2024-07-03 – Klusfelsen – Fünffingerfelsen – Werningerode – Quedlinburg

Unser nächster Tag in Quedlinburg bricht an.

Für heute haben wir uns ein wenig Kraxelei vorgenommen. Etwas südlich von Halberstadt (eine Stadt, die von Goethe zweimal besucht wurde, einmal zu Lebzeiten Gleims, einmal nach seinem Tod) liegen zwei Sandsteinformationen mit außergewöhnlichem Aussehen. Wir hatten gestern schon versucht, einen Parkplatz als Ausgangspunkt zu finden, aber die Komoot App hatte eine so tolle Idee, wo man noch starten könnte. Also gaben wir diesen Punkt ins Navi ein und mussten mal wieder feststellen, dass es entweder keinen Satellitenempfang (von Handyempfang wollen wir gar nicht erst reden) gibt oder noch lange nicht alles erfasst ist. ODER: Ich habe in meinem Handy irgendwo hinterlegt, dass ich einen Pickup fahre und deshalb ungeteerte Straßen und schlechte Feldwege bevorzuge. Jedenfalls führte uns die Software zu diesem genannten Endpunkt. Und meinte dann, dass wir noch 10 Kilometer zu laufen oder fahren hätten.

Also schlug ich die Vorschläge in den Wind und wir machten uns auf den Weg zum gestern gefundenen Parkplatz. Und wieder stellte sich heraus, dass der Osten von Google Maps sehr stiefmütterlich behandelt wird: Eine Großbaustelle mit Komplettsperrung der Straße wird einfach nicht angezeigt. Maps meint, wir mögen einfach geradeaus durchfahren. Was ich dann im Hinblick auf meine Beifahrerin nicht tat. Wollte mir keinen Tinnitus einfangen.

Jedenfalls stellten wir unseren Wagen ab und machten uns auf den Weg. Nach ca. 100 Metern ging es steil bergauf und die Fünffingerfelsen kamen in Sicht.

Diesmal keine Stufen, aber nicht weniger weniger steil ging es nach oben. Unsere amerikanischen Merrell-Treter bewährten sich im ostdeutschen Sandstein genauso gut wie in den roten Felsen im südlichen Utah.

Und die Ausblicke sind logischerweise auch nicht schlecht.

Hier der Blick zu den Klusfelsen, die nur ca. 100 m weiter östlich liegen.

Wir klettern auf der anderen Seite der Fünffingerfelsen wieder runter und wandern am unteren Ende der Klusfelsen vorbei, wo schon 5 angeleinte Jagdhund wild kläffend auf ihre Besitzer warten (es war eine Aufpasserin dabei, die Hunde waren nicht alleine).

Auch hier geht es steil den Berg rauf und wir befinden uns in wunderschönen Formationen und Höhlungen.

Natürlich lassen wir es uns nicht nehmen, da rein und da raus zu gucken, solche Öffnungen reizen immer.

Durch eine Öffnung kann man noch einen weiteren, allerdings namenlosen Felsen sehen.

Es wäre mit Sicherheit interessant, von dort aus unsere Felsformationen zu begutachten, aber dann hätten wir nochmal ein ziemliches Stück nach oben gemusst. Fällt aus.

Dann lieber Karin beim Fensterln ablichten. Wenn man auf dem langgestreckten Rücken bis zum Ende läuft (also da, wo man leicht abstürzen kann), hat man auch einen guten Blick auf den Sandstein.

Und um 180° gedreht sehen wir wieder die Fünffingerfelsen.

Um 90° zurück gedreht haben wir auch den Ausblick auf Halberstadt.

Hatte ich schon erwähnt, dass Goethe die Stadt schon zweimal besucht hat?

Ein Detail ist in den Felsen (nicht in Halberstadt) noch interessant: Die Stufen, die in dem Sandstein steil nach oben führen:

Wieder unten angekommen, fanden wir nämlich ein Schild, welches besagte, dass diese Felsen bereits vor ca. 14000 Jahren besiedelt und auch als Sternwarte benutzt wurden. Vielleicht haben die damaligen Bewohner schon für die Tritte gesorgt?

Jetzt geht es zurück zum Auto und ich gebe Wernigerode ins Navi ein. Mal sehen, welche Feldwege wir diesmal angeboten bekommen. Aber, oh Wunder, wir werden über „normale“ Straßen, also fast schon langweilig, in dieses Städchen im Harz geleitet. Das schöne an unseren Touren ist, dass hier alles sehr nah beieinander liegt. Immer sind es 20-30 km bis zum nächsten Ziel.

Wernigerode glänzt wie viele andere Harzstädtchen durch einen schönen alten Häuserbestand, welche zu großen Teilen aufwändig restauriert wurden.

„Berühmt“ ist das „Kleinste Haus“, welches wir auf dem Weg zum Marktplatz als erstes zu Gesicht bekommen.

Gut, dass dabei steht, dass es das kleinste Haus von Wenigerode ist. Denn bei uns in Werden gab es zumindest früher die Kemnate, dessen Front mit Sicherheit noch schmaler ist. Allerdings ist das Innenleben nicht mehr original vorhanden.

Wir stoßen Richtung Markplatz vor. Auf dem Weg kommen wir am „Museum Schiefes Haus“ vorbei. Bestimmt ideal geeignet für Billigmöbel einer schwedischen Möbelfirma, die sich jeder Schräge optimal anpassen. Es ist das linke Haus auf dem Foto.

Nicht ganz so schräg, aber dafür wahnsinnig schön von der Konstruktion und von den Verzierungen her ist das Rathaus. Leider wurde dort gerade eine Bühne für eine Veranstaltung aufgebaut.

Ich habe versucht, sie zumindest teilweise durch den hübschen Brunnen abzudecken.

Dann noch ein Blick in die Fußgänger- und Ladenzone, sieht aus wie viele andere Städchen mit Fachwerkhäusern und Einkaufszone.

Wenn man noch die Zeit und Lust hat, kann man zum Schloss Wernigerode laufen bzw. mit einer Bimmelbahn rauffahren.

Wir begnügten uns mit einem Blick von unten und steuerten unser nächstes Ziel an, den Königshütter Wasserfall. Was ist das Besondere an diesem atemberaubenden Naturschauspiel?

Der Wasserfall ist „handmade“. Dafür zahlt man weder Park- und Eintrittsgebühren.

So langsam war die Luft bei uns raus und wir gaben unser schönes Quedlinburg ins Navi ein.

Als wir ankamen, erwachten meine Lebensgeister wieder ein wenig und ich wollte noch einen Streifzug durchs „Dorf“ unternehmen.

Wir waren mittlerweile schon mehrfach an dieser Häuseransammlung auf dem Berg vorbeigekommen, aber wussten nicht, wie mit dem Auto dahin zu gelangen.

Zu Fuß kein Problem. Gerade mal 101 Stufen und man befindet sich in einem hübschen und verschlafenen Ortsteil.

Auf einem anderen Weg geht es die Stufen wieder runter, aber vorher hat man von oben einen tollen Blick auf den Schlossberg.

Dramatisch ziehen die Wolken vorbei und ich bereite mich schon seelisch auf einen Guss vor.

Es geht Richtung Markplatz, vorbei an der Brauerei Lüdde, die wir ja kürzlich schon erwähnt hatten.

Auf dem Marktplatz dann noch ein paar Impressionen eingefangen.

Und nach einem letzten Foto geht es dann nach Hause. Trockenen Fußes.

Wieder ein toller Tag. Zwar fast ohne Sonnenschein, aber auch ohne Regen.

2024-07-01 – Fahrt nach Quedlinburg

UUUURLAUB. Ich habe Urlaub. Gut, Ende des Monats gehe ich sowieso in Rente, aber Urlaub ist doch immer was besonders Feines.

Wir hatten uns überlegt, für 4 Tage/3 Nächte in den Harz zu fahren und haben uns dazu im Best Western Hotel Schlossmühle in Quedlinburg einquartiert. Von dort aus soll es zu verschiedenen Destinationen rund um das alte Städchen gehen.

Sehr zeitig (um 10.03 Uhr) brechen wir nach einem guten Frühstück auf und machen uns auf den Weg.

Geplant ist ein kleiner Zwischenstop bei der Stabkirche in Hahnenklee, die hatten wir bei unserem letzten Aufenthalt nur in strömendem Regen erlebt.

Die Fahrt führt uns ziemlich ereignislos über die A44, bis wir der Schilder von Kassel ansichtig werden. Hier hatte meine Göttergattin nach dem Abi mal ein halbes Jahr in einer Hauswirtschaftsschule verbracht, eine schöne Zeit ihres Lebens.

Also machten wir einen Abstecher in diese Richtung. Dort liegt auch das Herkules-Denkmal (ich habe es zu Anfang mit dem Hermansdenkmal verwechselt, peinlich), welches oben auf dem Berg liegt mit einem wunderbaren Blick auf das Schloss Wilhelmshöhe und die Stadt Kassel.

Das Denkmal stammt aus dem 18. Jahrhundert und steht auf einem Oktogon nahmens Riesenschloss.

Oben angekommen, gönnten wir uns einen Blick in die Ferne.

Und auch in die Höhe.

Das Denkmal ist zur Zeit Gegenstand heftiger Renovierungsarbeiten, weshalb es leider nicht möglich ist, Bilder ohne Baugerüst zu liefern. Und KI wollte ich nicht einsetzen.

Der Blick nach unten an den Terassen vorbei ist verlockend.

Leider sind die Wasserspiele ausgeschaltet. Wir müssen noch einmal wiederkommen, wenn jemand den Hahn aufdreht.

Aber wie sieht das Ganze von unten aus? Schauen wir es uns an.

Hierzu muss man voranschicken, dass es uns durchaus klar war, dass wir diese ganzen Stufen erstens runter und anschließend wieder rauflaufen müssen. Schon beim Abstieg merkten wir, dass es in die Oberschenkel ging. Unten angekommen, bewunderte ich diese rauhe Schönheit aus Tuffgestein. Sie erinnert mich ein wenig an das Schweriner Schloss. Dort hat man auch eine Grotte in ähnlicher Anmutung gebaut. Irgendwie ist das Denkmal faszinierend.

Hatte ich schon gesagt, dass wir wieder rauf müssen? Ganz gemächlich machten wir uns auf den Weg und ich zählte immer brav die Stufen. Es waren 536. Oben angekommen schleppte sich ein junger Mann im Trainingsanzug die letzten Stiegen empor. Er war raufgejoggt. Ich fragte ihn, ob ihm klar sei, dass er dass nicht muss… Für einen bösen Blick reichte die Kraft nicht mehr, also spendierte ich ihm etwas von unseren isotonischen Drinks, auf dass es zu einem Lächeln reichte.

Von oben hat man auch einen guten Blick auf die Löwenburg.

Diese datiert zurück auf das Jahr 1793, als mit dem Bau begonnen wurde und diente Landgraf Wilhelm IX. von Hessen-Kassel als Heimstätte. Leider erlaubte es unsere Zeitplanung nicht, auch dieses zu besichtigen, aber wir kommen wieder.

Nächstes Ziel war die Schule, an die meine Göttergattin viele schöne Erinnerungen hat. Wir fanden sie auch, aber optisch gibt das Bauwerk nicht so viel her, als dass man es hier zeigen müsste.

Da es gerade Zeit zum Mittagessen war, kehrten wir bei H. König ein und gönnten uns einen Burger.

Weiter Richtung Osten. Irgendwann überquerten wir die ehemalige Zonengrenze, von der jetzt nichts mehr zu sehen ist.

Als ich zu der Abfahrt kam, wo es zur Stabkirche in Hahnenklee ging, zogen gerade dicke, schwarze Gewitterwolken auf. Also im Regen haben wir die Kirche schon erlebt. Nochmal brauchen wir das nicht.

Folglich disponierten wir um und gaben unser Hotel ins Navi ein. Es geht ein Stück auf der A7, dann ein Stück über Landstraße, bis wir auf der A36 landen, die uns nach Quedlinburg führt.

Diese Stadt Quedlinburg, plattdeutsch Queddelnborg, wird im Jahr 922 erstmal urkundlich erwähnt und glänzt durch sehr viele gut erhaltene alte Häuser, was schließlich zum Status Weltkulturerbe führte.

Unser Hotel gehört zu diesem alten Bestand und liegt direkt am Fuße des Berges, auf welchem sich die Stiftskirche St. Servatii befindet. Die Sonne scheint gerade mal wieder und wir checken ein.

Dann begeben wir uns auf unser Zimmer. Wir hatten nicht die unterste Kategorie gebucht, aber am Morgen, als wir losfuhren, noch um ein Upgrade gebeten.

Als wir in der zweiten Etage des „Nebenhauses“, Altbau, ankamen und unser Zimmer betraten, blieb uns erstmal der Mund offenstehen. Eine Küchenzeile mit Kochgeschirr und Besteck, eine Kaffeemaschine und alles, was das Herz noch begehrt:

Hier werden wir uns 3 Nächte sehr wohlfühlen. Da wir uns gerne selbst versorgen, machten wir noch einen Abstecher zum nahegelegenen Discounter und deckten uns mit Lebensmitteln für die nächsten Tage ein.

Jetzt ist noch Zeit genug für eine kleine Runde ins Dorf.

Herrlich leuchten die alten Fachwerkhäuser in der Abendsonne.

Liebevoll im Fenster dekorierte Kaffeekannen warten darauf, dass man sie bestaunt und fotografiert.

Die kleinen Gässchen mit ihrem originalen Kopfsteinpflaster sind zwar eine Tortur für jeden, der ähnlich alt wie das Städtchen ist und sich mit einem Rollator vorwärts bewegen muss, aber rein optisch wunderschön.

Und mit viel liebe und Detailblick ist alles dekoriert.  Übrigens sind viele dieser Häuser als Ferienwohnungen mietbar.

Und als hätten wir diesen Tag noch nicht genug Stufen bezwungen, geht es auf den Kirchberg weitere 67 Stufen rauf. Macht 603. Aber was tut man nicht alles für einen schönen Überblick über die Dächer von Quedlinburg?

Ich glaube, für heute haben wir genug gesehen. Da sich über uns dicke schwarze Wolken daran machten, sich über uns zu erleichtern, kehrten wir ins Hotel zurück und ließen uns gefüllte Nudeln und Würstchen schmecken. Als Nachtisch gibt es gleich Eis.

16. Reisetag: Von Dresden nach Einbeck

Adé Dresden. Wir haben dieses Mal nicht viel von der Stadt mitbekommen (ausser ein paar saftigen Staus, die uns viel Zeit zum Betrachten der Gebäude am Straßenrand gaben), aber dafür eine sehr schöne Zeit in „Saxonian Switzerland“ gehabt, wie auf Englisch die Sächsische Schweiz heißt.

Heute geht es ein Stück in Richtung Heimat. Als Zwischenziel haben wir Einbeck im Harz auserkoren. Aber nicht wegen des Urbocks, sondern weil wir uns morgen im Harz umsehen wollen.

Direkt auf der Reiseroute liegt Quedlinburg, eine Stadt mit über 1200 wohl erhaltenen Altbauten und einem unheimlich lebhaften Kopfsteinpflaster. Ich schätze mal, das wurde von einem Stoßdämpferhersteller verlegt, um sich einen größeren Absatz seiner Produkte zu verschaffen.

Zuerst ging es rauf in die Burg, die im oberen Teil komplett von Baugerüsten umgeben ist. Aber aus dem Garten hat man einen wunderbaren Blick auf die roten Dächer der Altstadt.

Und da meine Göttergattin mittlerweile ihren Höhenführerschein gemacht hatte, gab es in dieser Richtung auch keine Probleme.

Wir durchwanderten die Stadt von Nord nach Süd, dann von Ost nach West und bewunderten die Fachwerkbauten.

Schließlich landeten wir vor dem Brauhaus Lüdde, welches mit folgendem Spruch bekannt wurde: Hiermit wird bekannt gemacht, dass keiner in die Bode macht. Bei Lüddes wird gebraut (Bode ist der Fluss, der durch Quedlinburg verläuft). Mein Hintergrundwissen habe ich von meiner Göttergattin, deren Großvater den Namen Lüdde trug. Im Endeffekt also Verwandschaft.

Wir enterten den mit schicken Braukesseln geschmückten Hauptraum und erkundigten uns nach Nachfahren mit dem Namen.

Aber ausser einer E-Mail-Adresse und dem wagen Hinweis auf ein weibliches Mitglied mit den o.g. Nachnamen war aus den Angestellten nicht viel rauszukitzeln.

OK, hatten wir auch nicht erwartet. Also weiter. Eine halbe Autostunde entfernt liegt das Städtchen Blankenburg. Auch hier hatte meine Göttergattin Erinnerungen zu verzeichnen, diesmal persönlicher Art: Sie war von ihren Eltern im zarten Kindesalter mal entlang der Teufelsmauer geschleift worden. Offensichtlich ein sehr langweiliger Prozess, da sich der Teufel nicht blicken ließ.

Ich hingegen hatte Fotos gesehen, die es der wanderfreudigen und mittlerweile schwindelfreien Bergsteigerin etwas schmackhafter machen könnte.

Waren wir vor 2 Tagen noch auf Canyon-Tour gewesen und am gestrigen Tag als Bergsteiger unterwegs, war diesmal eine QuerFELSein-Tour angesagt. Am Großvater-Felsen konnte man den Aufstieg auf die Teufelsmauer starten und einen Blick über Blankenburg und das gesamte Umland werfen.

Dann ging es rauf und runter, über ausgewaschene Steintritte und an dünnen Metallgeländern über die Felsen, an den Felsen vorbei. Meine Göttergattin hatte keine Langeweile.

Dass wir im Harz waren, konnte ich zweifelsfrei daran erkennen, dass aus den Bäumen häufig eine klebrige Masse raustropfte. Daher wohl der Name.

Aber irgendwann war auch dieser Rundweg geschafft, wir (zumindest ich) zart angeschwitzt und wir machten uns auf den Weg nach Einbeck.

Das Hotel trägt den Namen FREIgeist Einbeck und ist total modern eingerichtet.

Im zentralen Treppenhaus hängen Motorräder aus vergangen Zeiten an der Wand. In Anlehnung an den PS-Speicher, das angrenzende Motorrad-Museum.

Für einen letzten Trip in die Stadt reichte die Kraft gerade noch.

Und auch für eine heftige Überraschung. Die Altstadt reicht vielleicht nicht soweit wie Quedlinburg zurück, dafür aber sind viele von den sichtbaren Holzbalken liebevollst bemalt und verziert.

Ich habe versucht, im schwindenden Licht noch ein paar Aufnahmen zu machen, morgen gibt es bessere.