24.09.2025 – Mount Hood

Man macht nur einmal einen Plan. Um ihn denn geschwind umzuwerfen. Wir hatten uns in Portland eingenistet, a) weil wir das Hotel kannten und für gut befunden hatten und b) weil wir den Mount St. Helens von der Seite des Spirit Lake besuchen wollten. Das sind immer noch ca. 2 Stunden Fahrt, aber das ist es wert.

Als wir gestern Abend in die Routenplanung einstiegen, um einen Vorgeschmack auf den Weg zu bekommen, stellten wir mit großem Schreck fest, dass die südöstliche Route mehrere Vollsperrungen aufwies. Google Maps in seiner unendlichen Weisheit wusste dies natürlich und schlug uns den Weg nördlich am Vulkan vorbei auf die Südost-Flanke. Zeitbedarf ca. 3 1/2 Stunden. Für jede Strecke. Gut, wir sind ja verrückt, aber so heftig mit dem Klammerbeutel gepudert nun auch wieder nicht.

Was solls, Portland wird als Stadt mit großem Freizeitwert ausgelobt. Schauen wir, ob da was dran ist. Ich wollte mich ein wenig in der Stadt umsehen und so fuhren wir zum sogenannten Overlook-Park, von wo aus man laut dem Netz der Netze einen „tollen“ Überblick auf die Brücken und die Stadt hat. Nun, man hatte einen Überblick, aber auf dem Weg dahin konnte ich die Brücken deutlich besser erkennen.

Deshalb stelle ich lieber diese Fotos zur Ansicht. Vielleicht kommen wir später mal zu einem noch besseren Aussichtspunkt…

Jedenfalls lockte uns das Navi dann in die Innenstadt, vermutlich das Chinatown von Portland, wie man an den hübschen Laternen sehen kann.

Auf dem Rückweg passieren wir wieder den Willamette River, logischerweise wieder unter Zuhilfename einer Brücke.

Das nächste ins Navi eingegebene Ziel war der Store WinCo. Auf dem Weg dahin sahen wir viele interessante Gebäude.

Wer unsere Berichte aufmerksam verfolgt, weiß, dass wir seit langem eine Costco-Karte besitzen, die für den Eintritt dort notwendig ist. Zuerst dachte ich, die beiden gehören irgendwie zusammen, aber das Netz hat mich eines besseren belehrt:

WinCo und Costco gehören nicht zusammen; sie sind eigenständige, konkurrierende Großhandelsketten, auch wenn sie ähnliche Geschäftsmodelle für Großverpackungen und eine lagerähnliche Ladenstruktur verfolgen.

WinCo ist ein unabhängiger Großhändler, der sich auf den Verkauf großer Mengen von Produkten an Privatkunden konzentriert und sich dabei von anderen Einzelhändlern unterscheidet.

Costco ist ebenfalls eine sehr beliebte Großhandelskette mit einem ähnlichen Fokus auf Großverpackungen und einem Mitgliedschaftsmodell, um Kundenbindung zu fördern.

WinCo hatten wir früher schon einmal besucht, aber es war aufgrund anderer Läden etwas aus dem Fokus geraten. Da wir ein bestimmtes Produkt suchten (Soja- oder Mandelmilch mit Vanille-Geschmack) und irgendwo anders nicht genau das fanden, was wir suchten, probierten wir es hier einmal.

In Bezug auf das, was wir suchten, wurden wir auch hier nicht fündig, konnten uns aber einen Eindruck verschaffen, was es alles zu kaufen gibt. Ich hatte noch nie in einem amerikanischen Supermarkt gesehen, dass Lebensmittel in derartigen Bulk-Mengen verkauft werden.

Und das traf nicht nur für Süßigkeiten zu, Reis, getrocknete Waren, Mehl aller Sorten und vieles mehr wurde in großen Fässern zum Selbstabwiegen zu sehr günstigen Preisen angeboten. Als ich wie üblich mit meiner Amex-Karte bezahlen wollte, streikte das Lesegerät. Ebenso bei allen anderen Kredit-Karten. Erst meine EC-Karte wurde problemlos akzeptiert. Offensichtlich nehmen die nur Debit-Karten.

Jetzt geht es aber endlich auf die Straße. Ziel war, wie der Titel schon sagt, der Mount Hood. Theoretisch hätte man einfach die Route 26 nach Südosten fahren können und hätte in max. 1,5 Stunden dort sein können. Aber das wäre zu einfach – und langweilig. Wir setzten uns daher auf den Interstate 84 Richtung Hood River und bogen bei Corbett auf den alten Highway 30 ab. Dort landet man, wenn man den Berg raufgekraxelt ist (mit dem Auto logischerweise), am Portland’s Women’s Forum, einem Aussichtspunkt über die Columbia River Gorge mit dem Crown Point im Vordergrund.

Diesen wollten wir als nächstes besuchen und dem Highway 30 weiter folgen, aber auch hier hinderte uns eine Straßensperre am Weiterkommen.

Also gondelten wir den Berg wieder runter und gaben als nächstes Ziel den Bonneville Dam ein.

Es ist immer wieder schön, hier Pause zu machen, an den riesigen Turbinenanlagen vorbeizufahren

und anschließend die Fischtreppen zu besuchen. Hier waren sogar einige Lachse zu sehen, die sich gerade am Geländer festhaltend die Treppenstufen raufquälten.

Anschließend machen wir einen kleinen Abstecher, um den Riesen-Stör namens Herrman zu besuchen. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob er uns wiedererkannt hat, aber ich schwöre, ich habe ein leichtes Lächeln in seinen Mundwinkeln gesehen.

Zum guten Schluss konnten wir in der Fish Hatchery noch den Teil besichtigen, der normalerweise geschlossen ist: In speziellen Becken werden Lachse aufgesammelt, die fertig zu Laichen sind. Diesen wird der Laich entfernt und dann zur ungefährdeten Aufzucht verwendet. Diese Becken kann man logischerweise nur sehen, wenn die Lachse auf dem Weg zu ihren Geburtsstätten sind.

Wie man sieht, geben sie das Springen nicht auf und versuchen, über den Zaun zu hüpfen. Aber Rehe sind es deswegen noch nicht.

Schließlich gaben wir ins Navi den Trillium Lake ein, von dessen Ufern aus man den Mount Hood schön gespiegelt sehen kann (wenn der Spiegel nicht gerade Pause macht).

Eigentlich wären wir gerne auf dem Weg gemütlich durch Hood River gefahren, aber so langsam drängte die Zeit. Zum Trillium Lake waren es locker über eine Stunde. Als wir dann dort ankamen, wurden uns erstmal 10 USD abgezogen, unsere gesammelten Pässe und Eintrittskarten wurden dort nicht anerkannt. Wir hätten einen weiteren benötigt: Den Northwest Forest Path.

Aber der Weg hatte sich gelohnt, auch wenn die Spiegelung aufgrund der plantschenden Kinder so gut wie nicht vorhanden war.

Es wurde später und später und wir hatten 15 Minuten zur Timberline Lodge zu fahren.

Dort angekommen konnten wir natürlich den Berg sehen (siehe Titelbild), aber auch die schöne Lodge von innen besichtigen.

Von der Aussichtsplattform gibt es einen tollen Blick auf die umliegende Landschaft. Im Hintergrund grüßt der Mount Jefferson.

Im Vordergrund meine Göttergattin, die gerne noch länger geblieben wäre.

Aber mich drängte es zurück nach Portland. Um 20.30 Uhr macht der Costco zu und ich wollte zum Abendessen ein Stück Pizza haben.

Auf dem Weg stand plötzlich ein junger Mann auf dem Dach seines Autos und hielt das Handy Richtung Sonne. Das muss sich lohnen.

Wie man sieht, war der Ausblick klasse. Und dann beeilten wir uns, um rechtzeitig die Lichter der Großstadt zu sehen. Um 20 Uhr standen wir auf dem Parkplatz, Pizza gab es auch und tanken konnte ich auch noch.

 

15.05.2024 – Von Portland nach Bend

Auch diese Nacht war wieder ruhig, nach dem Frühstück sahen wir ein Flugzeug direkt über uns hinweg fliegen, von denen wir im Zimmer nichts gehört hatten. Anscheinend können die Amis Schallisolierung.

Heute geht es nach Bend in Oregon. Gestern hatten wir noch vollgetankt, also ab auf die Piste. Wir setzen uns wie gestern auf den I84, lassen aber diesmal den Umweg über den Historic Highway 30 aus und verlassen die Autobahn erst an einer Ausfahrt am Bonneville Dam.

Eine riesige Staudammanlage mit zwei großen Wasserkraftwerken und einer angeschlossenen Fish Hatchery.

Wir ließen einen Mitarbeiter des Civil Corps of Engineers erzählen und als er hörte, dass wir aus Deutschland kämen, wurde er richtig zutraulich. Sein Nachname war Brautigam, kein Amerikaner wüsste etwas mit dem Namen anzufangen geschweige denn, wie man in ausspricht.

Er teilte uns mit, dass wir um 11 Uhr ins Turbinenhaus eingelassen werden könnten, also machten wir uns gemütlich auf den Weg. Fotografierten die Stautore, die zur Zeit gerade geöffnet waren. Warum, erklärte er uns auch: Um Fische flussabwärts passieren zu lassen. Wenn man sie durch die Turbinen lassen würde, würden dabei zuviele sterben.

Es geht an den Fischtreppen vorbei, später besichtigen wir sie von „innen“. Übrigens wurden diese schon vor Errichtung der Staustufe und der Kraftwerksblöcke errichtet. Da hat mal jemand vorrausschauend an die Natur gedacht.

Die Turbinen sind schon ganz schön imposant und wir bekommen auch einiges zur Technik im speziellen, aber auch zur Stromversorgung im allgemeinen erzählt. Wusstet Ihr zum Beispiel, dass in Idaho das einzige Geothermalkraftwerk der USA steht? Ich war jedenfalls gebührend erstaunt.

 

Zurück im Visitor Center begeben wir uns noch an die Fish Viewing Area.

Normalerweise ist nicht allzuviel los, obwohl die Mitarbeitenden anscheinend Buch über jeden einzelnen Fisch führen.

Ich hatte das Glück, dass gerade, als ich die Kamera hochhob, einer sehr nah an der Scheibe vorbeischwamm und mich dumm anglotzte. Das kann ich auch. Also glotzte ich genauso dumm zurück und beleidigt schwamm er von dannen.

Dann wurden wir noch darauf aufmerksam gemacht, dass sich auf einem der Stahltürme ein Nest eines Fischadlers befand, welches sogar bewohnt wurde. Wir fanden gleich zwei Nester, aber selbst nach einigem Warten bequemten sich die Eltern nicht, ihre Nachzöglinge mit Futter zu versorgen.

Was solls, fahren wir zu Fish Hatchery. Auf dem Weg dorthin soll es noch ein Nest geben, vielleicht haben wir dort mehr Glück.

Hatten wir. Karin fand den Pfosten, auf dem Elter Osprey hockte und sich auch zu einem Foto herabließ. Und begab sich dann zum Nest, um den Nachwuchs vor neugierigen Stalkern wie mir zu schützen.

In der Fish Hatchery selbst wie dort üblich große, überdachte Becken (die wissen schon, was Fischadler fressen). Und es gibt dort noch eine Besonderheit: Es gibt dort ein Stör-Habitat, welches man auch direkt auf Augenhöhe und von oben beobachten kann. Star der Einrichtung ist Herman, ein ca. 3 Meter langer Stör, der in dem Becken gemütlich und gar nicht verstört seine Kreise zieht.

Logischerweise gibt es auch die Regenbogenforellen, Rainbow Trouts, die sich zu hunderten im Wasser tummeln.

Jetzt geht es weiter nach Cascade Locks. Diesem Nest haben wir bisher wenig Beachtung geschenkt, warum auch? Am Ufer liegt ein Schaufelraddampfer, der Columbia Gorge Sternwheeler.

Auf der anderen Seite eine kostenpflichtige Brücke, die „Bridge of the Gods“.

Da wir weder Dampfer fahren noch nach Washington wollten, setzten wir uns wieder auf die Autobahn bis zur Ausfahrt von Hood River. Dieses Nest fand ich früher sehr gemütlich, so dass wir dort sogar mal eine Woche in einem Ferienhaus verbrachten. Heute vergraulte mir eine riesige Baustelle und lauter „Groschengräber – so hießen früher die Parkuhren“ etwas die Laune, so dass nach dem Motto „Heute habe ich kein Foto für Dich“ einfach durchfuhren. Abgesehen davon steht uns noch einiges bevor.

Es geht in die Berge. Vor uns liegt majestätisch und schneebedeckt der Mount Hood. Im Vordergrund Obstplantagen, die Temperatur beträgt locker 25°C.

Und als wir in den Rückspiegel blicken, ein weiterer Ex-Vulkan auf der Reihe, der Mount Adams.

Wir kommen näher an den Mt Hood heran, er liegt quasi direkt rechts neben uns, wenn wir unsere Wanderung beginnen.

Diese führt uns zu den Tamanawas Falls. Und hier beginnt eine Reihe von Irreführungen. Auf einer Karte am Trailhead steht: 1,1 Meilen. Das sind hin und zurück ca. 3,5 km und lässt sich ganz gut bewerkstelligen. Ich schalte meine Running App ein und los gehts.

Schneefelder blinken, der wilde Bergbach verschönt uns den Weg. Dann, nach ca. einem Kilometer ein Wegweiser mit der Info: noch 1,5 Meilen zum Wasserfall. So hatten wir nicht gewettet.

Aber jetzt umkehren? Kommt auch nicht in Frage. Wir treffen verschiedentlich rückkehrende Wanderer. Die einen sagen: jetzt noch 40 Minuten. Ein anderer berichtet von einem „Landslide“, dahinter um der Ecke liegt der Fall dann.

Es gibt viele Erdrutsche auf der Strecke und nach jedem freue ich mich leider vergeblich, denn wir sind noch immer nicht da.

Endlich, ein Riesen Geröllfeld, das muss es sein.

Wir kämpfen uns durch und dann, ein bis zwei Kehren weiter, stehen wir endlich vor dem wunderschönen Wasserfall.

Ich lege die Kamera so gut es geht auf meine Kameratasche und lasse den Selbstauslöser die restliche Arbeit machen. Noch ein bisschen das Bild gerade richten und beschneiden. Fertig.

Ach ja. Als wir da waren, zeigte meine App 2,62 Kilometer an.

Zurück war es dann eigenartigerweise genauso lang, nach 5,34 km waren wir wieder am Auto.

Wir düsen los, denn bis Bend sind es immer noch fast zwei Stunden. Wir haben uns bei dieser Wanderung ordentlich verschätzt. Nur gut, dass wir am Morgen schon im Hotel angerufen und um ein Zimmerupgrade gebeten hatten.

Noch ein letzter Blick auf den Mount Hood und es geht in Richtung Indianer Reservat Warm Springs. Eine tolle Landschaft tut sich auf.

In Madras laufen wir einer Tankstelle über den Weg, die uns den Sprit für 3,959 USD/Ga verkauft. Billigster Sprit auf der Reise bisher.

Zum Schluss begleitet und noch die Bergkette „Three Sisters“, welche wir dann auch im Abendlicht von unserem upgegradeten Zimmer sehen können.

Ein sehr schönes Hotel und auch Hotelzimmer. Mal wieder.