Der Fahrrad-Doktor von Heidhausen

Hoch oben, auf der höchsten Stelle des Pastoratsberges, am Haus am Turm liegt die Werkstatt von Lorant Jeshina. Der gebürtige Deutsche mit dem ungarisch klingenden Namen ist ausgebildeter Fahrrad-Mechatroniker und betreibt im Auftrag der evangelischen Kirche Borbeck-Vogelheim mehrere Fahrrad-Reparaturzentren. Die Werkstatt am Haus am Turm besteht seit mittlerweile 10 Jahren.

Wenn man die gut versteckt liegenden Räumlichkeiten gefunden hat, kommt man sich vor wie auf einem Schrottplatz. Aber der Eindruck täuscht. Lorant setzt nicht nur defekte Bikes mit absolutem Sachverstand wieder instand, er baut auch zu wohltätigen Zwecken gespendete und defekte Bikes wieder zu neuen funktionierenden Rädern zusammen, um sie dann einem wohltätigen Zweck zukommen zu lassen.

Ab und zu trifft man nicht nur ihn selbst an, er betreut dort 1- 3 Mitarbeiter.
Sie leisten dort Gemeinwohlarbeit und werden vom Jobcenter geschickt. Ziel ist die Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt.

Allerdings ist er nicht jeden Tag dort anzutreffen. Das liegt daran, dass er zwei weitere Zweigstellen der evangelischen Kirche hat, die er an den übrigen Tagen der Woche betreibt. Die eine befindet sich am Café Tarifa am Dyonisuskirchplatz 7 und eine weitere an der Dreifaltigkeitskirche in der Stolbergstraße 54.

Wie läuft so eine Reparatur ab? Man vereinbart mit ihm per Telefon einen Termin und kommt mit seinem Sorgenkind dort an. Die Krankheiten des Patienten werden beschrieben und er teilt Dir mit, was an Reparaturen zu machen ist. Und wie lange es ungefähr dauern wird. Er kann auch überschlagen, was an Material ungefähr berechnet werden wird. Wobei er auch manchmal aus seinem riesigen Ersatzteillager Bauteile nimmt, wenn sie denn passen und nicht verschlissen sind.

Arbeitslohn? Der Arbeitgeber des bescheidenen und symphatischen 56-jährigen Mannes ist die evangelische Kirchengemeinde Borbeck -Vogelheim. Die Stelle als Anleiter wird über die Betreuung refinanziert und ist nicht gewerblich. Es werden für die Reparaturen keine Kosten außer den Materialkosten berechnet. Spenden in jeglicher Form (auch in Form von Kuchen 😂) für ihre Mühen sind aber willkommen und dienen dem Projekt und seinen Mitarbeitern.

Auch Spendenräder, egal in welchem Zustand, sind willkommen und werden, nachdem sie aufgearbeitet wurden, kostenneutral Personen, die über geringe finanzielle Mittel verfügen, zur Verfügung gestellt.

Pro Monat werden in den drei Werkstätten ca. 50 Räder repariert, Tendenz steigend.

Wenn das gute Stück dann fertig ist (vorher anrufen), kann man es abholen und man bekommt noch einen detaillierten Fehlerbericht. Natürlich hat er den Drahtesel vorher einmal Probe gefahren. Und dann geht es mit frischen Kräften entweder auf die Barkhovenallee oder den Schlachthofsberg runter.

Wir erreicht man ihn? Per Mail unter jeschina@borbeck-vogelheim.de und wenn es ganz schnell gehen muss, per Telefon unter +49 179 7901187.

Sein schönstes Erlebnis ist immer, wenn er sieht, dass seine Mitarbeiter bei der Arbeit glücklich und die Kunden zufrieden mit ihrer Arbeit sind und es eine Wertschätzung und Verständnis für ihre Arbeit gibt: ein Lächeln, ein Lob, eine Geste, das zählt.

Ach ja, für die Jugend: Unter Tiktok ist die Institution unter @dieradsamen zu finden.

Im Interview mit Martina Neumayer

Vor kurzem hatte ich den Auftrag, das Werk von Martina Neumayer in Düsseldorf Kaiserswerth abzulichten. Daraus entstand bei mir der Wunsch, diese Künstlerin zu interviewen und vorzustellen.

Ich bin kein Kunstsachverständiger und würde daher die Bilder von Martina als abstrakte Malerei bezeichnen.

Eine Kunstrichtung, die gelöst von gegenständlicher Darstellung mit Farben und Formen spielt, um Ideen und Emotionen auszudrücken. Ihre Bildsprache ist dabei eher harmonisch (als chaotisch).

Bei der Fotosession in Kaiserswerth habe ich mich direkt wohlgefühlt. Und ich könnte mir auch vorstellen, welche von ihren Bildern bei mir zuhause an den Wänden zu haben (würde ich auch machen, wenn ich nicht selbst genug großformatige Fotos aus Eigenproduktion zur Verfügung hätte).

Auf ihrer Webseite https://www.martinaneumayer.de beschreibt sie ihre Werke wie folgt:

Ihre Kunstwerke sind vielschichtig und komplex, sowohl in der Technik als auch in ihrer Bedeutung. Mit einer Basis aus Zeichenkohle entsteht meist ein Grundentwurf. Um Struktur und Tiefe zu erzeugen, werden Spachtel und Malmesser mit teils pastösen Farbaufträgen verwendet unter Einbeziehung von Sand, Stoffen und verschiedenen Spachtelmassen.

Durch die unterschiedliche Kombination und Konzentration der Farben und Formen entsteht eine unverwechelbare Leichtigkeit.

Aber kommen wir zur Künstlerin selbst:

Am letzten Freitag hatte ich mich bei ihr in Ratingen zu einem Kaffee und dem Interview eingeladen. In dem gemütlichen Reihenhaus in der Nähe des grünen Sees schmücken logischerweise viele ihrer eigenen Werke die Wände.

Als eines von drei Kindern stellte sich schon früh heraus, dass sie das einzige mit einem Hang zu Kunst war. Basteln, malen, das passte zu ihr.

Dann ging es in den Kunstunterricht. Allerdings fand sie da, dass vorgefertigte Strukturen nicht so ihr Ding sind. Lieber die Gedanken und die Kreativität frei fließen lassen, das stand schon damals im Vordergrund.

Nach der Schule machte sie eine fototechnische Ausbildung und arbeitete später für verschiedene Werbeagenturen, ein Job, der auch viel mit freiem Schaffen und dem Ausleben von Gedanken zu tun hat.

Der Weg zur Malerei nach dem Großziehen von zwei Kindern war nicht ganz leicht. Hinzu kam eine Muskel- und Nervenerkrankung, die sie vor ganz besondere Herausforderungen stellte. Ein Teil ihres Heilungsprozesses war und ist das Zeichnen und die Malerei, welchem sie im ruhigen Umfeld einer Schmerzklinik sehr gut nachkommen konnte. Dort wurde auch die Frage aufgeworfen: Warum verkaufst Du Deine Bilder nicht? Das war die Geburtsstunde der Künstlerin Martina Neumayer, die auch unter dem Künstlernamen MarLo firmiert. Auf meine Frage, woher das Lo in ihrem Namen kommt: Der zweite Vorname ist Lotte, was sie u.a. von einer weiteren Künstlerin mit Namen Martina Neumayer unterscheidet.

Wie oben schon erwähnt, ist der freie Geist eine der treibenden Eigenschaften von MarLo. Und aus diesem Grund wird man in ihren Bildern wenig gegenständliche Motive sehen. Vielleicht ein Baum, der mit etwas Fantasie zu erkennen ist oder auch ein Wald. In den meisten Fällen ist die Interpretation dem Betrachter selbst überlassen, der Kopf wird auf Reisen geschickt. Und das musste ich beim Anschauen speziell eines Bildes selbst erfahren.

In ihrem Keller stand im Hochformat das Bild im Hintergrund. So ist es gedacht. Ich persönlich hätte es im Querformat aufgehängt und eine Seenlandschaft darin gesehen. So ist die Wahrnehmung verschieden. Und das ist auch der Grund dafür, dass MarLo ihre Bilder nicht vorne, sondern nur auf der Rückseite signiert. Um den Betrachter nicht schon vorab in eine bestimmte Interpretationsrichtung zu drängen.

Glaubst Du, dass es einen großen Maler in der Vergangenheit gibt, der Dich maßgeblich beeinflusst hat? Hast Du da einen Favoriten?

Ich mag die Geschichte um Vincent van Gogh und habe ein Bild mit dem
Titel `Vincent´ gemalt…natürlich ganz in meinem Stil.

Was würdest Du einem jungen Menschen, der sich für das Malen interessiert, raten, um den Zugang zu dieser Kunst zu bekommen? Kurse? Internet? Lesen? Wild ausprobieren?

Ein Basiswissen und Materialkunde/Farbkunde ist wichtig! Kurse sind auch eine gute Möglichkeit um verschiedene Techniken zu erlernen. Ansonsten Ausprobieren und bitte nicht aufgeben!

Wo verbringst Du am liebsten Deine Urlaube?

In der Vergangenheit waren wir viel in Italien, aber in den letzten Jahren hat uns Südafrika, Namibia in den Bann gezogen.

Haben Dich Deine Urlaubsziele in Bezug auf Deine Malerei beeinflusst?

Südafrika kommt mit seinen weiten Landschaften, seiner Freiheit, meiner Vorstellung eines freien Geistes am nahesten. Von daher gibt es da schon eine Gemeinsamkeit. Geräusche, Gerüche und insbesondere Musik sind weitere Eindrücke, die in meine Bilder einfliessen.

Könntest Du Dir vorstellen, auch weniger abstrakt zu malen? Landschaften? Städte? Portraits?

Wenn ich anfange zu malen, habe ich häufig kein konkretes „Motiv“ im Sinn, ich lasse mich von meinen Emotionen treiben und manchmal ändert sich das während des Prozesses. Landschaften sind sowieso schon mein Bereich, allerdings abstrakt. Manchmal reifen meine Werke auch mehrere Wochen oder Monate, um dann vollendet zu werden. Auf lange Sicht kann ich nicht ausschließen, auch mal gegenständlicher zu malen.

Gibt es Stile in der Malerei, die Du überhaupt nicht magst?

Eigentlich nicht, allerdings hätte ich mich von Picasso nicht gerne portraitieren lassen.

Kannst Du Dir vorstellen, Dein Wissen in Form einer Kunstschule weiterzugeben?

Grundsätzlich schon, allerdings weiß ich nicht, ob meine körperliche Konstitution das zulässt. Ich stecke meine Kraft in Solo- und Gruppenausstellungen und bin Mitglied in zwei Kunstvereinen.

Ihre Webseite erreicht ihr unter http://www.martinaneumayer.de. Dort könnt ihr euch auch ihre Bilder anschauen.

Auf Instagram erreicht ihr sie auch: https://www.instagram.com/mar.lo.art/

Im Interview mit Valentine Alexi, CEO der PrepLounge

Kennengelernt habe ich Valentine bei einer Veranstaltung in Köln, die mein Sohn Christian ausgerichtet hatte: Einer MASTERMIND-Lounge. Hier treffen sich Unternehmer:innen zum Austausch.
Wir kamen ins Gespräch und sie erzählte mir von der Firma, die sie als CEO, altdeutsch als Geschäftsführerin, leitet.
Wir vereinbarten einen Interview-Termin, wo wir, um das Ganze aufzulockern, auch ein paar Fotos von der gut aussehenden jungen Dame zu machen.
Ich erfuhr, dass die gebürtige Wiesbadenerin – sie bezeichnet sich selbst als Stadtkind – dort bis zum Abitur blieb, um dann in Koblenz Kulturwissenschaften zu studieren.
Der Austausch mit anderen Kulturen begleitete sie auch in den folgenden Jahren, wo sie als längere Stationen Argentinien, die USA und Spanien in das Buch ihres Lebens schreiben konnte.
In Jena schließlich vollendete sie ihre Masterarbeit und dann ging es auf Jobsuche.
War es Glück oder Fügung? Bei der Firma PrepLounge konnte sie als Trainee anfangen. Und den größten Teil der Zeit blieb sie der Firma treu. Denn während sie einen Abstecher zur REWE Group machte, wollten die Gründer ein neues Unternehmen aufbauen und haben sie angesprochen, ob sie wieder zurückkommen möchte. Zum Glück für sie und auch für die PrepLounge. Denn als sich die Vorgänger in der Geschäftsführung neuen unternehmerischen Herausforderungen stellen wollten, boten sie ihr den Posten der CEO an.
Wie wir aus den früheren Stadien ihres Lebens schon sehen konnten, gehört Langeweile nicht zum Lebensinhalt der 32-jährigen Hessin.
Aber was macht die PrepLounge eigentlich? Ich hatte relativ wenig Vorstellungen davon, also ließ ich mich gründlich aufklären: Im Endeffekt ist es eine Art Bootcamp für Bewerber von Beratungsfirmen wie McKinsey etc.
Dies geschieht nicht Live vor Ort, sondern ausschließlich über online-Sessions auf der speziell dafür zur Verfügung gestellten Plattform. Auf dieser können sich die Teilnehmer dann auch vernetzen. Logischerweise kam bei mir direkt die Frage nach Konkurrenz zwischen den Teilnehmern auf. Aber Valentine meinte, dass solche Beraterfirmen durchaus auch mehrere neue Berater einstellen. Auf der Plattform wird auch Trainings- und Schulungsmaterial zur Verfügung gestellt.
Kann man die PrepLounge auch für andere Berufsgruppen nutzen?
Die Bewerbungsverfahren für Beraterfirmen laufen nach ihren Angaben immer nach einem ähnlichen Schema ab, was es für die PrepLounge ermöglicht, das Training gezielt auf die Bewerbungsgespräche auszurichten.
Aber der Gedanke, das Prinzip auf andere Berufsgruppen anzuwenden, ist schon vorhanden. Wir lassen uns überraschen.
Was sind die Höhen und Tiefen in der Firma? Valentine mag sehr das kollegiale Miteinander und die Harmonie der Mitarbeitenden in der Firma. Studentische Hilfskräfte sind zum Teil schon seit vielen Jahren in der PrepLounge integriert.
Zu den Tiefen gehört es, dass es auch mal Phasen gibt, in denen viel Unsicherheit herrscht (Corona, Ukraine-Krieg, Inflation) und da ist sie als Geschäftsführerin stark gefordert, um das Team zusammenzuhalten und kreative Ideen zu entwickeln, wie es mit dem Unternehmen trotzdem vorangeht. Sie sieht das aber eher als Herausforderung, denn nur mit Optimismus bekommt sie solche Situationen dann auch gemeistert.
Von ihrem manchmal doch recht stressigen Job erholt sich Valentine durch Sport, z.B. Yoga. Aber ich fand es schön, dass sie sich die Zeit genommen hat für das Interview und die Fotos.

Zum Schluss noch ein paar persönlichere Fragen:
– Was wünscht Du Dir für die Zukunft?
Ich habe aktuell das Gefühl, dass die Stimmung im Land recht pessimistisch ist und wünsche mir, dass wir uns da nicht drin verlieren, sondern all die Herausforderungen angehen und etwas Positives daraus machen. Etwas mehr Macher-Mentalität und Optimismus würden uns da an einigen Stellen gut tun.
– Was macht Dich richtig glücklich?
Zeit in der Natur mit Freunden und Familie.
– Was nervt Dich bei anderen Menschen am meisten?
Ignoranz. Ich finde es super wichtig, Anderen zuzuhören und zu versuchen, sie zu verstehen.
– Was ist Dein liebstes Reiseziel?
Am liebsten immer eins, wo ich noch nicht war.
– Welche Hobbys hast Du?
Sport, Lesen, Backen und Gärtnern, insofern das auf meinem Balkon möglich ist.
Vielen Dank für das Interview. Die PrepLounge findet ihr im Internet unter
https://www.preplounge.com

Ein Leben für die Kunst – die Künstlerin Adriane Skunca findet ihren Weg

Ich kenne Adriane schon mein halbes Leben – und das will was heißen!
Begonnen hatte es, als die Werdenerin im Handballtor der DJK Grün-Weiß Werden für Ordnung sorgte. Zu dieser Zeit zeigte sie noch eine ganz andere Seite ihres künstlerischen Schaffens: Sie schöpfte Mode, und zwar vom Entwurf bis zur Fertigung.
Schon damals war ich der Fotografie verfallen, und so brachten wir die beiden Zweige zusammen und schufen mit ein paar jungen Damen einen kleinen Baum, der mit einer Fotostrecke im Grünen schon bald reife Früchte trug. Einige der dort gezeigten Stücke wurden sogar als Auftragsarbeit verkauft. Danach herrschte eine Zeitlang Funkstille zwischen uns, aber dank der sozialen Medien verlor man sich nie ganz aus den Augen.

Vor kurzem erfuhr ich dann, dass sich Adriane vom Beamtentum – sie war zuletzt als Gymnasiallehrerin und Kunstpädagogin viele Jahre lang tätig – verabschiedet hatte, um als Künstlerin eigenständig durchzustarten.

Den Anfang machten wir beide, indem wir in ihrem Privat-Atelier in Essen-Bredeney im Sommer 2018 ihre bisherigen Werke mit professioneller Ausstattung ablichteten. Diese Arbeit mündete in den Aufbau ihrer eigenen Homepage, einem umfangreiches Werkverzeichnis und einigen You-Tube-Videos, mit denen sie für ihre erste Einzelausstellung entdeckt wurde.

Für mich selbst als erfahrener Fotograf war es eine neue Erfahrung, an einer Vernissage teilzunehmen. Am 6. April 2019 hatte ich die alleinigen Bildrechte bei Adrianes erster öffentlichen Ausstellung in der Rathausgalerie in Attendorn, wo der Bürgermeister Christian Pospischil und Monika Schulte-Klaus vom ansässigen Kunst- und Kulturverein KULTURa die Einführungsreden hielten.

Vier Jahre später erreichte mich die Nachricht, dass sie sich in einem Atelier in der Essener Innenstadt häuslich eingerichtet hatte.

Zur Einweihungsfeier am 6. August 2023 durfte ich erneut zugegen sein. Die Wände waren selbstverständlich mit ihren eigenen Werken behangen, aber auch mit solchen Exponaten, an deren Entstehung sie oft maßgeblich mit ihren Bild-Ideen beteiligt war.
Hier kann man auch die Experimentierfreudigkeit der Künstlerin bewundern. Sie schöpft aus einem erstaunlich großen Pool an Maltechniken. Die Einführung moderierte dieses Mal ihre langjährige Freundin und Handballgefährtin Heike Mühlenstedt-Felix in Form einer Performance.
Sie führte mit Hilfe eines roten (Woll-)Fadens die wichtigen Personen im Leben von Adriane zusammen.

Mehr als 60 Gäste hatten sich eingefunden und waren gespannt auf den beruflichen Neuanfang der Künstlerin, die sich von den Privilegien des Beamtentums verabschiedet hat, um ihre Kreativität nun in Eigenregie ausleben zu können.

Die vielfältigen Leckereien vom Buffet, das einige ihrer treuesten Begleiterinnen mit viel kulinarischer Raffinesse herbeigezaubert hatten, wurde bis auf den letzten Krümel genossen. Aber auch der Austausch durfte nicht zu kurz kommen im bunten Gemenge der geladenen Gäste. Drinnen und draußen, unmittelbar vor dem Atelier, wurde auf einer von der Stadt mitfinanzierten Sitzecke gefachsimpelt. Dass die Themen von der Malerei auch mal abwichen und etwa in der Gärtnerecke oder bei den trendigen Barfußschuhen landeten, ist von der Künstlerin durchaus gewünscht.
Die Kunst darf sehr gerne als Gesprächsanlass genutzt werden, muss sich aber nicht durchgehend in den Vordergrund drängen.

In erster Linie soll das Atelier als Begegnungsstätte dienen und keinen weiteren Kunstpalast nur für eine elitäre Bevölkerungsschicht darstellen.

Wer also mal auf ein Getränk oder ein Speise-Eis und zum Quatschen herbeikommen möchte, ist herzlich willkommen.

Adriane Skunca hat ein Ohr für manche Nöte der Menschen unterstützt sie auch gerne bei deren kleineren und größeren Alltagsproblemen. In künstlerischen und sozialen (Lern-)prozessen über einen längeren Zeitraum, etwa in einem Jahreskurs, können individuell auf die Teilnehmer und Teilnehmerinnen zugeschnittene Lösungsstrategien entwickelt werden, um ein nachhaltig erfülltes Leben führen zu können. Dies ist eine von vielen Möglichkeiten, um sich mit der eigenen Persönlichkeitsentwicklung auseinanderzusetzen. Ebenfalls im Programm sind einzelne Veranstaltungen für kleinere Gruppen, beispielsweise Firmenevents, aber auch für Familien, Jugendtreffs, Mädelstreffen oder Männerrunden sowie Kindergruppen, z.B. Kindergeburtstage.
Alle Altersgruppen dürfen sich angesprochen fühlen.
Mal-Utensilien können mitgebracht werden. Alternativ ist eine Materialumlage möglich, wenn man sich Geräte und Materialien ausleiht.

Um einzelne Maltechniken zu erlernen, kann man sich außer in den Workshops auch im „Offenen Atelier“ beteiligen. Beratungen im künstlerischen Prozess können individuell hinzugebucht werden. In den nächsten Monaten trifft man Adriane Skunca bei ihrer neuen beruflichen Atelier-Tätigkeit am besten an jedem 1. und 3. Sonntag im Monat ab 14 Uhr. Sukzessive wird eine breite Palette an künstlerischen Workshops angeboten.

Zahlreiche Kurse werden in Co-Moderation durchgeführt: „Das bereichert die gesamte Lernatmosphäre ungemein“, erläutert Adriane. Sowohl die Workshopleiterinnen selbst als auch die Teilnehmerinnen profitieren von den Expertisen unterschiedlicher Fachrichtungen beziehungsweise Spezialgebiete.

Nach vorheriger Absprache sind außerhalb der Öffnungszeiten auch weitere Termine möglich.
Die eigenen Kunstwerke und auch Printmedien zu verkaufen, die einem breiten Publikum zugänglich gemacht werden, ist wünschenswert, allerdings eher Zukunftsmusik. Zunächst möchte sie sich den Workshops und dem Offenen Atelier verschreiben, eine neue Ausstellung nach der erfolgreichen Teilnahme an der alljährlichen vom Kulturamt der Stadt Essen ausgeschriebenen Veranstaltung „Kunstspur 2023” ist auch schon in der Pipeline.

„Der rote Faden“ als Ausstellungsthema ist eine logische Konsequenz aus der Performance ihrer Eröffnungsveranstaltung. Interessierte Künstler und Künstlerinnen können sich hierfür noch bewerben.

In der Galerie sollen ausschließlich Werke, die in ihren Workshops entstanden sind, von Menschen, mit denen sie sich verbunden fühlt. Damit grenzt sich die Künstlerin von anderen Kunst-Galeristen deutlich ab.
Diese Einstellung hängt eng mit ihrem Kunstverständnis zusammen.

„Kunst entsteht immer genau dann, wenn man einen Lernzuwachs erfährt, also wenn man Neues (an sich) entdeckt. Der Selbstausdruck beim Malen führt uns immer wieder zu uns selbst und fördert die Selbstreflektion über das eigene Leben” erläutert Adriane Skunca.

Für sie selbst funktioniert das am besten durch die Abstrakte Malerei, wenn sie sich völlig ihrem Malprozess überlässt.
„Das Malwerkzeug führt mich durch das Bild, das vor meinem (inneren) Auge entstehen möchte“, fährt Adriane fort. Kunsthistorisch ist die Malerei einem ständigen Wandel unterworfen. Auch in ihrem Werk sind häufige Wechsel von Maltechniken erkennbar.

Inspiration ist für sie ein Zauberwort, das Sie in ihrem Tun beflügelt. Die Malerin arbeitet gerne seriell in ganz unterschiedlichen Bildformaten und fühlt sich besonders lebendig, wenn sie eine künstlerische Entwicklung in ihrem Werk ablesen kann, genauso wie in ihrem unmittelbaren Schaffensprozess. Ihr Leben spiegelt sich in ihrem Kunstschaffen wider. Doch das erläutert sie lieber in einem persönlichen Gespräch in ihrem Atelier anhand ihrer Kunstwerke.

Ein Leben für die Musik – im Interview mit Susanna Keye

Heute hatte ich das Vergnügen, die Vollblutmusikerin Susanna Keye befragen zu dürfen.

Zum ersten Mal hatte ich sie auf dem Bochumer Weihnachtsmarkt gesehen und gehört, wo sie mit ihrer Band das Publikum faszinierte.

Dann trafen wir zum Tratsch zusammen und ich konnte ein paar Fragen loswerden:

Wie bist Du zur Musik gekommen?
Ich spiele immer noch Geige, habe es nicht einschlafen lassen, nur als ich 16/17 war, wollte ich ein Instrument, das mehr aus dem Herzen kommt, und das ist natürlich das Singen.

Hast Du Geschwister? Wenn ja, sind die auch so musikalisch?
Ich habe 4 Geschwister, 2 Brüder, zwei Schwestern, ich bin die Zweite von 5. In der Musikbranche bin ich als einzige tätig. Meine Tochter lernt zur Zeit Harfe, ein sehr schönes Instrument.

Welche Stilrichtungen in der Musik magst Du besonders? In der Country-Richtung bist Du ja unterwegs, aber außerhalb Deine Band-Aktivitäten machst Du ja noch andere Sachen.
Es gibt keine feste Stilrichtung, die ich für mich „gebucht“ hätte. Und es gibt auch nur weniges (wenn überhaupt), was ich musikalisch nicht mag. Mit meiner eigenen Band ist das Repertoire bunt gemischt, mit Yendis, meiner zweiten Band, geht es mehr in Richtung Country, aber auch nicht ausschließlich (wie ich selbst auf dem Country Musik Festival in Düren im Mai hören konnte. Anm. der Red.)

Welchen Job übst Du neben den Bühnenauftritten aus?
Ich bin tatsächlich als Freiberuflerin unterwegs. In der Uni in Dortmund habe ich einen Lehrauftrag für 4-6 Semesterwochenstunden, aber daneben bin ich im gesamten Ruhrgebiet (und auch darüber hinaus) unter anderem als Chorleiterin unterwegs.

Du hast eine Ausbildung zur Chorleiterin abgeschlossen. Was hat Dich daran besonders gereizt?
Ausgesucht habe ich mir den Job als Chorleiterin nicht direkt. Aber der Bedarf ist groß: Zurerst wurde ich gefragt, ob ich mal einen Chor leiten könnte. Ich habe die Aufgabe angenommen, aber war noch nicht so richtig firm darin. Daraus ergab sich die Chance, eine Aus-/Weiterbildung zur Chorleiterin zu machen und mittlerweile habe ich bis zu 120 Leute in mehreren Chören „unter“ mir.

Arbeitest Du dabei lieber mit jungen Menschen oder älteren (also 30+) zusammen?
Das ist im Endeffekt nicht wichtig, ausschlaggebend ist die Motivation. Und die kann in allen Altersstufen gut oder weniger gut ausgeprägt sein.

Beschreibe Deine Gefühle, wenn Du als Band oder als Chorleitering vor einem großen Publikum stehst.
Es ist schon ein erhebendes Gefühl, wenn alle mitspielen/mitsingen und sowohl die Sänger:innen als auch das Publikum begeistert sind.

Könntest Du ohne Musik leben?
Nein

Wieso Susanna und nicht Susanne? Irrtum? Absicht? Tippfehler
Als es um meine Namensgebung ging, gab es viele, die den Namen Susanne mit „e“ trugen. Und meine Eltern meinten, ein kleiner Unterschied sei nicht schlecht.

Welcher Teil in Deinem musikalischen Leben ist für Dich am wichtigsten?
Ich spiele in Bands, ich lehre, ich leite Chöre und ich schreibe selber Songs (sowohl die Texte als auch die Musik). Und ich glaube, dass das Schreiben mich am meisten erfüllt.

Frage: Was hast Du Dir für die Zukunft an (auch musikalischen) Zielen gesetzt?

  • Ein Album rausbringen mit meinen Songs, meinen eigenen Stil und auch mein Publikum finden (voraussichtlich 2024)
  • die Kinderlieder konstant weiter schreiben und u.a. in pädagogischen Fachzeitschriften veröffentlichen.
  • noch viel mehr Zusammenarbeit mit Profis (Bochumer Symphoniker, u.a.), Chor- und Orchesterleitung

Wo machst Du am liebsten Urlaub?
Ich mache fast nie Urlaub, das ist ein Fehler. In den letzten Jahren oft Frankreich (Gruissan), aber wenn meine Tochter größer wird auch mal was von der Welt sehen.

Kannst / möchtest Du da auch mal von der Musik abschalten oder arbeitet der kreative Teil des Gehirns durch?
Das ist schwer für mich, aber es gibt einen Teil von mir, der sich nach Ruhe und Pause sehnt und einfach mal n schönen Film gucken (das mach ich nie) möchte oder mal öfter ins Konzert gehen…

Was nervt Dich in Deinem Leben besonders/am meisten?
Leute, die sich auf Probleme statt auf Lösungen fokussieren.

Welches Instrument würdest Du einem Kind empfehlen, um mit Musik warmzuwerden?
Fast egal, Hauptsache es gibt ein gutes Vorbild und/oder eine/n Lehrer:in zu dem/der das Kind einen guten Bezug hat.

Frage: Wie bekommst Du Familie und Musik unter einen Hut?
Es geht, mal besser mal schlechter.. gute Organisation ist wichtig und auch immer wieder die Herausforderung…

 

Und für alle, die bis zum Ende gelesen haben: Susanna spielt am 1.12.2023 auf dem Bochumer Weihnachtsmarkt. Save the date. Ich habe es schon gemacht.

Hier noch der Link zu ihrer Webseite: https://www.susannakeye.de

Und natürlich auch zu ihrer Band: https://susanna-keye-band.de/