14.05.2024 – Wasserfälle in der Columbia River Gorge

Nach dem gestrigen Fahrtag ist heute mal wieder Entspannung angesagt. Obwohl das Hotel sehr nahe am Flughafen liegt, haben wir in der obersten Etage nichts vom Fluglärm mitbekommen. Das Frühstück war auch lecker und wir überlegen, was wir heute machen könnten. Natürlich reizt der Mt. St. Helens, aber dessen Aussichtspunkt ist über 100 Meilen entfernt. D.h. für diesen kurzen Augenblick wären wir über vier Stunden unterwegs. Gut, gestern war es nicht viel anders, aber da hatten wir zumindest immer linker Hand die schöne Oregonküste.

Also kehren wir zu unserem ursprünglichen Plan zurück, die fallenden Wasser an der Columbia River Gorge zu besuchen.

Dank cleverer Wahl des Hotels ist man sehr schnell auf dem Sandy Blvd, welcher zum Interstate Highway 84 nach Osten führt.

Wie schön, dass auf dem Weg dahin noch ein Costco liegt, da können wir dem Dicken noch einmal den Tank preiswert füllen.

Wir biegen an der Ausfahrt 22 ab auf den Historic Columbia River Highway, der früher den Westen mit dem Osten auf vielen gewundenen Kehren und viel auf und ab verbunden hat. Oben angekommen wartet schon der erste Aussichtspunkt, der Chanticleer Point mit dem Portland Womens Forum. Letzteres wurde von meiner Göttergattin früher für eine Art Strickklub gehalten, weshalb wir dem Turnout nie besondere Beachtung geschenkt hatten.

Aber diese Vereinigung hat sich dem Erhalt der natürlichen Schönheit der Gorge verschrieben.

Und wenn man den Ausblick sieht, versteht man auch, warum. Am rechten Rand wartet schon der nächste Punkt auf der Höhe, der Crown Vista Point.

Aber schauen wir uns erstmal in Ruhe den Fluss an und lassen uns von der Ruhe des Dahinfließens anstecken.

Die Seite der Stateparks in Oregon beschreibt das Crown Vista House so:

Vista House wurde 1918 als glamouröse Raststätte und Observatorium für diejenigen eröffnet, die auf der neuen Autobahn unterwegs waren. Diese „Komfortstation“ war ein Rastplatz wie kein anderer, mit Marmorböden, Buntglasfenstern – und natürlich einer atemberaubenden Aussicht. In den Worten von The Oregonian war es „die Vollendung des größten Highways Amerikas“.

Mir war es vergönnt, meine unnachahmlichen fotografischen Fähigkeiten einer vorbeiziehenden deutschen Familie durch ein Handyfoto zu beweisen, bevor ich selbst mit der eigenen Kamera einmal nach Westen

und dann nach Osten knipsen durfte.

Jetzt geht es wieder den Berg auf dem Historic Highway runter.

Der erste Wasserfall, der uns ausbremste, war der Latourell Fall. Mit 249 Fuß Höhe ist es der erste Fall auf dem Weg nach Osten.

Zum Glück hatte ich diesmal mein Stativ eingepackt und auch einen L-Frame, so dass ich die Kamera leicht und stabil auch im Hochformat stabilisieren konnte.

Weiter geht es zu den Shepperd’s Dell Falls, ein kleinerer Wasserfall, aber auch nicht unschön.

Als nächste Perlenkette auf der Schnur liegt der Bridal Veils Fall. In meinen Augen einer der schönsten Fälle dort. Hat es was damit zu tun, dass es auch im Yosemite Nationalpark einen Fall dieses Namens gibt?

Wir fahren weiter östlich bis den den Wakeena Falls. Etwas hawaiianisch mutet der Name schon an. Hätte er noch irgendwo ein Apostroph im Namen, ich hätte an den Fähigkeiten von Google Maps gezweifelt.

Aber so schreiben wir den Namen einfach den Native Americans zu.

Wieder geht es ein Stückchen weiter. Diesmal machen wir Halt an der Oneonta-Schlucht. Auch hier bin ich mir über die Namensherkunft und speziell die Aussprache nicht im Klaren. Heißt one onta? Oder durchgesprochen und wie im deutschen ausgesprochen oneonta?

Egal, die Schlucht war wild und schön und man durfte nicht rein.

Mittlerweile hatten wir auf dem Historic Highway den berühmtesten aller Wasserfälle in dieser Gegend passiert, die Multnomah Falls. Der Parkplatz direkt an der Straße wird privat verwaltet und die Privatiers verlangen für ein Tagesticket lockere 20 USD. Tut mir Leid, aber das bin ich nicht bereit zu zahlen. Und laut den Informationen der besten Reiseleiterin von allen kann man den kostenlosen Parkplatz ca. 100 m weiter nur von Osten vom Interstate Highway anfahren. Dann machen wir das morgen. Da kommen wir wieder hier vorbei.

Aber einen haben wir noch: Den Horstail Falls. Sehr schön und einsam gelegen kann man die fallenden Wasser ohne viel menschlichen Trubel genießen.

Auch eine Langzeitbelichtung am Fuße ist noch drin.

Und da die Göttergattin lange genug still gehalten hat, auch ein Foto mit ihr.

Jetzt aber bei der nächsten Möglichkeit auf den Interstate Highway Richtung Westen, wir möchten nach Hause.

Und was sehen meine entzündeten Augen? Eine Ausfahrt für die aus Osten kommenden Fahrzeuge zu den Multnomah Falls. Kostenloser Parkplatz, ein kurzer Anlaufweg und schon stehen wir in den Menschenmassen auf dem Weg zum besten Aussichtspunkt.

Foto gemacht (und uns auch zusammen fotografieren lassen) und dann geht es ab in Richtung Hotel. Da dieses logistisch sehr gut gewählt war, konnten wir auf dem Weg noch in einen Walmart reinspringen und dort ein paar Sachen holen, die wir anderswo nur sehr schlecht bekamen.

Dann ab zum Costco, eine Scheibe Pizza und einen Eisbecher abholen. Ach ja, ein paar Blusen und selbst ein paar Oberhemden für den Schreiber dieser Zeilen sind drin.

Und auf dem Parkplatz steht schon der zweite Tesla. Gnädig winkt der Fahrer, dass ich seinen Boliden fotografieren darf.

Und jetzt ins Hotel, das Bett winkt. Ein toller Tag mit über 12.000 Schritten.

12.05.2024 – Silver Falls State Park

Manchmal kommt es anders als man denkt. Auf unserer Reiseroute haben wir auf jeden Fall noch die Küste bis in den Norden Oregons, bis nach Astoria stehen.

Auf der anderen Seite möchten wir auch in Woodburn, im Landesinneren, die Outlet-Mall besuchen. Karin braucht dringend neue Merrels. Und meine sind auch schon recht ausgelatscht. Es gibt in der Mall einen Merrel Store, d.h. sie haben große Auswahl und es ist in Oregon Tax-free, also ohne MwSt.

Und die beste Routenplanerin von allen hatte „ganz in der Nähe“ noch den Silver Falls State Park auf ihrer Bucket List stehen. Warum als nicht alles miteinander verbinden und den morgigen Reisetag zum Küstentag machen?

Gesagt, getan, wir waren nach einem üppigen Frühstück relativ früh auf der Straße, packten noch 5 Gallonen in den Tank rein, denn in Salem sollte es einen Costco geben, der den Sprit deutlich günstiger verkaufte.

Nicht gerade zur Ladenöffnung, aber auch nicht sehr viel später, waren wir dann im Schuhgeschäft. Mein Lieblingspaar hatte ich nach dem zweiten Versuch gefunden, ein Model „Moab“. Zu dem Namen haben wir ja sowie eine besondere Beziehung.

Bei meiner Göttergattin gestaltete sich die Suche deutlich schwieriger. Den Zeitgewinn, den wir durch frühes Aufstehen und zeitige Abreise rausgewirtschaftet hatten, den waren wir komplett wieder los. Aber wie heißt es so schön? Geht es der Katze gut, freut sich der Hund.

Und so richtig teuer war es auch nicht. Ca. 161 USD ließen wir in dem Laden. Da waren zwei Paar Schuhe und ein schöner Kapuzenpulli (in meinem Alter trägt man ja keine Hoodies mehr) drin.

Dann kurz in Richtung Süden auf den Interstate und auf dem Weg zum Statepark noch bei Costco rein, um den Wagen für 4,199 USD/Ga vollzuladen.

Und noch ein paar Scheiben Pizza, ein Chicken Wrap und Salat mitzunehmen.

Die Fahrt zum Park dauerte von Salem aus ca. eine 3/4 Stunde. Sie ging durch hügeliges Farmland, die Sonne schien und die Temperatur lag in Salem bei 27 °C.

Als wir den Park erreichten, stellten wir fest, dass halb Salem in diese Richtung gefahren war (die andere Hälfte war an der Küste). Volksfestartige Stimmung machte sich breit und wir hatten großes Glück, einen Parkplatz nahe des Wanderweges zu bekommen.

Also die neuen Treter an und los geht es. Der sogenannte Canyon-Trail führt in der ausführlichen Version an 10 Wasserfällen vorbei. Aber es gibt auch eine etwas kürzere Version.

Wir wussten noch nicht genau, was uns erwartete, also waren wir schon baff erstaunt, als wir vor dem ersten Fall standen, dem South Fall. Sehr treffender Name.

Tosend stürzt sich das Wasser in die Tiefe. Und das interessante bei diesem und anderen der Wasserfälle in diesem Park ist, dass man dahinter hergehen kann.

Was wir dann natürlich auch taten. Hut abgenommen und damit die Kamera zugedeckt. Denn die Gischt kann schon ein wenig nässen.

 

Aber das nimmt man gerne in Kauf.

Weiter geht es zu den Lower South Falls.

Auch sie sind hintergehbar.

Wir man an dem fröhlichen Gesicht einer einzelnen Wanderin deutlich sehen kann.

Mein Problem, welches mich die ganze Zeit begleitete, war ein technisches: Um die Wasserfälle auf dem Foto nicht immer einzufrieren (dazu war es doch zu warm), musste ich eine relativ lange Belichtungszeit verwenden. Eigentlich ist dazu ein Stativ notwendig, aber ich hatte keine Lust, diese auf einer ca. 7 Kilometer langen Wanderung mitzuschleppen. Also lehnte ich mich auf Geländerpfosten, an Bäume oder auf Mauern, um solche Aufnahmen einigermaßen unverwackelt hinzubekommen.

Die obige Aufnahme entstand quasi im Vorbeigehen, die weeping rocks sind nicht nur im Zion Nationalpark anzutreffen. Und ihr wollt ja heute nicht ausschließlich Wasserfälle sehen?

Fotografiert wurden die nächste Aufnahme unter dem Text bei den North Lower Falls, der Name erklärt sich von selbst.

 

Dann ging es zu einem kleinen Abzweig zu den sogenannten Double Falls. Hier mussten wir erst einmal innehalten und Atem holen, so schön ist dieser Fall. Vielleicht liegt es daran, dass gerade die Sonne richtig reinschien und er uns an die Vernal Falls im Yosemite Nationalpark erinnerte.

Schön, dass wir diesen kleinen Umweg gemacht haben.

Die Middle North Falls, welch einfallsreicher Name, gehören ebenfalls zu den begehbaren Fällen.

Auch hier packt man am besten sensible Ausrüstung wasserfest weg und holt sie nur für das eine oder andere Foto wieder raus.

 

Schließlich nahmen wir einen Shortcut, um den letzten der uns zur Verfügung stehenden Fälle anzuschauen, die Winter Falls. In Relation zu den anderen eher dürftig, aber vielleicht lag das daran, dass der Winter schon vorbei war…

Zurück geht es nicht über den Canyon Trail, sondern über den Rim Trail. Über ihn kann man nur sagen, dass man von dort aus KEINE Wasserfälle zu sehen bekommt und er sich fast eine Meile durch den Wald zieht.

Aber auch das kann interessant sein. Hier scheint die Sonne sehr intensiv durch das Blätterdach in genau dem richtigen Winkel.

Auf den nächsten zwei Fotos kann man wunderbar das feuchte Klima bewundern, welches zum Bewuchs der Bäume mit diesen Flechten führt.

 

Aber nicht nur Flechten wachsen auf Bäumen. Auch Bäume wachsen auf Bäumen. Warum nicht?

Endlich, nach über 8 Kilometern, kam der Parkplatz in Sicht und wir ließen uns – nach einem Besuch in der Keramikabteilung – erschöpft im Auto nieder und ließen uns von unserem Dicken sehr komfortabel nach Hause kutschieren.

Auf dem Weg mussten wir noch ein paar Mal anhalten. Einmal, um eines der vielen Felder mit Rotklee zu fotografieren.

Das zweite Mal, als wir an einem Casino anhielten, um noch einmal Sprit für 4,199 USD/Ga aufzufüllen.

Und das letzte Mal, als wir am State Park in Lincoln City am D-River anhielten, um den Sonnenuntergang zu fotografieren.

Aber da die Temperatur mittlerweile auf 13°C gesunken war, hüpfte ich schnell wieder ins Auto, denn mit einem vernünftigen Sonnenuntergang war bei der Bewölkung nicht zu rechnen.

Trotzdem: Ein aufregender Tag.