28.09.2025 – Whidbey Island, 1. Tag

Wir befinden uns auf Whidbey Island.

Mit ca. 90 km Länge ist es die größte Insel im Bundesstaat Washington und eine der größten Inseln der USA. Sie ist bekannt für ihre landschaftliche Vielfalt: Strände, Wälder, landwirtschaftliche Flächen und kleine Küstenstädte und ist beliebt bei Künstlern, Naturliebhabern und für Wochenendausflüge von Seattle (wie wir im Laufe des Tages noch sehen werden). Auffällig für mich waren beim Überfahren der Insel folgendes: Es gibt (für meinen Geschmack) überdurchschnittlich viele rechtwinklige Kurven. Warum das so ist? Keine Ahnung. Und es gibt (das ist meiner Göttergattin auch aufgefallen) überdurchschnittlich viele hübsche und gepflegte Häuser, die auf recht großen Grundstücken schön verteilt in der Landschaft rumstehen.

Unser heutiges Pensum beinhaltet den nördlichen Teil der Insel, beginnend beim Deception Pass. Dies ist eine enge Meerenge zwischen Whidbey Island und Fidalgo Island, bekannt für ihre markanten, türkisfarbenen Strömungen und die imposante Deception Pass Bridge (erbaut 1935).

Vor dem Bau der Brücke gab es nur Fährverbindungen vom Festland. Auf Drängen der Anwohner wurde im August 1934 mit dem Bau der Brücke begonnen und in ca. 12 Monaten wurde sie fertig gestellt.

Sie besteht eigentlich aus zwei Teilen, einmal die Überquerung des Desception Pass selbst (281 m) auf das sogeannte Pass Island und eine kleinere Brücke, welche das Pass Island mit dem Fidalgo Island verbindet (163 m). Die Baukosten damals betrugen rund 482.000 USD und der Bau wurde als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme durchgeführt. Man kann die Straßenseiten unterhalb der Brücke unterqueren und bequem zu Fuß auf die andere Seite laufen. Diese Unterquerung ist auch notwendig, da ein nie abreißender Strom von Autos die Brücke überquert. Nicht auszudenken, was passiert, wenn diese Hauptverkehrsader einmal stillgelegt werden muss.

Dabei bietet sich von der Brücke als auch vom Rand ein atemberaubender Ausblick nach Westen auf den Puget Sound und Vancouver Island.

Wir stellten unseren Wagen am Deception Pass State Park unten in der Nähe des Wassers ab und stapften die ca. 50 Meter zur Brücke rauf. Diese überquerten wir (zumindest ich) lockeren Fußes, obwohl man immer wieder entgegenkommenden Spaziergängern ausweichen muss. Und ihr könnt mir glauben, da ist nicht wirklich viel Platz.

Oben gibt es riesige Rhododendron-Bäume mit einer roten Rinde, hatten wir noch nie vorher so gesehen.

Den Namen hat der Pass übrigens von George Vancouver (s. auch Vancouver Island), der durch die Schärenlandschaft segelte und der Meinung war, dass es sich bei Whidbey Island um das Festland handelte. Der Name „Deception“ („Täuschung“) entstand, weil Vancouver sich getäuscht fühlte. Erst durch die Entdeckung des schmalen Durchgangs durch seinen Offizier Joseph Whidbey stellte sich heraus, dass es sich um eine Insel handelt.

Um die Brücke in ihrer vollen Schönheit zu sehen, muss man in einen anderen Teil des State Parks fahren und hat dann von einem der Strände folgenden Ausblick.

Das Wetter war bisher eher durchwachsen, aber die Sonne traute sich etwas heraus. Unser nächstes Ziel war der sogenannte Ala-Split. Hat nichts mit dem Eis von Langnese zu tun, ist einfach eine Landzunge im Nordosten der Insel, welche sich durch die Gezeiten ab und zu verändert.

Sieht schön aus, und es ist nicht viel los hier. Wie auch an allen anderen Stellen, die wir zum Rest des Tages besuchten, nicht viel Touristenverkehr zu bemerken war. Und das an einem Sonntag Nachmittag.

Uns zog es weiter in das Städchen Coupeville (benannt nach dem Ehepaar Coupe). Es handelt sich dabei um die zweitälteste Stadt im Bundesstaat Washington (gegründet 1852) und ist bekannt für historische viktorianische Häuser und die malerische Waterfront.

Im Endeffekt ist es eine Kleinstadt mit charmantem, historischem Charakter und regelmäßigem Kunst- und Kulturangebot, welche vom Tourismus lebt.

Und für die Mediziner unter den geneigten Lesern: So sieht eine Meerjungfrau von innen aus.

Nicht weit entfernt von Coupeville liegt der Price Sculpture Forest. Der Park war ursprünglich das Grundstück von Scott Price. Er hat daraus einen kostenlosen Skulpturenpark gemacht. Man kann auf einem einen Kilometer langen Rundweg diverse Kunstinstallationen bewundern. Zu jeder Skulptur gibt es zumindest einen Namen.

Viele der Objekte sind dadurch leicht verständlich.

Der herabstürzende Adler wäre auch ohne Schild zu verstehen gewesen, ebenso der Thyrannosaurus Rex. Der Typ in seinem Mund stand nicht auf dem Schild. Und ich bin froh, dass er nicht zugebissen hat.

Auch ein Baby-T-Rex kann einem den Tag versauen.

Bei manchen Installationen steht man vor dem Schild und fragt sich: Was will uns der Künstler damit sagen?

Als letztes Ziel visierten wir an der Westküste den Fort Ebey State Park an, etwa 5 km westlich von Coupeville.

Das Fort wurde ursprünglich 1942 während des Zweiten Weltkriegs als Küstenverteidigungsfort errichtet.

Heute ist es ein State Park mit Wanderwegen, Picknickplätzen, Camping und alten Militärbunkern, die man besichtigen kann. Und natürlich auch für spektakuläre Ausblicke auf den Puget Sound und die Olympic Mountains.

Den ersten Stop machten wir an einem tiefergelegenen Teil des Parks, so dass wir bequem zum Strand laufen konnten.

Aber uns erschien es verlockender, an einem höhergelegenen Punkt auf den Sonnenuntergang zu warten.

Während sich die Sonne langsam zum Horizont zuneigte, saßen wir einfach nur auf einer Bank und schauten nach Westen. Hier zeigen sich im Nebel die Berge der Olympischen Halbinsel, uns gegenüber liegt vermutlich Sequim.

Ein Kreuzfahrtschiff zog von Seattle aus Richtung offenes Meer, die Wolkenformationen wurden immer schöner. Obwohl Linsenwolken ja eigentlich schlechtes Wetter verheißen.

Ob das wahr ist? Jedenfalls war die Sonne am Horizont hinter den Wolken verschwunden und strahlte die im Vordergrund liegenden von hinten an. Eine herrliche Stimmung und wir saßen auf unserer Aussichtsbank total alleine.

Einzig eine Fotografin mit ihrem Model versuchte, das Licht auszunutzen. Nicht meine Baustelle. Nicht heute.

Als das Licht dann nichts mehr hergab, brauchten wir ca. 20 Minuten nach Hause. Es gab Tikki Masalla mit Nudeln. Lecker.

27.09.2025 – Von Dupont nach Oak Harbour

Habe heute morgen auf meiner Bank-Abrechnung nachgesehen wegen der gestrigen Zahlung bei Costco mit meiner EC-Karte: Für 200 USD wurden mir 171,44 Euro abgezogen. Als ich vor etwas über einer Woche 200 USD in bar am Automaten von Bank of America abgeholt hatte, wurden 171,51 Euro abgezogen.

Aber das nur nebenbei. Der Plan für heute sieht vor, dass wir unsere nächste Nacht in Oak Harbour auf Whidbey Island verbringen. Wir befinden uns ganz im Süden des Puged Sounds und müssen auf die mittlere Höhe hoch, so auf den Breitengrad von Vancouver Island in Kanada. Da gibt es mehrere Möglichkeiten. Die einfachste und (ohne Staus) die schnellste wäre es, durch Seattle nach Norden zu fahren und über Anacortes und den Deception Pass die Insel mittels Brücken zu betreten. Einfach, aber langweilig.

Wir entschieden uns daher für die westliche Route über Olympia ganz im Süden des Sounds und dann auf der 101 nach Norden am Hood Canal vorbei, um in Port Townsend auf die Fähre zu fahren – wir erinnern uns, mit im Wagen sitzt die Fährenspezialistin – und in Coupeville an Land zu gehen und unser Hotel aufzusuchen. Und wie könnte ich einer Fährenspezialistin reinreden? Hat das schon jemand versucht? Und überlebt?

Der Start begann damit, dass ich Gasbuddys befragte, ob es eine Tankstelle billiger als Costco gäbe. Mir wurde der Nisqually Market auf dem Weg vorgeschlagen, 10 Cent billiger als Costo. Aber dort mussten wir trotzdem noch einmal rein, ein Brot holen und die neue Wintercollection inspizieren. Es lohnte sich für Costco.

Und da nebenan sowohl ein Ross als auch eine Boot Barn lagen, beschlossen wir, auch diese Läden um einige Artikel zu erleichtern. Ok, für mich hatte ich es eigentlich nicht beschlossen, aber durch Zufall geriet ich in die Hutabteilung und der erste Stetson, den ich mir aufsetzte, passte. Nun ist es bei Hüten so, dass sie wirklich exakt passen müssen. Da kann man kein Gewinde am Kopf nachfräsen oder das Kleidungsstück ausweiten. Er passt und steht einem oder er tut es nicht.

Die beste Shopperin von allen hatte bei Ross ebenfalls mächtig abgeräumt. Unter anderem landete ein weiterer Koffer im Einkaufswagen. Den werden wir voraussichtlich auch brauchen.

Aber jetzt können wir uns endlich auf Sightseeing bzw. die Reiseroute machen.

Als wir vorgestern an Olympia vorbeifuhren, war mir das Kapitol aufgefallen. Das wollte ich unbedingt noch sehen. Also nahmen wir den kleinen Umweg in Kauf und schauten uns kurz von außen das Gebäude an.

Der Blick von dort ist für die Regierungsbediensteten auch nicht ohne, der Puget Sound ist einfach schön.

Nun ging es entgültig auf die Reise. Am Wegesrand entlang der 101 liegen einige Parks und Naherholungsgbiete. Wir pickten uns fürs erste die High Steel Bridge an der Forest Road 2340 heraus. Früher eine Eisenbahnbrücke, jetzt für den Autoverkehr umgebaut, überspannt sie eine tiefe Schlucht.

Man rechnet hier nicht mit viel Verkehr, denn die Sicherungsmaßnahmen (Geländer etc.) sind marginal bis nicht vorhanden.

Wenn man einen Waldweg ein paar hundert Meter reinläuft, bekommt man diese Ausblicke.

 

An der Brücke selbst sieht man nicht viel von ihr, aber ein bisschen von der Struktur kann man schon erkennen.

Weiter sollte man auf den Trampelpfaden nicht runterklettern, wenn man nicht von der Feuerwehr ganz oder in Stücken gerettet werden möchte, wie kürzlich geschehen.

Der Weg zur Brücke und auch wieder zurück führt durch Farmland, Zeitzeugen wie dieser ehemalige Baum erzählen von Waldungen.

Dieses hübsche Feuerwehrauto gehört eigentlich in ein Museum.

Über eine kleinere Brücke fahrend schauen wir in einen Birkenwald, der sich direkt am Flussufer niedergelassen hat.

Auf der Hauptstraße zurück fangen unsere Mägen an zu knurren und wir lassen uns am Potlatch State Park zu einer Mittagspause nieder. Der Ausblick auf den Puget Sound wirkt sehr beruhigend und wir würden gerne länger hierbleiben.

Aber die Sehnsucht – und die noch vor uns liegende Fahrstrecke – treibt uns weiter, bis wir schließlich in Port Townsend einfahren.

Eine wirklich hübsche Stadt, der wir bisher leider keine Beachtung geschenkt haben.

Das sollten wir, so wir denn erneut hierhin kommen, unbedingt nachholen.

Wir gondeln also gemütlich an den alten Häusern vorbei bis zum Ferry Terminal, diesmal mit der festen Absicht, unsere Fähre wirklich zu bezahlen. Und es gibt auch ein Tickethäuschen, die Dame knöpft uns Senioren insgesamt 18,10 USD ab und wir reihen uns auf einem der wenigen noch nicht reservierten Plätze in die Schlange ein. Kaum eine Viertelstunde warten wir und schon werden wir eingeschifft. Eng an eng stehen die Autos auf dem Schiff und wir haben Probleme, die Türen zu öffnen und auszusteigen.

Aber auf dem Oberdeck genießen wir dann für eine halbe Stunde die Seeluft und den Ausblick.

Der Begriff Wasserstraße bekommt angesichts der Info in Google Maps eine durchaus passende Bedeutung, wird der Highway 20 doch von Port Townsend über Coupeville weitergeführt.

Das Ausschiffen geschieht genauso unspektakulär wie das Beladen und wir reihen uns in die an Land strebenden Fahrgäste ein. Das Hotel ist nach einer halben Stunde Fahrt gut gefunden. Leider ist das Upgrade nicht verfügbar, am Wochenende ist hier einfach zu viel los.

Die Dame an der Rezeption berät uns, wie wir am besten den Abend verbringen können: Der Westcoast Park seit geeignet, um mit dem Wagen auf den Strand zu fahren. Das klappte bei Flut nicht, aber wir konnten sehr nah am Wasser den frühen Abend verleben.

Die Häuser, die etwas im Hintergrund zu sehen sind, müssen auch bei etwas höherer Flut damit rechnen, nasse Füße zu bekommen.

Schließlich ist die Sonne hinter den Wolken verschwunden und wir schauen kurz im Grocery Outlet vorbei, um uns für die nächsten Tage mit Lebensmittel einzudecken.