12.10.2022 – Von Santa Fe nach Alamoso

Schade, dass wir dieses schöne Hotel verlassen müssen. Es scheint sehr beliebt zu sein, denn heute morgen war schon wieder eine Horde Jugendlicher in den Frühstücksraum eingefallen und war dabei, das Buffet zu plündern.

Aber wir wurden trotzdem satt, füllten noch unsere Kaffee-Mugs auf und setzten uns auf die Straße. Ziel für heute ist Alamoso in Colorado. Da ich das Hotel nicht selbst gebucht hatte, war mir diese Stadt/dieses Nest, whatever, vollkommen unbekannt. Der direkte Weg wären 140 Meilen gewesen, reine Fahrzeit ca. 2,5 Stunden. Aber langweilig.

Also fuhren wir erstmal noch einmal nach Downtown Santa Fe, zur Plaza, die uns bei Dunkelheit und Beleuchtung schon so gut gefallen hatte.

Und was soll ich sagen? Bei Tageslicht und Sonnenschein ist sie NOCH VIEL schöner.

Leider nur auf der Durchreise, andere Zwischenziele wollen auch bedient werden.

Und das wäre Taos und Taos Pueblo. Letzteres ist als reines „Indianerdorf“ bekannt, angeblich leben hier noch Ureinwohner.

Wir hätten dahin einfach die NM 68 rauffahren können, wussten aber, dass links von uns der Rio Grande floss, mit schönen Flusstälern und Schluchten. Um das zu bewahren, wurde 2013 ein großer Teil von Obama zum National Monument erklärt.

Am Rio Grande Visitor Center erkundigten wir uns nach den Möglichkeiten, die es auf dem Weg nach Taos gebe und erfuhren zweierlei: Erstens hatte Taos Pueblo heute geschlossen, danke für den Hinweis. Und zweitens lohnt es sich, direkt hinter dem Visitor Center nach Westen auf die 570 abzubiegen.

Diese führt ca. 6 Meilen am Fluss entlang, dann ca. 1,5 Meilen Dirt Road die Klippe rauf, um dann schließlich nach weiteren 8 Meilen an der Rio Grande Bridge zu landen.

Der Weg am Fluss entlang war wunderschön und erinnerte an einige andere Flusstäler, die wir durchfahren hatten.

Der Weg nach oben war problemlos, ähnlich wie der Schafer Trail in den Canyonlands.

Wir waren noch darauf hingewiesen worden, dass an den steilen Berghängen eventuell Bighorn Schafe zu sehen wären, sie wären in den Tälern vor der Jagd geschützt. Also hielten wir fleißig Ausschau, aber keins der Tiere war zu sehen.

Wie denn auch? Als wir oben an der Ridge angekommen waren, tummelte sich dort gerade die örtliche Herde und ließ sich auch von uns nicht groß stören.

Wieder auf Asphalt ging es zügig weiter bis zur Brücke.

Ein imposantes Bauwerk mit einem fantastischen Blick auf den Rio Grande.

Dann noch 20 Minuten nach Taos rein. Eigentlich hatten wir auch hier einen gemütlichen Stadtbummel geplant, aber ein dicker Stau ließ uns davon Abstand nehmen. Schließlich mussten wir noch weiter nach Norden.

Daher nur schnell ein Foto in Richtung Plaza und dann auf die NM 522 Richtung Norden.

Diese wurde an der Grenze zu Colorado zur 159 und wir hatten die Ehre, kurz hinter der Grenze die älteste Stadt Colorados kennenzulernen, San Luis.

Echt gemütlich.

Die Sehnsucht trieb uns weiter Richtung Norden, bis wir vorbeifahrend an schneebedeckten Bergen den Great Sand Dunes National Park vor uns sahen.

Vor einem mächtigen Felsmassiv liegen dort lustige Sandhaufen,

heute mal mit idealer Beleuchtung, im Abendlicht.

Als wir im Park auf dem Dünenparkplatz waren, merkte ich, wie gewaltig ich mich verschätzt hatte.

Viel höher als beim White Sands Monument ragten die Dünen in den Himmel und es hätte Stunden gekostet, diese zu erklimmen. Ein anderes Mal vielleicht.

Da die Sonne noch nicht so richtig tief stand, beschlossen wir, die auf dem Weg liegenden Zapata Falls heimzusuchen. Auf der Karte ist eine ca. 4 Meilen lange Dirtroad abgehend von der Zufahrtsstraße zum Nationalpark eingezeichnet. Wie angenehm überrascht waren wir, als die komplette Straße bis zum Trailhead asphaltiert war.

Dann war es mit der Bequemlichkeit aber auch schon vorbei. Wir befinden uns auf 2.700 m Höhe, der Weg zu den Falls läuft ca. eine halbe Meile. Über mehr oder weniger dicke Felsbrocken stapften wir langsam aufwärts, bis eine enge Schlucht vor uns lag.

Bei einem entgegenkommenden Wandererpaar hatte ich schon ein paar Erkundigungen eingezogen und erfahren, dass es evtl. nasse Füße geben könnte.

Ich kletterte also so vorsichtig wie möglich über Steine über den Bach, um dann schließlich über einen Felsen gelehnt einen Blick auf den Fall werfen zu können. Für einen besseren Ausblick hätte ich mich ins knietiefe eisige Gletscherwasser stellen müssen. Und sooo wasserdicht sind meine Schuhe auch nicht.

Also ISO Zahl an der Kamera hochgeschraubt und versucht, aus der Hand zumindest eine Aufnahme von den Fällen zu erhaschen.

Dann hoffentlich trockenen Fußes zurück zum Trail und locker wieder zum Parkplatz runtergehoppst.

Sonnenuntergang mit Dünen können wir uns abschminken, dazu reicht die Zeit nicht. Also machen wir das beste hier oben daraus.

Hat sich doch gelohnt, oder?

Jetzt noch eine halbe Stunde nach Alamoso fahren. Es dunkelte schon heftig, als wir einfuhren, aber es scheint ein gemütliches altes Westernstädtchen zu sein.

Was für ein (Fahr-)tag.

 

11.10.2022 – Pecos National Historical Park

Nachdem wir trotz unserer Befürchtungen auf eine unruhige Nacht gut geschlafen hatten – der Bus mit den Kids war schon relativ früh weg, genehmigten wir uns ein ausgedehntes Frühstück (zwischendurch musste nebenan eine Waschmaschine laufen).

Neben uns – direkt am Fenster – hatte sich ein riesiger Schmetterling verflogen.

Er hatte sich zwischen Mückengitter und Scheibe für die Nacht eingenistet und fand jetzt nicht mehr den Weg raus. Aber ein freundlicher Hausangestellter kam von außen, nahm das Mückengitter ab und das schöne Tier konnte in die Freiheit flattern.

Hier ein paar Fotos unserer King Suite mit Balkon.

Ich würde mir zuhause eine Wohnung vermutlich nie so einrichten, vor allem nicht das Waschbecken, aber hier passt es hin, hier fühlt man sich wohl.

Heute geht es, wie die Überschrift schon sagt, zum Pecos National Historical Park. Dieser liegt ca. 30 Meilen südöstlich von Santa Fe und gehört zu den kleinen Schätzchen, die die Nationalparkverwaltung bereit hält.

Das Visitor Center selbst ist in einem schönen Adobe-Haus untergebracht.

Wir wurden gefragt, ob wir uns einen kurzen Film anschauen wollten, sie würden ihn für uns nochmal starten (so ist das in den kleinen „Monumenten“). Der „Kinoraum“ war wie ein kleines Amphitheater aufgebaut, liebevoll und hübsch.

Wir erfuhren, dass diese Siedlung am Pecos eine lange und wechselvolle Geschichte mit Ureinwohnern, christlichen Geistlichen, Spaniern und anderen feindlich gesonnenen Stämmen hatte.

Bis zu 2000 Menschen lebten hier im Tal des Rio Pecos, auf einer Anhöhe, so dass man liebsame und auch unliebsame Besucher schon frühzeitig erkennen konnte. Wir befinden uns auf ungefähr 2.100 m Höhe, der Rundgang zeigt, in welch toller Umgebung die damaligen Einwohner gelebt haben. Ob sie das auch so empfunden haben, sei dahingestellt.

Das Leben in einer Kiva jedenfalls wäre auf die Dauer nichts für mich (dazu ist mein Fotorucksack einfach zu sperrig).

Auf dem Weg sollte man den Blick nicht nur in die Ferne schweifen lassen. Direkt vor einem Kakteenfrüchte und

vor uns auf dem Weg schlängelte sich eine Bullsnake in die Büsche.

Wie schon erzählt, hatte sich die Kirche auch angrenzend an die Pueblobauten breit gemacht. Und mit breit meine ich auch die Wände. Bestimmt 1,5 m waren diese dick.

Auf dem Foto unten kann man auch erkennen, welche Ausmaße das Gebäude in seiner ersten Version gehabt haben muss. Imposant.

Nach diesem äußerst informativen Besuch ging es zurück durch die Stadt Pecos. Etwas verschlafen, keine eigene Ampel. Wir fragen uns immer, wovon leben die Leute?

Der KFZ-Mechaniker sieht jedenfalls nicht so aus, als hätte er viel zu tun. Ob er auch schon Elektroautos kann?

Ein paar Meilen aus der Stadt raus fahren wir an einem Benediktiner-Kloster vorbei, bei Google wird es „Our Lady of Guadalupe Abbey“ genannt, aber ich bin mir sicher, dass draußen was anderes stand. Jedenfalls ein hochmodernes Gebäude, natürlich im Adobe-Stil.

Dazu gehörig ein eigener See, der Monastery Lake, von den Amerikanern logischerweise zum Fischen verwendet.

Wieder ein paar Meilen weiter auf der 63 ein Schild zu einer Picnic Area. Hatten wir das Gefühl des Hungers vor drei Minuten noch vehement von uns gewiesen, überfiel es uns beim Anblick der Picnic Tables mit Macht.

Es ist wildromantisch hier. Der Pecos fließt vorbei, die Sonne scheint in die gelben Blätter, das Leben ist schön.

Wir beschließen, die 63 weiter Richtung Norden zu fahren. Es fühlt sich an, wie in Idaho an einem Fluss entlang zu fahren.

Wir kommen an romantischen Meadows vorbei,

an alten historischen Brücken, bis wir schließlich am nördlichsten Punkt dieser Fahrt landen, Cowles. Auf der Landkarte aus Papier ist das noch als kleinstmögliche Stadt eingezeichnet, aber auch das ist schon die Übertreibung des Jahrhunderts.

Obwohl wir zwischendurch immer wieder mal an Häusern, möglicherweise sogar Feriensiedlungen im Blockhausstil vorbeigekommen sind.

Jedenfalls sagt Google Maps, dass wir uns bei den Cowles Ponds befinden, zwei Teiche, extra zum Angeln.

Genug von der Gegend gesehen. Nicht, dass wir nicht noch hätten weiterfahren können, aber wir müssen die gleiche Strecke zurück und in den Abendstunden kommt gerne mal Wild auf die Straße, um zu schauen, welche idiotischen Touristen gerade hier herfahren.

Dass hier mal mehr losgewesen sein muss, zeigt diese historische Zapfsäule aus der Zeit Alexander des Großen.

Wieder in der Zivilisation zurück sehe ich rechter Hand das Schild eines Ross-Ladens und mache unvorsichtigerweise den Vorschlag, ob meine Göttergattin den Store nicht um einige Kleidungsstücke erleichtern möchte. Die Antwort könnt ihr euch vorstellen. Zum Glück gab es direkt nebenan ein Best Buy, welcher mich mit schnellem Internet für die Wartezeit versorgte.

Und es waren nur noch 0.3 Meilen bis zum Hotel. Hätte ich das gewusst, wäre ich schon vorgefahren und hätte mich aufs Sofa gelegt.

So kamen wir in der Abendsonne an und das Hotel strahlte im schönsten Licht.

Auf dem Zimmer nutzten wir noch den Balkon für das Abendessen und ließen den Abend ausklingen.

 

 

 

10.10.2022 – Bandelier National Monument

Ungefähr 50 Meilen nordwestlich von Santa Fe liegt das Bandelier National Monument. Wie schon so oft plagten mich wage Erinnerungen daran, die ich im Nachgang beim Betrachten meiner alten Dias verifizieren konnte.

Es geht zuerst über die 84 nach Norden, dann über die 502 und die 4 Richtung Westen, Richtung Los Alamos. Dunkle Erinnerungen werden bei dem Namen wach, wurde dort unter dem Namen Manhatten Projekt die erste Atombombe entwickelt.

Aber noch sind wir nicht da und kommen dort auch nicht hin.

Vor dem Monument liegt die Stadt White Rock, mir gänzlich unbekannt. Auf der Karte war sie durch einen Overlook aufgefallen. Das verspricht einen guten Ausblick, vor allen Dingen, weil endlich mal wieder die Sonne scheint. Für eine kurze Hose ist es gerade noch zu kalt, aber grundsätzlich nicht unangenehm.

Der Overlook hält, was der Name verspricht: Ein weiter Blick ins Land, zur einen Seite purzeln – dank des schlechten Wetters der vergangenen Tage – Wasserfälle den Berg runter. Im Tal fließt träge der Rio Grande durch sein Bett.

Uns fallen auf der Hauptstraße immer wieder Schilder auf „Shuttle Service zum Monument“ und „Overflow Parking“. Sind wir hier im Zion gelandet?

Aber wir sind ja gut erzogen und stellen uns auf einen der Parkplätze, besteigen das Visitor Center dort und erfahren, dass der Bus alle 20 Minuten fährt. Und nein, mit dem eigenen Auto geht es nicht.

Also stellen wir uns brav mit ca. 30 anderen Leutchen in die Schlange und der Bus fährt pünktlich ab. Ungefähr 25 Minuten und und 15 Meilen später steigen wir aus dem Sammeltransport und werden von einem indianisch aussehenden Ranger empfangen, der uns einen kurzen Überblick über den Park gibt.

Wir entschließen uns für den Pueblo Loop Trail. Er führt entlang an steil aufragenden Felswänden, die von Natur aus schon gelöchert sind wie ein Schweizer Käse.

Aber die vor 500-700 Jahren dort wohnenden Menschen haben aus der Not eine Tugend gemacht und weitere Höhlungen in den Felsen getrieben bzw. vorhandene erweitert.

In dem Pulk der Gleichgesinnten, der sich nur langsam auföst, trotten wir hinterdrein und staunen über die Landschaft und dass hier Menschen gelebt haben, leben konnten.

Am Long House noch eine Begegnung mit einem lebenden Vertreter dieser Gegend, eine fette grüne Heuschrecke.

Ein Teil der Loop führt jetzt zurück, aber ein Highlight hat sich der Park noch aufgespart: 0,6 Meilen geht es zum Alcove House, eine Ruine, 140 Fuß über dem Bachbett. Aufzug oder Rolltreppe? Fehlanzeige. Wir müssen über Leitern nach oben, eine besondere Domäne der besten Felsenkletterin von allen.

Aber endlich sind die 4 Leiterabschnitte geschafft

und wir bewundern die für dortige Verhältnisse große Eigentumswohnung mit viel Frischluftanteil.

Runter geht es leichter, andere Wanderer vor uns haben deutlich mehr mit ihrer Höhenangst zu kämpfen und tasten sich von Sprosse zu Sprosse nach unten, bis sie wieder festen Boden unter den Füßen haben.

Dann geht es insgesamt 1,1 Meilen am Bachbett entlang zurück zur Bushaltestelle, wo nach ca. 10 Minuten Wartezeit ein Bus die Ex-Wanderer aufnimmt und zurück nach White Rock bringt.

Im Alcove House konnte man schon deutlich sehen, dass dicke, dunkle Wolken heranzogen und wir hofften, dass wir nicht auf glitschigen und nassen Tritten nach unten mussten.

Je weiter wir nach Santa Fe kamen, umso besser wurde das Wetter.

Dann noch ein Zwischenstop beim Camel Rock Monument. Musste sein. Habe ich vor über 30 Jahren auch gemacht.

Schließlich schwenkten wir bei unserem Hotel ein und bekamen ein neues Zimmer, diesmal die „Balcony Suite“. Echt schön. Hier können wir bleiben. Gut, dass wir eine Nacht mit BW-Punkten bezahlen können. Würden wir jetzt buchen, kostete ein Zimmer pro Nacht 202 USD+Tax.

DAS haben wir gut gemacht. Fotos werden morgen nachgeliefert.

Auf dem Balkon genossen wir in der Abendsonne unseren Salat, um uns anschließend nach der physischen Stärkung auch ein wenig psychische Stärke in Form eines Nickerchens zukommen zu lassen.

Wohlgeruht, es war schon dunkel geworden, fuhren wir nochmal in die Innenstadt.

Erstes Ziel: Das Kapitol. Auch wenn es von der gewohnten Form abweicht, macht es doch was her.

Danach zur Plaza, wohl dem bekanntesten Ort in Santa Fe.

Obwohl auch hier wie in vielen anderen Städten Touristenware feilgeboten wird, hat man hier den Eindruck, dass der Kunstgedanke überwiegt.

Sehr geschmackvolle mexikanische und auch indianische Ware – Schmuck, Töpfereiartikel, Mode. Alles passt hier ins Gesamtbild und wirkt nicht überladen.

Zum Gesamtbild gehört natürlich auch, dass die Häuser samt und sonders im Adobe-Stil gehalten sind, ein Stil, den ich persönlich sehr mag.

Unter anderem natürlich auch das berühmte La Fonda Hotel, wo selbst die Parkgarage nicht aus der Norm fällt.

Nach einem gemütlichen Rundgang ging es wieder in unser gemütliches Hotelzimmer. Hoffentlich verläuft die Nacht einigermaßen ruhig, ein Reisebus mit Jugendlichen hat sich ins Hotel entladen. Hoffentlich bleiben die die ganze Nacht eine Etage tiefer im Schwimmbad…