17.03.2025 – Upper Calf Creek Falls

Und wieder delektieren wir uns an einem leckeren und opulenten Frühstück.  Schließlich ist das die wichtigste Mahlzeit des Tages. Und Spezialisten, wie wir sind, haben wir zwar regelmäßig unsere Kühlbox für Lunchpakete mitgenommen, aber es nur sehr unregelmäßig geschaft, uns für ein Päuschen auf die Ladefläche zu setzen und eine Scheibe Brot mit Tomate und einen Jogurt oder etwas Obst zu genießen. Zu schön ist einfach diese Landschaft, zu aufregend das, was wir erleben.

Damit wollen wir heute weitermachen. Im Grand Staircase Escalante National Monument (im folgenden nur kurz GSENM genannt) gibt es den Calf Creek, der sich in einem Canyon durch diese atemberaubende Landschaft schlängelt. Dazu gehören auch die Lower Calf Creek Falls. Jene haben wir vor einigen Jahren einmal erwandert, wunderschöne Wasserfälle am Ende eines anstrengenden Weges. Tiefer Sand, bergauf und bergab, kein Schatten und hohe Temperaturen machten die ungefähr 10 Kilometer nicht zu einer spaßigen Angelegenheit. Deshalb überlegten wir sehr gut, ob wir uns das noch einmal antun sollten. Zumindest ist es kühler und „kein Schatten“ spielt auch keine Rolle, war es doch heute morgen so bedeckt, dass auch keine Sonne das Vorhaben stören konnte.

Aber: Da waren wir ja schon. Und auf uns warten noch die UPPER Calf Creek Falls. Bei unserem letzten Besuch im Escalante Visitor Center hatte man uns die Strecke als sehr schwierig beschrieben, andere sprachen fast von Bergsteigerausrüstung und auch Alltrails markierte den Trail als schwierig. Konnte ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen. Wir versuchen es. Umkehren geht immer.

Der Morgen graute und wir kamen deshalb etwas später los als üblich. Google Maps hatte den Trailhead vorrätig und wir konnten erneut durch das GSENM fahren mit der riesigen weißen versteinerten Sanddünenlandschaft.

Als wir dann von der 12 abbogen (kein Hinweisschild oder ein Marker) rollten wir ca. 100 Meter über eine Sandpiste. Und da stand dann auch das Schild mit dem Trailhead.

Es war absolut nicht kalt, also waren auch keine vereisten Stellen zu befürchten. Wir standen an der Kante des Plateaus und so wie es aussah, ging es erstmal immer nur nach unten. Für unsere Merrels kein Problem, für Karins Knöchel schon eher. Ca. 70 Meter tiefer (von insgesamt 190 Metern laut Alltrails) standen wir dann vor einem Canyon, den Wasserfall hörten wir zumindest schon rauschen.

Wenn das mal keine Klimaanlage ist. Ein paar Meter weiter sahen wir dann endlich den unteren Upper Fall in seiner vollen Größe und Schönheit.

Gut, die Lower Calf Creek Falls haben von unten imposanter ausgesehen, aber noch ist nicht aller Tage Abend. Vom Absprung der Fälle ins Tal sah es auch schön aus.

Ebenso wie die Wasserbecken, die sich vor dem Fall gebildet hatten.

Von einem entgegenkommenden Wanderer (übrigens der einzige, dem wir begegneten) hatten wir den Ratschlag erhalten, dass es noch weitere (upper Upper Falls) gäbe.

Die müssen wir natürlich auch sehen.

Eigentlich kann man sie nur als niedlich bezeichnen. Machen wir uns auf den Rückweg. Und dann passierte es. Die fleißigste Wanderin von allen quietschte plötzlich laut auf, vermutlich ein Muskelfaseranriss. Das bedeutet, schön laaaangsam weiterzugehen und auf jeden Tritt zu achten.

An einen Ausflug ihrerseits zum Fuß des unteren Upper Falls war nicht zu denken. Von Alltrails gibt es eine „Wegbeschreibung“, die mir ziemlich umständlich erschien. Ich bin sowieso der faule Typ, der lieber den direkten und kurzen Weg nimmt. Und dieser war durch kleine Steinhäufchen gut gekennzeichnet. Von den Schwierigkeiten, von denen die Rangerdame berichtet hatte, keine Spur.

Und so stand ich kurze Zeit später am Fuße der Upper Calf Creek Falls, die durchaus eine gewisse Ähnlichkeit mit ihren Lower Kollegen haben.

Währenddessen war meine Göttergattin langsamen Schrittes vorgegangen. Immer wieder musste sie Pausen einlegen, was nebenbei den Vorteil hatte, dass sie sich in Ruhe die Landschaft anschauen konnte. Auf dem Hinweg ging das nicht, da musste sie zu sehr auf den Weg und den Tritt achten. Und wie das bei uns häufig irgendwo im Nirgendwo ist: Unser ältester Sohn ruft an. Das ist eines seiner vielen Talente, uns dort zu erreichen, wo eigentlich niemand erreichbar ist. Gut, eine kurze Pause hat noch niemandem geschadet.

Steil ging es den Berg rauf, immer einen Fuß vor den anderen setzen, das in abwechselnd umgekehrter Reihenfolge, wie die Beamten.

Endlich hatten wir die Ridge wieder erreicht. Der Wind war aufgefrischt, aber in Richtung Bryce Canyon waren Flecken blauen Himmels aufgetaucht. Hätten die nicht auch bei uns auftauchen können?

Wir setzten uns wieder auf die 12 und machten an einem Aussichtspunkt Halt, um bei Sonnenschein noch einmal diese großartige Landschaft genießen zu können.

Ein Ehepaar aus Wisconsin, welches auch gerade stoppte, teilte unseren Enthusiasmus.

Weiter geht es, der Himmel wird immer blauer.

Und kurz hinter dem Powell Point Vista konnte ich nicht widerstehen und musste die Landschaft erneut ablichten.

Nun aber hurtig. Eigentlich hatten wir daran gedacht, dem Willis Creek einen Besuch abzustatten. Aber das hätte uns eine weitere Stunde gekostet und es war schon 16.30 Uhr. Ankunft im Bryce Canyon gegen 18 Uhr.

Da war es mir lieber, wir heizen durch und ich schaue, ob ich einen Abstecher auf den Queens Garden Trail machen kann.

Als wir im Park ankamen, war die Stunde und auch meine Blase ziemlich voll. Letzteres ignorierte ich, warf mir schnell ein Shirt über und rannte mit der Kamera den Queens Garden Trail runter.

 

Die Sonne stand sehr schräg am Himmel und ich musste schauen, dass ich überhaupt noch ein paar vernünftige Motive vor die Linse bekam.

Und dass ich auf dem schlammigen Weg nicht ausrutschte und Kamera und Handy ruinierte.

Aber alles ging gut. Der Wind pfiff mir kalt um die Ohren und durch meine (doch etwas zu dünne) Kleidung.

Doch ich war so beschäftigt mit Knipsen und auf den Weg zu achten, dass mir die Kälte gar nicht auffiel.

Ein paar letzte Fotos auf dem Weg nach oben, es lagen schon deutlich mehr Hoodoos im Schatten und ich war froh, als ich wieder auf dem Hauptweg oben angelangt war.

Jetzt schnell nach Hause, die Fliesenabteilung wartet schon.

Zur Belohnung gab es dann ein köstliches Mahl. Auf einer Speisekarte eines Edelrestaurants hätte das so ausgesehen:

Pommes de terre en robe des champs avec brocoli, chou-fleur, quark à l’oignon et bouchées de bœuf. Also Pellkartoffeln mit Brokkoli, Blumenkohl, Zwiebelquark und Rindfleischhäppchen. Lecker.

 

 

 

16.05.2019 – Fahrt vom Bryce Canyon nach Moab

Schaade, wir müssen den Bryce Canyon verlassen.  Aber in Anbetracht der Tatsache, dass sich schlechtes Wetter angekündigt hat, fällt der Abschied nicht ganz so schwer.

Im Hotel vor dem Einlass zum Frühstücksraum eine lange Schlange. Waren wir nicht so gewohnt.

Bevor es auf die Piste geht, können wir uns noch einen letzten Blick in den Canyon gönnen.  Da uns zwei Tage vorher der Bryce Point so positiv aufgefallen war, fuhren wir nach dem Auschecken kurzerhand dort hin. Aber auch hier war außergewöhnlich viel los. Es war absolut kein Parkplatz zu bekommen. Ich musste zwei große Runden drehen und wurde immer wieder weggescheucht. Die Damen hatte ich schon rausgelassen, damit sie wenigstens einen der großartigen Blicke erhaschen können.

 
 
Bestimmt eine halbe Stunde später tauchte Karin dann wieder auf, um mich beim Warten abzulösen. Ich begab mich also schleunigst zum Aussichtspunkt, wo meine Göttergattin ein paar Minuten später auch auftauchte. Offensichtlich war ihr meine Wartezeit angerechnet worden.

Nun noch kurz tanken und ab in Richtung Escalante. Die Strecke bis zum Escalante River hatten wir ja schon gestern genug bestaunt, so dass es erst danach so richtig interessant wurde. Man fährt ja nach der Calf Creek Recreation Area die weißen Felsen hoch, bis man oben auf der Ridge einen der tollsten Ausblicke auf die Escalante Canyons hat.

 
 
Auch der Blick zu der Stelle, wo die Calf Creek Falls liegen, war möglich. Und mit dem Auto ist es ungleich leichter von oben draufzuschauen, als sich in stundenlanger Arbeit durch den heißen und tiefen Sand dorthin zu kämpfen.

Hinter den Canyons liegt Boulder, von wo aus der Burr Trail abgeht, der zum Capitol Reef National Park führt. Gerne wäre ich ihn gefahren, aber unsere berechnete Ankunftszeit lag mittlerweile sowieso schon bei 18 Uhr.

Wenn man Boulder auf der 12 hinter sich gelassen hat, geht es richtig hoch in die Berge. Im Herbst leuchten die Aspen gelb am Straßenrand, heute war es noch zu früh im Jahr, die höher gelegenen Bäume trugen noch nicht mal Blätter.

Üblicherweise macht man am Larp Hollow Overlook eine kurze Pause auf einer Höhe von 2.664 m, allerdings war es dort so windig, dass wir nur mit Schwierigkeiten die Türen aufbekamen.

Der Summit liegt bei 2.919 m und dann geht es gemächlich ins Tal, bis man irgendwann die roten Felsen des Capitol Reef National Parks vor sich sieht.

 
 
Wir machten nur einen kurzen Abstecher bis zum Grand Wash und wollten dort picknicken, aber auch dort war der Wind so heftig, dass wir nur roten Staub auf dem Futter gehabt hätten.

 
 
Deshalb ging es zurück nach Fruita, wo wir im Schatten der Bäume unser nachmittägliches Mahl vernichteten.

Jetzt geht es auf nach Hanksville. Die Strecke im Nationalpark lässt einen Blick in die weißen Felsen offen, anschließend wird es deutlich langweiliger.

 
Nördlich von Hanksville dann ein heftiger Sandsturm, zum Glück war der Wagen staubdicht und wir waren ausnahmsweise mit geschlossenen Fenstern unterwegs.

Auf dem weiteren Weg dann Einblicke in die San Rafael Swell, eine Gegend, die es sich irgendwann zu erkunden lohnt. Auf der anderen Seite die Manti La Sal Mountains, wolkenverhangen und schneebedeckt.

 
Dann ging es die 191 herunter nach Moab. Rechts die Stichstraße zu den Canyonlands, links grüßt der Arches National Park. Moab, das ist nach Hause kommen, nachdem wir mal 4 Wochen dort in einem Ferienhaus verbracht hatten. Im City Market erstmal Vorräte ergänzen und dann auf die Suche nach unserer Hütte machen. Die Wohngegend ist so neu, dass wir laut Google Maps im Nirgendwo übernachten. Zum Glück ist die Realität deutlich schöner. Im Adobestil ist es eines von vielen Häusern, welches wir gleich in Beschlag nehmen.

 
 
 
 
Pizza in den Ofen, Electronic-Center einrichten, Essen, Fotos sichten und hochladen. Bericht schreiben. Ich habe fertig.

 

21.06.2018 – White Rocks

Heute war unser letzter Termin, um bei der Lotterie um die Wave einen Platz zu bekommen. Was bedeutet hätte, dass wir morgen sehr früh (eigentlich fast Mitternacht) hätten zur Wanderung aufbrechen müssen. Hätten wir aber getan. Unser „Application-Sheet“ wies mitterweile eine nette Anzahl an Neubewerbungen auf und als der Ranger unseren Namen aufrief, hielt er mitleidig das bekritzelte Formular hoch. Ein oooooh ging durch den Raum. Aber keiner der danach gezogenen Gewinner wollte uns freiwillig seinen Platz abtreten.

Nun gut, es muss nicht unbedingt die Wave sein. Es gibt so viele Naturschönheiten hier und zur Wave geht schließlich jeder – der ein Permit gewinnt.

Nicht ganz so erforscht ist die Gegend um die White Rocks, ca. 50 Meilen östlich von Kanab an der 89. Wir hatten bisher nur wenige Bilder davon gesehen und noch weniger Informationen bekommen.

An der Paria Contact Station an der 89 schneiten wir nochmal kurz rein, um uns Informationen zu zwei Trails zu holen. Viel gelobt und sehr bekannt sind die Wahweap Hoodoos und die schon erwähnte White Rocks Area.

Zu ersterer bekamen wir die Information, dass es a) ein Ausflug für den Morgen sei (vom Licht her) und b) dass es nicht so besonders gesundheitsförderlich ist, ca. 9.7 Meilen ohne Schatten durch die Wüste zu tappen.

Da erschienen uns die White Rocks viel versprechender: Fahren mit dem Auto, soweit man kommt, und dann die Gegend erkunden. Why not?

Also weiter auf der 89 bis Church Wells fahren, dort abbiegen, bis zum Ende der „Dorfstraße“ fahren und dann auf die Dirt Road Richtung Norden, ca. 4 Meilen. Dort erwartete uns eine Wendeschleife, viel Sonne und ein Zaun mit einem Durchgang.

Wir marschierten Richtung Norden über eine ausgetrocknete Kuhweide, Pasta Tauris Mollis (Apothekerjargon für Kuhfladen) säumte unseren Weg.

Vor uns ein weites Tal, mit ein paar bunten Flecken schräg rechts vor uns.

Laufen wir mal da hin. Dies war der Anfang des großen Staunens. In diesem relativ kleinen Areal gab es Hoodoos (klein), Felsen in allen Farben, getrocknete Lehmstrukturen, ein Mekka für Fotografen.

Als wir uns daran sattgesehen und sattfotografiert hatten, gingen wir links um den nächsten größeren Hügel herum.

In der Ferne leuchteten noch andere viel versprechende Felsen. Motivationspegel war noch bei mindestens 80%, also weiter an Kuhfladen vorbei.

Zwischendurch in den Hängen die Swiss-Cheese-Formation

und unter einem großen Felsen Schatten für eine kleine Pause.

Darum herum gruppierten sich weitere Hoodoos.

Wir wollten schon auf unser zuerst ins Auge gefasstes Ziel zustapfen, als uns in einem Tal rechts ein paar sehr filigrane Strukturen auffielen. OK, bei dem Motivationspegel ist das noch drin.

Und hier erwartete uns ein Formenspiel, wie ich es a) niemals erwartet und b) auch noch nicht gesehen hatte. Die Felsen sahen aus wie gefrorener Lehm, oder hatten die Hoodoo-Steinchen oben drauf, es war einfach fantastisch.

Wir spazierten durch das Tal (was zum Glück irgendwann zu Ende war, wie sich in der glühenden Sonne auch unser Motivationspegel etwas absenkte) und versuchten, die ganzen Eindrücke, Farben und Formen sowohl im Kopf als auch mit der Kamera einzufangen.

Zu unserem eigentlichen Ziel langte es dann nicht mehr, dazu war es zu warm.

Wir mussten insgesamt ca. 2,5 Kilometer zum Auto zurücklaufen. Zum Glück war von den unangenehmen Wegbegleitern nur einer vorhanden: Wärme.

Als wir am in der Sonne stehenden Auto nach ca. 7km ankamen, zeigte das Thermometer lockere 124°Fahrenheit = 51°C, die sich dann aber schnell auf der 100er-Marke einpendelten.

Was für ein Erlebnis zum Abschluss unseres Urlaubes. Eines der absolut unterbewerteten Highlights in dieser Region. Und wir haben wahrscheinlich nur am äußeren Rand gekratzt.

Sehr schade, dass diese wunderschöne Gegend seit den letzten politischen Entscheidungen aus den Grenzen des Naturschutzgebietes „Grand Staircase Escalante National Monument“ herausgefallen und damit zum Freiwild von Industrie und Kommerz geworden ist.

Zuhause mussten wir nochmal kurz in den Supermarkt, wo ich diese herrliche Konstruktion eines Fahrrades mit Hilfsmotor entdeckte.

19.06.2018 – Coyote Butte South

Nachdem wir ein weiteres Mal erfolglos an der Lotterie um die „Wave“ teilgenommen hatten – zwei Versuche bleiben noch in diesem Urlaub – gönnten wir uns erstmal ein gemütliches Frühstück und überlegten, wie wir diesen Tag stressfrei angehen könnten. Für einen anderen Teil des GSENM, die Coyote Butte South (die Wave trägt auch den Namen Coyote Butte North) hatten wir immerhin online ein Permit bekommen. Und das wollten wir auch nicht verfallen lassen.

Am Morgen machten wir uns erstmal auf, um unsere Vorräte zu ergänzen. Da die Sonne so schön auf Kanab herabschien, hier eine gute Gelegenheit, das Dorf kurz vorzustellen.

Dank seiner Lage in direkter Nähe zu so vielen Naturschönheiten hatte es sich in der Vergangenheit als Schauplatz und Ausgangspunkt vieler Filme etabliert und auch den Namen „Utahs Little Hollywood“ zugelegt. Daran erinnert das Film-Museum. Solltet ihr mal reingehen. Und uns dann berichten, was es dort zu sehen gibt.

Wir hatten nicht die Zeit dazu. Aber auch an diversen Straßenecken zeugen aufgestellte Schilder davon, welche Stars sich bei Filmen hier ein Stelldichein gegeben haben. Hier nur ein Paar davon.

Aber auch sonst ist es eine gemütliche Kleinstadt mit dem üblichen Flair an Häusern,

Läden und natürlich auch einem Visitor Center.  Dieses betraten wir und wurden von einem echten „Westerner“ begrüßt. Cowboyhut, Weste, kariertes Hemd, das lässt das Touristenherz höher schlagen. Er konnte uns (schließlich lebte er seit ca. 50 Jahren in Kanab) auch noch ein paar Tipps geben, die abseits der Touristenrouten und bekannten Monumente liegen. Vielleicht schaffen wir es, davon welche anzufahren.

Mit gefülltem Einkaufskorb ging es nach Hause und da die Uhr die Mittagszeit anzeigte, schoben wir eine Pizza in den Ofen und genossen in unserem schönen Haus eine gute Mahlzeit.

Dann endlich ging es auf die Piste. Wie schon erwähnt, war das Ziel die Coyote Butte South (CBS). Dieser Bereich ist erreichbar über die 89 (38 Meilen, wie üblich) und dann auf der Houserock Valley Road nochmal 19.6 Meilen. Dort gibt es einen Trailhead „Lone Tree“ und von dort aus eine „Straße“ zum Access Point Paw Hole. Dies ist der absolut südlichste Teil von CBS. Den nördlicheren hätten man durch einen großen Umweg über eine sehr sandige Piste erreichen können. Und mit Sandpisten hatten wir schlechte Erfahrungen gemacht. Auch die Strecke von Lone Tree nach Paw Hole war von Rangern als „sandig“ deklariert worden.

Dagegen standen halt vier Kilometer durch den Sand bergauf zu stapfen. Die Mittagssonne war zwar weg, aber von angenehmer Kühle konnte man nicht reden. Also entschlossen wir uns zu einer Kombilösung: Wir fahren die Strecke, soweit wir kommen und laufen den Rest. Gesagt, getan. Zu Anfang ging es auch noch ganz gut. Ca. 0.8 Meilen machten unsere Straßenreifen auch noch gut mit. Dann aber kamen die sandigen Stellen, bei denen ich nicht riskieren wollte, steckenzubleiben. Also drehten wir an einer Stelle, wo es noch problemlos ging, um und stellten den Wagen am Straßenrand ab.

Jetzt nur noch den Berg rauf durch die Sandspuren der Autos, die es geschafft hatten. Bei unserer Wanderung zum Lower Calf Creek Falls hatte ich eine Liste von unangenehmen Eigenschaften für einen Wanderweg aufgestellt. Jetzt kann ich noch einen Negativpunkt hinzufügen: Fliegen, die einen umsurren, während man sich den Berg hinaufkämpft.

So langsam kamen die Tippies in Sicht

und nach 2,5 km (laut runtastic) standen wir vor dem Schild, dem Ziel unserer Träume, dem verheißenen Land, der Schönheit aller Schönheiten…

Aber damit war die Wanderung noch nicht zu Ende, nur der Weg.

Wir stapften dort durch die Botanik, wo wir andere Fußspuren sahen, umrundeten eine Felsformation nach der anderen, um dann schließlich festzustellen: Diese steilen Mauern kommen wir nicht rauf. Sowohl technisch als auch zeitlich nicht zu bewältigen.

Immerhin waren wir schon am Nachmittag angelangt und die Sonne versprach uns noch ca. 2-3 Stunden Tageslicht. Dafür eine Stunde für den Rückweg abziehen, also ab ins Gelände. Die Paw Hole Region wird nicht als das Highlight von CBS deklariert, ist im Abendlicht aber auch absolut sehenswert.

So manches Mal mussten wir uns den Weg um die Felsen herum und an den Felsen vorbei suchen. Dabei kamen auch einmal die Schuhe der besten Felsenkletterin von allen an ihre Grenzen (SIE hätte es noch geschafft, aber die Schuhe…)

Als wir sahen, dass wir nicht nach oben weiterkamen und auf der anderen Seite auch nur ein Abgrund wartete, machten wir uns so langsam auf den Heimweg. Das einzig gute daran war, dass es jetzt stetig bergab ging.

Allerdings spielte der Knöchel von Karin immer weniger mit. Während der Zwangspausen schaute ich mir die Flora in der näheren Umgebung an.

So waren wir froh, als wir dann endlich den Wagen erreichten und im Gegenlicht der untergehenden Sonne mit mehr oder weniger Überblick über die Sandpiste die Dirt Road wieder erreichten.

Eingedenk der schlechten Erfahrungen mit dieser Art von Straßen beschlossen wir, die 19.8 Meilen zur 89 nach Norden nicht noch einmal zu fahren und lieber die ca. 10 Meilen nach Süden zur 89A zu hoppeln. Dort waren wir auf dem Weg nach Kanab schon einmal vorbeigekommen (Condor Release Station). Kurz bevor wir die Hauptstraße – diesmal ohne Reifenpanne – erreichten, wurde der Himmel vor uns in ein herrliches Licht getaucht.

Auf der 89A in der Gegend von Jakob Lake war auf der Straße geschäftiges Treiben. Ich habe noch nie soviele Rehe und Hasen auf der Straße gesehen wie an diesem Abend. Hätte ich die alle auf die Stoßstange genommen, wir hätten eine hunderköpfige Partygesellschaft satt bekommen.

Kurz vor Fredonia gibt es noch den Le Fevre Overlook, der bei Tag ganz nett ist, aber fotografisch nicht sooo viel hergibt. An diesem Abend glühte der Himmel.

In Fredonia machten wir wieder einen Stop zum Tanken. Wir erinnern uns, hier kostet der Sprit „nur“ 3,309 USD/Ga im Gegensatz zu den wenigstens 3,369 USD/Ga in Kanab/Utah. Hinzu kommt noch, dass der Normaltreibstoff in Utah 85 Oktan hat, in Arizona 87, was sich geringfügig besser auf den Verbrauch auswirken sollte. Und die Tankstelle ist echt urig.

Zuhause angekommen bestaunten wir den Sternenhimmel und fuhren für ein paar Testfotos noch ans Ende unserer Straße. Die Milchstraße ging gerade hinter dem Berg auf, dieser war allerdings durch den Halbmond so hell erleuchtet, dass keine richtig schönen Bilder des „Milky Way“ herauskamen.

Trotzdem ein toller Tag.

 

09.06.2018 – Lower Calf Creek Falls

Kleiner Nachtrag von gestern Abend: Wir konnten uns tatsächlich aufraffen und fuhren um 22 Uhr nochmal in den Park, um die Milchstraße zu suchen (und bei erfolgreichem Auffinden auch zu fotografieren). Üblicherweise ist es im Park ziemlich dunkel (was für unser Vorhaben vorteilhaft ist), was es aber schwer macht, die Viewpoints aus dem Fenster zu sehen. Der Farview-Point erschien uns geeignet – liegt direkt an der Straße, man kommt ohne großes Laufen aus – und wir konnten schon mit bloßem Auge die Milch-Straße erkennen, die sich wie ein Regenbogen über dem Horizont wölbte. Also für die D4, die ich extra für diesen Zweck mitgenommen hatte, kein Problem. Jetzt nur noch einen Strahler rausholen und die Felsen anleuchten. Aber wo sind denn die Batterien? In Werden, aber zum Glück kann man diese Dinger (am nächsten Tag) hier kaufen. So wurden es „nur“ ein paar normale Milchstraßenfotos.

Jetzt schnell zurück und ab in die Falle.

Wer sich ein wenig im Süden von Utah auskennt, weiß, dass die Lower Calf Creek Falls im Grand Staircase Escalante National Monument (GSENM) liegen. Das GSENM gehört zu den wildesten, schönsten und schützenswertesten Gegenden in Utah. 1996 wurde es von Bill Clinton zum National Monument deklariert, ein Vorgang, der aufgrund von wirtschaftlichen Interessen in Gefahr ist.

Auf dem Weg dahin ein kurzer Abstecher in Escalante zum Visitor Center.

Die Calf Creek Recreation Area liegt ca. 63 Meilen wunderschöner Straße

vom Bryce Canyon entfernt. Einer der Gründe, warum wir auch diesen Spot immer nur sehnsüchtig im Vorbeifahren beäugt hatten. Ein anderer ist der, dass der Parkplatz immer sehr schnell vollläuft. So auch in diesem Fall. Kreatives Parken war am Straßenrand angesagt. Wir hatten gerade das Ende des Parkplatzes erreicht, als direkt vor uns ein Platz freiwurde. Schnell zurücklaufen (JETZT habe ich noch die Kraft) und den Wagen dort einparken.

Geschafft. Vom Ende des Parkplatzes (den wir übrigens mit unserem Nationalparkpass verwenden durften) ging es los. Angekündigt war der Weg mit 6 Meilen Roundtrip, also schaltete ich meine Runtastic-App ein, um so besser über unseren Fortschritt informiert zu werden. Schon auf dem Parkplatz wurde überall darauf hingewiesen, dass man genügend Getränke mitnehmen sollte. Also packte ich zusätzlich zu meinem Stativ (werdet noch sehen, wozu ich es brauche) zwei Literflaschen mit Wasser in meine Fototasche, die so langsam das Gewicht eines Kleinkindes übersteigen dürfte.

Der Weg war sehr abwechselungsreich

und führte teils über Felsen, aber leider zu großen Teilen über tiefen Sand. Und wer schonmal 5 Kilometer durch Dühnen gelaufen ist, weiß, wovon ich rede.

Hilfreich sind entweder Schneeschuhe (Gruß an Frank) oder Schuhgröße 56 mindestens. Ich hatte beides nicht. Stellenweise wurde uns Schatten in Form eines kleinen Eichenwäldchens geboten,

aber stellenweise ging es brutal durch die Sonne. Und an der Stelle fing ich an, Wegklassifikationen zu erstellen. Von leicht nach schwierig, hier ist sie:

  • Felsen im Schatten
  • Felsen in der Sonne
  • Sand im Schatten
  • Sand in der Sonne
  • Sand in der Sonne, bergauf
  • Sand in der Sonne, bergauf und ohne Wind

Gefühlt hatten wir alles, am meisten letzteres. Ich war immer wieder froh, dass mein Handy mir jeden Kilometer ansagte. Die Landschaft selbst ist, wie der Amerikaner treffend sagen würde: Awesome, also gigantometrisch, elefantös, einfach schön. Wilde Felsformationen im Nahbereich, turmhohe Felswände ohne Chance, sie zu ersteigen,

dazwischen immer mal wieder die eine oder andere Blüte.

Und endlich hörten wir lautes Kindergeschrei. Entweder gibt es hier ein McDonalds Playplace oder wir haben den Fall erreicht. Wir standen im Schatten von Bäumen vor dem ca. 40m hohen Fall, der sich in einen kleinen See ergoss.

In der letzten Ecke schaute noch die Sonne rein. Und jetzt kam endlich mein Stativ zur Geltung. Den Wasserfall in den verschiedensten Brennweiten und mit den verschiedensten Belichtungszeiten ablichten zu können, war die Mühe und die Schlepperei wert. Seht selbst.

Für einen Speziallfall musste ich mir was Besonderes einfallen lassen: Da ich bei den meisten Fotos mit Graufilter gearbeitet habe, dieser aber nicht auf das Fisheye passte, musste ich mir manuell helfen.

Und während ich im Schweiße meiner Füße vor mich hinschuftete, könnte sich die beste Ehefrau von allen ein Päuschen nach dem anderen.

So kann man den Wasserfall übrigens auch genießen.

Aber zurück mussten wir (leider) auch noch. Und selbst die wunderschöne Landschaft konnte nicht über die Sand-Trails hinwegtäuschen, die das Gehen immer schwerer machten.

Zum Glück war der Weg stellenweise sehr eng, so dass wir gerne an einem „Turnout“ warteten, um entgegenkommende Wanderer vorbeizulassen. Der Trick besteht dann darin, das ganze so aussehen zu lassen, als ob man aus Höflichkeit wartet und nicht, um wieder Sauerstoff in die Lungen zu pumpen.

Endlich waren wir nur noch ca. einen Kilometer vom Auto entfernt.

Die Not-Wasserflaschen, die in gewissen Abstände am Wegesrand standen, hatten wir nicht gebraucht.

Am Auto erstmal das Wasser eingießen (neben den vier Litern, die wir auf dem Trip gemeinsam vernichtet hatten) und den Sand aus den Socken ausgießen – ca. 2 Esslöffel pro Schuh. Wie der da immer reinkommt und warum er nicht von selbst wieder rausgeht, ist mir ein Rätsel.

Jetzt waren wir schon auf der 12 und inmitten des GSENM. Wir fuhren die Strecke in Richtung Boulder noch ein wenig weiter. Nur ein paar Meilen später führt die Straße über eine Ridge, die einen fantastischen Ausblick über diese grandiose Landschaft bietet. Klein und mickrig unter uns der Wanderweg, der mit dem Auto so viel schneller und leichter zurückzulegen war.

Im Hotel erstmal duschen und die Mikrowelle an die Arbeit schicken. Dann gleich in der Lobby die Fotos hochladen.

Und wenn es wieder was von der Milchstraße zu sehen gibt, erfahrt ihr es morgen.