20.05.2019 – Anticline Overlook

Nun ist es passiert: Ich laufe in Moab mit langer Hose rum. Die Temperaturen (9-11°C) außerhalb des Hauses lassen Shorts unvernünftig erscheinen. Aber die Flip-Flops (immerhin die Winter-Version) haben sie mir nicht austreiben können.

Da das Wetter weiterhin vielversprechend schlecht ist, beschließen wir, Richtung Süden zu fahren. Ob es da wohl wärmer ist? Ca. 20 Meilen auf der 191 fährt man, bis in westlicher Richtung eine Straße zum Anticline- und zum Needles Overlook abgeht. Vor vielen Jahren sind wir diese Route mit dem Wohnmobil mal gefahren. Sie führt im Endeffekt ca. 30 Meilen wieder zurück, nur zum Canyonrand.

Nach einer Gabelung, die auch zum Needles Overlook führt, sind die letzten 17 Meilen zum Anticline Overlook Gravel Road, aber in einem guten Zustand. Anticline oder Antiklinale auf Deutsch bezeichnet einen geologischen Sattel, eine Erdaufwerfung. Der erdgeschichtliche Background interessierte mich in diesem Moment eher weniger, dafür aber der Blick, den man von dort aus hatte.

Wir befinden uns auf der gegenüberliegenden Seite des Dead Horse Point State Park und auch des Canyon Land National Park.

Direkt vor uns liegt ein Bergrücken, um den eine “Straße” herumführt. Wie die Ameisen kriechen die Autos dort entlang. Selbst auf die Entfernung kann man sehen, dass die Fahrer sehr vorsichtig unterwegs sind. Es ist der Chicken Corners Trail mit dem Hurrah Pass, der von der Kane Creek Road aus beginnt.

In der Ferne kann man das Tal des Colorado sehen, ein grüner Streifen markiert die nördlichen Ausläufer von Moab. Und wenn man auf dem ersten Bild gaaanz genau hinschaut, kann man im Hintergrund sogar das North Window der Windows Section im Arches National Park sehen.

Zur linken erkennt man die Felsen des Dead Horse Point State Park, am rechten Bildrand die Potasche-Becken.

Es geht weiter, zurück die 17 Meilen auf der Dirt Road und am Y biegen wir dann auf die asphaltierte Straße zum Needles Overlook ab.

Die Straße ist noch das beste an diesem Teil des Ausfluges, denn am Horizont sieht man neben einfachen Wolken auch Unwetter, die sich genüßlich über dem Land entladen.

 
 
Und dort, wo wir gerade einen interessierten Blick in die Needles Section werfen wollen, ist die Wolken- bzw. Regenwand so dicht, dass man von den feingezackten Bergen in rot und weiß (weiß ich von früheren Besuchen) nichts, aber auch gar nichts sehen kann.

 
Aber zumindest die Pflanzen erstrahlen in gewohnter Farbenpracht, wenn auch das sonnige Leuchten fehlt. Hier ein Indian Paintbrush.

Und natürlich lässt sich die beste Handyfotografin von allen nicht davon abhalten, ein Selfie mit Canyon zu machen.

Da sich der Tankinhalt bedrohlich seinem Ende zuneigte (es waren nur noch 170 Meilen drin), überlegten wir, wo wir die Picknickpause verbringen könnten.

Die nächste Stadt ist dann Monticello. Hier suchten wir als erstes eine Maverick-Tankstelle auf und als einziges uns im Ort bekanntes Fast-Foot-Restaurant stand hier Subway zur Verfügung. Why not? Überraschung eins des Tages: Meine Mutter war noch nie dort gewesen (obwohl wir sogar einen Subway im Ort haben).

Überraschung zwei: Wir stellten ihr einen Rindfleisch-Sub zusammen und er schmeckte ihr gut. Alle waren so einigermaßen gesättigt und es ging weiter durch den Wintersportort Monticello (was würden die Bewohner lachen, wenn sie das lesen?).

Auf der gut ausgebauten Forest Road 101 ging es dann in die Berge zum Newspaper Rock.

Ich hatte schon die Befürchtung, ich müsse Schneeketten aufziehen (die ich natürlich nicht dabei hatte). Die Temperatur sank auf 0°C und erst als wir den Pass überwunden hatten, zeigte sich in der Ferne ein wenig Sonnenlicht.

Den Newspaper Rock besuchten wir hauptsächlich aus sentimentalen Gründen. Hier hatten wir 1987 zum ersten Mal mit dem Zelt übernachtet. Im Bach wuschen wir uns die Haare, eine herrlich unbeschwerte Zeit. Der Zeltplatz ist mittlerweile geschlossen, die Natur hat übernommen, nur die indianischen Wandmalereien glänzen wie eh und je und werden hoffentlich auch noch in 1000 Jahren die alten Tweets verkünden.

Anscheinend war das halbe Sub meiner Göttergattin nicht genug, denn plötzlich stand sie auf der Ladefläche und vernichtete noch Würstchen. Gut so, da bekommen wir Platz in der Kühltruhe.

Der Weg zurück verlief wenig spektakulär. Ein paar Felsen an der 191 bekamen tätsächlich ein paar Sonnenstrahlen ab.

Und die Wilson Arch ließ sich komplett in der Sonne ablichten (ok, 1/160sek. Belichtung). Was wir noch nicht gesehen hatten, war das Seil, welches vom Bogen aus nach unten hing. Ob da wohl jemand schaukeln möchte?

Kurz bevor wir in unsere Wohnstraße einbogen, unsere Wohnanlage ebenfalls (noch) im Sonnenlicht.

Wir hatten zwischendurch überlegt, zum Sonnenuntergang nochmal in die Arches zu fahren, aber der dunkle Himmel im Hintergrund riet davon ab. Macht nichts, zuhause gibt es Pizza.