16.03.2025 – Bryce Canyon Nationalpark

Als ich heute morgen aufwachte, schniefte es neben mir gewaltig. Eine Erkältung hatte Einzug gehalten und wurde im Laufe des Frühstücks auch nicht besser. Dafür konnte sich die erste Malzeit des Tags sehen lassen. Keine Pappteller, sondern solche aus Plastik, Besteck aus Metall und Kaffeebecher aus Porzellan, da schmeckt das Essen doch gleich besser. Man ist hier auf große Mengenmenschen eingestellt, alles geht reibungslos ab, für Nachschub wird ständig gesorgt. Logisch, dass wir nicht alleine im Raum saßen.

Gut gesättigt und die Kaffeemugs gefüllt gingen wir zurück aufs Zimmer, die Schniefnase musste sich noch ein wenig gesund schlafen.

Ich nutzte die Zeit, um mit der Kamera unsere Location auf die Platte zu bannen.

Da gibt es neben dem General Store noch einen Andenkenladen, eine Wildwest-Foto-Station (keine Handy-Fotos erlaubt, warum wohl?) und eine Galerie mit schönen Motiven des nahegelegenen Parks.

Die Lobby ist urgemütlich und man kann sich einfach in den Ledersesseln vor das Kaminfeuer setzen und träumen (oder in der Familiengeschichte der Familie Reuben (Ruby) Syrett blättern, die die Idee hatten, hier eine Unterkunft anzubieten).

Als ich zurückkam, waren die Lebensgeister wieder etwas wacher, aber an eine längere Wanderung war nicht zu denken. Also switchen wir um zu Plan B: Wir lassen es etwas ruhiger angehen.

Das heißt, dass wir die Straße im Park so weit wie möglich durchfahren und jeden Aussichtspunkt mitnehmen. Die liegen so nah an der Straße, das schafft meine Göttergattin auch.

Also luden wir die Ladefläche voll mit Tempos bzw. Tissues, wie sie hier heißen und machten uns auf den Weg.

Der erste Viewpoint, den wir aufgrund der noch relativ frühen Tageszeit ansteuerten, war der Sunrise Point. Da es der nächste zum Parkeingang ist, waren eigenartigerweise auch andere Besucher auf den Gedanken gekommen, hier vor Anker zu gehen. Auf gut deutsch: Es gibt keinen freien Parkplatz. Auch nach drei Runden wollte sich keiner erbarmen und für uns eine Lücke räumen.

Also beschlossen wir, einfach der Straße bis zum Ende zu folgen und alles an Aussichtspunkten mitzunehmen, wo es freie Stellplätze gibt.

Die erste Möglichkeit ergab sich an der Natural Brigde. Die hatten wir gestern auch schon besucht, aber heute schien das Licht deutlich schöner rein.

Wie man sieht. Der nächste Punkt war der Agua Canyon Overlook. Der Name sollte sich eigentlich von selbst erklären.

Aber wie kommt der Bryce Canyon zu seinem Namen? Im Jahre 1875 wurde der Mormone Ebenezer Bryce in diese Gegend geschickt, um an der Erschließung als Zimmermann mitzuarbeiten. Als er hier ankam, um Holz zu fällen, war einer seiner Gedanken: A hell of place to loose a cow.

Obwohl er nur fünf Jahre später schon wieder weiterzog, blieb der Name an der Gegend haften.

Wir hafteten nicht weiter an diesem Aussichtspunkt, sondern fuhren weiter. Der nächste Punkt war der Ponderosa Canyon Overlook. Hier rührt der Name wahrscheinlich von den Ponderosa Pines her, die gerne in dieser Gegend wachsen.

Wieder geht es weiter bis zum Rainbow Point. Dieser Punkt markiert den Ende der Straße. Wobei wir uns glücklich schätzen konnten, dass wir diesen erreicht haben. War doch vor kurzem noch von Sperrungen aufgrund von Schneefall wesentlich weiter vorne die Rede gewesen. Und diese Sperrungen können auch leicht über Nacht wieder eintreten.

Jedenfalls konnte die in Blau gekleidete Bryce-Liebhaberin auch diesen Punkt genießen und wir machten uns gemächlich auf den Rückweg.

Die Parkplätze hier und an den vorigen Aussichtspunkten waren alle deutlich leerer als zu Anfang und es befanden sich nur wenige Besucher am Rande des Canyons.

Am gestrigen Tag hatten wir noch den Inspiration nicht besucht, den man aber am besten nach dem Bryce Point legt.

Also machten wir hier einen Einkehrschwung und schauten uns die Hoodoos von oben an. Das Wort Hoodoo kennzeichnet eine „Konzentration von unregelmäßigen Felstürmen“. Das Wort ist eine Fehlübersetzung des Pajute-Worts „Oodoo“, welches in Pajute soviel bedeutet wie „Angst zwischen Gesichtern und Formen im Fels“. So, jetzt wisst ihr das auch.

Vom Bryce Point ist es nicht mehr weit bis zum Inspiration Point. Dieser unterteilt sich in einen Lower und einen Upper Inspiration Point.

Um zu beiden zu gelangen, muss man über eine festgetretene Schneedecke ein wenig den Berg hochkraxeln. Das ist ja leicht. Aber runter kann es unangenehm rutschig werden.

Vom oberen Punkt hat man meiner Ansicht nach einen der besten Blicke über die Amphitheater, die Bowls. Das tröstet leider nicht über die Tatsache hinweg, dass wir wieder den Berg runter müssen. Aber wenn man zuerst kräftig die Hacke einstemmt, kommt man fast so schnell voran wie auf ebener Straße.

Mittlerweile ist es früher Nachmittag. Die Ladefläche mit den Taschentüchern hat sich deutlich geleert und der Schniefnase geht es etwas besser. Dafür hinterlassen wir eine Spur mit vollen Mülleimern…

Schauen wir doch mal, wie es jetzt am Sunset Point aussieht. Oh Wunder, schon nach einer Umdrehung finden wir eine Parklücke, in die wir auch hineinpassen. Hatte ich erwähnt, dass wir einen Wagen fahren, der geringfügig größer ist als ein Ford Kuga? Und deutlich dreckiger als die meisten dieser Sorte.

Am Sunset Point ist eine Menge los, viele Besucher kommen uns mit rot verschmierten Schuhen entgegen.

Die Sonne verbirgt sich den größten Teil der Zeit hinter einer zarten Schleierwolke. Zuwenig, um den Ausflug abzubrechen, zuviel, um Fotos mit „strahlendem“ Sonnenlicht zu machen.

Die Frage nach dem roten Lehm auf den Schuhen ist schnell geklärt. Geht doch am Sunset Point die sogenannte Navajo Loop los, ein 1,3 Meilen langer Trail in das Gewirr der Hoodoos hinein. Und er ist nicht asphaltiert. Sondern mit schönem roten Lehm und Schneematsch gepflastert.

Ein Lehm, wie er bespielsweise an diesen wunderschönen Türmchen vorkommt. Gemischt mit Eisplatten eine tolle Gelegenheit, sich auf den Hintern zu setzen und neben die Schuhen auch die Hose einzufärben und nebenbei das Handy in der Hosentasche zu crashen.

Deshalb gehe ich nur bis zu dem Punkt, wo man in die Serpentinen dieser Schlucht hinabsehen kann und kehre vorsichtshalber um. Das Sonnenlicht war sowieso nicht mehr optimal.

Wieder oben stapfen wir heftig auf in der Hoffnung, einen großen Teil der färbenden Erdschichten wieder loszuwerden.

Wir sind nicht die einzigen. Ich überlege schon, ob ich die Treter einfach ausziehe und auf die Ladefläche lege, bekomme sie aber halbwegs sauber mit Schnee vom Wegesrand.

Letzter Tagesordnungpunkt für heute ist der Sunrise Point. Auch hier hat der Verkehr mittlerweile nachgelassen, dafür auch leider das Sonnenlicht.

Wir marschieren ein wenig auf dem Rim Trail entlang in der Hoffnung, der Sonne ein paar Strahlen abzuluchsen.

Als wir dann den eigentlichen Point erreicht haben, erbarmt sich die Sonne für ein paar Fotos mit dem Teleobjektiv.

Unter uns geht der Queens Garden Trail los.

Aber jetzt habe ich die Schuhe gerade einigermaßen sauber. Kommt nicht in Frage.

Ein letzter Schuss vom Sunrise Point und wir gondeln gemütlich die wenigen Meilen nach Hause.

Dort füllen wir erstmal unsere Kaffeemugs auf (mit Decaf, so spät am Abend bitte nicht mehr zuviel Koffein) und fragen am Adventure Desk nach, was denn Spikes für Schuhe kosten würden. 10 USD pro Person und Tag. Darüber können wir nachdenken. Der Kauf würde pro Paar über 63 USD kosten. Das lohnt sich nicht.

Im Hotel gibt es Chicken Tikka Masala mit Barilla Angel Hair Spaghetti, ein absoluter Genuss.

Also trotz Erkältung (die Ladefläche ist jetzt leer, alle Papierkörbe im Park voll) ein sehr erfolgreicher Tag.