Wie üblich verläuft die erste Nacht in den USA sehr kurz. Auch wenn wir kurz vor Mitternacht noch von der Telekom-Hotline aufgescheucht wurden, um 3 Uhr war die Nacht dann doch zu Ende.
Wir quälen uns noch ein paar Stunden durch Herumwälzen durch die Dunkelheit, bis wir meinen, die Nachbarn durch Duschen belästigen zu können.
Ich war ja schon immer ein Freund vom Frühshoppen. Also genauer gesagt, vom früh Shoppen. Wir hüpften leichtfüßig wie die Rehe in unseren dicken GMC – ich hatte in der Bedienungsanleitung nachgeforscht, wo sich der Bordcomputer befindet und ich verband mein Handy via Android Auto mit unserem fahrbaren Untersatz. Ziel: Ein Smart & Final, um die nötigsten Lebensmittel zu bunkern. In nur 3 Minuten Entfernung liegt einer. Und dort liegen jetzt ca. 213 USD. Da sind auch schon Vorräte dabei, die wir in Deutschland aufbrauchen wollen. Und einiges an Frischware, da Karin die Fähigkeiten der Hotel-Mikrowelle bis zum letzten ausreizen möchte. Ich werde berichten.
Anschließend zurück ins Hotel, wo sich der Frühstücksraum soweit von den zwei Busladungen entleert hatte, dass wir in Ruhe und reichlich frühstücken konnten.
Nächstes Ziel ist die Autovermietung Alamo. Bei etwas genauerer Inspektion unseres GMC Sierra hatten wir festgestellt, dass dieser keinen 4-Rad-Antrieb hat. Dass es Trucks überhaupt ohne gibt. Ich bin sehr erstaunt.
Bei Alamo hat man zumindest einen Fullsize-Truck, der das 4 x 4-Kriterium erfüllt. Allerdings ist die Karre schon ziemlich abgeranzt, z.B. hat das Bodenflies auf Fahrerseite ein faustgroßes Loch. Dieses Auto möchten wir nicht. Andere Trucks mit 4 x 4 stehen nicht zur Verfügung, also einigen wir uns mit einer Managerin darauf, morgen relativ früh wiederzukommen und zu schauen, was dann auf dem Hof steht.
Jetzt geht es zu Costco. Dort gibt es immer Sachen, die anderorts nicht oder nicht so günstig zu bekommen sind. Als wir aus dem Wagen aussteigen und uns einen Einkaufswagen geholt haben, stellen wir fest, dass die Schlange zum EINGANG bestimmt 100-200 Meter lang ist. Was ist hier los? Immer wieder kommen uns Kunden entgegen mit riesigen Mengern an Eiern. 72 Stück ist Standard, bei manchen auch deutlich mehr.

In der Nähe des Eingangs ruft ein Bediensteter laut in die Menge: No more eggs, no more eggs. Die Verknappung, von der man auch in Europa gehört hat, ist hier Realität. OK, wir brauchen keine Eier, aber dafür Walnussbrot, Baguettes, Artischoken-Jalapeno-Dip, Erdnussriegel. Für mich sind auch noch ein paar Arbeitshandschuhe aus Leder und eine Shorts drin. Unsere geliebte Soja-Vanille-Milch gibt es leider nicht mehr, wir versuchen uns jetzt an Hafer und Mandelprodukten. Ach ja, so einige Kleidungsstücke für meine Göttergattin sind auch noch in unseren Wagen geflüchtet, sie bitten bei uns um Asyl.
Die Schlangen an der Kasse sind nicht minder lang, aber irgendwann haben wir auch das geschafft.
Wo bitte geht es auf dem schnellsten Weg zur Küste? Einfach immer nach Westen fahren, bis die Reifen feucht werden. Wenn die Scheibenwischer es nicht mehr schaffen, dann sind wir zu weit. Am Hermosa Beach finden wir ein Plätzchen ganz in Strandnähe und lassen uns zwecks Nahrungsaufnahme auf der Ladefläche nieder. Das ist Urlaub. Wie man sieht, haben sich GMC und Chevrolet zur Gestaltung der Ladeklappe extra für uns Touristen etwas einfallen lassen: Eine Trittstufe. Etwas anders gelöst als bei Ford, aber nicht schlecht.

Da wir aus dem Jetlag noch lange nicht raus sind, legen wir uns ein wenig in die Waagerechte (Karin streckt sich auf der Rücksitzbank aus, ich auf der Ladefläche).

Etwas ausgeruht machen wir uns zu Fuß auf den Weg zum Pier und anschließend unter denselben,

die frische Seeluft ist anregend und tut gut.

Auf dem Weg zurück lustwandeln wir noch durch die Straßen,

denn viele Häuser sind fantastisch bemalt.

Fahrräder haben hier Hochkonjunktur.

Eigentlich wollten wir noch in den Norden, aber die Energie war mittlerweile verpufft, ein Ziel zu erreichen hätte mehr als eine Stunde gebraucht. Also wenden wir uns nach Süden und wir zuckeln immer küstennah durch Palos Verdes.

Wie früher schon machen wir am Point Vicente Lighthouse einen Stop und schauen den Walzählern über die Schulter. Und sehen auch in einiger Entfernung den einen oder anderen Wal blasen. Ein Schauspiel wie im letzten Urlaub ist das allerdings nicht. Aber man wird ja bescheiden.

Genug gewalt, wir fahren jetzt zur Korean Friendship Bell. Diese 17 Tonnen schwere Glocke wurde anlässlich der 200-Jahr-Feier der USA aufgestellt.

Was diese beiden Figuren in der Nähe der Glocke zu sagen haben, konnten wir nicht herausfinden. Für mich haben sie Ähnlichkeite mit Dick und Doof.

Wir widerstanden der Versuchung, ihr mit dem Klöppel den einen oder anderen Gong zu entlocken.


Von dem Hügel aus, auf dem man bei der Glocke steht, gibt es auch einen sehr guten Blick in den Containerhafen.

Erstmal genug für heute gesehen. Eine halbe Stunde braucht es nach „Hause“. Dort gibt es einen frischen Salat und erstmalig Kartoffeln aus der Mikrowelle. Gar nicht so schlecht.

Ein paar wenige Meilen südlich parallel zum I15 liegen die 7 Magic Mountains. Farbenprächtig leuchten uns sieben Säulen mit dicken Felsbrocken entgegen, so knallig keine Natur die Wüste bemalen.
Scharen von Besuchern wuselten darum herum und mussten logischerweise Selfies mit und ohne Steine schießen.
Dem konnten wir uns natürlich auch nicht verschließen (dem Wuseln natürlich).
Eine Meile weiter südlich liegt eine „Historical Landmark“. Ungefähr an der Stelle wurde der letzte Nagel der Eisenbahn eingeschlagen, die Salt Lake City und Los Angeles verband. Zu sehen ist ausser dem Schild nichts, aber ein erhebendes Gefühl auf den Sieg der Technik befällt einen schon. Und ein arges Bedauern der armen Kerle, die in der Hitze der Wüste schwerste körperliche Arbeit verrichtet haben.
Die letzte Bastion für Spielcasinos ist dann Primm,
danach fängt Californien an und der Spielrausch ist erstmal vorbei.
Dafür zeigt sich Californien aber besonders innovativ, was Energien betrifft. In der Nähe der Staatsgrenze liegt das Ivanpah Solar Electric Generating System.
173.500 Heliostaten fokussieren das Sonnenlicht auf Solartürme. Dort wird dann Wasser erhitzt, welches Dampfturbinen antreibt.
Der Verkehr speziell in Gegenrichtung war schon heftig. Vermutlich die ganzen Menschen, die am Wochenende nach Las Vegas wollen.

Kaum zu glauben, dass hier Tiere und auch Menschen leben können.
Vorher noch ein letzter Gang zum Strand. Der nächstgelegene war der Manhattan Beach, welcher südlich vom Hermosa Beach weitergeführt wird.
Eine gemütliche Community, die mit durchaus schicken Strandhäusern aufwartet. Bei einem Tsunami möchte ich dann allerdings nicht dort wohnen. Zumindest nicht in der ersten oder zweiten Reihe.
Wir fuhren ein wenig die Sträßchen entlang, bis uns das Navi den Weg zum Costco lotste.
Und wirklich, vor der Tankstelle hatten sich wie üblich lange Schlangen gebildet. Irgendwann waren wir dann auch durch und konnten die 1,5 Meilen zum Hotel zurückfahren.