22.09.2025 – Entschleunigen, Teil 2 – Thor’s Well

Für heute haben wir uns ein konkretes Ziel vorgenommen, welches gleichzeitig den südlichsten Punkt unserer Reise markiert. Und das ist Thor’s Well.

Dieser Punkt liegt südlich von Newport und Yachats, wir haben ca. eine Stunde Fahrt vor uns.

Eine erste Unterbrechung genehmigen wir uns, und das ist Devils Punchbowl.

Es ist ein staatliches „Day-Use“ Naturgebiet (State Natural Area) und liegt in der kleinen Küstengemeinde Otter Rock, zwischen Depoe Bay und Newport.

Devils Punchbowl entstand vermutlich, als zwei Meereshöhlen (sea caves) durch die Brandung ausgewaschen wurden, dann diese miteinander verbunden wurden und schließlich das Höhlendach einstürzte. Das Gestein besteht überwiegend aus Sandstein und Siltstein, welches durch Erosion eher verwitterbar ist – daher die Formation mit den untertunnelartigen Öffnungen zum Meer. Das „Becken“ füllt sich bei Flut, wenn Wellen durch die Tunnelöffnung ins Innere schlagen und dort mit großer Dynamik und Schaum wirbeln. Bei Ebbe kann man von der Küste (oder dem Strand) in das Becken gelangen.

Die Küste um die Punchbowl herum ist auch besonders schön und wild.

Dann geht es wirklich zügig weiter. Wir passieren zuerst Newport, dann Waldport und anschließend Yachats, ohne noch einmal anzuhalten.

Es gibt einen weiteren Stop bei Devils Churn. Dies ist ein schmaler Meereinschnitt (inlet), der über tausende von Jahren durch Wellenschlag in basaltisches Vulkangestein entstanden ist. Wahrscheinlich war anfangs eine Meereshöhle vorhanden, deren Dach später eingebrochen ist. Am Meer (wo der Einschnitt ins offene Meer mündet) ist Devils Churn mehr als 80 Fuß (≈ ca. 24 Meter) breit. Wenn die Flut kommt und große Wellen in den Churn hineinlaufen, können Spritzwasser und Gischt (spray) mehrere hundert Fuß hoch aufsteigen.

Wir gönnen uns den Luxus und wandern vom oberen Aussichtspunkt bis ganz nach unten, um das Wellentreiben aus der Nähe zu betrachten. Auf eine Salzwasserdusche war ich nicht scharf, deshalb hielten wir uns in sicherer Entfernung auf.

Die Wellen schlagen mit einer unbeschreiblichen Wucht an die Felsen, das Donnern ist noch kilometerweit zu hören.

Aber jetzt schaffen wir es, ohne weitere Stops bei Thor’s Well anzukommen.

Von oben sieht das alles ganz harmlos aus, aber Thor’s Well ist eine tiefe, muschelförmige Öffnung in der Basaltküste südlich von Cape Perpetua.

Ursprünglich war es wohl eine Meeresgrotte (sea cave), die durch die Kraft der Wellen ins vulkanische Gestein hineingearbeitet wurde. Später kollabierte das Dach, wodurch der heutige brunnenartige Effekt entstand. Die Tiefe beträgt etwa ca. 6 Meter. Es sieht so aus, als würde der Ozean in ein bodenloses Loch verschwinden – dieses Erscheinungsbild kommt zustande, weil Wasser durch Öffnungen am Boden hinein und wieder herausfließt.

Der beste Zeitpunkt, um Thor’s Well zu erleben, ist etwa eine Stunde vor Hochwasser. Dann füllt sich das Loch, Wellen schießen hinein und über die Ränder, wodurch spektakuläre Spritzer entstehen.

Man sollte dort nicht zu nahe herangehen, das rutschige Gestein und die unberechenbaren Wellen sind nicht ungefährlich. Erst kürzlich ist ein wagemutiger Fotograf dort hineingestürzt und konnte nicht mehr lebend geborgen werden.

Deshalb setzte ich mich mit der Dicken Berta und Stativ bewaffnet in sicherer Entfernung auf eine Bank und schoss in aller Seelenruhe, was der Chip hergab.

Neben Thor’s Well befindet sich ein Blowhole, eine Öffnung im Felsen, in die das Wasser von unten hereinschießt und dann in einer mehr oder weniger großen Fontäne nach oben herausgepresst wird. Wal, da bläst er, könnte man auch sagen.

Auch dieses Naturschauspiel nahm uns eine ganze Zeit gefangen, so dass wir uns so langsam auf den Rückweg machen mussten. Wie schon gesagt, liegt vor Thor’s Well noch das Cape Perpetua, ein Aussichtspunkt, auf den man bequem mit dem Wagen hinauffahren kann. Von dort hat man einen einmaligen Blick über die wunderschöne Oregonküste.

Wieder unten führte uns die Straße nach Yachats, einem süßen kleinen Nest, welches wir auch früher immer gerne durchfahren haben und gerne dort Pause machten.

Von Süden kommend machten wir auf der Yachats Ocean Road unsere Mittagspause, um anschließend zum Strand zu fahren und nach Achaten zu suchen. Früher gab es dort welche, heute wurden wir nicht fündig.

Auf dem Weg durch die Wohngebiete findet man viele hübsche Häuser, ich schätze, dass die meisten als Vacation Rentals zu mieten sind.

Auch die Hauptstraße sieht nett aus. Alles läuft gemütlich ab, keiner ist in Eile oder hektisch.

Wir erinnerten uns, dass es am nördlichen Ende von Yachats die Smelt Sands State Recreation Site gab. Dort hatten wir früher auch schon Achate gefunden. Ein Versuch ist es wert. Es gab dort auch welche, aber die meisten waren kleiner als ein Streichholzkopf. Lohnt sich nicht wirklich. Aber es gibt eine Sage, in der heißt es, dass nur der, wer auch die kleinen Steinchen sammelt, auch irgendwann mit größeren belohnt wird. Warten wir es ab.

In Newport tankten wir unseren Dicken noch einmal voll, Preis 3,979 USD/Ga. Zwar nicht der niedrigste Preis in diesem Urlaub, aber damit kann ich leben.

Eigentlich hatten wir vorgehabt, den Yaquina Head Leuchtturm noch einmal bei Sonnenschein zu besichtigen, aber als wir um 17 Uhr dort ankamen, wurde gerade die Schranke geschlossen.

Aber wir wissen, wie wir uns die Zeit vertreiben. Als wir erneut durch Depoe Bay kamen, lenkten wir den Wagen rechts an den Straßenrand in eine Parklücke und setzten uns auf die wohlbekannte Kaimauer. Etwas weiter draußen wurde uns ein Naturspiel geboten, wie ich es noch nicht erlebt habe.

Meterhohe Wellen brachen, überschlugen sich, krachten zusammen. Oder wurden vom Wind verweht.

Ich schätze, dass wir bestimmt eine halbe Stunde nur dort gesessen haben und bei gleichzeitiger Entschleunigung aufs Wasser gestarrt haben. Analog den Comedians M.d.a.W.s. sind wir E.d.a.W.s – Eheleute, die aufs Wasser starren.

Dann setzte der letzte Rest von Vernunft ein und wir machten uns ohne weitere Unterbrechung auf den Weg ins Hotel. Das war dringend nötig, denn wir hatten nur noch eine knappe Stunde bis Sonnenuntergang um 19.15 Uhr.

Und wir wollten ja zum Taft District, Steinchen suchen.

Da wir uns auch der kleinen Steinchen angenommen haben, wurden wir reichlich belohnt, wie man sieht. Das ist so die Ausbeute der letzten drei Tage, das meiste davon vom Taft District in Lincoln City.

Die Sonne war untergegangen, als wir ins Hotel zurückkehrten.

Wir verabschiedeten uns von der uns lieb gewordenen Managerin Anita. Viel haben wir immer aus Deutschland zu erzählen, viel erzählt sie uns. Irgendwann müssen wir uns mal die Zeit nehmen für ein privates Zusammentreffen. Vielleicht besucht sie ja mal wieder Deutschland.

11.05.2024 – Von Lincoln City nach Cape Perpetua

Heute morgen war es mit dem blauen Himmel nicht so gut. Grau in grau die Welt um uns herum. Zeit für Stille und Kontemplation. Heißt: Wir legen uns nach dem Frühstück noch einen Augenblick hin und machen Augenpflege.

Tagesziel für heute ist das weiter südlich gelegene Cape Perpetua. Aber vorher noch kurz einmal in den Norden von LC, frischen Salat einkaufen. Die haben beim Grocery Outlet verschiedene Tüten mit frischem Salat für gerade mal 3,99 USD. Da ist Sauce und auch geschmacksverstärkende Krümel schon drin. Und eine Portion reicht gut für 2 Personen. Wenn man sie denn mit etwas Käse aus der Creamery aus Bandon und etwas Turkey-Aufschnitt verlängert. Und wie durch ein Wunder gelangt auch eine Spring-Torte mit Namen Lemon-Cheesecake in den Einkaufswagen. Sonst wäre es ja mit den auch eingekauften Bananen zu gesund.

Wir merken, dass wir Wochenende haben. LC läuft langsam voll und wir brauchen von Süden nach Norden erheblich länger als sonst. Also biegen wir vom Highway ab auf einen Schleichweg und fahren durch ein schönes Wohngebiet.

Wir fahren danach relativ zügig Richtung Süden, immerhin nähern wir uns dem Mittag, und machen nur einen kurzen Stop auf dem Otter Rock, Karin möchte unbedingt wieder Wale sehen.

Ich nutze die Gelegenheit, die Bucht, die gerade durch den Küstennebel sichtbar wird, auf die Platte zu bannen.

Weil es direkt nebenan liegt, statten wir auch Devils Punchbowl noch einen Besuch ab. Und das wichtigste: Es gibt dort zwei Löcher, die die Höhlung mit dem Meer verbinden. Eine hatte ich euch gestern unterschlagen. Das müssen wir jetzt richtig stellen. 2 – in Zahlen zwei:

Gestern waren wir vorbeigefahren, also nehmen wir uns heute die Zeit, beim Moolack Beach anzuhalten, dort soll es Achate geben.

Wir schlendern langsam über den Strand, finden auch einige wenige Steine und genießen die dabei zuschlagende Entspannung.

Aber so langsam drängt der Kaffee, möchte nach draußen und wir machen einen kurzen Stop beim Yaquina Interpretiv Center, welches neben sauberen Restrooms auch noch Interessantes zur Küste zu bieten hat.

Wir passieren Newport. OK, nicht ganz so schnell. Wir müssen euch noch das historische Nye Beach vorstellen, welches hübsch Touristen einfängt und wo es mittendrin wenig Parkplätze gibt. Zeit zum außerhalb Parken haben wir nicht, denn unser Schedule ist straff und durchgetaktet.

Etwas südlich von Newport liegt in der Cape Perpetua Gegend das Devils Churn, ein langestreckter Einschnitt im Felsen. Dort dringt das Wasser mit unwiderstehlicher Gewalt und viel Getöse ein und lockt damit vorbeifahrende Besucher an.

Aber wir wollen ja auf das Kap. Kurz nach des Devils Churn biegt nach links die Straße ab in die Berge und mit 119 Höhenmetern haben wir die für heute höchste Stelle der Reise erreicht. Bei Karin zum Glück keine Spur von Höhenkrankheit. Dies nutzen wir aus, um eine von unseren Salat-Tüten zu vernichten.

Lecker. Besonders bei dem Ausblick.

Da die Sonne sich immer wieder durch den Nebel kämpft, lasse ich mich doch noch zu einem Foto verlocken.

Nur wenige 100 Meter hinter der Einmündung auf die 101 ein Parkplatz, der zu Thor’s Well führt.

Auch von oben sieht man schon die Wellen, die an die Felsen schlagen.

Logisch, dass wir da runter müssen. Mal schaut man in den Mahlstrom, den das abfließende Wasser hinterlässt.

Dafür ist eine lange Belichtungszeit notwendig.

Um die mächtigen Wellen einzufrieren, versuchen wir es mit einer sehr kurzen Belichtungszeit.

Wenn man diese Wellen länger belichtet, sieht es so aus:

Eigentlich dachte ich ja, ich sei der Verwegenere. Aber als ich dann schon wieder auf halbem Weg nach oben war, stellte ich fest, wer von uns beiden der eigentliche Adrenalinjunkie ist.

Mutig stellt sie sich den riesigen Wellen. Zum Glück ist nichts passiert. Nicht auszudenken das Gejammere, wenn wir meine Göttergattin mit nassen Klamotten hätten nach Hause fahren müssen… Und das dann auf der Ladefläche.

Auf dem Rückweg ein kleiner Umweg an der Küste entlang durch ein Wohngebiet von Yachats, hier könnte ich mir ein Feriendomizil vorstellen.

Es wurde langsam später und zum Schluss noch ein Foto von dem markanten „Turm“ in Waldport. Auch immer ein vertrauter und schöner Anblick auf dem Weg nach „Hause“.

19.02.2015 – Achate sammeln – Cape Perpetua – Boiler Bay

Der Tag begann, so wie am ersten Urlaubstag: Mit Nieselregen.

OR51905.jpgDer Strand vor dem Sandcastle Motel von gestern bei Flut gab auch bei Ebbe nicht mehr her. Also noch ein Stückchen weiter zum Taft Distrikt, in der Hoffnung, dass die Flut den Strand wieder mit hübschen Steinchen gefüllt hatte. Hatte sie.

OR51906.jpgJetzt müssen wir wirklich langsam Schluss machen mit der Sammelei, sonst bekommen wir noch ernsthafte Probleme mit unserem Reisegepäck.

Zurück zum Frühstück (ja, wir waren wirklich seeeehr früh unterwegs, um den Tiefstand abzupassen). Ihr glaubt ja gar nicht, was die beste Steinesammlerin von allen auf sich nimmt, nur um ein paar schöne Achate zu bekommen. Nicht auszudenken, was sie alles auf sich nehmen würde für Diamanten.

Nach dem Frühstück ein wenig Koffer packen und draußen deutete sich schon wieder blauer Himmel an. Blöd, schon wieder nichts mit Stormwatching. Plan für heute: Mal wieder Richtung Süden, so schnell wie möglich, und Thor’s Well mit viel Wasser ablichten.

Leichter gesagt als getan. In Boiler Bay gab es einen so tollen Himmel

OR51908.jpgund so tolle Wellen, dass wir doch noch ausstiegen für das eine oder andere Foto.

OR51938.jpg OR51916.jpg OR51913.jpgEbenso Depoe Bay, welches sich im schönsten Licht zeigte. Und ich hatte so gehofft, heute mal mit ein paar weniger Fotos auszukommen…OR51942.jpg

OR51941.jpg OR51962.jpgAls wir durch Newport fuhren, endlich mal eine Gelegenheit und das richtige Licht, um die Brücke bei der Durchfahrt abzulichten.

OR51966.jpgDa wir schon gerade bei Brücken sind. Auch das etwas weiter südlich liegende Waldport hat eine imposante Brücke, OR51968.jpgdie der Größe der Ortschaft irgendwie nicht angemessen erscheint. Sie überspannt die Alsea Bay.

OR51969.jpgNoch ein Stück weiter südlich Yachats, diesmal nicht zum Achate-Sammeln abgebogen, nur für einen T-Stop. Und auf dem Weg die süße Feuerwache mit der Glocke.

OR51974.jpgBei Cape Perpetua den Parkplatz bei Cooks Chasm (Chasm heißt übrigens Schlucht, Abgrund, und wer Kapitän Koch war, wisst ihr auch so) angefahren und runtergestapft zu Thor’s Well. Aber obwohl der Höchstand der Flut gerade mal zwei Stunden her war, reichte es nicht, um die Aushöhlung vernünftig mit Wasser zu füllen.

Folglich mussten wieder die Wellen herhalten.

OR51994.jpg OR51995.jpg OR51987.jpg OR51986.jpgUnd an einer Langzeitbelichtung versuchte ich mich trotzdem mal:

OR52013.jpgDie Sonne neigte sich langsam dem Horizont zu

OR52004.jpgund wir beschlossen, den Blick noch einmal in die Ferne

OR52042.jpgund in die Nähe schweifen zu lassen.

OR52038.jpgDa an dieser Stelle nicht von einer Ölpest auszugehen ist, sind wohl natürliche Umstände für diese außergewöhnlichen Farben verantwortlich…

OR52040.jpgDa uns für morgen ein langer Ritt bevorsteht, beschlossen wir noch einen kleinen Abstecher nach Florence.

OR52057.jpgHier besonders zu erwähnen, da in direkter Nähe der Tankstelle und auch für einen T-Stop geeignet, der Skateboardpark, der von unseren Jungs heißgeliebt war wegen seines glatten Betons.

OR52059.jpgNun wurde es wirklich langsam dunkel. Wo den Sonnenuntergang (so es einen gibt) erleben? Wir entschieden uns für einen Turnout in der Nähe vom Sea Lions Cave mit Blick auf das Heceta Lighthouse

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Heceta Lighthouse, mal mit 400 mm rangeholt

OR52048.jpg und die pelzigen Freunde (hatten sich auf anderen Felsen niedergelassen als beim letzten Mal).

OR52053.jpg OR52051.jpgDer Lärm kam wieder deutlich von unten herauf, der Gestank diesmal weniger…

Und jetzt die unvermeidlichen Sonnenuntergangsfotos:

OR52076.jpg OR52069.jpg OR52063.jpgEin letzter Blick auf die Sea Lions

OR52083.jpg OR52091.jpgund den mittlerweile in Betrieb befindlichen Leuchtturm

OR52092.jpgund es geht ab durch die Mitte nach Hause.

Ein schöner letzter Tag in Lincoln City und Umgebung. Morgen gibt es einen Reisetag (vermutlich über Astoria) bis nach Seattle und am Samstag mit dem Flieger zurück.