15.10.2021 Fahrt von Grand Falls nach Moncton

Heute steht noch ein etwas längerer Fahrtag auf dem Programm. Reine 4,5 Stunden Fahrzeit für die Reise nach Moncton. Aber wir wären nicht wir, wenn wir einfach nur so durchgeheizt wären. Gut, dass wir so früh wach waren. Das Frühstück wurde – natürlich Corona-konform – mal auf eine andere Weise kredenzt: Wir fanden uns im Frühstücksraum ein (immer schön eine Person oder eine Familie) und eine nette Angestellte stellte uns auf Wunsch das ganz persönliche Mahl zusammen: Rührei als Scheibe (sie nannte es Omelette), dazu Bacon, Toast und noch einige andere Dinge, die das Leben ach so lebenswert machen. Dann ab aufs Zimmer und mit Genuss verschlingen.

Da es danach immer noch dunkel war, machten wir noch einen Abstecher zu den Wasserfällen in Grand Falls in der Hoffnung, dass diese jetzt (noch) angeleuchtet waren. Aber hier spart man Strom und schont die Umwelt, alles dunkel. Also auf die Piste. Erstes Zwischenziel (s. oben) war die Hartland Bridge im gleichnamigen Ort.

Was diese Brücke so besonders macht, ist die Tatsache, dass es sich um die längste “covered bridge” handelt mit einer Länge von etwas über 390 m. Man kam darauf, die Brücken mit einem Häubchen zu versehen, um sie haltbarer zu machen.

Normalerweise haben Brücken dieser Bauart eine Lebensdauer von ca. 20 Jahren, bis die Elemente an ihnen zerstörend genagt haben. Mit dem Dach können sie ein Alter von 100 Jahren erreichen.

Weiter ging es an alten Scheunen vorbei durch die farbenprächtige Landschaft von New Brunswick.

Normalerweise schlagen die Bäume ja im Mai aus, aber in diesem Fall fühlte man sich von den bunten Blättern geradezu erschlagen. Gelb, verschiedene Töne von rot, dazwischen das nüchterne grün der Nadelbäume.

Genüßlich fuhren wir durch die Landschaft, an hübschen Wohnhäusern vorbei, allerdings ohne einer Menschenseele zu begegnen. Wo sind die alle? Gut, in der kanadischen Weite kann man sich aus dem Weg gehen, aber so gut?

Schließlich landeten wir in einem Nest namens St. Andrews, welches auf einer Landspitze direkt gegenüber den USA liegt.

Eines der hübschesten “Seebäder” in der Gegend.

Wir machten auch einen kleinen Stadtbummel – hier wuchsen auch wieder Menschen, allerdings schon seit laaanger Zeit, ein Rentnerparadies.

Meine Göttergattin meinte ganz trocken, es würde sie nicht stören, wenn hier keine Touristen wären. Ladies and Gentlemen, merkt es euch.

Auf der östlichen Seite der Halbinsel auf dem Weg nach Norden liegt die Insel Ministers Island. Besonderheit: Sie ist nicht immer zugängig. Nur bei Ebbe – und der Tidenhub hat hier mehrere Meter – liegt ein Streifen Meeresboden frei, über den man zur Insel laufen oder auch fahren kann.

Natürlich ließen wir uns diese Gelegenheit nicht entgehen. Scheibenwischer vorher kontrollieren – falls das Wasser unvorhergesehen und schnell kommen sollte – und ab auf den glitschigen Kies. Es war im Endeffekt weniger aufregend als gedacht und festgefahren haben wir uns auch nicht.

Von hier hätten wir jetzt eigentlich direkt nach Moncton durchfahren können. Aber es war noch früh und noch haben wir Hummeln im Hintern.

Die beste Inselhopperin von allen schwärmte mir von von dem wunderschönen Deer Island vor. Diese ist allerdings nur über eine (kostenlose) Fähre zu erreichen. Dort angekommen, umrundeten wir die Insel einmal – und es sah ehrlich gesagt nicht viel anders aus als auf dem Festland. Man merkt auch, dass viele Menschen vom Meer leben. Hummerfang ist groß in Mode.

Im Nachgang hatte ich den Verdacht, dass mich meine Beifahrerin nur wegen der Fährfahrt auf die Insel verschleppt hat. Was sie natürlich vehement bestritt. Auf dem Rückweg zum Anleger dachte ich mir, wir schalten bei Google Maps “Fähren vermeiden” ein schauen, was er dann macht. Lässt uns das Programm bis zum leeren Tank um die Insel fahren?

Jedenfalls kann unser Truck auch auf dem Wasser fahren, wie das nächste Bild zeigt:

Jetzt machen wir uns aber wirklich auf den Weg zum Hotel. Auf dem Highway durch bunte Wälder kamen wir auch an Saint John vorbei. Gab es da nicht eine Touristenattraktion namens Reversing Falls? Genau. Und weil mittlerweile die Sonne rausgekommen war, machten wir auch einen Abstecher dorthin.

Normalerweise strömt der St. John River über Stromschnellen in die Bay of Fundy. Aber bei Flut (wir erinnern uns, großer Tidenhub) drückt das Meerwasser flussaufwärts, so dass sich dort mächtige Strudel bilden (Bäcker hätten ihre Freude dran) und das Wasser die Stromschnellen raufströmt.

Als wir dort ankamen, war nicht viel davon zu sehen, aber wir genossen trotzdem den Ausblick und das schöne Wetter.

Jetzt noch ca. 1,5 Stunden ganz entspannt durch die Herbstlandschaft nach Moncton fahren. Dort wartet schon eine Junior-Suite auf uns mit einem riesigen Schreibtisch. Da kann man doch endlich mal arbeiten…