02.05.2023 – Los Angeles, Stadt der Engel

Wie der geneigte Reisebericht-Fan nicht anders erwartet haben wird, schlug das Jet-Lag trotz Melatonin-Zuwendung unbarmherzig zu. Und selbst, wenn wir um 2 Uhr hätten wieder schlafen können, in Deutschland hatte es sich noch nicht rumgesprochen, dass wir eine 9-stündige Zeitverschiebung haben. Folglich klingelte das Telefon…

Um 7 Uhr konnten wir dann endlich den Frühstücksraum aufsuchen und standen erstmal eine ganze Weile dumm rum, weil eine Reisegruppe, vermutlich aus Osteuropa, aber nicht genau zu lokalisieren, alle Tische und Stühle belegt hatte. Also verzogen wir uns mit dem ersten Teller in die Lobby. Als wir dann zurückkamen, hatte der Busfahrer anscheinend alle Schäfchen eingesammelt und wir konnten die zweite Runde am Frühstückstisch genießen. Also soweit man amerikanisches Frühstück genießen kann. Es ist nicht schlecht, aber mit Frühstücksbuffets in deutschen Best-Western Hotels nicht zu vergleichen. Aber egal, wir wurden satt, füllten unsere Isolierkannen mit Kaffee auf und eroberten unseren schönen neuen Truck.

Als erste Handlung am ersten Urlaubstag nach der Anreise füllen wir üblicherweise unsere Lebensmittelvorräte auf. Haltbare Sachen, die im Kühlschrank und unserer Kühlbox locker ein paar Tage überstehen. Eigentlich hatten wir den Walmart anvisiert, aber auf dem Weg fiel meiner Göttergattin ein Food 4 less auf. In dem bekommt man Lebensmittel meistens noch eine ganze Portion billiger – ohne auf Qualität verzichten zu müssen.

Wir zahlten ungefähr 130 USD und hatten den Wagen voll. Das haben wir schon lange nicht mehr im Land der unbegrenzten Möglichkeiten erlebt.

Klamotten verpacken und dann das erste Urlaubsziel ins Navi eingeben:

Schon seit Jahren träumen wir davon, mal den Santa Monica Pier zu besichtigen. Meistens scheiterte es daran, dass wir am Wochenende in LA ankamen und Parkplätze zum Preis einer kleinen Eigentumswohnung zu mieten waren oder wir hätten direkt vom Hotel laufen müssen.

Auf dem Weg dorthin stachen uns immer wieder Schilder mit Venice in die Augen. Dieser Ortsteil ist ja nicht nur durch seinen berühmten Strand, die Surfer und David Hasselhoff bekannt.

Man findet dort auch die Kanäle, die dem Ort seinen Namen gegeben haben. Wir waren vor einigen Jahren einmal durchgefahren, aber die Chance, dort drin einen Parkplatz zu finden, ist effektiv gleich Null.

Diesmal gondelten wir auf der Pacific Avenue entlang, parallel zu den Kanälen. Und dort gab es freie, kostenlose Parkplätze am Straßenrand, also merken. Und dann gibt es von dort Stichwege ins „Innere“, die wir dann nutzten, um ganz gemütlich zu lustwandeln. Wie man sieht war gerade Ebbe, und mit Hochwasser sieht es noch viel schöner aus. In manche Wohnungen und Häuser konnte man einfach so reinsehen und den Bewohnern beim Homeoffice zusehen.

In Santa Monica angekommen, fanden wir diesmal in akzeptabler Entfernung ein Groschengrab, welches sich zwar nicht mit meiner Amex-, aber dafür mit der Visa-Karte füttern ließ. Über den Preis schweige ich mich aus.

Ein wenig auf dem Boardwalk entlang, man wird von Joggern und Radfahrern überholt, genauso, wie man das aus Filmen kennt, stiegen wir dann die Treppen auf den Pier hinauf. Im Endeffekt sieht er aus wie jeder Pier, drei verschiedene Musiker gaben sich mit den verschiedensten Musikrichtungen die Ehre und die Andenkenläden hoffen auf das große Geschäft. Also jetzt wirklich, nicht um die Ecke denken bitte.

An der Küstenlinie flogen Pelikane vorbei, um sich ein über das andere Mal ins Wasser zu stürzen in der Hoffnung, dass niemand den Fisch gewarnt hatte.

Zurück am Auto setzten wir uns den Rest der Parkuhrzeit – wir wollen ja nichts vergeuden – auf eine Bank und testeten den Kartoffelsalat und die Würstchen an. Bingo, die nehmen wir wieder.

Nächstes Tagesziel war auch ein schon lange auf der Bucket-List stehender Ort: Die La Brea Tarpits. Wörtlich übersetzt sprechen wir von Teer, aber wir mussten uns belehren lassen, dass es sich eigentlich um Asphalt handelt. Unterhalb der Erdoberfläche befinden sich Ölvorkommen, die nach oben dringen und Öl/Asphalt-Seen bilden.

Tiere, die sich darein verirrten, kamen nicht mehr raus. Angefangen hat es wohl mit Pflanzenfressern. Und die gierigen Carnivoren, angefangen mit Diego, dem Säbelzahntieger, sahen diese als leichte Beute und blieben dann ebenfalls stecken. Auch Mammute und viele andere vorsintflutliche Sklette tauchen immer wieder aus der schwarzen Masse auf.

An einer Stelle kann man den Forschern sogar bei ihren unappetitlichen Arbeiten zusehen.

Wie man erkennen kann, schauen Teile von Skeletten aus der schwarzen Masse raus.

Ein paar Schritte hinter dem Hankock-Park (der die Tar-Pits sowie das dazugehörige Museum enthält) gibt es ein weiteres Museum, das LACMA (Los Angeles County Museum of Art). Und davor steht eine äußerst interessante Lampeninstallation, die schon bei Tageslicht sehr reizvoll aussieht.

Ob ich es mal schaffe, diese bei Nacht beleuchtet zu sehen?

Der Tag war noch jung und noch hatte uns die Müdigkeit nicht vollständig übermannt (bzw. überfraut). Nicht allzuweit entfernt liegt das J. Paul Getty Museum am Interstate 405 nach Norden. Auch hier hatten wir schon einmal einen Gedanken daran verschwendet, diese zu besuchen.

Allein, die Parkgebühren von 20 USD hatten uns für eine Stippvisite abgeschreckt.

Diesmal hatten wir mehr Zeit und fuhren mit unserem Dickschiff in die Parkgarage. Der Panik in den Augen des Einweisers zu entnehmen sollten wir wohl besser nicht bis ganz unten reinfahren. Er wies uns freundlicherweise einen Platz ganz nah am Eingang mit entsprechender Deckenhöhe zu.

Von dort geht es mit einer Art Zahnradbahn (nur ohne Zahnräder) in luftige Höhe bis zum Museum.

Architektonisch ist das für Fotografen schon ein Leckerbissen, die beste Pflanzepflegerin von allen war aber quasi sofort in den wunderschönen Garten verschossen, der wirklich in allen Farben vor sich hin blühte.

Von vielen Stellen des Museums, welches man problemlos von außen umlaufen kann, hat man einen fantastischen Blick über Los Angeles. Die große Hochhausansammlung im Vordergrund ist Century City, weiter hinten links davon ist dann endlich Downtown. Das gibt einem eine Vorstellung der Größe dieser Stadt.

 

 

Man kann übrigens auch das Museum innen betreten, nicht nur um die Toiletten aufzusuchen.

Alte Europäische Meister hängen an den Wänden und bilden einen kräftigen Kontrast zu modernen Architektur.

Irgendwann ließen bei uns die Kräfte nach und wir fuhren mit der Bimmelbahn zurück, um unser vorletztes Tagesziel in Angriff zu nehmen: Costco. In der Nähe unseres Hotels gab es einen, gut, dann sind wir danach schnell zuhause.

Das Navi zeigt 19 Minuten an, ein fantastischer Wert. Und dann flossen die Verkehrsdaten dazu: Verzögerung um 29 Minuten (wenigstens). Also quälten wir uns durch den zähfließenden Verkehr, konnten dabei aber zumindest schön Autos beobachten, unter anderem sah ich meinen ersten Ford F150 Lightning, der erste vollelektrische Truck von Ford.

Bei Costco lebte meine Göttergattin dann wieder auf: Costco hätte sie gerettet. Als ich die Rechnung sah, dachte ich eher, es wäre umgekehrt.

Unter anderem mit zwei Pizza-Stücken bewaffnet kehrten wir ins Hotel zurück. Für den ersten Tag ein ganz schön volles Programm. Aber schön.