04.03.2025 – Los Angeles – Stadt der Engel

Wie üblich verläuft die erste Nacht in den USA sehr kurz. Auch wenn wir kurz vor Mitternacht noch von der Telekom-Hotline aufgescheucht wurden, um 3 Uhr war die Nacht dann doch zu Ende.

Wir quälen uns noch ein paar Stunden durch Herumwälzen durch die Dunkelheit, bis wir meinen, die Nachbarn durch Duschen belästigen zu können.

Ich war ja schon immer ein Freund vom Frühshoppen. Also genauer gesagt, vom früh Shoppen. Wir hüpften leichtfüßig wie die Rehe in unseren dicken GMC – ich hatte in der Bedienungsanleitung nachgeforscht, wo sich der Bordcomputer befindet und ich verband mein Handy via Android Auto mit unserem fahrbaren Untersatz. Ziel: Ein Smart & Final, um die nötigsten Lebensmittel zu bunkern. In nur 3 Minuten Entfernung liegt einer. Und dort liegen jetzt ca. 213 USD. Da sind auch schon Vorräte dabei, die wir in Deutschland aufbrauchen wollen. Und einiges an Frischware, da Karin die Fähigkeiten der Hotel-Mikrowelle bis zum letzten ausreizen möchte. Ich werde berichten.

Anschließend zurück ins Hotel, wo sich der Frühstücksraum soweit von den zwei Busladungen entleert hatte, dass wir in Ruhe und reichlich frühstücken konnten.

Nächstes Ziel ist die Autovermietung Alamo. Bei etwas genauerer Inspektion unseres GMC Sierra hatten wir festgestellt, dass dieser keinen 4-Rad-Antrieb hat. Dass es Trucks überhaupt ohne gibt. Ich bin sehr erstaunt.

Bei Alamo hat man zumindest einen Fullsize-Truck, der das 4 x 4-Kriterium erfüllt. Allerdings ist die Karre schon ziemlich abgeranzt, z.B. hat das Bodenflies auf Fahrerseite ein faustgroßes Loch. Dieses Auto möchten wir nicht. Andere Trucks mit 4 x 4 stehen nicht zur Verfügung, also einigen wir uns mit einer Managerin darauf, morgen relativ früh wiederzukommen und zu schauen, was dann auf dem Hof steht.

Jetzt geht es zu Costco. Dort gibt es immer Sachen, die anderorts nicht oder nicht so günstig zu bekommen sind. Als wir aus dem Wagen aussteigen und uns einen Einkaufswagen geholt haben, stellen wir fest, dass die Schlange zum EINGANG bestimmt 100-200 Meter lang ist. Was ist hier los? Immer wieder kommen uns Kunden entgegen mit riesigen Mengern an Eiern. 72 Stück ist Standard, bei manchen auch deutlich mehr.

In der Nähe des Eingangs ruft ein Bediensteter laut in die Menge: No more eggs, no more eggs. Die Verknappung, von der man auch in Europa gehört hat, ist hier Realität. OK, wir brauchen keine Eier, aber dafür Walnussbrot, Baguettes, Artischoken-Jalapeno-Dip, Erdnussriegel. Für mich sind auch noch ein paar Arbeitshandschuhe aus Leder und eine Shorts drin. Unsere geliebte Soja-Vanille-Milch gibt es leider nicht mehr, wir versuchen uns jetzt an Hafer und Mandelprodukten. Ach ja, so einige Kleidungsstücke für meine Göttergattin sind auch noch in unseren Wagen geflüchtet, sie bitten bei uns um Asyl.

Die Schlangen an der Kasse sind nicht minder lang, aber irgendwann haben wir auch das geschafft.

Wo bitte geht es auf dem schnellsten Weg zur Küste? Einfach immer nach Westen fahren, bis die Reifen feucht werden. Wenn die Scheibenwischer es nicht mehr schaffen, dann sind wir zu weit. Am Hermosa Beach finden wir ein Plätzchen ganz in Strandnähe und lassen uns zwecks Nahrungsaufnahme auf der Ladefläche nieder. Das ist Urlaub. Wie man sieht, haben sich GMC und Chevrolet zur Gestaltung der Ladeklappe extra für uns Touristen etwas einfallen lassen: Eine Trittstufe. Etwas anders gelöst als bei Ford, aber nicht schlecht.

Da wir aus dem Jetlag noch lange nicht raus sind, legen wir uns ein wenig in die Waagerechte (Karin streckt sich auf der Rücksitzbank aus, ich auf der Ladefläche).

Etwas ausgeruht machen wir uns zu Fuß auf den Weg zum Pier und anschließend unter denselben,

die frische Seeluft ist anregend und tut gut.

 

 

Auf dem Weg zurück lustwandeln wir noch durch die Straßen,

denn viele Häuser sind fantastisch bemalt.

Fahrräder haben hier Hochkonjunktur.

Eigentlich wollten wir noch in den Norden, aber die Energie war mittlerweile verpufft, ein Ziel zu erreichen hätte mehr als eine Stunde gebraucht. Also wenden wir uns nach Süden und wir zuckeln immer küstennah durch Palos Verdes.

Wie früher schon machen wir am Point Vicente Lighthouse einen Stop und schauen den Walzählern über die Schulter. Und sehen auch in einiger Entfernung den einen oder anderen Wal blasen. Ein Schauspiel wie im letzten Urlaub ist das allerdings nicht. Aber man wird ja bescheiden.

Genug gewalt, wir fahren jetzt zur Korean Friendship Bell. Diese 17 Tonnen schwere Glocke wurde anlässlich der 200-Jahr-Feier der USA aufgestellt.

Was diese beiden Figuren in der Nähe der Glocke zu sagen haben, konnten wir nicht herausfinden. Für mich haben sie Ähnlichkeite mit Dick und Doof.

Wir widerstanden der Versuchung, ihr mit dem Klöppel den einen oder anderen Gong zu entlocken.

 

Von dem Hügel aus, auf dem man bei der Glocke steht, gibt es auch einen sehr guten Blick in den Containerhafen.

Erstmal genug für heute gesehen. Eine halbe Stunde braucht es nach „Hause“. Dort gibt es einen frischen Salat und erstmalig Kartoffeln aus der Mikrowelle. Gar nicht so schlecht.

10.06.2022 – Von Las Vegas nach Los Angeles

Heute geht es ab nach Los Angeles. Wir müssen unser schönes Hotel verlassen. Ich glaube, wir haben uns in keinem Hotel in diesem Urlaub so wohl gefühlt wie in Henderson am St. Rose Parkway. OK, die Tatsache, dass wir eine Suite bekommen haben und damit eine Mini-Ferienwohnung, hat mit Sicherheit dazu beigetragen.

Aber durch unsere Treue zur Best Western Kette haben wir fast für jedes Hotel ein Upgrade bekommen, mal mehr mal weniger, je nach Verfügbarkeit. Auf jeden Fall lohnt es sich, wenigstens einen Tag vorher anzurufen und unauffällig den Status „Diamond Select“ ins Gespräch einfließen zu lassen.

Am Morgen frühstückten wir noch gut und wollten dann mit unserem Dicken zu Costco tanken und dann weiter Richtung Süden fahren.

Aber Schreck in der Morgenstunde: Die Servolenkung war ausgefallen. Die meisten werden es überhaupt nicht mehr kennen, aber zum Drehen des Lenkrades speziell bei geringer Geschwindigkeit sind Bärenkräfte nötig. Wenn er dann rollt, geht es etwas besser. Aber das geht so nicht. Wir fuhren mit viel Mühe wieder mehr schlecht als Recht in eine Parklücke und überlegten, ob wir Hertz anrufen sollten und den Wagen tauschen.

Aber dann kam der alte Witz in Erinnerung: Ein Ingenieur, ein Geistlicher und ein Microsoft-Programmierer fahren mit dem Auto, als dieses stehenbleibt. Der Ingenieur will sofort mit Schraubenzieher und Werkzeug die Sache angehen, der Geistliche für das Auto beten. Der MS Programmierer meint einfach nur: Ausschalten, wieder einschalten.

DAS können wir auch. Türen zugemacht, Wagen abgeschlossen. Türen mit Fernbedienung wieder aufgemacht, Schlüssel ins Zündschloss gesteckt. Läuft.

Reboot tut gut. Anscheinend Microsoft als Betriebssystem.

Damit die Fahrt nicht gar zu langweilig wird, hatte ich entlang der Fahrstrecke ein paar Highlights eingebaut.

Ein paar wenige Meilen südlich parallel zum I15 liegen die 7 Magic Mountains. Farbenprächtig leuchten uns sieben Säulen mit dicken Felsbrocken entgegen, so knallig keine Natur die Wüste bemalen.

Scharen von Besuchern wuselten darum herum und mussten logischerweise Selfies mit und ohne Steine schießen.

Dem konnten wir uns natürlich auch nicht verschließen (dem Wuseln natürlich).

Eine Meile weiter südlich liegt eine „Historical Landmark“. Ungefähr an der Stelle wurde der letzte Nagel der Eisenbahn eingeschlagen, die Salt Lake City und Los Angeles verband. Zu sehen ist ausser dem Schild nichts, aber ein erhebendes Gefühl auf den Sieg der Technik befällt einen schon. Und ein arges Bedauern der armen Kerle, die in der Hitze der Wüste schwerste körperliche Arbeit verrichtet haben.

Kurz bevor wir wieder auf die Autobahn kamen, streiften wir noch ein Casino mit einem überlebensgroßen Goldgräber. Steht vermutlich symbolisch für die Casinobesitzer, die heute den Besuchern das Gold auf andere Weise aus der Tasche ziehen.

Die letzte Bastion für Spielcasinos ist dann Primm,

danach fängt Californien an und der Spielrausch ist erstmal vorbei.

Dafür zeigt sich Californien aber besonders innovativ, was Energien betrifft. In der Nähe der Staatsgrenze liegt das Ivanpah Solar Electric Generating System.

173.500 Heliostaten fokussieren das Sonnenlicht auf Solartürme. Dort wird dann Wasser erhitzt, welches Dampfturbinen antreibt.

Der Verkehr speziell in Gegenrichtung war schon heftig. Vermutlich die ganzen Menschen, die am Wochenende nach Las Vegas wollen.

Fahrerwechsel an einer Raststätte. OK, ich gebe zu, dass es etwas gewöhnungsbedürftig ist, das über fünf Meter lange Schlachtschiff einzuparken, aber ich bilde mir ein, dass ich mittlerweile ein wenig Übung darin habe. Karin war diese Gabe NICHT gegeben, sie hat zuwenig Training gehabt.

Immerhin: Sauber zwei Plätze belegt.

Die Wüste rings um einen herum ist so schön wie öde.

Kaum zu glauben, dass hier Tiere und auch Menschen leben können.

Zwischendurch auch immer wieder riesige Felder mit Joshua Trees. Sie leben nicht nur im Nationalpark (aber dort sind sie selbstverständlich geschützt).

In Barstow machten wir dann Mittagspause und kehrten zum ersten Mal in diesem Urlaub bei Burger King ein. Im Endeffekt das erste Fastfood-Restaurant, Panda Express zählt nicht so recht dazu und mit Taco Bell konnte man sich gerade den hohlen Zahn füllen.

Auf in den Stau. In den San Bernadino Bergen erwischte es uns zum ersten Mal. Zähfließend zogen sich mehrere Spuren die Berge rauf und runter. Und wie üblich, ohne sichtbaren Grund.

In LA dann auch noch der eine oder andere Stau, aber um 17 Uhr hatten wir das Hotel dann erreicht. Jetzt erstmal die Koffer Probe packen und schauen, ob wir noch einmal Costco plündern können. DAS ging zum Glück nicht.

Aber wir müssen noch Tanken fahren. Könnten das auch morgen früh erledigen, aber die Erfahrung hatte uns gelehrt, dass man an Costco Tankstellen schonmal längere Wartezeiten einplanen muss.

Vorher noch ein letzter Gang zum Strand. Der nächstgelegene war der Manhattan Beach, welcher südlich vom Hermosa Beach weitergeführt wird.

Eine gemütliche Community, die mit durchaus schicken Strandhäusern aufwartet. Bei einem Tsunami möchte ich dann allerdings nicht dort wohnen. Zumindest nicht in der ersten oder zweiten Reihe.

Wir fuhren ein wenig die Sträßchen entlang, bis uns das Navi den Weg zum Costco lotste.

Und wirklich, vor der Tankstelle hatten sich wie üblich lange Schlangen gebildet. Irgendwann waren wir dann auch durch und konnten die 1,5 Meilen zum Hotel zurückfahren.

Jetzt Koffer zu 99% fertig packen, die letzten Essenreste vernichten und den Abend ausklingen lassen.