Und wieder delektieren wir uns an einem leckeren und opulenten Frühstück. Schließlich ist das die wichtigste Mahlzeit des Tages. Und Spezialisten, wie wir sind, haben wir zwar regelmäßig unsere Kühlbox für Lunchpakete mitgenommen, aber es nur sehr unregelmäßig geschaft, uns für ein Päuschen auf die Ladefläche zu setzen und eine Scheibe Brot mit Tomate und einen Jogurt oder etwas Obst zu genießen. Zu schön ist einfach diese Landschaft, zu aufregend das, was wir erleben.
Damit wollen wir heute weitermachen. Im Grand Staircase Escalante National Monument (im folgenden nur kurz GSENM genannt) gibt es den Calf Creek, der sich in einem Canyon durch diese atemberaubende Landschaft schlängelt. Dazu gehören auch die Lower Calf Creek Falls. Jene haben wir vor einigen Jahren einmal erwandert, wunderschöne Wasserfälle am Ende eines anstrengenden Weges. Tiefer Sand, bergauf und bergab, kein Schatten und hohe Temperaturen machten die ungefähr 10 Kilometer nicht zu einer spaßigen Angelegenheit. Deshalb überlegten wir sehr gut, ob wir uns das noch einmal antun sollten. Zumindest ist es kühler und „kein Schatten“ spielt auch keine Rolle, war es doch heute morgen so bedeckt, dass auch keine Sonne das Vorhaben stören konnte.
Aber: Da waren wir ja schon. Und auf uns warten noch die UPPER Calf Creek Falls. Bei unserem letzten Besuch im Escalante Visitor Center hatte man uns die Strecke als sehr schwierig beschrieben, andere sprachen fast von Bergsteigerausrüstung und auch Alltrails markierte den Trail als schwierig. Konnte ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen. Wir versuchen es. Umkehren geht immer.
Der Morgen graute und wir kamen deshalb etwas später los als üblich. Google Maps hatte den Trailhead vorrätig und wir konnten erneut durch das GSENM fahren mit der riesigen weißen versteinerten Sanddünenlandschaft.
Als wir dann von der 12 abbogen (kein Hinweisschild oder ein Marker) rollten wir ca. 100 Meter über eine Sandpiste. Und da stand dann auch das Schild mit dem Trailhead.
Es war absolut nicht kalt, also waren auch keine vereisten Stellen zu befürchten. Wir standen an der Kante des Plateaus und so wie es aussah, ging es erstmal immer nur nach unten. Für unsere Merrels kein Problem, für Karins Knöchel schon eher. Ca. 70 Meter tiefer (von insgesamt 190 Metern laut Alltrails) standen wir dann vor einem Canyon, den Wasserfall hörten wir zumindest schon rauschen.
Wenn das mal keine Klimaanlage ist. Ein paar Meter weiter sahen wir dann endlich den unteren Upper Fall in seiner vollen Größe und Schönheit.
Gut, die Lower Calf Creek Falls haben von unten imposanter ausgesehen, aber noch ist nicht aller Tage Abend. Vom Absprung der Fälle ins Tal sah es auch schön aus.
Ebenso wie die Wasserbecken, die sich vor dem Fall gebildet hatten.
Von einem entgegenkommenden Wanderer (übrigens der einzige, dem wir begegneten) hatten wir den Ratschlag erhalten, dass es noch weitere (upper Upper Falls) gäbe.
Die müssen wir natürlich auch sehen.
Eigentlich kann man sie nur als niedlich bezeichnen. Machen wir uns auf den Rückweg. Und dann passierte es. Die fleißigste Wanderin von allen quietschte plötzlich laut auf, vermutlich ein Muskelfaseranriss. Das bedeutet, schön laaaangsam weiterzugehen und auf jeden Tritt zu achten.
An einen Ausflug ihrerseits zum Fuß des unteren Upper Falls war nicht zu denken. Von Alltrails gibt es eine „Wegbeschreibung“, die mir ziemlich umständlich erschien. Ich bin sowieso der faule Typ, der lieber den direkten und kurzen Weg nimmt. Und dieser war durch kleine Steinhäufchen gut gekennzeichnet. Von den Schwierigkeiten, von denen die Rangerdame berichtet hatte, keine Spur.
Und so stand ich kurze Zeit später am Fuße der Upper Calf Creek Falls, die durchaus eine gewisse Ähnlichkeit mit ihren Lower Kollegen haben.
Währenddessen war meine Göttergattin langsamen Schrittes vorgegangen. Immer wieder musste sie Pausen einlegen, was nebenbei den Vorteil hatte, dass sie sich in Ruhe die Landschaft anschauen konnte. Auf dem Hinweg ging das nicht, da musste sie zu sehr auf den Weg und den Tritt achten. Und wie das bei uns häufig irgendwo im Nirgendwo ist: Unser ältester Sohn ruft an. Das ist eines seiner vielen Talente, uns dort zu erreichen, wo eigentlich niemand erreichbar ist. Gut, eine kurze Pause hat noch niemandem geschadet.
Steil ging es den Berg rauf, immer einen Fuß vor den anderen setzen, das in abwechselnd umgekehrter Reihenfolge, wie die Beamten.
Endlich hatten wir die Ridge wieder erreicht. Der Wind war aufgefrischt, aber in Richtung Bryce Canyon waren Flecken blauen Himmels aufgetaucht. Hätten die nicht auch bei uns auftauchen können?
Wir setzten uns wieder auf die 12 und machten an einem Aussichtspunkt Halt, um bei Sonnenschein noch einmal diese großartige Landschaft genießen zu können.
Ein Ehepaar aus Wisconsin, welches auch gerade stoppte, teilte unseren Enthusiasmus.
Weiter geht es, der Himmel wird immer blauer.
Und kurz hinter dem Powell Point Vista konnte ich nicht widerstehen und musste die Landschaft erneut ablichten.
Nun aber hurtig. Eigentlich hatten wir daran gedacht, dem Willis Creek einen Besuch abzustatten. Aber das hätte uns eine weitere Stunde gekostet und es war schon 16.30 Uhr. Ankunft im Bryce Canyon gegen 18 Uhr.
Da war es mir lieber, wir heizen durch und ich schaue, ob ich einen Abstecher auf den Queens Garden Trail machen kann.
Als wir im Park ankamen, war die Stunde und auch meine Blase ziemlich voll. Letzteres ignorierte ich, warf mir schnell ein Shirt über und rannte mit der Kamera den Queens Garden Trail runter.
Die Sonne stand sehr schräg am Himmel und ich musste schauen, dass ich überhaupt noch ein paar vernünftige Motive vor die Linse bekam.
Und dass ich auf dem schlammigen Weg nicht ausrutschte und Kamera und Handy ruinierte.
Aber alles ging gut. Der Wind pfiff mir kalt um die Ohren und durch meine (doch etwas zu dünne) Kleidung.
Doch ich war so beschäftigt mit Knipsen und auf den Weg zu achten, dass mir die Kälte gar nicht auffiel.
Ein paar letzte Fotos auf dem Weg nach oben, es lagen schon deutlich mehr Hoodoos im Schatten und ich war froh, als ich wieder auf dem Hauptweg oben angelangt war.
Jetzt schnell nach Hause, die Fliesenabteilung wartet schon.
Zur Belohnung gab es dann ein köstliches Mahl. Auf einer Speisekarte eines Edelrestaurants hätte das so ausgesehen:
Pommes de terre en robe des champs avec brocoli, chou-fleur, quark à l’oignon et bouchées de bœuf. Also Pellkartoffeln mit Brokkoli, Blumenkohl, Zwiebelquark und Rindfleischhäppchen. Lecker.