Wir haben gut geschlafen, schöne breite Kingsize Betten. Jetzt sind wir gespannt auf das Frühstück. Da wir wie üblich auf den Zimmerservice verzichten möchten, wollen wir das an der Rezeption anmelden. Fehlanzeige. Zur Zeit nicht besetzt. Der einzige Mensch, der vom Hotelpersonal durch die Gänge wuselt, ist der englischen Sprache absolut nicht mächtig. Und mein Spanisch ist leider noch nicht so weit, dass ich ihm so wichtige Dinge wie „no roomservice, please“ verständlich machen kann. Aber der junge Mann ist findig. Warum englisch lernen, wenn es doch ein Smartphone gibt. Wir sprechen ihm unseren Wunsch in den Google Translator und er weiß Bescheid. Geht doch.
Meine Göttergattin hatte mich schon auf ein katastrophales Frühstück hingewiesen. Sie hatte schon viel darüber gelesen. Dagegen gibt es ein Mittel: Weniger lesen. Jedenfalls waren die angebotenen Speisen ordentlich. Es gab zwar weder Rührei noch Schinken oder Patties, aber warme, frisch gekochte Eier und einiges andere, welches schmackhaft satt machte. Der Tag kann beginnen.
Der Blick aus dem Fenster zeigte, dass wir nicht an das Wetter des Vortages anschließen können. Aber für eine Wanderung sollte es reichen. Wir machten uns also auf den Weg in den Nationalpark und legten den ersten Stop am Panoramapoint ein.
Die Sonne wagte sich partiell durch die Wolken und ließ diesen tollen Ausblick zu. Eine halbe Meile weiter liegt dann der Goosenecks Overlook, eine Ansammlung an Flußschleifen, die von dem Aussichtspunkt vollständig eingesehen werden können. Nichts für Menschen mit Höhenangst.
Selbst durch ein Fischeye betrachtet bekommt man nur einen Teil der Schlaufen drauf.
Dramatisch die Wolkenformationen, durch die die Sonne einzelne Felsformationen anleuchtet. Eine wahnsinnige Stimmung.
Aber wir wollen weiter. Nur ein paar Meilen weiter hat das Visitor Center geöffnet und ist personell sehr gut besetzt. Wir erkundigen uns, ob der Trail zur Hickman Bridge begehbar ist und ob die Gefahr von Springfluten besteht. Alles in Ordnung, versichert uns die Dame, wollen wir ihr mal glauben.
Ein paar Meilen weiter liegt links der Parkplatz, noch sind reichlich Plätze frei. Wir schultern unser Wandergepäck, ich ausnahmsweise mal mit Hoodie angezogen und marschieren los. Ungefähr eine Meile sieht die Trail Info vor, der Anfang steil nach oben.
Die Landschaft ist schon interessant, wirkt ohne Sonne natürlich nicht so wie mit.
Irgendwann stehen wir dann mit einem halben Dutzend Jugendlichen unterhalb dieses imposanten Naturschauspiels und ich turne durch die Felsen, um die Brücke ohne menschliche Beigaben auf die Platte zu bannen.
Nach einiger Zeit ist es mir gelungen und wir machen uns auf den Rückweg.
Dort bewundern wir noch eine Mini-Brücke, die das Wasser in den Fels gewaschen hat.
Zwischendurch beehrt uns die Sonne mit ein paar Strahlen und lässt diese prächtigen Berge im schönsten Licht erstrahlen.
Als wir wieder am Parkplatz ankommen, ist dieser bis auf den letzten Platz besetzt. Glück gehabt. Was machen wir jetzt? Der erste Gedanke war, weiter auf der 24 in Richtung Hanksville zu fahren und dort ein paar der vielen Naturschönheiten zu erkunden. Aber morgen soll das Wetter besser werden. Da ist es dort mit Sicherheit noch toller.
Aber wir können auch auf den Spuren der Vergangenheit wandeln. Wir fahren den Burr Trail.
Am östlichen Ausgang des Parks startet die Notom Road, die weiter nach Süden führt und von der der sogenannte Burr Trail abgeht. Dieser führt nach Boulder und von dort kann man über die Berge nach Torrey zurückkehren.
Der Name Notom stammt von einer (Ghost)-Town namens Notom. Über die Entstehung des Namens ist man sich nicht einig. Eine Vermutung ist, dass dort keine Toms (no-Tom) gelebt haben.
Der Einstieg war schnell gefunden, wir befinden uns außerhalb des Nationalparks, Farmen abseits der Straße prägen im Vordergrund das Landschaftsbild.
Im Hintergrund erhebt sich majestätisch die sogenannte Waterpocked Fold. Es handelt sich dabei um eine große geologische Verwerfung (ein sogenannter Monoklinalfaltenzug). Sie erstreckt sich über etwa 160 Kilometer und ist das zentrale geologische Merkmal des Capitol Reef National Park. Wie man sehen kann, ist von dem bisschen gutem Wetter nicht viel übrig geblieben.
Wir sind optimistisch, dass es eigentlich nur noch besser werden kann und rollen genüßlich mit 40 Meilen/Stunde an den weißen Gesteinsformationen vorbei. Der Verkehr hält sich in Grenzen, uns begegnet gerade ein Dodge Ram.
Dann geht es nach rechts ab zu den Burr Trail Switchbacks. Das sind 4 Haarnadelkurven, die uns direkt über ein solches Bergmassiv führen. Erinnerungen an den Shafer Trail und den Moqui Dugway werden wach.
Der Blick nach unten und zurück alleine lohnt schon die Fahrt über diesen Trail.
Als wir wieder auf gerader Strecke sind, zeigt sich noch einmal kurz die Sonne für ein Foto auf diese tolle Felsmassiv.
Das war es aber auch schon mit der Sonne. Kurz vor Boulder durchqueren wir den Long Canyon,
eine Schlucht, die ihrem Namen alle Ehre macht.
Dann entern wir auch schon Boulder und legen eine kurze Futterpause auf dem hiesigen Citypark ein. Allerdings im Auto, draußen ist es zu ungemütlich.
Zwischendurch poppen auf unserer Google Maps App Warnungen auf, dass auf unserer Strecke Wintersturm-ähnliche Konditionen auftreten können.
Wird schon nicht so wild werden. Das war der Irrtum des Jahrhunderts. So langsam schrauben wir uns in die Höhe.
Das Schneetreiben ist noch überschaubar, aber wir müssen deutlich höher, auf fast 3000 Meter. Und da gibt es einen tollen Aussichtspunkt, wo man das ganze Land überblicken kann.
Aber meint ihr, wir hätten dort viel gesehen? Uns kamen zwei Schneeräumer entgegen und ich bin ziemlich vorsichtig den Berg rauf- und wieder runtergekrochen. Jedoch habe ich mich in dem Wagen zu keiner Zeit unsicher gefühlt. Auch den Vierrad-Antrieb musste ich nicht zuschalten. Die Temperatur an der höchsten Stelle war auf den niedrigsten Wert gefallen: 28°Fahrenheit = -2,2°C. Gut, dass ich nicht mit meiner kurzen Hose nach draußen musste. Ich hätte zumindest die Fell-Flip-Flops anziehen müssen.
Wir waren schon ziemlich froh, als wir dann nach Torrey reinrollten und die Temperatur wieder im Plus-Bereich lag. Beim Einparken ein lustiges Detail: So sehen Wassertropfen auf der Rückfahrkamera aus.
Und während ich diese Zeilen schreibe, zieht das Unwetter zu uns nach Torrey runter. Hier der Blick aus dem Hotelzimmer:
Mal sehen, was wir morgen anstellen können.