Was fällt Euch ein, wenn der Name Hanksville fällt? Bestimmt keine Assoziation mit dem Schauspieler mit Vornamen Tom. Auch sonst kommt es weder in Funk, Film, noch Fernsehen vor.
Selbst die Bezeichnung Drecksnest wäre noch sehr geschönt. Immerhin hatte es dort vor über 30 Jahren das einzige Motel im Umkreis von vielen zig Meilen, das Poor Boy Motel. Immerhin zieren den Ort eine Tankstelle, ein Laden, ein paar wenige Unterbringungsmöglichkeiten sowie ein Trödler, der offensichtlich alles aus der Umgebung gesammelt hat, was auf der Straße lag.
Dies ist nicht die aktuelle Tankstelle, aber der Trödel ist unverkennbar.
Aber warum existiert dieses Nest? Vermutlich, weil es die letzte Möglichkeit vor den Marinas am Glen Canyon ist. Und selbst diese Daseinsberechtigung schwindet mit jedem Tag, wo der Stausee weniger Wasser führt.
Wir kamen allerdings nicht, um das Tag- oder Nachtleben von Hanksville zu erkunden. Uns interessierte die tolle Landschaft nördlich davon.
Wer von Moab zum Capitol Reef Nationalpark fährt, kommt unweigerlich an außergewöhnlichen Felsformationen vorbei, die ihresgleichen suchen.
Wir starten jedoch den Morgen wie üblich in Torrey, genießen das Frühstück und setzen uns auf die 24 in Richtung Nationalpark, den wir durchqueren müssen.
Schon auf dem Weg dahin leuchten die roten Felsen in der Morgensonne. Es ist knackig kalt (so um die 0°C) und die Flüssigkeitsbehälter an der Tankstelle, mit der man die Scheiben reinigt, sind zu einem festen Block gefroren.
Wie schon die letzten Male rollen wir gemütlich den Hügel hinunter, passieren das Visitor Center und schlängeln uns über die Straße am Freemont River.
Der Blick zurück offeriert einen tollen Ausblick auf den sonnenbeschienenen Navajo Dome. Aber wir müssen weiter, die Zeit drängt.
Unser erstes Ziel ist der Moonscape Overlook. Schöne Fotos hatte ich davon gesehen. Und Google Maps kannte es ebenfalls. Von der 24 bogen wir nach Norden auf die Factory Butte Road ein, was uns auf dem Weg noch einen tollen Ausblick auf diese einzigartige Felsformation lieferte.
Vor uns her (die hatten wohl die gleichen Karten wie wir) fuhr eine Gruppe von 5 Autos, die auch zum Overlook wollten. Der Punkt ist doch nicht so unbekannt, wie wir glaubten.
Der Vorteil dieser Vortruppe war, dass wir uns ziemlich sicher sein konnten, dass die Wegstrecke auch für unseren Dicken befahrbar war, befanden sich doch zwei Normalos bei dem Trupp.
Dann endlich war das Ziel erreicht. Wenigstens ein Dutzend Autos hatte sich vor der Klippe eingefunden, der Sprache nach eine mexikanische Family Reunion.
Wir ließen die anderen Besucher links liegen und tasteten uns vorsichtig zum Rand vor. Sehr bröckeliges Gestein hat früher schon zu Unfällen geführt.
Aber die Aussicht ist absolut atemberaubend..
Wir genossen in einiger Entfernung die Stille und machten uns nach Anfertigung der obligatorischen Fotos wieder auf den Rückweg.
Das nächste Ziel waren eigentlich die Bentonite Hills. Und da begann der erste unserer kleinen Irrtümer. Unser Navi hatte die Adresse schnell gefunden und wollte uns auf der 24 wieder zurück in Richtung Torrey lotsen. Aber ein Pärchen, welches wir am Overlook getroffen hatten, meinte, diese befänden sich direkt neben der Mars Desert Research Station. Die liegt aber in genau der entgegengesetzten Richtung.
Ein paar Meilen folgten wir dem Navi, bis es uns zu komisch vorkam und wir umdrehten. Wir gaben die Mars Station ein, um uns anschließend nach Nase weiterzutasten.
Die MDRS liegt ein paar Meilen nördlich des Highway 24. Und wenn man sich diese rötliche Einöde anschaut, kann man schon verstehen, warum dieser Platz gewählt wurde.
Der Parkplatz vor diesem Schild sagte: Maximale Parkdauer 5 Minuten. Was erwarten die dort? Die Landung der Marsmännchen?
Wir jedenfalls fuhren weiter ein paar Meilen in die Hügel, um den Bentonit zu betrachten. Dieses Gestein ist eine mineralstoffreiche Tonerde, die allerdings nicht nur dort anzutreffen ist.
Es ist einfach schön, da durchzufahren. Wie ich im Nachhinein erfahren habe, liegen die „offiziellen“ Bentonite Hills wirklich da, wohin uns das Navi lotsen wollte. Machen wir beim nächsten Mal.
Weiter sollte es zum nächsten Ziel gehen, Little Egypt. Ich hatte sehr schöne Fotos von Hoodos gesehen. Sie liegen ca. 13 Meilen südlich von Hanksville an der 95. Ein sehr schmaler Feldweg geht nach Westen ab, aber die Qualität war schlechter als alles, was wir bisher befahren haben (zumindest in diesem Urlaub). Es wurde sogar so schlecht, dass ich nicht mit gutem Gewissen in ein Bachbett einfahren konnte, ohne wahrscheinlich den Wagen zu beschädigen. Vom Gequietsche meiner Beifahrerin mal ganz abgesehen. Also umdrehen und zurück.
Was steht noch auf der ToDo-Liste? Da hätten wir den Little Wildhorse Canyon, der sich etwas nördlich des Gobelin Valley State Parks inmitten der San Rafael Swell befindet.
Es handelt bei ihr um eine beeindruckende, abgelegene Wüstenlandschaft mit tiefen Canyons, zerklüfteten Felsformationen, Hochebenen und Plateaus. Die Region ist etwa 120 Kilometer lang und 65 Kilometer breit und entstand durch tektonische Kräfte, die die Erdkruste vor Millionen von Jahren aufwölbten.
Wir fuhren also auf der 95 zurück nach Norden, um in Hanksville der 24 Richtung Interstate 70 zu folgen.
Am Statepark bogen wir ab und verließen ihn direkt wieder auf der Wildhorse Road. Die Straße bis zum Trailhead war wider Erwarten komplett asphaltiert, angenehm zu fahren.
Dort parkten schon ein halbes Dutzend Autos. Wir haben Freitag nachmittag und die Familien machen sich auf zu Wochenendausflügen.
Der Trail selbst ist als Rundweg ausgeschildert mit einer Länge von 8 Meilen. Die muss man aber nicht komplett laufen, man darf auch umkehren, es ist keine Einbahnstraße wie bei Ikea.
Zuerst geht es durch ein sandiges Flussbett, bis wir an einem Abzweig nach rechts in den Little Wildhorse Canyon abbiegen.
Hier verengt sich der Weg sehr schnell.
Noch bereitet das Durchkommen keine Probleme.
Aber mit zunehmendem Fortschritt treten die Felswände näher und näher zusammen.
Irgendwann mache ich mir Gedanken um meine Fototasche, die den breitesten Gegenstand darstellt.
Und nach 1,73 Kilomentern beschließen wir dann, umzukehren. Schließlich müssen wir ja auch noch fast zwei Stunden nach Torrey fahren.
Wieder auf der Straße leuchtet eine Bergkette im Osten (vermutlich hinter dem Arches Nationalpark, schon in Colorado).
Im Hintergrund von Hanksville, welches wir erneut durchqueren, ebenfalls ein hohes Bergmassiv, vermutlich der Mt. Pennell mit über 10.000 Fuß Höhe.
Liegt komplett in den Wolken, da wird es ordentlich schneien.
Im schwindenden Tageslicht durchqueren wir erneut den Capitol Reef Park und landen dann bei anbrechender Dunkelheit im Hotel. Was für ein Tag.