24.09.2025 – Mount Hood

Man macht nur einmal einen Plan. Um ihn denn geschwind umzuwerfen. Wir hatten uns in Portland eingenistet, a) weil wir das Hotel kannten und für gut befunden hatten und b) weil wir den Mount St. Helens von der Seite des Spirit Lake besuchen wollten. Das sind immer noch ca. 2 Stunden Fahrt, aber das ist es wert.

Als wir gestern Abend in die Routenplanung einstiegen, um einen Vorgeschmack auf den Weg zu bekommen, stellten wir mit großem Schreck fest, dass die südöstliche Route mehrere Vollsperrungen aufwies. Google Maps in seiner unendlichen Weisheit wusste dies natürlich und schlug uns den Weg nördlich am Vulkan vorbei auf die Südost-Flanke. Zeitbedarf ca. 3 1/2 Stunden. Für jede Strecke. Gut, wir sind ja verrückt, aber so heftig mit dem Klammerbeutel gepudert nun auch wieder nicht.

Was solls, Portland wird als Stadt mit großem Freizeitwert ausgelobt. Schauen wir, ob da was dran ist. Ich wollte mich ein wenig in der Stadt umsehen und so fuhren wir zum sogenannten Overlook-Park, von wo aus man laut dem Netz der Netze einen „tollen“ Überblick auf die Brücken und die Stadt hat. Nun, man hatte einen Überblick, aber auf dem Weg dahin konnte ich die Brücken deutlich besser erkennen.

Deshalb stelle ich lieber diese Fotos zur Ansicht. Vielleicht kommen wir später mal zu einem noch besseren Aussichtspunkt…

Jedenfalls lockte uns das Navi dann in die Innenstadt, vermutlich das Chinatown von Portland, wie man an den hübschen Laternen sehen kann.

Auf dem Rückweg passieren wir wieder den Willamette River, logischerweise wieder unter Zuhilfename einer Brücke.

Das nächste ins Navi eingegebene Ziel war der Store WinCo. Auf dem Weg dahin sahen wir viele interessante Gebäude.

Wer unsere Berichte aufmerksam verfolgt, weiß, dass wir seit langem eine Costco-Karte besitzen, die für den Eintritt dort notwendig ist. Zuerst dachte ich, die beiden gehören irgendwie zusammen, aber das Netz hat mich eines besseren belehrt:

WinCo und Costco gehören nicht zusammen; sie sind eigenständige, konkurrierende Großhandelsketten, auch wenn sie ähnliche Geschäftsmodelle für Großverpackungen und eine lagerähnliche Ladenstruktur verfolgen.

WinCo ist ein unabhängiger Großhändler, der sich auf den Verkauf großer Mengen von Produkten an Privatkunden konzentriert und sich dabei von anderen Einzelhändlern unterscheidet.

Costco ist ebenfalls eine sehr beliebte Großhandelskette mit einem ähnlichen Fokus auf Großverpackungen und einem Mitgliedschaftsmodell, um Kundenbindung zu fördern.

WinCo hatten wir früher schon einmal besucht, aber es war aufgrund anderer Läden etwas aus dem Fokus geraten. Da wir ein bestimmtes Produkt suchten (Soja- oder Mandelmilch mit Vanille-Geschmack) und irgendwo anders nicht genau das fanden, was wir suchten, probierten wir es hier einmal.

In Bezug auf das, was wir suchten, wurden wir auch hier nicht fündig, konnten uns aber einen Eindruck verschaffen, was es alles zu kaufen gibt. Ich hatte noch nie in einem amerikanischen Supermarkt gesehen, dass Lebensmittel in derartigen Bulk-Mengen verkauft werden.

Und das traf nicht nur für Süßigkeiten zu, Reis, getrocknete Waren, Mehl aller Sorten und vieles mehr wurde in großen Fässern zum Selbstabwiegen zu sehr günstigen Preisen angeboten. Als ich wie üblich mit meiner Amex-Karte bezahlen wollte, streikte das Lesegerät. Ebenso bei allen anderen Kredit-Karten. Erst meine EC-Karte wurde problemlos akzeptiert. Offensichtlich nehmen die nur Debit-Karten.

Jetzt geht es aber endlich auf die Straße. Ziel war, wie der Titel schon sagt, der Mount Hood. Theoretisch hätte man einfach die Route 26 nach Südosten fahren können und hätte in max. 1,5 Stunden dort sein können. Aber das wäre zu einfach – und langweilig. Wir setzten uns daher auf den Interstate 84 Richtung Hood River und bogen bei Corbett auf den alten Highway 30 ab. Dort landet man, wenn man den Berg raufgekraxelt ist (mit dem Auto logischerweise), am Portland’s Women’s Forum, einem Aussichtspunkt über die Columbia River Gorge mit dem Crown Point im Vordergrund.

Diesen wollten wir als nächstes besuchen und dem Highway 30 weiter folgen, aber auch hier hinderte uns eine Straßensperre am Weiterkommen.

Also gondelten wir den Berg wieder runter und gaben als nächstes Ziel den Bonneville Dam ein.

Es ist immer wieder schön, hier Pause zu machen, an den riesigen Turbinenanlagen vorbeizufahren

und anschließend die Fischtreppen zu besuchen. Hier waren sogar einige Lachse zu sehen, die sich gerade am Geländer festhaltend die Treppenstufen raufquälten.

Anschließend machen wir einen kleinen Abstecher, um den Riesen-Stör namens Herrman zu besuchen. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob er uns wiedererkannt hat, aber ich schwöre, ich habe ein leichtes Lächeln in seinen Mundwinkeln gesehen.

Zum guten Schluss konnten wir in der Fish Hatchery noch den Teil besichtigen, der normalerweise geschlossen ist: In speziellen Becken werden Lachse aufgesammelt, die fertig zu Laichen sind. Diesen wird der Laich entfernt und dann zur ungefährdeten Aufzucht verwendet. Diese Becken kann man logischerweise nur sehen, wenn die Lachse auf dem Weg zu ihren Geburtsstätten sind.

Wie man sieht, geben sie das Springen nicht auf und versuchen, über den Zaun zu hüpfen. Aber Rehe sind es deswegen noch nicht.

Schließlich gaben wir ins Navi den Trillium Lake ein, von dessen Ufern aus man den Mount Hood schön gespiegelt sehen kann (wenn der Spiegel nicht gerade Pause macht).

Eigentlich wären wir gerne auf dem Weg gemütlich durch Hood River gefahren, aber so langsam drängte die Zeit. Zum Trillium Lake waren es locker über eine Stunde. Als wir dann dort ankamen, wurden uns erstmal 10 USD abgezogen, unsere gesammelten Pässe und Eintrittskarten wurden dort nicht anerkannt. Wir hätten einen weiteren benötigt: Den Northwest Forest Path.

Aber der Weg hatte sich gelohnt, auch wenn die Spiegelung aufgrund der plantschenden Kinder so gut wie nicht vorhanden war.

Es wurde später und später und wir hatten 15 Minuten zur Timberline Lodge zu fahren.

Dort angekommen konnten wir natürlich den Berg sehen (siehe Titelbild), aber auch die schöne Lodge von innen besichtigen.

Von der Aussichtsplattform gibt es einen tollen Blick auf die umliegende Landschaft. Im Hintergrund grüßt der Mount Jefferson.

Im Vordergrund meine Göttergattin, die gerne noch länger geblieben wäre.

Aber mich drängte es zurück nach Portland. Um 20.30 Uhr macht der Costco zu und ich wollte zum Abendessen ein Stück Pizza haben.

Auf dem Weg stand plötzlich ein junger Mann auf dem Dach seines Autos und hielt das Handy Richtung Sonne. Das muss sich lohnen.

Wie man sieht, war der Ausblick klasse. Und dann beeilten wir uns, um rechtzeitig die Lichter der Großstadt zu sehen. Um 20 Uhr standen wir auf dem Parkplatz, Pizza gab es auch und tanken konnte ich auch noch.

 

20.09.2025 – Von Long Beach nach Lincoln City

Heute geht es nach Oregon, genauer gesagt, nach Lincoln City. Eigentlich gehört diese Stadt nicht zu einer Washington Rundreise, aber wir haben uns in diesem Küstenstädtchen so oft und so wohl gefühlt, dass wir mal eben zwei Stunden Fahrt an der Oregon-Küste entlang in Kauf nehmen, nur um eine besondere Entschleunigung zu erleben.

Wir starten aber erst in Richtung Norden auf der langgestreckten Halbinsel, um zumindest die Dörfer dort einmal gesehen zu haben. Auch hier hat der Tourismus längst nicht so ausgiebig hingespuckt wie weiter südlich in Californien.

Ein Schwenker nach links bringt uns mal wieder auf den Strand, die Sicht ist eher eingeschränkt.

Aber dann erwischt uns eine Welle kalt von links. Die Reifen stehen im Wasser und meine Göttergattin verknipst einen halben Film, nur um ein Auto im Wasser abzubilden.

Da wir vorher schon etwas tieferen Sand durchfahren haben, ist der 4-Rad-Antrieb eingeschaltet und unser Dicker zieht sich mühelos wieder auf festen Boden.

Vorbei an Sandkunstwerken, die den nächsten Regen und die nächste höhere Flut nicht überstehen werden.

Nun aber geht es los Richtung Süden. Sommer, Sonne und Wärme erwarten uns dort. Oder etwa doch nicht? Wir werden es sehen.

Nachdem wir erneut die Astoria Meggler Bridge überquert haben, biegen wir in das Gewerbegebiet ab. Karins Kaffeemug hat das Weite gesucht, bei Ross werden wir schnell fündig.

Bei Costco decken wir uns mit diversen Lebensmitteln ein und füllen unsere Tankkarte auch wieder auf. Preis pro Ga: 3,899 USD. Der günstigste Preis bisher auf unserer Reise.

Der Ziele, die man an der Oregon Küste besuchen kann, sie vielfältig, aber aufgrund der fortgeschrittenen Zeit picken wir uns ein paar Rosinen raus.

Ein absolutes Muss ist der Ecola Statepark. So wie ein wenig die Sonne durch den Wolken- und Nebel verhangenen Himmel dringt, ist das ein Gemälde in schwarz-weiß wert.

Ein Stückchen weiter (auf dem obigen Foto in der Mitte im Hintergrund) liegt der Haystack Rock. Bei Ebbe kann man zu ihm hingehen. Als wir da waren, gab es dort viel Wasser. Und nicht nur davon gab es eine Menge. Es ist Samstag und Cannon Beach ist mit Besuchern vollgelaufen. Einen Parkplatz zu suchen und auch noch zu finden, hätte uns wertvolle Zeit gekostet.

Aber wir entdeckten ein Stückchen Straße in einem Wohngebiet, wo man, ohne die Schuhe voll Sand zu bekommen, den Felsen ohne viele störende Kabel ablichten konnte.

Wir entfliehen dem Tourismus und machen noch einen einzigen Stop am Silverpoint Interpretive Overlook.

Die Küste sieht immer gleich und doch immer irgendwie anders und immer wild und schön aus.

Auf der weiteren Fahrt nach Süden passieren wir Tillamook, lassen die Tillamook Creamery links liegen und passieren auch Garibaldi, wo gerade ein Oldtimertreff stattfindet.

Endlich rollen wir von Norden in unser geliebtes Lincoln City ein. Die meisten Läden kommen uns bekannt und vertraut vor, die preiswerte Tankstelle an der Bücherei gibt es immer noch und auch die Birkenstockfiliale steht an der gleichen Stelle.

Beim Einchecken werden wir von der deutschen Managerin, Anita, begrüßt. Offensichtlich hatte sie uns noch in (guter?) Erinnerung. Denn anstelle des kleinsten Zimmers im Erdgeschoss hat sie uns eine Minisuite im zweiten Stock gegeben.

Wir können mit ein bisschen Fantasie sogar das Meer sehen. Zimmer mit Meerblick, wow.

Nach einer kurzen Pause geht es zum Taft-District, wo wir mit großer Energie und Geschwindigkeit ans Entschleunigen gehen.

Am Strand stehen viele Angler. Aber ich glaube, die baden nur ihre Würmchen, denn kein einziger hatte einen Eimer oder ein Behältnis für seinen Fang dabei.

Die anderen, die nicht gerade stehen, gehen der beliebten Beschäftigung des Achate-Sammelns nach. Was die können, das können wir auch. Und so schlendern wir gemütlich, den Blick nach unten und auch auf die Wellen gerichtet, am Strand entlang und füllen unsere Taschen mit den kleinen Steinchen. Die Beute wird morgen gezeigt.

Die Sonne ist mittlerweile untergegangen und Achate kann man jetzt wirklich nicht mehr erkennen.

Wir drehen um und laufen langsam die Southwest 51. Street entlang zum Auto zurück.

Was ein herrlich entspannender Abend. Zum Essen gibt es Pfannengemüse und Kartoffeln aus der Mikrowelle, eine fürstliche Mahlzeit. Gute Nacht, Lincoln City.

10.09.2025 – Ankommen in Seattle – erste Trollsichtungen

Der gestrige Reisetag scheint zumindest mich ganz schön geschlaucht zu haben, denn nach den zwei Melatonin-Tabletten habe ich bis 6.30 Uhr durchgeschlafen. Mal sehen, ob das morgen auch funktioniert.

Für heute haben wir auf dem Plan, den Wagen abzuholen. Hätten wir theoretisch auch schon gestern machen können, aber da wir kurz vor Datumswechsel am Flughafen ankamen, hätten 10 Minuten = 1 Tag später eventuell zu Verwirrung bei Hertz geführt.

Also bestiegen wir nach einem normalen Frühstück im Hotel wieder den Shuttle-Bus und ließen uns zum Flughafen karren.

Bei Hertz waren – wie leider schon erwartet – keine 1500er Pickups zu haben, nur die größere Version, ein 2500er Heavy Duty. Heißt: Etwas höherer Spritverbrauch und die beste Ehefrau von allen braucht noch ein Fußbänkchen, um auf die Ladefläche zu kommen. Letzteres ist lösbar.

Den ersten Wagen, den Hertz für uns vorgesehen hatte, ließen wir direkt zurückgehen, zu große Lackschäden sehen nicht schön aus. Schließlich einigten wir uns auf diese Schönheit und fuhren zum Hotel, um dort unsere deponierten Koffer einzuladen.

Dann auf nach Costco, um die wichtigen Lebensmittel, die es nur dort gibt, einzukaufen:

  • Cranberry Walnut Bread
  • Vanilla Soy Milk
  • M & Ms
  • Erdnussriegel
  • Artichoken-Jalapeno Dip
  • Chicken Tikka Masala
  • Und was die Kleidungsabteilung sonst noch hergibt.

In diesem Fall konnte ich mich ausnahmsweise für etwas begeistern: Eine schöne Ranch-Jacke, in die ich mich sofort verliebte.

Und einen schönen Menschen kann ja nichts entstellen.

Anschließend auf dem Weg zum Hotel einen weiteren Abstecher zum Walmart, um weitere dringend benötigte Lebensmittel einzukaufen. Als Besonderheit habe ich mir diesmal eine kleine und billige Kaffeemaschine gegönnt. Das ist einfach ein Feeling wie im Ferienhaus, wenn ich mir damit am Morgen meinen Arbeitskaffee zubereite.

Im Hotel angekommen entluden wir unseren Truck und sortierten erstmal alles zusammen und auseinander. Logisch, dass die Kaffeemaschine ihre ersten Einsätze zu unserer vollen Zufriedenheit absolvierte.

Unser Zimmer, welches wir für die nächsten 3 Tage bewohnen werden, hat sogar eine kleine Kochecke. Das werden kulinarische Tage, wie wir sie sonst selten haben.

Und los geht es zur Besichtigungstour. Im Raum Seattle gibt es relativ nah beeinander zwei Trolle, den Frankie Feetsplinter und den Freemont Troll.

Ersterer befindet sich in der Nähe eines Museum am Hafen und ist wie die meisten anderen Trolle aus Holz gebaut:

Lustig, wie er mit verschmitzem Grinsen seine Besucher anlächelt.

Das kann sich die beste Trollkennerin aus Essen nicht entgehen lassen.

Weiter geht es zum Freemont Troll, der ganz aus Beton gearbeitet wurde.

Er befindet sich in der Nähe der Freemont Ave unter der Aurora Bridge. Logisch, dass sich die Troll Ave direkt nebenbei befindet. Ob der Troll das Stoppschild selbst so beklebt hat? Wir wissen es nicht.

Das nächste Ziel, die Sonne neigt sich langsam dem Himmel zu, ist der Kerry Park, von dem man laut einer KI einen der besten Blicke auf die Skyline von Seattle haben soll.

Ja, es sieht sehr schön aus, aber ich glaube, das geht noch besser. Wir fahren auf dem Highland Drive noch bis zum Ende, um dann zu Fuß noch den Sonnenuntergang am 8th PI way zu erleben.

Hat sich gelohnt.

 

 

Nachdem sich die Sonne dann verabschiedet hatte, riskierten wir noch einen Abstecher zum Lake Union, wo große Hausbootkolonien im Wasser liegen.

Ich habe die Vermutung, dass dort irgendwo auch der Film „Schlaflos in Seattle“ gedreht wurde mit Tom Hanks.

Im Hintergrund sehen wir schemenhaft noch einmal die Aurora Bridge, dann ist es mit der Helligkeit zu Ende.

Nun ist es Zeit, ins Hotel zurückzufahren. Zum Glück ist der Berufsverkehr jetzt weg und wir schaffen es locker in der halben Zeit nach Everett.

08.03.2025 Von Las Vegas (NV) nach St. George (UT) – Cathedral Gorge State Park

Nun ist es soweit, wir müssen die Stadt der Sünde und des Gamblings verlassen. Das Hotel hat uns sehr gut gefallen, vor allem das Frühstück war reichhaltig und abwechselungsreich.

Unser Ziel für heute ist St. George in Utah. Hier werden wir vier Nächte verbringen. Aber dazu müssen wir erstmal hinkommen. Normalerweise setzt man sich auf den Interstate 15 und fährt durch die Virgin River Gorge mit einem Mini-Abstecher durch Arizona in den südlichsten Teil des Staates Utah, nach St. George, auch Utahs Dixie genannt.

Die Temperaturen in Las Vegas liegen wieder um die 13°C, bei Bedarf zieht man sich einen Hoodie (oder wie in meinem Fall: einen Kapuzenpullover) drüber.

Unser Auto hat sich bzgl. des Internetzuganges eines Besseren besonnen, wir sind mit Google Maps wieder online. Hatte vielleicht gestern einen schlechten Tag. Computer sind auch nur Menschen.

Die Strecke auf dem Interstate sind wir bisher immer gefahren. Aber mich reizt schon seit Jahren der Cathedral Gorge State Park. Er liegt etwas abseits der Strecke, von St. George aus 1 h und 40 Minuten nordwestlich. Da kommen wir üblicherweise nicht hin. Aber diesmal wollen wir diesen Umweg einbauen.

Wir tanken am Interstate bei Costco noch einmal voll (3,199 USD / Ga) und schlendern auch einmal durch. Das war der billigste Costco-Besuch jemals (Tip für alle Männer: Wenn da steht Business-Center, reingehen). Nicht nur gab es keine Bäckerei, auch die Textilabteilung war zur großen Enttäuschung meiner Göttergattin nicht existent. Aber wie gesagt: Man spart enorm Geld, wenn man mit leerem Einkaufswagen wieder rausgeht.

Etwas nördlich von LV biegt die Route 93 nach Norden ab. Die Strecke wechselt sich von langweilig nach öde ab, es geht lange Zeit einfach nur geradeaus durch die Wüste.

Eine Abwechselung bringt ein grünes Feld von Joshua Trees. Was tun die soweit nördlich? Haben die sich verfahren?

Kurze Zeit später geht es in die Berge. Die Temperatur sinkt auf schnuckelige 6 °C, Schneefelder blinken am Straßenrand. Aber die Straßen selbst sind geräumt und trocken.

Wir bleiben auf der 93, durchqueren Caliente und biegen dann nach links in den Statepark ein. Besorgen uns eine Karte und steuern in leichter Verkennung der Lage den Miller Point Aussichtspunkt an.

Eine unwirtliche und gleichzeitig wahnsinnig schöne Landschaft breitet sich unter uns aus.

Wir stapfen ein paar Treppen runter und lassen diese vielen Spitzen auf uns einwirken. Wo soll man zuerst fotografieren?

Von untern kommen Leute rauf. Sie sind komplett durch das Tal gelaufen, um diesen Anblick von oben zu genießen.

Das können wir auch. Wir müssen nur noch einmal zum Eingang zurückfahren und die Hauptstraße zur Picknickarea fahren.

Das machen wir und finden uns in einer Landschaft wieder, die eine Mischung aus Bryce Canyon, Ah-Shi-Sle Pah Wilderness und Hoodos irgendwo in Arizona darstellt. Direkt an der Picknick-Area die Säule, die man immer wieder auf Prospekten sieht.

Logisch, dass wir diese und auch viele, viele andere fotografieren.

Unser Weg führt uns auf dem Miller Point Trail an Hoodos der verschiedensten Formen, Größen und Farben vorbei.

Wie schon gesagt, es fällt schwer, den Auslösefinger im Zaum zu halten.

Als wir dann an dem Aufgang stehen, den wir von oben gesehen hatten, drehen wir uns noch einmal um 360° und nehmen die Bilder in uns auf.

Der Boden ist stellenweise matschig und wir müssen aufpassen, um uns nicht der Länge im Lehm zu wälzen.

Als wir das Tal verlassen haben, wenden wir uns ein Stückchen nach Westen, um der Juniper Draw Loop eine Weile zu folgen.

Auch hier beschert die langsam tiefer sinkende Sonne ein tolles Licht- und Schattenspiel.

Und sagt selbst: Ist das nicht ein Bryce Canyon Orange?

Zurück an der Picknickarea schauen wir noch einmal auf die Karte. Denn: Wer lesen kann, ist klar im Vorteil: Dort werden diverse „Slot Canyons“ angepriesen. Das ist Wasser auf unseren Mühlen.

Wir entern diverse und das ist schon ein tolles Gefühl. 7-10 Meter hoch über uns erstrecken sich die Lehmwände, die stellenweise so eng zusammenrutschen, dass ich an einer Stelle meinen Rucksack abnehmen muss, um mich seitlich durchzuquetschen. Wie gut, dass ich sooo schlank bin.

Unter uns der Matsch, der in der kühlen Witterung ohne Sonnenstrahlen keine Gelegenheit hatte, auszutrocknen. Über uns der blaue Himmel, der wie die Silhouette von irgendwas zwischen den Felsen hervorschaut.

Und wenn man dann in Richtung Sonne blickt, aus dem Slot heraus, eine wunderschöne Beleuchtung der Felsen. So wünscht es sich der Fotograf.

Draußen warten natürlich auch wieder weitere Hoodos im Nachmittagslicht.

Schließlich marschieren wir zurück zum Auto und klopfen unsere Matschtreter so gut wie möglich ab. INS Auto kommen die NICHT. Ab auf die Ladefläche mit euch.

Wir geben ins (immer noch funktionierende) Navi unser Hotel ein und machen uns auf den 1h 40 Minuten dauernden Weg.

Meistens können wir mit 65 mph dahinrollen, auch die Berge behindern unsere Fahrt nicht. Einen Pass mit über 2000 m überqueren wir, bis wir in die roten Berge von St. George einrollen. Ein heimatliches Gefühl überkommt uns.

Das Zimmer ist einfach, aber wir können unser Essen draußen in einer gemütlichen Lounge-Ecke einnehmen. Immerhin ist es 16°C draußen.

04.03.2025 – Los Angeles – Stadt der Engel

Wie üblich verläuft die erste Nacht in den USA sehr kurz. Auch wenn wir kurz vor Mitternacht noch von der Telekom-Hotline aufgescheucht wurden, um 3 Uhr war die Nacht dann doch zu Ende.

Wir quälen uns noch ein paar Stunden durch Herumwälzen durch die Dunkelheit, bis wir meinen, die Nachbarn durch Duschen belästigen zu können.

Ich war ja schon immer ein Freund vom Frühshoppen. Also genauer gesagt, vom früh Shoppen. Wir hüpften leichtfüßig wie die Rehe in unseren dicken GMC – ich hatte in der Bedienungsanleitung nachgeforscht, wo sich der Bordcomputer befindet und ich verband mein Handy via Android Auto mit unserem fahrbaren Untersatz. Ziel: Ein Smart & Final, um die nötigsten Lebensmittel zu bunkern. In nur 3 Minuten Entfernung liegt einer. Und dort liegen jetzt ca. 213 USD. Da sind auch schon Vorräte dabei, die wir in Deutschland aufbrauchen wollen. Und einiges an Frischware, da Karin die Fähigkeiten der Hotel-Mikrowelle bis zum letzten ausreizen möchte. Ich werde berichten.

Anschließend zurück ins Hotel, wo sich der Frühstücksraum soweit von den zwei Busladungen entleert hatte, dass wir in Ruhe und reichlich frühstücken konnten.

Nächstes Ziel ist die Autovermietung Alamo. Bei etwas genauerer Inspektion unseres GMC Sierra hatten wir festgestellt, dass dieser keinen 4-Rad-Antrieb hat. Dass es Trucks überhaupt ohne gibt. Ich bin sehr erstaunt.

Bei Alamo hat man zumindest einen Fullsize-Truck, der das 4 x 4-Kriterium erfüllt. Allerdings ist die Karre schon ziemlich abgeranzt, z.B. hat das Bodenflies auf Fahrerseite ein faustgroßes Loch. Dieses Auto möchten wir nicht. Andere Trucks mit 4 x 4 stehen nicht zur Verfügung, also einigen wir uns mit einer Managerin darauf, morgen relativ früh wiederzukommen und zu schauen, was dann auf dem Hof steht.

Jetzt geht es zu Costco. Dort gibt es immer Sachen, die anderorts nicht oder nicht so günstig zu bekommen sind. Als wir aus dem Wagen aussteigen und uns einen Einkaufswagen geholt haben, stellen wir fest, dass die Schlange zum EINGANG bestimmt 100-200 Meter lang ist. Was ist hier los? Immer wieder kommen uns Kunden entgegen mit riesigen Mengern an Eiern. 72 Stück ist Standard, bei manchen auch deutlich mehr.

In der Nähe des Eingangs ruft ein Bediensteter laut in die Menge: No more eggs, no more eggs. Die Verknappung, von der man auch in Europa gehört hat, ist hier Realität. OK, wir brauchen keine Eier, aber dafür Walnussbrot, Baguettes, Artischoken-Jalapeno-Dip, Erdnussriegel. Für mich sind auch noch ein paar Arbeitshandschuhe aus Leder und eine Shorts drin. Unsere geliebte Soja-Vanille-Milch gibt es leider nicht mehr, wir versuchen uns jetzt an Hafer und Mandelprodukten. Ach ja, so einige Kleidungsstücke für meine Göttergattin sind auch noch in unseren Wagen geflüchtet, sie bitten bei uns um Asyl.

Die Schlangen an der Kasse sind nicht minder lang, aber irgendwann haben wir auch das geschafft.

Wo bitte geht es auf dem schnellsten Weg zur Küste? Einfach immer nach Westen fahren, bis die Reifen feucht werden. Wenn die Scheibenwischer es nicht mehr schaffen, dann sind wir zu weit. Am Hermosa Beach finden wir ein Plätzchen ganz in Strandnähe und lassen uns zwecks Nahrungsaufnahme auf der Ladefläche nieder. Das ist Urlaub. Wie man sieht, haben sich GMC und Chevrolet zur Gestaltung der Ladeklappe extra für uns Touristen etwas einfallen lassen: Eine Trittstufe. Etwas anders gelöst als bei Ford, aber nicht schlecht.

Da wir aus dem Jetlag noch lange nicht raus sind, legen wir uns ein wenig in die Waagerechte (Karin streckt sich auf der Rücksitzbank aus, ich auf der Ladefläche).

Etwas ausgeruht machen wir uns zu Fuß auf den Weg zum Pier und anschließend unter denselben,

die frische Seeluft ist anregend und tut gut.

 

 

Auf dem Weg zurück lustwandeln wir noch durch die Straßen,

denn viele Häuser sind fantastisch bemalt.

Fahrräder haben hier Hochkonjunktur.

Eigentlich wollten wir noch in den Norden, aber die Energie war mittlerweile verpufft, ein Ziel zu erreichen hätte mehr als eine Stunde gebraucht. Also wenden wir uns nach Süden und wir zuckeln immer küstennah durch Palos Verdes.

Wie früher schon machen wir am Point Vicente Lighthouse einen Stop und schauen den Walzählern über die Schulter. Und sehen auch in einiger Entfernung den einen oder anderen Wal blasen. Ein Schauspiel wie im letzten Urlaub ist das allerdings nicht. Aber man wird ja bescheiden.

Genug gewalt, wir fahren jetzt zur Korean Friendship Bell. Diese 17 Tonnen schwere Glocke wurde anlässlich der 200-Jahr-Feier der USA aufgestellt.

Was diese beiden Figuren in der Nähe der Glocke zu sagen haben, konnten wir nicht herausfinden. Für mich haben sie Ähnlichkeite mit Dick und Doof.

Wir widerstanden der Versuchung, ihr mit dem Klöppel den einen oder anderen Gong zu entlocken.

 

Von dem Hügel aus, auf dem man bei der Glocke steht, gibt es auch einen sehr guten Blick in den Containerhafen.

Erstmal genug für heute gesehen. Eine halbe Stunde braucht es nach „Hause“. Dort gibt es einen frischen Salat und erstmalig Kartoffeln aus der Mikrowelle. Gar nicht so schlecht.