25.09.2025 – Von Portland nach Dupont

Schade, dass wir das Hotel in Portland verlassen müssen. Das Frühstück war schon ein bisschen besser als das der meisten anderen BW-Hotels. Aber so ist das Leben.

Heute geht es nach Dupont, einer kleinen Stadt am südlichsten Ende  der Wasserwelten, die die SeaTac-Gegend so attraktiv und lebenswert machen. Nur wenige Meilen südöstlich liegt die Hauptstadt Washingtons, Olympia.

Wir hatten uns für diese Stadt entschieden, weil wir auf relativ kurzem Weg morgen in den südlichen Teil des Mount Rainier National Parks fahren wollen. Und auf dem Weg von Portland konnten wir eine Tour zum Mount St. Helens unternehmen, zur Johnson Ridge.

Gestern hatten wir vorgehabt, in den Südteil, zur Windy Ridge und dem Spirit Lake zu fahren, hatten dieses Vorhaben aber fallengelassen, weil uns Google Maps die wichtigste Straße als gesperrt anzeigte.

Heute wird das Johnson Ridge Observatory auch geschlossen sein, aber wir werden bis auf 8 Meilen herankommen und hoffentlich auch so schon tolle Blicke auf den aktiven Vulkan haben. Das Observatorium hatte ich ins Navi eingegeben, aber Maps hat im Augenblick seine eigenen Vorstellungen, was die Fahrwege betrifft. Es wollte uns ein paar Ausfahrten vorher vom I5 runterlotsen, was wir natürlich nicht tolerieren konnten.

So kamen wir dann auf die 504 und stießen relativ schnell auf ein Visitor-Center, welches uns mit allen möglichen Informationen zu dem am 18.05.1980 erfolgten Ausbruch versorgte. Unter anderem mit der Info, dass die Straße, die wir gestern fahren wollten und die uns Google Maps als gesperrt zeigte, seit dem Wochenende doch wieder geöffnet sei.

Bereits im März 1980 begann eine Phase erhöhter seismischer Aktivität und sichtbarer Deformationen (ein „Bulge“ an der Nordflanke wuchs mehrere Meter pro Tag). Zunächst ereignete sich ein Erdbeben (Magnitude 5,1), das einen gewaltigen Bergsturz auslöste – der größte jemals dokumentierte in historischer Zeit. Danach folgte eine seitliche Explosion. Die Druckentlastung führte zu einer plinianischen Eruption, bei der die Asche bis zu 24 km in die Atmosphäre geschleudert wurde. Riesige Pyroklastische Ströme verwüsteten die Umgebung. Rund 540 Millionen Tonnen Asche wurden ausgestoßen und über weite Teile Nordamerikas verteilt. Der Gipfel verlor etwa 400 Meter an Höhe (vorher 2.950 m, nachher ca. 2.550 m). 57 Menschen starben, dazu zehntausende Tiere. Die wirtschaftliche Schäden beliefen sich auf  schätzungsweise über 1 Milliarde US-Dollar (damals).

Der Ausbruch gilt als einer der bestuntersuchten vulkanischen Prozesse weltweit und wird oft als Lehrbeispiel für Gefahren durch explosive Vulkane herangezogen.

Am Visitor Center selbst merkten wir, dass der Herbst langsam Einzug hält. Die ersten Blätter färben sich herrlich bunt.

Auf dem weiteren Weg stießen wir auf einen Abzweig, der zu einer „sediment retention structure“ führte. Was ist das? Wir machten uns kundig:

 

Beim Ausbruch des Mount St. Helens stürzte ein Großteil des Berges ein und löste riesige Erdrutsche, Lahare (Schlammströme) und spätere Sedimentbewegungen aus. Diese Massen flossen vor allem in den Toutle River, der wiederum in den Cowlitz River und dann in den Columbia River mündet.

Die enormen Mengen an Asche, Sand und Geröll bedrohten Schifffahrtswege im Columbia River, Stauseen und Infrastruktur wie Dämme. Ohne Gegenmaßnahmen hätten die Ablagerungen die Wasserwege stark verlandet und Überschwemmungen begünstigt. Daher wurde 1987 die Sediment Retention Structure (SRS) am North Fork Toutle River gebaut – ein 56 Meter hoher Erddamm mit Durchlass.

Er hält den Großteil des vom Mount St. Helens kommenden Sediments zurück und verringert die Sedimentlast im Columbia River und schützt so Häfen, Schifffahrtswege und Gemeinden.

Ursprünglich war er ausgelegt, um rund 200 Millionen Kubikmeter Sediment zurückzuhalten. Über die Jahrzehnte hat sich die Struktur teilweise gefüllt, weshalb wiederholt Maßnahmen wie Dammaufschüttungen oder neue Abflussrinnen nötig waren. Die SRS beeinflusst auch die Fischwanderung (z. B. von Lachsen), weshalb ergänzende Fischtreppen und Managementprogramme eingerichtet wurden.

Die SRS ist eine gigantische Sedimentfalle, die seit den 1980ern entscheidend dabei hilft, die Folgen des Mt.-St.-Helens-Ausbruchs für Flüsse, Häfen und Siedlungen in der Region zu begrenzen.

Das alles hatten wir nicht gewusst. Auf dem weiteren Weg – es sind ca. 40 Meilen bis zum Ende der Straße – begegneten uns immer wieder Lastwagen, die mit Baumstämmen beladen waren, Log-Trucks. Sie stammen von der Firma Weyerhaueser, die seit Jahrzehnten die Holzindustrie in dieser Gegend betreibt. Immer wieder sieht man Schilder die besagen, dass die Wiederanpflanzung z.B. 1999 an der Stelle begonnen hat.

Die Straße ist sehr gut ausgebaut, was die Trucker natürlich freut, aber sie wurde hauptsächlich für die Besucher der Johnson Ridge gebaut und führt über einige tolle Brücken, von denen die Hoffstadt Creek Bridge die schönste ist.

An einem weiteren Visitor Center machten wir ebenfalls Halt und bekamen von einem freiwilligen Helfer Informationen zum Ausbruch des Vulkans. Er war selbst früher als Holzarbeiter tätig und konnte viele Geschichten erzählen. Aber auch einige Besucher kamen aus der Gegend und hatten entweder selbst oder durch Freunde und Verwandte den Ausbruch miterlebt.

Das Tal, durch welches sich die Schlammlawinen Richtung Küste gewälzt hatten, ist nicht für den Tourismus freigegeben. Unser Erzähler wusste, dass sich die Straßen 30 Fuß, also 10 Meter über der ursprünglichen Straße befinden.

Im Forest Learning Center schauten wir uns auch noch zwei Videos an, eines zum Ausbruch und eines zur Forstwirtschaft in dieser Gegend.

Dann ging es weiter zum Elk Rock Viewpoint. Von jedem dieser Aussichtspunkte sieht man sehr gut den Vulkan, aus jeder Ecke sieht er und auch das Tal anders aus.

Im Hintergrund links liegt der Mount Adams, ein weiterer der Vulkane in dieser Kette.

Wenn man beim Mount St. Helens ein wenig ranzoomt, kann man an der rechten Flanke ab und zu ein wenig Rauch erkennen, der aus den Erdspalten emporsteigt.

Der Weg endet dann am Coldwater Lake, welcher zu diversen Wanderungen einlädt, zu denen wir aber leider keine Zeit hatten.

Aber ein kurzer Abstecher auf die eine der Inseln mit Plankensteg war drin.

Und dass man von hier aus auch einen schönen Blick auf das gefärbte Laub hatte, störte auch nicht.

Man darf aber nicht nur den Blick in die Ferne schweifen lassen, direkt von den eigenen Füßen tummelt sich die einheimische Tierwelt.

Jetzt müssen wir uns aber auf den Weg machen. Ich wollte in Centralia noch in einem Western Store vorbeischauen und dieser machte bald zu. Wir schafften es gerade noch zu Öffnungzeiten, während Karin auf einem Schotterparkplatz parkte, wo sie leicht Zug bekommen konnte. Hoffentlich hat sie das Fenster nicht geöffnet.

Centralia ist ein süßes Nest, hätten wir so gar nicht vermutet. Nach einem weiteren Abstecher in die dortige Outlet-Mall hatten wir für den heutigen Tag genug erlebt und fuhren eine halbe Stunde weiter nach Dupont. Das Hotel sieht sehr neu aus und unser Zimmer hat sogar einen Whirlpool. Vielleicht probiere ich den nach dem Schreiben dieses Berichts noch aus.