In unserem sehr weichen Bett haben wir extrem gut geschlafen. Jedenfalls, wenn man das an Aufwachzeit festmacht.
Für heute steht der White Sands National Park auf dem Plan. Ca. 60 Meilen nördlich von Las Cruces am Highway 70 gelegen, ist der Park eingebettet in militärisches Spezialgebiet wie Missile Ranges etc.
Der Park selbst trägt irreführenderweise den Namen „Sands“, obwohl es sich um eine Gipswüste, also Calziumsulfat handelt. Dünen erstrecken sich kilometerweit und laden zum Durchlaufen, Runterkugeln oder Arbeiten mit dem Minibagger ein – der größte Sandkasten der USA halt.
Auf dem Weg dahin schwant uns nichts Gutes, die Bergkette vor uns ist in dichten Wolken verhangen.

Als wir in den Bergpass überfahren, tropft es auch feucht vom Himmel. Hoffentlich bleibt der Park davon verschont.

Im Park angekommen verschaffen wir uns im Visitor Center einen Überblick, was wir am besten machen könnten. Empfohlen wird der Alkali Flat Trail. Vor dem Verlaufen wird gewarnt, auch könnten GPS-Daten in der Nähe der Militäreinrichtungen mal nicht funktionieren, also Obacht.
Die Fahrt dahin geht zuerst noch über eine normale Straße, wandelt sich dann aber zur „Sand“-Piste, ist aber gut zu befahren.

Die ersten Dünen kommen in Sicht, noch gut mit Gräsern bewachsen, man kommt sich vor wie in Schleswig Holstein oder an der Ostsee.

Dann machen wir uns auf den Weg. Da es zumindest am Vortag geregnet hat, ist der Untergrund schön fest und das Laufen fällt leicht.

Düne um Düne um Düne erklimmt man und läuft sie wieder runter. Wir haben zwar Sonnenlicht, aber dies steht zu hoch am Himmel, als dass man von den Dünen plastische Aufnahmen zustande bringen würde.

Nach einer Weile können wir nicht mehr Düne 1 von Düne 27 unterscheiden und orientieren uns anhand von Komoot zurück zum Auto. Denn wir haben eigentlich noch ein paar andere Ziele an diesem Tag:

Erstens beim Walmart die Vorräte auffrischen. Check.
Dann geht es zu McGinns PistachioLand. Im Endeffekt etwas ähnliches wie Carls Erdbeerhof in MV, nur keine Erdbeeren, sondern Pistazien, und wesentlich kleiner (dass sowas in den USA geht).

Man kann zum Glück reichlich alle Geschmackssorten probieren und – wenn man möchte – auch kaufen.

Und natürlich gibt es auch die größte Pistazie der Welt.

Ach ja, so sehen Pistazienbäume aus.

Und so hängen die Früchte am Baum.

Der reinste Bildungsurlaub.
Auf der Karte hatte ich gesehen, dass nicht weit (also unterhalb einer Tagesreise in den USA) von dort entfernt die Bridal Veil Falls sein mussten.
Unser Navi hatte auch für den Trailhead eingehakt und wir fuhren wohlgemut in die Wildnis. Kurvige Strecke (waren wir ja noch von gestern gewohnt), aber nur ca. 8 Meilen.

Das Wetter wurde schlechter und als wir am Trailhead standen, beschloss die Vernunft in uns, dass es besser wäre, JETZT umzukehren, solange es noch möglich ist.
Wie man sieht, konnten wir uns bei dieser Flussdurchfahrt eine kostenlose Unterbodenwäsche holen.

Und der Regen hatten noch einen interessanten Nebeneffekt: Bisher haben wir Bachbetten ja zu 105% immer ausgetrocket und leer gesehen. Jetzt endlich erfuhren wir mal, dass darin wirklich Wasser transportiert werden kann.

Zurück auf dem Highway ging es noch einmal zu den White Sands, diesmal mit der Absicht, die Dünen schön plastisch im Licht der untergehenden Sonne zu fotografieren.

Wir marschierten auch ca. einen Kilometer weit rein auf die höchste Düne, die zu finden war. Und genossen auch die tolle Abendstimmung, als die Sonne durch die Wolken brach und mit tausend Strahlen auf uns herableuchtete.

Allein, Dünen wurden dabei nicht touchiert.

Aber kein Grund, Trübsal zu blasen. Auch so war die Stimmung toll. So ganz allein auf dem Top zu stehen (bzw. zu sitzen), um uns herum Stille, Landschaft und Natur.

Als dann klar war, dass wir die Dünen nicht mehr im Sonnenlicht sehen würden,

machten wir uns auf den Rückweg, stiegen in den Wagen und düsten eine Stunde zurück nach Las Cruces.

Was für ein toller Tag.

Und dann um die Ecke gebogen sah ich – in einer Seitenstraße – das Palace Hotel.
Direkt hingwetzt und einen Blick durch die Fenster geworfen, die Eingangstür war aus welchen Gründen auch immer geschlossen.
Das war das Etablissement, wo wir 1990 genächtigt hatten. Alles noch so, wie es damals aussah. Richtig schön.
Dann ging es durch die Oldtown. Leider sind auch hier viele Geschäfte geschlossen, einige scheinen den ganzen Trödel dieser Geschäfte aufgekauft zu haben und verkaufen ihn jetzt als „historic“.

Also machten wir uns schnurstracks auf den Weg, zuerst am Fuße des Canyons entlang, zu beiden Seiten die senkrechten Felswände im Blick.


Wir trafen noch auf ein Pärchen aus New York, sie mit leichten Tretern und er mit Badelatschen angetan. Wir rieten ihnen, sich langsam auf den Rückweg zu machen, denn sie hatten die andere Richtung genommen und den längeren Weg noch vor der Nase.
Nachdem wir mutig die Leiter abgestiegen waren (ja, das Höhentraining macht sich bei der besten Kletterin von allen doch bemerkbar), ging der Abstieg schnell vonstatten und wir erreichten kurz vor 16 Uhr die Station. Meldeten uns brav zurück und quatschen noch ein wenig mit den Leutchen. Das Eingangstor war mittlerweile geschlossen worden und ich bin gespannt, ob wirklich jemand losgegangen ist, um das Pärchen aufzusammeln. Hoffentlich ist ihnen nichts passiert. Hier einen Rettungswagen herzubeordern, kostet halt locker 1,5 Stunden.

