18.05.2024 – Von Ashland nach Redding

Ashland, wir müssen scheiden. Nach anfänglichen Vorbehalten meiner Göttergattin bezüglich des Hotels haben wir uns trotz des weit entfernt liegenden Parkplatzes mit der Unterkunft ausgesöhnt. Auch die Tatsache, dass es in dem Deluxe-Zimmer keinen extra Schreibtisch gab, konnte ich überwinden. Wahrscheinlich hatte im Mittelalter keiner einen Laptop auf Reisen dabei. Auch meine Bedenken, dass das Netz nur auf Sparflamme laufen könnte, bestätigten sich nicht.

Dafür ist Ashland ein süßes Nest, mit dem ich mich im Gegensatz zu Bend direkt angefreundet habe. Sehr viel Grün, sehr viele Blumen, sehr viel alter Hausbestand in einem sehr gepflegten Zustand.

Da macht Durchfahren einfach Freude und entspannt. Wir fuhren noch am Lithia Park vorbei, ein 40 ha großer Park, sehr gepflegt. Die Leute alle ziemlich entspannt und freundlich, grüßen beim Vorbeigehen.

Eine schöne „Innenstadt“, wir fahren ganz gemütlich durch, bis wir uns auf die

99 setzen, die uns direkt auf den Interstate 5 leitet. Dort geht es ca. 60 Meilen nach Süden, dort liegt unser erster Wasserfall, der Hedge Creek Wasserfall.

Auf dem Weg dahin leuchtet im Osten der Mt Shasta, ein möglicherweise noch aktiver Vulkan mit einer Höhe von 4.322 Metern. Schön strahlt seine schneebedeckte Krone.

Dort angekommen haben wir ca. eine halbe Meile zu laufen, also ruht man sich im kunstvoll geschnitzten Sessel eines Baumes erstmal aus, bevor es den anstrengenden Weg nach unten geht.

Dies gelingt uns zum Glück problemlos und der Wasserfall ist wie einige andere, die wir kennengerlernt haben, „begehbar“.

Und das Wasser ist nass, sehr zur Verwunderung meiner Göttergattin. Sie hätte es nicht geglaubt, hätte sie es nicht selbst versucht.

Danach folgen wir den verlockenden Schildern, die auf die Historic Oldtown von Dunsmuir hinweisen.

Aber das interessanteste ist schließlich der alte Eisenbahnwaggon, auch nicht schlecht.

Wir setzen uns wieder auf den Interstate 5, allerdings Richtung Norden, denn dort biegt nach Osten die 89 ab, welche eine große Schleife nach Süden dreht, um dann wieder auf den Insterstate zu stoßen.

Hier liegen gleich ein paar Wasserfälle, die wir bisher noch nicht erkundet haben.

Wir fangen an mit den McCloud Falls an. Mich erinnert der Name immer an einen Film mit Dennis Weaver: Ein Sheriff in New York (der den Name McCloud trug).

Aber die Wasserfälle haben mit Sicherheit nichts damit zu tun. Es gibt derer drei: Den Lower, den Middel und – wer hätte das gedacht – den Upper Fall.

Wir fangen mit ersterem an und sind schon recht angetan.

Man könnte theoretisch jetzt etwas über sechs Meilen am Fluss entlang bis zu den beiden anderen Wasserfällen laufen. Aber dann hätten wir ein paar Probleme: 1. Wenn die Wegstrecke länger ist als das Auto, wird gefahren. 2. wer hätte uns dann wieder zum Auto zurückgebracht? Zurücklaufen hätte einfach zeitlich nicht gepasst.

Also setze ich mich wieder hinters Steuer und wir fahren gemütlich zum nächsten Viewpoint.

Also ehrlich, so richtig viel macht er von oben nicht her. Aber wir sehen unten Menschen, viele Menschen. Es scheint also einen Weg nach unten zu geben. Wir machen uns auf selbigen und stehen nach einiger Zeit vor dem schönsten Wasserfall, den wir auf unserer Reise gesehen haben. Hier möchte ich bleiben.

Schäumend stürzt sich das Wasser in einer breiten Kaskade in die Tiefe.

Wir müssen leider weiter. Die Upper Falls warten auf uns und noch andere Ziele.

Die Upper Falls sind ebenfalls imposant, aber sie lassen sich leider nicht so darstellen, wie sie es verdient hätten, weil es keine „offiziellen“ Wege nach unten gibt. Und quer durchs Gebüsch hatte ich auch keine Lust.

Schließlich sind wir zurück am Auto und machen uns auf den Weg zu den McArthur-Burney Falls (viele Schotten in dieser Gegend unterwegs gewesen).

Dies ist der berühmteste Wasserfall auf dieser Schleife und wir dürfen auch 9 USD Eintritt (mit Seniorenrabatt) als Parkeintritt blechen.

Leider ist der Weg, der zum Fuß der Falls führt, wegen Bauarbeiten geschlossen, weshalb wir nur einen Blick von oben auf ihn werfen können. Irgendwann kommen wir wieder und holen das nach.

 

Dann gibt es erstmal nur noch ein Ziel: Unser Hotel in Redding. Das haben wir deshalb gewählt, weil wir den Abend an einem besonders schönen Punkt verbringen wollen: An der Sundial Bridge.

Soweit zumindest der Plan. Für das Abendessen war schnell gesorgt: Ein Panda Express liegt auf dem Weg. Mit duftend gutem Essen auf der Rückbank suchen wir uns den Weg zum Parkplatz am Fluss, von wo aus wir bequem zur Brücke laufen können, bzw. könnten.

Aber schon dabei werden uns Steine in den Weg gelegt: Straße gesperrt wegen eines temporären Events. Wir tasten uns doch durch und stellen fest, dass in den angrenzenden Rodeo Grounds offensichtlich das große Pfingstturnier stattfindet. Parkplätze? Seit Tagen ausgebucht. So geht es nicht. Was tun? Ein kurzer Blick auf Google Maps offeriert, dass sich am anderen Flussufer ein Park befindet, der als Anlaufpunkt geeignet wäre.

Wir fahren also hin und genießen unser chinesisches Abendessen auf einer Bank mit Überblick über Redding. Die Sundial Bridge ist mit ihrer Spitze gerade noch zu sehen.

Aber um die Brücke zu erreichen, hätten wir fast noch eine Meile den Berg runter laufen müssen. Und logischerweise anschließend wieder rauf. Danach stand uns nicht der Sinn.

Aus diesem Grund gibt es zwei Fotos von der Brücke von einem früheren Urlaub, eines noch bei Tageslicht,

und eines bei Dunkelheit.

Vielleicht schaffen wir es morgen früh auf dem weiteren Weg noch einmal zum richtigen Parkplatz.

17.05.2024 – Von Bend nach Ashland – Crater Lake National Park

Jetzt geht es in den warmen und sonnigen Süden. Obwohl es sich absolut nicht so anfühlt. Gerade mal 11°C  zeigt das Thermometer, als wir am Morgen unseren Wagen beladen. Aber das macht nichts. Beim groben ersten Packvorgang kommen wir ins Schwitzen, weil wir feststellen, dass wir mit unseren Koffern bei weitem nicht hinkommen. Selbst der „kleine“ Handgepäckkoffer kann nicht das aufnehmen, was sich auf wundersame Weise zu unseren Sachen dazugesellt hat. Aber wir haben ja noch einen vollen Tag in Oregon, d.h. einkaufen ohne Mehrwertsteuer.

Eigentlich wollen wir in Bend noch bei Costco vorbei, Verpflegung für den Tag mitnehmen und den Tank noch einmal füllen. Aber dieser Costco hat keine Tankstelle. Ist aber auch nicht ganz so schlimm, direkt vor unserem Hotel bietet eine Tankstelle den Sprit für 3,859 USD/Ga an. Das ist nun wirklich der niedrigste Preis auf dieser Reise. Da Costco erst um 10 Uhr öffnet, setzen wir uns auf den Highway 97, der fast schnurgerade nach Süden führt. Karin zockelt mit den erlaubten 65 mph entlang und da die Landschaft bis auf wenige Ausnahmen nicht zum Fotografieren einlädt, gönne ich mir ein Nickerchen.

Wir passieren den Crater Lake zuerst östlich, um dann von Süden aus den South Entrance anzufahren.

Als wir uns südlich des Parks befinden, sehen wir am Straßenrand eine Hinweistafel.

An dieser Stelle befinden wir uns auf Höhe des Seegrundes, welcher mit 592 Metern der tiefste See der USA ist. Der See selbst ist die Caldera des Mt. Mazama, der seine Spitze vor ca. 7.700 Jahren verlor. Der See ist auch einer der klarsten in den USA und wird ausschließlich von Regen- und Schmelzwasser gespeist.

Auf dem Weg nach oben (an den Kraterrand) kommen wir noch am Annies Canyon vorbei. Den hätten wir vermutlich länger erkundet, hätten wir etwas mehr Zeit gehabt. Schließlich dauert die Fahrt von Bend zum Rand des Kraters schon fast 3 Stunden.

Wir kommen höher und neben und vor uns wachsen die Schneeberge.

Ich erinnere mich noch an unsere Hochzeitsreise vor 33 Jahren, als wir mit einem Ford Probe hier unterwegs waren. Es war noch weniger zugänglich und um den See überhaupt sehen zu können, hatte man an großes Loch in die Schneewand geschlagen.

Heute ging es wesentlich zivilisierter zu. Die Schneemenge ist noch immer beachtlich, schließlich schneit es hier im Jahr 13 Meter.

Und so sieht unser Dicker relativ mickrig aus gegenüber dem Hintergrund. Vielleicht sollten wir demnächst doch besser einen F250 oder F350 mieten.

Von unserem Parkplatz aus kann man bequem durch den Schnee stapfen (ich tausche sogar meine Flipflops gegen Merrels) und steht dann vor einem überwältigenden Anblick.

Natürlich ist man nicht alleine, aber das gibt mir die Chance, jemand anderem die Nikon in die Hand zu drücken in der Hoffnung, dass ein einigermaßen brauchbares Foto dabei rauskommt.

Einigermaßen trifft es.

Da nach der langen Fahrt die Blasen gut gefüllt sind, sehen wir uns nach einem stillen Örtchen um. Die Türen sind schnell gefunden und ich erwarte eine Location á la Dixieklo. Aber weit gefehlt. Wie man auf dem Foto sehen kann, ist das nur der Eingang zu einem Tunnel, welcher dann zu den regulären Örtchen im Sommer führt. Raffiniert. Ob man in Deutschland auf eine solche Idee gekommen wäre?

Aber nicht nur diese Behausung ist hoch mit Schnee bedeckt. Das Visitor-Center schaut erst ab Stockwerk 2 hinaus.

Und die Jugend freut sich, dass sie endlich mal vom Dach aus „Schlitten fahren“ kann.

Aber diese Schneemengen sind schon imposant. Und auch der Grund dafür, dass der 33 Meilen lange Weg um den Krater, der Rim Drive, erst so langsam wieder vom Schnee befreit und danach geöffnet wird.

Auf dem Weg zur Lodge begegnen wir noch einem Auto der besonderen Art. Der Typ wird wohl kaum Anhalter mitnehmen, höchstens auf der Ladefläche.

Die Lodge selbst ist urgemütlich. Man kann dort auch dinieren. Preise? Der Umgebung angepasst. Das teuerste Gericht lag bei gerade mal 48 USD.

Aber durchschlendern und in den Polstern fläzen dürfte man sich umsonst.

Und von vorne sieht der Bau auch solide und Vertrauen erweckend aus.

Wir gönnen uns ein paar Sekunden auf der „Sonnenterrasse“. Länger geht nicht, ich habe nur ein Hemd und kurze Hosen an.

Es geht zurück durch „Schneetunnel“, bis wir in wärmeren Gefilden den Park verlassen.

Ja, Schnee hat es hier wirklich reichlich.

Nach Ashland sind es noch 1,5 Stunden und wir müssen ja auch noch einkaufen.

Die Fahrt führt zum großen Teilen entlang des Rogue River entlang, welcher schließlich in Gold Beach in den Ozean mündet, wo wir ihn schon begrüßen durften.

Der Fluss ist einer der wildesten Amerikas und wird heute gerne für das Whitewater Rafting benutzt. In früheren Zeiten stand er auch im Mittelpunkt von Goldfunden, aber heute zieht man hauptsächlich Lachse aus dem Fluss.

Wir gönnten uns einen kurzen Stop an einer der Stromschnellen, wo das Wasser in eine „Chasm“, eine Schlucht, eine Spalte, mit ungeheurer Wucht einströmt, um dann später wieder ruhig fließend seinen Weg zum Meer fortzusetzen.

Irgendwann kamen wir dann am Interstate 5 auf der Höhe von Medford an. Wir müssen noch einen Koffer kaufen und bei Costco auftanken. Können wir alles ja in Ashland machen.

Ashland liegt ungefähr 15 Meilen südlich von Medford und beheimatet das Shakespeare Festival. Wohl auch einer der Gründe, warum unser Hotel den Namen „The Bard’s Inn“, der Barde hatte. Am Morgen hatten wir noch angerufen und versucht, unser Flohzimmer (sorry, man nennt es Pet-Friendly) upgraden zu lassen. Dies gelang uns auch.

Leider sind die Parkplätze hier so rar gesät, dass ich mit dem Dicken schon ganz schön kurbeln musste, um mich in eine Lücke reinzuquetschen.

Ach ja, es gibt hier weder Ross, noch TJ-Max noch Costco. Also wieder auf die Straße, wo wir sowohl einen Koffer fanden wie auch alles andere erledigen konnten.

Als wir dann wieder im Hotel aufschlugen, war der Parkplatz so wie alle anderen natürlich belegt und wir stellten uns (für unsere Verhältnisse) weit entfernt auf der Straße hin. Kein Wunder, dass unser Schrittzähler trotz der vielen Fahrerei einen oberen vierstelligen Wert aufwies.