12.09.2025 – Seattle und Umgebung

Immer noch plagt uns ein wenig der Jetlag, aber wir versuchen, es ruhig angehen zu lassen.

Wie üblich, als ich aus dem Fenster schaute, graute der Morgen (wortwörtlich). Oder sollte ich besser sagen: graute DEM Morgen?

Jedenfalls kein Wetter für hochkarätige Fotos. Also begeben wir uns irgendwo hin, wo der wolkenverhangene Himmel nicht stört:

Erstmal bei der Bank of America vorbei. Dort ist für Kunden der Deutschen Bank das Abheben von Bargeld ohne zusätzliche Gebühren möglich. Davon gibt es kein Foto.

Anschließend fuhren wir (nur ein paar Minuten entfernt) zum „Future of Flight“ Museum, um von dort aus die Boeing-Werke zu besuchen. Riesig, von der Grundfläche größer als der Vatikan erstrecken sich die mächtigen Hallen auf der Ebene.

Vom Observation Deck des Museums sieht man die Gebäude nur in der Ferne, aber direkt in einem extrem hässlichen Grün diverse fliegende Pröbchen der Firma Boeing. Der Vater des Gründers Bill Boeing war übrigens Deutscher.

Das Grün ist eine Art Schutzanstrich, welcher aufgetragen ist, bis die eigentliche Bemalung erfolgt. Die Farbe wird anschließend gesammelt und weiterverwendet.

Im Museum selbst – wie der Name sagt, gibt es einiges zur Zukunft der Fliegerei zu sehen.

Aber auch Machwerke, die nicht direkt was mit Flugzeugen zu tun haben. So ein Teil der ISS, durch den man hindurchgehen kann:

Um die ungeheuren Dimensionen der „Queen of the Skys“, wie man den Jumbo-Jet, die 747, auch nennt, haben sie das Heckleitwerk in Originalgröße aufgebaut. Wie klein wir Menschen dagegen doch sind.

Das Flugzeug in voller Größe erstreckt sich sogar auf die Höhe eines sechsstöckingen Hauses.

Dann geht es auf die Tour. Mitzunehmen erlaubt ist: NICHTS. Ok, ein Taschentuch habe ich eingeschmuggelt. Aber Kameras, Handys und viele andere Gebrauchsgegenstände sind verboten. Mit einem Shuttlebus (unsere Führerin zählt die Besucher:innen peinlichst genau ab) fahren wir in das Werk hinein und steigen in einen der über 500m langen Tunnel hinab, die sich über die ganze Breite einer Halle erstrecken.

Nach diversen Erlärungen geht es in den 3. Stock. Eine Aufzugsführerin macht den ganzen Tag nichts anderes, als die Besucher über mehrere Etagen zu katapultieren.

Hier wird es richtig imposant. In dem Teil der Halle stehen sechs Flugzeuge in verschiedenen Stadien der Fertigstellung. Die erste hat schon die Flügel angebaut, bei der letzten ist noch nicht mal der Rumpf zusammengesetzt. Und von diesen Hallenteilen gibt es derer sechs.

Anschließend werden wir wieder durchgezählt und mit dem Bus zurückgekarrt.

Der Spaß hat uns Ü65 anstelle 42 USD nur 36+Tax gekostet, aber das hat sich gelohnt.

Da wir schon wussten, dass wir nichts mit ins Werk nehmen durften, hatte ich meine Fototasche im Hotel gelassen und nur die Kamera mitgenommen, die dann gut in ein Schließfach passte.

Auf dem Rückweg machten wir noch einen kurzen Abstecher zum Mukilteo Leuchtturm und legten uns zu einer kleinen Mittagspause im Hotel aufs Bett.

Gut gestärkt ging es dann über Costco (Tanken war angesagt) zum Golden Garden Park, wo wir uns auf der Ladefläche unseres Trucks mit Blick auf den Puget Sound unseren mitgebrachten Salat schmecken ließen.

Eigentlich sollte das nächste Ziel die Space Needle sein. Aber als ich in direkter Nähe davon Parkplatzgebühren von 20 USD in den Augen der Betreiber aufleuchten sah, drehte ich kurzerhand ab und gönnte der Nadel nur ein Foto von der Straße.

Es geht weiter zum Lincoln Park. Dazu müssen wir die West Seattle Bridge in luftiger Höhe überqueren. Das folgende Foto habe ich ausnahmsweise mal nicht selbst vom Lenkrad aus geschossen, sondern die Kamera meiner Göttergattin anvertraut, die dankenswerterweise die Skyline so perfekt abgelichtet hat.

Im Lincoln Park gibt es einen weiteren Troll mit Namen Bruun Idun, the way of the bird kings. Dazu müssen wir zwar erst eine Viertelstunde vom Parkplatz anlaufen, aber die untergehende Sonne auf dem Weg entschädigt mehr als reichlich dafür.

Und schließlich stehen wir vor dem süßen Holzgebilde, die beste Trollkennerin von allen ist logischerweise hin und weg.

Dann geht es, die Sonne ist mittlerweile komplett hinter dem Horizont verschwunden, zu einem letzten Tagesziel.

Und das ist der City View Park. Schon den ganzen Urlaub reizt es mich, die Skyline von Seattle bei Dunkelheit zu fotografieren. Und jetzt kommen endlich Ort und Zeit passend zusammen.

Stativ heraus und ein paar Aufnahmen geschossen.

Sieht doch toll aus, oder?

Jetzt nur noch 40 Minuten nach Hause, zum Glück ohne Staus. Um neun Uhr hatten wir das Hotel wieder erreicht.

11.09.2025 – Mount Rainier National Park – Sunrise

Schlaflos in Seattle. Das hat seine Vorteile: Man ist früh auf den Beinen, kann früh frühstücken und steht früh im Stau. Warum? Wir wollten unbedingt in den Nordteil des Mount Rainier Nationalpark, zur Sunrise Area.

Unser Hotel liegt in Everett, also nördlich von Seattle. Und das heißt, dass wir auf jeden Fall durch Seattle durch müssen, auf dem I405 wie hunderte andere Washingtoner.  Um 6 Uhr wurde uns noch eine Fahrzeit von 2h 15min anvisiert, als wir dann endlich auf der Straße waren, hatte sich das schon auf knapp 3 Stunden verlängert. Aber wir haben es nicht eilig und zur Zeit liegt auch dicker Nebel über der Küste und den Städten. Der Wetterbericht hat Besserung in Aussicht gestellt.

Also stellten wir uns in den schönen langen Stau und beobachteten die vielen schönen amerikanischen Autos, die vor und neben uns dem gleichen Hobby frönten. In Renton verließen wir die Autobahn und fuhren über Maple Valley und Enumclaw über Landstraßen bis zum Mt. Rainier Nationalpark.

Schon auf dem Weg nach oben zeigte uns die Bergkulisse, was uns an Schönheit erwartete.

Dann endlich kam der höchste Berg Washingtons in Sicht.

Majestätisch überragt er mit seiner weißen Kappe und den Gletschern das in umgebende Umland.

Auf dem Parkplatz von Sunrise studierten wir die Karte, die wir am Parkeingang erhalten hatten. Von der Länge und der Steigung erschien uns eine Wanderung zum Frozen Lake am vielversprechendsten und wir machten uns auf die Schuhe.

Leicht ansteigend ging der Weg vorbei an vielen bunten Beeren, die wir allerdings nicht kosteten.

Dann kamen uns Leute entgegen, ziemlich aufgeregt: A bear, a bear. Gut, dass muss uns unbedingt auch aufregen. Jetzt sind wir schon mehr als 35 Jahre im Westen der USA unterwegs und haben in den Nationalparks noch nie so richtig das Vergnügen einer Bärensichtung genießen können. Ein paar Meter weiter stand eine Gruppe von Wanderern, die angestrengt bergab ins Tal schauten.

Natürlich musste die Traube von Bärenkennern ihr Wissen weitergeben und sie führten unsere Blicke tief nach unten, wo sich ein hellbrauner winziger Fleck von Zeit zu Zeit bewegte. Ein Fall für alle Handykameras. Oder doch nicht? Zum Glück hatte ich die Dicke Berta in Karins Rucksack gepackt (ja, sie wusste davon) und so konnte ich mir den pelzigen Säuger mit einer Brennweite von 750mm etwas näher heranholen. In der anschließenden Nachbearbeitung in Lightroom konnte ich noch etwas mehr optimieren, so dass das Endergebnis schließlich so aussieht.

Gut, man kann nicht jedes einzelne Haar unterscheiden, aber es ist besser als nichts.

Als wir uns satt gesehen hatten bzw. der Teddy klarmachte, dass er nicht weiter gestalkt werden wollte, trabten wir langsam weiter bergauf. Immer wieder gaben die Bäume den Blick auf den Mt. Rainier frei.

In der entgegengesetzten Richtung war die Sicht deutlich schlechter, was am Wildcat Fire lag, einem Waldbrand in der Größe von fast 8000 Acres. Ab und zu kam auch der Geruch von verbranntem Holz durch.

Endlich kam der Frozen Lake in Sicht. Ich gestehe, ich war etwas enttäuscht, ein Reservoir für die Versorgung der Sunrise Area.

Ein bisschen wurde ich entschädigt durch die Skipmunks, die in der Hoffnung auf etwas Essbares um die Wanderer herumscharwenzelten.

Aber: Don’t feed the animals.

Dann ging es auf den Rückweg. Kleine Pause und meine Göttergattin verschönert die Landschaft.

Am Auto hatten wir dann ca. 5,5 Kilometer zurückgelegt, in der Höhe von über 2000 Metern für den dritten Reisetag eine gute Leistung.

Bevor es wieder zum Hotel ging, wollten wir uns noch zwei Sachen anschauen (ohne groß zu wandern).

Das erste Ziel war die Straße zum White River Campground. Als Abfluss eines der Gletscher des Mt. Rainier haben wir hier einen wilden und schönen Fluss vor uns.

Ich könnte mir schon vorstellen, auf dem Campground mal ein wenig Zeit zu verbringen. Beim Rauschen des Wassers schläft man bestimmt gut ein.

Als letztes Ziel stand der Tipsoo Lake auf dem Plan. Ich hatte Fotos gesehen, wo sich der Mt. Rainier wunderbar auf der Wasseroberfläche spiegelt. Vielleicht klappt es ja bei mir auch? Tat es nicht. Der Berg war mittlerweile sehr von Dunst umhangen und die Wasseroberfläche durch den Wind gekräuselt.

Aber zumindest einen Schmetterling konnte ich noch mit der Kamera einfangen.

Dann geht es auf den Rückweg. Das Navi stimmt uns mit 2h 15min optimistisch. Allerdings gibt es hier kein Handy-Netz, Verkehr wird nicht berücksichtigt. Als dann die ersten Verkehrsdaten reinkamen, war dieser wie auf dem Hinweg mit sehr vielen Autos gesegnet, die alle in die gleiche Richtung wollten.

Aber wir konnten was dazu lernen: Nämlich, dass Zeit Geld ist. Wenn man sich auf eine der Express-Spuren begibt, wird man abfotografiert und darf für den einmaligen Transit bis zu 13,50 USD berappen.

Da lassen wir uns lieber etwas Zeit.

Das Hotel erreichten wir trotzdem noch bei Tageslicht und ich konnte das besondere Feature dieses Gebäudes ablichten: Der Eingang wird von einem riesigen alten Flugzeugflügel überdacht, eine interessante Idee.

Zum Abendessen gab es dann Chicken Tikka Masala mit Nudeln, ein Genuss.

10.09.2025 – Ankommen in Seattle – erste Trollsichtungen

Der gestrige Reisetag scheint zumindest mich ganz schön geschlaucht zu haben, denn nach den zwei Melatonin-Tabletten habe ich bis 6.30 Uhr durchgeschlafen. Mal sehen, ob das morgen auch funktioniert.

Für heute haben wir auf dem Plan, den Wagen abzuholen. Hätten wir theoretisch auch schon gestern machen können, aber da wir kurz vor Datumswechsel am Flughafen ankamen, hätten 10 Minuten = 1 Tag später eventuell zu Verwirrung bei Hertz geführt.

Also bestiegen wir nach einem normalen Frühstück im Hotel wieder den Shuttle-Bus und ließen uns zum Flughafen karren.

Bei Hertz waren – wie leider schon erwartet – keine 1500er Pickups zu haben, nur die größere Version, ein 2500er Heavy Duty. Heißt: Etwas höherer Spritverbrauch und die beste Ehefrau von allen braucht noch ein Fußbänkchen, um auf die Ladefläche zu kommen. Letzteres ist lösbar.

Den ersten Wagen, den Hertz für uns vorgesehen hatte, ließen wir direkt zurückgehen, zu große Lackschäden sehen nicht schön aus. Schließlich einigten wir uns auf diese Schönheit und fuhren zum Hotel, um dort unsere deponierten Koffer einzuladen.

Dann auf nach Costco, um die wichtigen Lebensmittel, die es nur dort gibt, einzukaufen:

  • Cranberry Walnut Bread
  • Vanilla Soy Milk
  • M & Ms
  • Erdnussriegel
  • Artichoken-Jalapeno Dip
  • Chicken Tikka Masala
  • Und was die Kleidungsabteilung sonst noch hergibt.

In diesem Fall konnte ich mich ausnahmsweise für etwas begeistern: Eine schöne Ranch-Jacke, in die ich mich sofort verliebte.

Und einen schönen Menschen kann ja nichts entstellen.

Anschließend auf dem Weg zum Hotel einen weiteren Abstecher zum Walmart, um weitere dringend benötigte Lebensmittel einzukaufen. Als Besonderheit habe ich mir diesmal eine kleine und billige Kaffeemaschine gegönnt. Das ist einfach ein Feeling wie im Ferienhaus, wenn ich mir damit am Morgen meinen Arbeitskaffee zubereite.

Im Hotel angekommen entluden wir unseren Truck und sortierten erstmal alles zusammen und auseinander. Logisch, dass die Kaffeemaschine ihre ersten Einsätze zu unserer vollen Zufriedenheit absolvierte.

Unser Zimmer, welches wir für die nächsten 3 Tage bewohnen werden, hat sogar eine kleine Kochecke. Das werden kulinarische Tage, wie wir sie sonst selten haben.

Und los geht es zur Besichtigungstour. Im Raum Seattle gibt es relativ nah beeinander zwei Trolle, den Frankie Feetsplinter und den Freemont Troll.

Ersterer befindet sich in der Nähe eines Museum am Hafen und ist wie die meisten anderen Trolle aus Holz gebaut:

Lustig, wie er mit verschmitzem Grinsen seine Besucher anlächelt.

Das kann sich die beste Trollkennerin aus Essen nicht entgehen lassen.

Weiter geht es zum Freemont Troll, der ganz aus Beton gearbeitet wurde.

Er befindet sich in der Nähe der Freemont Ave unter der Aurora Bridge. Logisch, dass sich die Troll Ave direkt nebenbei befindet. Ob der Troll das Stoppschild selbst so beklebt hat? Wir wissen es nicht.

Das nächste Ziel, die Sonne neigt sich langsam dem Himmel zu, ist der Kerry Park, von dem man laut einer KI einen der besten Blicke auf die Skyline von Seattle haben soll.

Ja, es sieht sehr schön aus, aber ich glaube, das geht noch besser. Wir fahren auf dem Highland Drive noch bis zum Ende, um dann zu Fuß noch den Sonnenuntergang am 8th PI way zu erleben.

Hat sich gelohnt.

 

 

Nachdem sich die Sonne dann verabschiedet hatte, riskierten wir noch einen Abstecher zum Lake Union, wo große Hausbootkolonien im Wasser liegen.

Ich habe die Vermutung, dass dort irgendwo auch der Film „Schlaflos in Seattle“ gedreht wurde mit Tom Hanks.

Im Hintergrund sehen wir schemenhaft noch einmal die Aurora Bridge, dann ist es mit der Helligkeit zu Ende.

Nun ist es Zeit, ins Hotel zurückzufahren. Zum Glück ist der Berufsverkehr jetzt weg und wir schaffen es locker in der halben Zeit nach Everett.

09.09.2025 – Flug nach Seattle

Es geht wirklich los. Die Vorbereitungen sind ausnahmsweise mal ohne Hektik abgelaufen und wir hoffen, dass wir nichts vergessen haben. Gebiss ist dabei, Perücke und was man sonst vielleicht noch braucht: Kamera, Handy…

Am Morgen machen wir uns gegen 6 Uhr auf die Straße, leichter Nieselregen begleitet uns. Wir sind uns bewusst, dass wir sehr genau in den Berufsverkehr kommen werden, ich kenne die Strecke über Köln nach Süden sehr genau.

Und direkt hinter dem Breitscheider Kreuz sehen wir die ersten Blaulichter. Mehrere Wagen haben sich touchiert und die Autobahn ist voll gesperrt.

Zum Glück in der Gegenrichtung. Dusel gehabt. Mehrere Baustellen bremsen zwar das zügige Vorankommen aus, aber es gibt keine Anzeichen für einen längeren Stau. Und so landen wir nach ca. 2 h 45 Minuten im Parkhaus Platzhirsch, welches sehr gut besucht ist. Aufgrund der Erfahrungen unseres letzten Besuches wissen wir, dass die Parklücken groß genug sind, um auch unseren Ranger dort abzustellen. Und deshalb haben wir und den Luxus gegönnt, mit dem Dicken nach Süden zu gondeln.

Der Shuttle-Bus zum Flughafen, Medical Center, dauert genau 7 Minuten. Länger hätte ich es in der qualvollen Enge dieses Gefährts nicht ausgehalten. Ein kurzer Spaziergang bring uns zu den Checkin-Schaltern, diesmal „Polaris“-Klasse. Die freundliche Begrüßung unterscheidet sich aber nicht von der anderer Klassen. Wir erhalten unsere Bordkarten – unser Gepäck bekommt einen „Priority“-Kleber, wie auch schon früher bei Flügen mit Premium Economy. Aber ich glaube nicht, dass das irgend etwas bewirkt.

Soweit alles normal. Jetzt kommt der erste große Unterschied. Bisher waren wir mit unserem Priority Pass immer in der Luxx Lounge im Flughafen abgestiegen, um die Zeit zum Flug zu überbrücken. Brühwürstchen und Toast hat mich nicht vom Hocker gerissen, aber es ist noch immer besser, sich in den bequemen Sesseln zu fläzen als auf dem unbequemen Gestühl der Gates.

Diesmal dürfen wir mit unseren Boardkarten in die Business-Lounge der Lufthansa. United selbst hat in FRA keine Lounge, aber aufgrund der Zugehörigkeit der Star Alliance gewährt man uns gnädigerweise den Zutritt. Ich bin gespannt und mein Puls klopft mit wenigstens 180. Nein, tut er nicht. Wäre auch übertrieben gewesen. Es sieht alles hier sehr nett aus, so ein bisschen farblich in Lufthansa Anmutung gehalten, aber ehrlich gesagt hätte ich für Business-Kunden ein wenig mehr erwartet. Es gibt neben den üblichen Getränken noch Müsli mit verschiedenen Joghurts und Bratkartoffeln mit Rührei und Klopsen.

Aber das ist Lästern auf sehr hohem Niveau. Theoretisch hätten wir sogar duschen können. Das sparen wir uns für die Lounge in SFO nach dem langen Flug auf.

Ich mache mich auf ans Buffet und muss mein Urteil über das Nahrungsangebot gründlich revidieren. Die Klopse haben einem Hühnerfrikasse mit Spätzle Platz gemacht (aber ich konnte noch ein paar ergattern),

die Müsli-Bar ist größer als erwartet

und die Nachtisch-Auswahl ist auch nicht ohne.

Da brauche ich im Flugzeug gar nicht mehr zu essen. Hoffentlich lassen die mich mit dem zusätzlichen Gewicht noch in den Flieger.

Ich werde weiter berichten.

Sodele, wir haben uns nach einer gemütlichen Zeit in der Lounge auf den Weg zu unserem Gate gemacht. Vorteil der LH-Lounge? Sie liegt jenseits der Security bei den Z-Gates, wo wir auch einsteigen müssen. D.h. kein Zeitverlust durch lange Schlangen an der Sicherheitskontrolle. By the way: Meine Kameraausrüstung wurde erstmalig nicht „abgestaubt“, ich wundere mich. Liegt es daran, dass mein Supertele, die Dicke Berta, in einem Koffer mitreist?

Dadurch, dass wir mit unseren Tickets die Boarding Gruppe 1 haben, trödeln wir ein wenig herum mit dem Resultat, dass wir erst an Platz 10 in der Schlange stehen. Normalerweise hätte das üble Konsequenzen bzgl. des Verstauens des Gepäcks, aber hier bekomme ich meine Kameratasche in den Overhead Bin und die Computertasche wandert in den Fußraum. Auf Anraten meiner Göttergattin besorge ich mir einen „Topper“, eine extra Matraze, um auf dem Gestühl weicher zu liegen. Guter Tip. Der Platz ist so, wie er in unzähligen Videos beschrieben wird, eine Flasche Wasser steht in einem kleinen Schränkchen. Das Kopfkissen ist eine Wucht, ich freunde mich direkt damit an.

Man wird freundlich bedient – ob besser, als in anderen Klassen? Ich vermisse die Getränkedosen, denn z.B. der Apfelsaft wird nur in einzelnen Gläsern serviert.

Zwei Tage vor dem Abflug konnten wir uns über die United App schon unser Menü aussuchen. Ich hatte mich für Steak entschieden. Als es kam, war ich sehr angenehm überrascht. Das war das beste Essen, was ich je in einem Flugzeug serviert bekommen habe.

Der Flug selbst war vor allem zu Anfang ziemlich „bumpy“. Ich hatte den Eindruck, dass wir auf einer Nebenstraße in Ostdeutschland und nicht in der Luft unterwegs sind.

Ich schaue mir auf dem „Großbildschirm“ ein paar Filme an und mache es mir richtig gemütlich. Probiere die verschiedenen Stellungen des Sitzes aus und stelle fest: Die Sitze sind top, nur ich bin etwas zu breit. Da wir erst Mittags losgeflogen sind, will sich die Müdigkeit nicht so recht einstellen und ich döse und daddele am Handy ein wenig rum, bis das Essen vor der Landung serviert wird.

Ach ja, die vielgelobte Eis-Sensation war ganz nett, aber ich hatte mir mehr davon versprochen.

Die letzte Mahlzeit auf diesem Flug war bei mir Nudeln mit Hackfleischsauce. Auch diese hat mir ausnehmend gut gemundet. Und ich habe mich nicht ein einziges Mal bekleckert.

Die Einreise klappt dank MPC problemlos und unsere Koffer sind auch beide da. Wir begeben uns in die Polaris Lounge, um uns dort überraschen und verwöhnen zu lassen.

Ein echt großzügiges Buffet ist aufgebaut, aber ich entschließe mich, ausnahmsweise à la carte zu dinieren (ist im Preis inbegriffen).

Während ich noch diese Zeilen schreibe, gönnt sich meine Göttergattin eine Dusche. Das werde ich dann auch machen, sobald sie zurück ist. Und dann geht es sauber zum Essen.

Der Burger war nicht schlecht, aber durch das Essen im Flugzeug bin ich mittlerweile so abgesättigt, dass ich in der nächsten Woche wahrscheinlich kein Essen mehr benötigen werden. Na ja, schauen wir, was mein Magen morgen dazu sagt.

Von unserer Lounge müssen wir ins Terminal E wechseln, das geschieht durch einen viertelstündigen Spaziergang, zum Glück ohne weitere Sicherheitskontrollen. Dort könnten wir uns nochmal in eine „normale“ United Lounge setzen, aber wir sind mittlerweile ein wenig erschöpft. Der Flug geht pünktklich los, nur in Seattle benötigt der Flugkapitän etwas mehr Zeit als üblich mit der Parkplatzsuche. Hoffentlich weitet sich das nicht auf unseren Trip aus. Der Transfer-Bus kommt nach Anruf recht zügig und bringt uns in unser Surestay Plus Best Western SeaTac Airport. Hier fallen wir einfach nur noch ins Bett, werfen ein wenig Melatonin ein und schlafen nach ca. 26 Stunden von Haustür zu Haustür ein. Gute Nacht, Amerika.

 

Vorwort

Es geht wieder einmal los. Diesmal ist Seattle unser Ziel. Von dort aus wollen wir im Wesentlichen den Staat Washington drei Wochen lang erkunden. Bei unseren letzten Flügen haben wir die Feststellung gemacht, dass es uns gut tut, wenn wir einen langen Flug am Stück haben (besser noch non-stop) und dann noch ein kleines Teilstück in einer kontinentalen „Sitzklasse“. Und das natürlich so komfortabel wie möglich. Wir sind ja nicht mehr die jüngsten. Nach Seattle gibt es von Frankfurt Non-Stop-Flüge, allerdings nur mit Lufthansa. Und obwohl diese in Deutschland zu den besten gehört, gibt es einige Dinge, die uns bisher davon abgehalten haben, mit dem Kranich zu fliegen. Wir bleiben lieber bei United Airlines. Die Webseite ist gut zu bedienen und im allergrößten Notfall gibt es eine deutschsprachige Hotline (zu deutschen Bürozeiten), die uns bisher immer freundlich und kompetent zur Seite stand.

Zu unserem 65. Geburtstag wollen wir uns etwas Besonderes gönnen: Wir fliegen zum ersten Mal im Leben auf Langstrecke Business. Dies hat speziell bei United Airlines den Vorteil, dass es nach der Premium Eco (hatten wir die letzten Flüge) nur noch die Polaris Klasse gibt. D.h. es gibt Sitze, die sich als Bett umbauen lassen, ein gutes Essen – und vor allen Dingen ein sehr gutes Eis als Nachtisch. Als meine Frau das erwähnte, hatte sie mich. Gut, die Flüge sind geringfügig (nein, heftig) teurer als alles, was wir bisher erlebt haben. Auf der anderen Seite: Es bringt nichts, der reichste Mann auf dem Friedhof zu sein.

Die Polaris Klasse wird nur auf der interkontinentalen Strecke angeboten. Und die preiswertesten Flüge gingen über Chicago bzw. Washington. Das bedeutet, dass man für 7-8 Stunden den Luxus genießen darf und danach für 5-6 Stunden in die „normale“ First Class für Kontinentalflüge umsteigen darf. Suboptimal. Wo es doch Non Stop Flüge nach San Francisco gibt und anschließend „nur“ 2 Stunden weiterhoppeln nach SeaTac. Aber diese Flüge wären nochmal ein Drittel teurer geworden als unsere jetzigen Flüge. Dafür können wir in den 4 Stunden Aufenthalt in Chicago wenigstens die Polaris Lounge nutzen. Mit Duschen, Ruheräumen und kostenlosem Essen. Für den Rückweg war das leider keine Option. In Washington hätten wir gerade mal eine Stunde Aufenthalt gehabt, gerade genug Zeit, um die Flugsteige zu wechseln. Und wer weiß denn, ob wir überhaupt pünktlich ankommen wären (siehe auch unsere letzte Reise im März 2025).

Also träumten wir davon, vielleicht doch irgendwie an die besseren Flüge zu kommen. Meine Göttergattin checkte jeden Tag, was sage ich, jede Stunde, die Webseite von United, um vielleicht eine Flugzeitenverschiebung annonciert zu bekommen.

Und am 23.5.2025 war es dann soweit: Ich war gerade mit dem Rad beim Bäcker, als mein Telefon Sturm schellte: Ich möge bitte schnell nach Hause kommen, es gibt eine Verschiebung und wir können wahrscheinlich umbuchen.

Bevor ich zuhause unter die Dusche sprang, saßen wir schon am Rechner und schauten uns die zur Verfügung stehenden Optionen an: Da gab es einen Flug, der zur richtigen Zeit mit dem richtigen Routing (von FFH über SFO nach SEA) ging. Und das Beste: Für 0 Euro zusätzliche Gebühren. Und wir konnten den Hinflug ebenfalls über genau das Routing einstielen. Leider nur einen Tag früher startend und einen Tag später zuhause ankommend. Das kriegen wir auch noch geregelt. Einziger winziger Wehmutstropfen: In San Francisco gibt es sowohl auf dem Hin- als auch auf dem Rückflug einen vierstündigen Aufenthalt. Da müssen wir wohl oder übel die Polaris Lounge gründlich auskosten. Ich werde ausführlich berichten.

P.S. Hätten wir am gleichen Tag eben diese Flüge neu gebucht, hätten wir ca. ein Drittel mehr bezahlt als jetzt.