wir Mittagspause, keine Menschenseele sonst unterwegs, wir genießen das schöne Wetter.

Obwohl es mittlerweile deutlich kühler geworden ist als in Moncton. Nur Hemd ohne Pulli reicht auch mir nicht mehr.

Weiter geht es Richtung Norden. Eine drohende schwarze Wolke bietet einen tollen Kontrast zu den bunten Bäumen. Hoffentlich entlädt die sich nicht, während wir wandern.

Dann wieder direkter Kontakt zur Küste.

Sind wir hier in Oregon oder Nordkalifornien gelandet? Heimatliche Gefühle kommen hoch.

Schließlich passieren wir das Ortsschild von Chétikamp und das Navi weist uns von der Hauptstraße weg, aber immer noch 6 km zu fahren. Karin, in welche verlassene Berghütte hast Du uns gebucht?

Irgendwann (es gibt auch noch andere Häuser in der Umgebung und aus Lebkuchen ist die Hütte auch nicht) sehen wir das Schild vom Chetikamp Outback Inn.

An der Tür ein Schild: Wenn keiner im Office ist, bitte folgende Nr. anrufen…

Karin zückt ihr Handy, aber dieses findet keinen Provider. Suuuper. Ich mache mich also auf den Weg zum Nachbarhaus. Dort wohnt die Besitzerin des Etablissements und freut sich wie eine Schneekönigin, dass wir angekommen sind. Sie zeigt uns zuerst das Zimmer, was für uns vorgesehen war. Aber da ein Gast abgesagt hat, könnten wir auch ein etwas größeres bekommen. Total süß eingerichtet. Hier werden wir uns wohlfühlen. Wenn wir denn länger blieben.

Denn die beste Reiseplanerin hat für heute noch ein straffes Programm eingeplant: Den Skyline Trail im Cape Breton Highlands National Park. Das bedeutet ca. 20-25 min Fahrt, Eintrittskarte kaufen und dann noch ca. eine Stunde laufen. DAS wird sportlich.

Das Ticket ist schnell erworben und wir machen uns auf den Weg. Die Rangerin zweifelte daran, dass wir das bis zum Sonnenuntergang schaffen, aber die kennt nicht unsere deutsche Marschgeschwindigkeit. Bzw. die niedrige Flughöhe, wenn wir es eilig haben.

Vom Parkplatz aus ist es noch eine Zeit zu laufen. Zuerst durch waldiges Gelände, ganz zart bergab. Als der Wald dann endet, steht für die letzten Meter bergab ein Bretterbohlenweg zur Verfügung.

Die Ängste meiner Göttergattin, es könne sich um eine schmale Gratwanderung à la Angels Landing handeln, erweisen sich als unbegründet. Sonnenuntergang war auch noch nicht, so kann ich in Ruhe das Stativ aufbauen und die ersten Lichtstimmungen einfangen.

Alle genießen die tolle Stimmung. Es ist windstill und auch die indischen Touristen verstummen mal. Sehr wohltuend.

Die Sonne sinkt tiefer und taucht das Meer in ein eigenartig diffuses Licht. Ganz bekommen wir den Sonnenuntergang nicht mit, dazu sind zuviele Wolken davor.

 

Bevor es ganz dunkel ist, kämpfen wir uns wieder bergauf und brauchen für den Rückweg ca. 45 Minuten.

Zum Glück fängt es erst während der Wanderung leicht an zu nieseln. Der Parkplatz ist stockfinster, aber unser Auto hat zum Glück Licht.

Die Rückfahrt verläuft problemlos, obwohl das Navi schon manchmal merkwürdige Anwandlungen hatte.

Wir freuen uns auf unser Zimmer. Morgen geht es rund um das Kap auf die Ostseite der Insel.