Für heute haben wir uns den nordwestlichsten Punkt der kontinentalen US außerhalb von Alaska vorgenommen. Dies ist Cape Flattery und liegt in der Makah Indian Reservation. Um dorthin zu gelangen, fahren wir zuerst nach Port Angeles. Dort hatten wir gestern schon eine Mobile Tankstelle gesehen mit einem Spritpreis von 4.399 USd/Ga.
Das sind 10 Cent weniger als bei Costco. Erstaunlich. Also laden wir uns den Tank voll und biegen kurz dahinter auf die 112 nach Westen ab. Die Straße kann man bestenfalls als secondary bezeichnen, sie ist so kurvig wie die „Road to Hana“ mit wenigstens ebenso vielen Schlaglöchern. Das maximal erlaubte Tempo liegt bei 50 mph, aber 25-35 ist deutlich realistischer.
Endlich lichtet sich der Wald, vom Strand aus ist nur an wenigen Stellen die Schönheit der Küste und dem gegenüberliegenden Vancouver Island in Kanada zu sehen.
Dann wir erreichen die winzige Stadt Sekiu. Hier gibt es – wen wundert es – saubere Toiletten und auch ein schönes Motiv.
An einem Strand mit vielen Möwen fallen zwei deutlich größere Vögel auf. Als ich endlich meine Kamera schussbereit mit der dicken Berta habe, hat der eine Adler schon das Weite gesucht und den zweiten erwische ich gerade noch beim Abflug. Titel des Bildes: Adlerhintern beim Abflug – eine Momentaufnahme.
Weiter auf der 112 gelangen wir nach Neah Bay, einem Ort, der vom Tourismus und vom Freizeitfischfang lebt. Allerdings liegen auch einige größere Pötte im Hafen.
Dies ist auch die Stelle, wo man die Recreational Permits erwerben kann. Da das Cape Flattery, wie schon erwähnt, im Indianerreservat liegt, kann man der indigenen Bevölkerung keinen Vorwurf machen, wenn sie sich auf diese Weise ein wenig Geld zurückholen.
Auf vielen Schildern am Straßenrand wird Pat’s beworben, wo solche Permits für 20 USD verkauft werden. Schließlich haben wir den Laden gefunden, er ist geschlossen.
An einem Kaffeebüdchen komme ich mit einem Touristen ins Gespräch und erfahre, dass der Shop bei der Tankstelle ebenfalls diese Genehmigung verkauft. Ok, ein Problem weniger.
Kurz bevor es die einzige Straße zum Cape hinauf geht, steht dort ein Büdchen mit einer Dame, die ebenfalls die Permits verkauft. Hätte so einfach sein können.
Zum Parkplatz sind es nur noch ein paar Meilen und wir finden direkt am Eingang des Weges einen schönen Parkplatz.
Auf einem Schild wird der Trail mit 0,8 Meilen angepriesen, das schaffen wir.
Es geht teils auf breiten Wegen, teils auf Bretterstegen nach unten, bis wir vor einem von mehreren Aussichtspunkten stehen.
Eine wilde Küste tut sich unter uns auf, die Wellen schlagen wild an die Felsen.
Gegenüber auf einer Insel liegt der gleichnamige Leuchtturm, an seinem Fuß räkelt sich gemütlich eine Kolonie Sea Lions.
Ihr Geschrei dringt je nach Windrichtung deutlich zu uns herüber, der Gestank zum Glück nicht.
Wir können uns gar nicht satt sehen und verweilen mit den anderen Naturliebhabern, um aufs Meer zu starren und vielleicht einen Wal zu sehen.
Aber wir müssen weiter. Also geht es wieder den Berg hinauf. Das hatten wir erwartet, leider.
Wir sind nicht alleine auf dem Weg. Neben all den zweibeinigen Touristen schaut sich auch ein kleines Squirrel den ganzen Trubel an und freut sich darauf, dass es am Abend wieder ruhiger wird in seinem Wohnzimmer.
Nachdem wir am Auto angekommen sind, geht es erstmal zurück nach Neah Bay. Dort verordnen wir uns an einer Bank am Strand eine Zwangspause und genießen ein kurzes Picknick.
Ein weiteres Ziel bekommen wir in unseren straffen Terminplan noch reingequetscht: Den Rialto Beach.
Der Strand ist bekannt für seine riesigen Treibholzstämme – manche sehen aus, als hätte Poseidon selbst sie an Land geworfen. Ranger nennen sie manchmal scherzhaft „nature’s pick-up sticks“.
Das Meer hier ist wild: die Wellen sind oft so stark, dass man im Scherz sagen kann, man bekommt ein gratis Ganzkörper-Peeling, wenn man ihnen zu nahekommt. Der berühmte „Hole-in-the-Wall“-Felsen ist ein riesiger Steinbogen, den man bei extremer Ebbe zu Fuß erreichen kann. Lokale Insider sagen gern: „Das ist unser westlichstes Drive-Through – nur ohne Auto.“
Viele Szenen aus dem Twilight-Film basieren auf Orten rund um La Push und Rialto Beach – Fans kommen heute noch für Selfies her.
Wir schießen hier auch die obligatorischen Fotos und drehen einen Schlenker über La Push. Achten dabei auf Leute, die besonders blass sind oder in der Sonne glitzern.
Gerne würden wir hier mehr Zeit verbringen, aber die Heimfahrt nach Sequim braucht fast zwei Stunden.
Während mich die beste Chauffeurin von allen mehr oder weniger glatt über den Highway 101 zum Hotel schaukelt, versuche ich, diesen Text am Handy einzutippen, damit es am Abend nicht ganz so spät wird.
Am Crescent Lake fahren wir kurz zum East Beach raus. Hier haben wir vor vielen Jahren mit den Kids im Wohnmobil eine Pause gemacht und die Stille genossen. Tut richtig gut nach den vielen Menschen, die uns auf der Wanderung begegnet sind.