26.09.2025 – Mount Rainier – Paradise

Fürs Protokoll: Ich war gestern noch im Whirlpool, aber die Sprudelanlage funktionierte leider nicht. Egal. Dafür hatten wir ein gutes Frühstück. Das ganze Hotel macht einen sehr guten Eindruck, es könnte in meinen Augen ein Best Western Plus sein. Auf unsere Frage an der Rezeption, warum das nicht so ist, wurde uns geantwortet, dass Gaststätten nicht nahe genug vorhanden seien. Unergründlich sind die Wege des Herrn.

Für die Fahrt zum Mount Rainier National Park hatte uns Google Maps eine Fahrzeit von 2 Stunden und 8 Minuten ausgerechnet, fast 80 Meilen. Da tanken wir vorher. Ein Costco liegt auf dem Weg in Lacey. Wir laden unsere Membership Karte auf und ich versuche, ausnahmsweise mit meiner EC-Karte zu bezahlen, um die Gebühren von VISA zu sparen. Es klappt. Schauen wir, was die Abrechnung hinterher sagt. Die Gallone kostet „nur“ 3.999 USD, für Washington erstaunlich wenig.

Wir durchqueren diverse Städte und Nester, unter anderem auch die Nisqualli Indian Reservation. Und dort wird der Sprit 10 Cent billiger angeboten.

Auf dem weiteren Weg kommen wir durch Farmland und Wälder, unter anderem passieren wir den Alder Lake. Hier bietet sich ein erschreckender Anblick: Der ursprüngliche Wasserpegel ist stark gesunken und hunderte Baumstümpfe ragen wie Mahnmale aus dem Seeboden hervor.

Einige Meilen später stehen wir im Stau: wir sind am Eingang des Nationalparks angekommen. Geschätzt 20 Minuten später sind wir da durch.

Es sind noch weitere 15 sehr kurvige Meilen bis zum Paradise Parkplatz, der nach den Schildern am Wegesrand schon komplett voll ist.

Wir ignorieren diese Information genau wie alle anderen Viewpoints, die am Wegesrand liegen. Auch der Mount Rainer interessiert uns zu diesem Zeitpunkt primär nicht. Wir wollen nur vor allen anderen einen Parkplatz bekommen.

Und schon nach 15 Minuten geduldigen Wartens erbarmt sich ein Besucher und macht eine Parklücke frei. Endlich. Denn unsere Blasen haben schon vor einiger Zeit angekündigt, dass sie einer Entleerung bedürfen. Die normalen Toiletten sind alle geschlossen, aber die Dixi-Klos sind ziemlich sauber.

Wenn das auch für den Ausblick gelten würde. Der von der Straße zu Anfang noch recht gut zu sehende Berg liegt jetzt komplett in den Wolken, man kann nicht einmal ahnen, wo die Spitze ist oder ob er überhaupt eine hat. Und wir haben nach Angaben der Parkverwaltung nur zwei Stunden, die wir auf dem Parkplatz stehen dürfen…

Wir informieren uns über die Trails, derer es viele gibt und entscheiden und für die Myrtle Fall.

Mittlerweile sind die Blaubeerbüsche in ein herrliches Rot getaucht und trösten uns darüber hinweg, dass der Berg zwar ruft, aber sich nicht sehen lässt.

Dieser und auch alle anderen Wanderwege sind gelinde gesagt sehr gut besucht, die am meisten zu hörende Sprache ist indisch.

Endlich stehen wir vor dem Fall und machen die obligatorischen Fotos. Auf dem Rückweg entschließen wir uns zu einer kurzzeitigen Trennung, Karin hat ein wenig mit der Höhe zu kämpfen und legt auf einer Bank eine Pause ein. Ich lasse die Kameratasche bis auf eine Kamera bei ihr und mache mich auf den Weg zum Alta Vista Summit. Wie der Name sagt, handelt er von großer Höhe. Zuerst geht es steil bergan, dann wird es von einem steileren Stück abgelöst, um dann erheblich steiler fortgeführt zu werden.

Auf dem Summit reißt der Himmel etwas auf und gibt ein wenig von diesem großartigen Berg frei. Das hatte sich wohl rumgesprochen, denn auch ein Murmeltier steckte den Kopf raus.

Ich machte mich wieder auf den Weg nach unten über einen anderen Weg und erhielt von der besten Bärenkennerin von allen die Nachricht, dass bei ihr ein Bär wäre. Gut, ich war noch nie so schnell einen Berg runtergegangen, aber die Bärin mit ihren zwei Kindern war schneller. Karin konnte sie zumindest mit dem Handy einfangen. Und dazu fällt dann der passende Joke ein: Was machst Du, wenn ein Bär Deine Frau angreift? Nichts. Er hat sie angegriffen, soll er sich auch selbst verteidigen.

In der Hoffnung, sie erneut zu sehen, marschierten wir ein Stück des Skyline Trails entlang, natürlich ohne auch nur den Hintern eines pelzigen Freundes mitzubekommen.

Dafür hatte sich und der Mount Rainier von seinen Wolken befreit und lag im allerschönsten Nachmittagslicht vor uns.

Auf dem Weg nach unten kurz vor dem Visitorcenter plötzlich eine große Menschentraube: Bärensichtung. Und da war Mama Schwarzbär und graste mit ihren Sprösslingen die Blaubeerfelder ab. Leider noch recht weit entfernt, aber möchtet ihr beim Essen gestört werden?

 

Dann verschwanden sie im Gebüsch und die Stalker auf den Wanderwegen.

Der Berg, der bei unserer Ankunft so gut wie nicht zu sehen war, zeigt sich zum Abschied in voller Größe und Schönheit.

Die erlaubten zwei Stündchen auf dem Parkplatz haben wir bei Rückkehr um 1 Stunde und 10 Minuten überschritten. Zum Glück hat es keine Konsequenzen.

Jetzt nur zwei Stündchen nach Hause fahren. Das wäre schön. Einen Stop müssen wir noch einlegen, und das sind die Narada Falls.

Die Fahrt geht zwar kurvenreich, aber ohne Zwischenfälle über die Bühne. Ich tippe am Handy wieder einen großen Teil dieses Textes. Aber auf den letzten 4 Meilen erwischt uns auf dem I5 ein Stau, der uns locker eine halbe Stunde kostet. Also nicht viel anders als in Deutschland.

Und schon ist wieder ein toller Tag rum, der so ganz anders geendet als er begonnen hat.

 

 

25.09.2025 – Von Portland nach Dupont

Schade, dass wir das Hotel in Portland verlassen müssen. Das Frühstück war schon ein bisschen besser als das der meisten anderen BW-Hotels. Aber so ist das Leben.

Heute geht es nach Dupont, einer kleinen Stadt am südlichsten Ende  der Wasserwelten, die die SeaTac-Gegend so attraktiv und lebenswert machen. Nur wenige Meilen südöstlich liegt die Hauptstadt Washingtons, Olympia.

Wir hatten uns für diese Stadt entschieden, weil wir auf relativ kurzem Weg morgen in den südlichen Teil des Mount Rainier National Parks fahren wollen. Und auf dem Weg von Portland konnten wir eine Tour zum Mount St. Helens unternehmen, zur Johnson Ridge.

Gestern hatten wir vorgehabt, in den Südteil, zur Windy Ridge und dem Spirit Lake zu fahren, hatten dieses Vorhaben aber fallengelassen, weil uns Google Maps die wichtigste Straße als gesperrt anzeigte.

Heute wird das Johnson Ridge Observatory auch geschlossen sein, aber wir werden bis auf 8 Meilen herankommen und hoffentlich auch so schon tolle Blicke auf den aktiven Vulkan haben. Das Observatorium hatte ich ins Navi eingegeben, aber Maps hat im Augenblick seine eigenen Vorstellungen, was die Fahrwege betrifft. Es wollte uns ein paar Ausfahrten vorher vom I5 runterlotsen, was wir natürlich nicht tolerieren konnten.

So kamen wir dann auf die 504 und stießen relativ schnell auf ein Visitor-Center, welches uns mit allen möglichen Informationen zu dem am 18.05.1980 erfolgten Ausbruch versorgte. Unter anderem mit der Info, dass die Straße, die wir gestern fahren wollten und die uns Google Maps als gesperrt zeigte, seit dem Wochenende doch wieder geöffnet sei.

Bereits im März 1980 begann eine Phase erhöhter seismischer Aktivität und sichtbarer Deformationen (ein „Bulge“ an der Nordflanke wuchs mehrere Meter pro Tag). Zunächst ereignete sich ein Erdbeben (Magnitude 5,1), das einen gewaltigen Bergsturz auslöste – der größte jemals dokumentierte in historischer Zeit. Danach folgte eine seitliche Explosion. Die Druckentlastung führte zu einer plinianischen Eruption, bei der die Asche bis zu 24 km in die Atmosphäre geschleudert wurde. Riesige Pyroklastische Ströme verwüsteten die Umgebung. Rund 540 Millionen Tonnen Asche wurden ausgestoßen und über weite Teile Nordamerikas verteilt. Der Gipfel verlor etwa 400 Meter an Höhe (vorher 2.950 m, nachher ca. 2.550 m). 57 Menschen starben, dazu zehntausende Tiere. Die wirtschaftliche Schäden beliefen sich auf  schätzungsweise über 1 Milliarde US-Dollar (damals).

Der Ausbruch gilt als einer der bestuntersuchten vulkanischen Prozesse weltweit und wird oft als Lehrbeispiel für Gefahren durch explosive Vulkane herangezogen.

Am Visitor Center selbst merkten wir, dass der Herbst langsam Einzug hält. Die ersten Blätter färben sich herrlich bunt.

Auf dem weiteren Weg stießen wir auf einen Abzweig, der zu einer „sediment retention structure“ führte. Was ist das? Wir machten uns kundig:

 

Beim Ausbruch des Mount St. Helens stürzte ein Großteil des Berges ein und löste riesige Erdrutsche, Lahare (Schlammströme) und spätere Sedimentbewegungen aus. Diese Massen flossen vor allem in den Toutle River, der wiederum in den Cowlitz River und dann in den Columbia River mündet.

Die enormen Mengen an Asche, Sand und Geröll bedrohten Schifffahrtswege im Columbia River, Stauseen und Infrastruktur wie Dämme. Ohne Gegenmaßnahmen hätten die Ablagerungen die Wasserwege stark verlandet und Überschwemmungen begünstigt. Daher wurde 1987 die Sediment Retention Structure (SRS) am North Fork Toutle River gebaut – ein 56 Meter hoher Erddamm mit Durchlass.

Er hält den Großteil des vom Mount St. Helens kommenden Sediments zurück und verringert die Sedimentlast im Columbia River und schützt so Häfen, Schifffahrtswege und Gemeinden.

Ursprünglich war er ausgelegt, um rund 200 Millionen Kubikmeter Sediment zurückzuhalten. Über die Jahrzehnte hat sich die Struktur teilweise gefüllt, weshalb wiederholt Maßnahmen wie Dammaufschüttungen oder neue Abflussrinnen nötig waren. Die SRS beeinflusst auch die Fischwanderung (z. B. von Lachsen), weshalb ergänzende Fischtreppen und Managementprogramme eingerichtet wurden.

Die SRS ist eine gigantische Sedimentfalle, die seit den 1980ern entscheidend dabei hilft, die Folgen des Mt.-St.-Helens-Ausbruchs für Flüsse, Häfen und Siedlungen in der Region zu begrenzen.

Das alles hatten wir nicht gewusst. Auf dem weiteren Weg – es sind ca. 40 Meilen bis zum Ende der Straße – begegneten uns immer wieder Lastwagen, die mit Baumstämmen beladen waren, Log-Trucks. Sie stammen von der Firma Weyerhaueser, die seit Jahrzehnten die Holzindustrie in dieser Gegend betreibt. Immer wieder sieht man Schilder die besagen, dass die Wiederanpflanzung z.B. 1999 an der Stelle begonnen hat.

Die Straße ist sehr gut ausgebaut, was die Trucker natürlich freut, aber sie wurde hauptsächlich für die Besucher der Johnson Ridge gebaut und führt über einige tolle Brücken, von denen die Hoffstadt Creek Bridge die schönste ist.

An einem weiteren Visitor Center machten wir ebenfalls Halt und bekamen von einem freiwilligen Helfer Informationen zum Ausbruch des Vulkans. Er war selbst früher als Holzarbeiter tätig und konnte viele Geschichten erzählen. Aber auch einige Besucher kamen aus der Gegend und hatten entweder selbst oder durch Freunde und Verwandte den Ausbruch miterlebt.

Das Tal, durch welches sich die Schlammlawinen Richtung Küste gewälzt hatten, ist nicht für den Tourismus freigegeben. Unser Erzähler wusste, dass sich die Straßen 30 Fuß, also 10 Meter über der ursprünglichen Straße befinden.

Im Forest Learning Center schauten wir uns auch noch zwei Videos an, eines zum Ausbruch und eines zur Forstwirtschaft in dieser Gegend.

Dann ging es weiter zum Elk Rock Viewpoint. Von jedem dieser Aussichtspunkte sieht man sehr gut den Vulkan, aus jeder Ecke sieht er und auch das Tal anders aus.

Im Hintergrund links liegt der Mount Adams, ein weiterer der Vulkane in dieser Kette.

Wenn man beim Mount St. Helens ein wenig ranzoomt, kann man an der rechten Flanke ab und zu ein wenig Rauch erkennen, der aus den Erdspalten emporsteigt.

Der Weg endet dann am Coldwater Lake, welcher zu diversen Wanderungen einlädt, zu denen wir aber leider keine Zeit hatten.

Aber ein kurzer Abstecher auf die eine der Inseln mit Plankensteg war drin.

Und dass man von hier aus auch einen schönen Blick auf das gefärbte Laub hatte, störte auch nicht.

Man darf aber nicht nur den Blick in die Ferne schweifen lassen, direkt von den eigenen Füßen tummelt sich die einheimische Tierwelt.

Jetzt müssen wir uns aber auf den Weg machen. Ich wollte in Centralia noch in einem Western Store vorbeischauen und dieser machte bald zu. Wir schafften es gerade noch zu Öffnungzeiten, während Karin auf einem Schotterparkplatz parkte, wo sie leicht Zug bekommen konnte. Hoffentlich hat sie das Fenster nicht geöffnet.

Centralia ist ein süßes Nest, hätten wir so gar nicht vermutet. Nach einem weiteren Abstecher in die dortige Outlet-Mall hatten wir für den heutigen Tag genug erlebt und fuhren eine halbe Stunde weiter nach Dupont. Das Hotel sieht sehr neu aus und unser Zimmer hat sogar einen Whirlpool. Vielleicht probiere ich den nach dem Schreiben dieses Berichts noch aus.