16.04.2022 – Trier und Umgebung, Saarburg, Saarschleife

Der Morgen begann, oh Wunder, nicht mit Muskelkater und einem Gefühl der Zerschlagenheit, trotz der 14 gestern gelaufenen Kilometer. Mann, sind wir gut.

Für heute hatten wir uns Trier selbst auf den Plan geschrieben. In unseren Hotelfluren hingen schöne Bilder, die verschiedene Ansichten der Stadt zeigten. Daran kann man sich orientieren.

Das Frühstück war wie gestern auch sehr opulent und gut gesättigt machten wir uns auf den Weg zum ersten Ziel, zur Mariensäule.

Auf der gegenüberliegenden Seite der Altstadt, einmal über die Mosel, erhebt sie sich schlank in einer Höhe von 333 Metern.  Zu erreichen ist sie mit dem Auto in ca. 10 Minuten und einem kurzen Fußweg von ungefähr 100 Metern.

Von dort aus hat man einen tollen Blick über das Moseltal, eine der Brücken und die Altstadt.

Weiter geht es. Ein weiterer Aussichtspunkt ist der Petrisberg, liegt gegenüber der Mariensäule quasi im Rücken der Altstadt. Ein großzügig angelegter Parksstreifen erlaubt das Abstellen des Autos und dann haben wir den Blick Richtung Stadt und auch Mariensäule.

Noch ein Stückchen den Berg rauf soll es eine rostige Skulptur geben, die man sogar besteigen kann. Es handelt sich um den Turm Luxemburg oder auch Turm der Träume und Sehnsüchte. Ein aus Corten-Stahl gebautes 20 m hohes Gebilde, welches der Stadt Trier von der Stadt Luxemburg im Jahr 2004 anlässlich der Landesgartenschau geschenkt wurde.

Umgeben wird es von einem Neubaugebiet, welches auf ehemaligem Kasernengelände hochgezogen wurde.

Von neu nach alt: Vor ca. 50 Jahren machte ich meine erste Klassenfahrt in das Örtchen Saarburg. Viel ist mir nicht davon in Erinnerung geblieben, aber eine Idee eines Bildes, wo hoch auf dem Berg Häuser thronen. Nur etwa eine halbe Stunde brauchte es, um uns an Mosel und Saar entlangzuschlängeln und dann schließlich auf das hübsche Städchen zu stoßen.

Wir fanden einen Parkplatz am Ufer der Saar und machten uns auf, das Dorf zu erkunden.

Unterhalb der Kirche ein Wasserfall (der seinen Namen wirklich verdient) mit Wasserrädern, die in früheren Zeiten der „Energiegewinnung“ gedient haben.

Oberhalb links und rechts vom Flussufer (es ist übrigens die Leuk, die in die Saar mündet) Kaffees und Restaurants, die um die Mittagszeit gut besucht waren. Es erinnerte mich ein wenig an Bad-Münstereifel, bevor dort die zerstörenden Fluten ihr Werk taten.

Nach der Altstadt ging es in Richtung Burg.

Wir hatten ja von gestern noch nicht genug Kletterei gehabt.

Und wenn man oben steht (der Weg in den Turm war ziemlich eng, warum haben die Burgherren damals keinen Aufzug einbauen lassen?), aber die Aussicht machte die Mühen mehr als wett.

Wieder unten angekommen noch ein kleiner Spaziergang in die andere Richtung. Meine Erinnerungen sagten mir, dass es dort eine Glockengießerei Mabilon gab, wo wir damals auch eine Führung mitmachen konnten. Die Gießerei gab es wirklich noch, allerdings heute geschlossen.

Mittlerweile war es Zeit für ein Päuschen und wir genossen den sonnigen Tag auf einer Bank an der Saar mit mitgebrachten Snacks.

Weiter auf den Spuren der Vergangenheit. Meine nächste Erinnerung führte uns zur Saarschleife bei Mettlach. Auch diese existierte noch (welch Wunder). Nur hatte dort der Tourismus kräftig Einzug gehalten. Neben dem normalen Weg zum Aussichtspunkt hatte man dort einen Baumwipfelpfad gebaut, der zu einem 40 m hohen Turm führt, der Dank des Pfades barrierefrei erreichbar ist.

Aber die Saarschleife konnte man auch so sehen.

Auf dem Weg waren uns Schilder mit den magischen Worten „Outlet Center“ aufgefallen. In Mettlach. Das liegt nur 10 min. entfernt. Auf gehts. Um es kurz zu machen: Villeroy & Boch haben sich sehr über unseren Besuch gefreut, meine Kreditkarte weniger.

Schnell wieder weg, bevor die beste Outlet-Shopperin von allen noch weitere Läden entdeckt.

Denn wir hatten ja Trier selbst bisher nur in der Abenddämmerung und bei Nacht gesehen.

Die Menschenmassen in der Fußgängerzone waren beträchtlich und wir waren froh, als wir endlich auf dem Domvorplatz standen. Foto machen, check. Dom innen geschlossen.

Weiter zur Porta Nigra. Foto. Check.

Gegenüber ein Burger King. Experiment: Plant Based Burger – also fleischlos. Urteil: Nicht schlecht. Sowohl Textur als auch Geschmack lassen einen fast vergessen, dass hier kein Tier für gestorben ist. Ob ich in einer Blindstudie den Unterschied erkennen würde? Vielleicht finden wir es irgendwann raus.

Der Rückweg zum Hotel sollte sich auch nicht durch die Menschenmassen ziehen und so zogen wir es vor, in Richtung Konstantin-Basilika zu laufen.

Richtig schön ist dieser Steinklotz ja nicht und rein konnten wir auch nicht.

Umso überraschter waren wir, als wir um die Ecke bogen und das im rechten Winkel dazu stehende Kurfürstliche Palais sahen. Kontrast pur.

Durch die schönen Gärten ging es zurück,

ein letzter Blick auf die Kaiserthermen

und wir können in Ruhe den Abend im Hotel ausklingen lassen.

Mein Schrittzähler zeigte immerhin knapp 12 km und über 17.000 Schritte an, nicht schlecht für heute.

14.04.2022 – Kurzurlaub in Trier und Umgebung

UUUUUrlaub. Den haben wir alle so dringend nötig. Und bis der „große“ Jahresurlaub beginnt, ist es noch ein Weilchen hin. Also macht man sich auf den Weg, um die Heimat zu erkunden. Schon lange wollten wir nach Luxembourg, aber es kam immer wieder etwas dazwischen. Sei es, dass Corona es nicht zuließ oder familiäre Situationen es nicht erlaubten. Damals war auch in der Planung gewesen, in Luxembourg selbst ein Hotel zu nehmen. Aber die fielen jetzt preislich aus dem Rahmen.

Nahe gelegen ist Trier (wie nahe, erzähle ich morgen). Und dort gibt es auch einiges zu entdecken.

Wir machten uns also am Donnerstag Nachmittag auf die Reifen und erreichten von Köln aus nach ca. zwei Stunden unser Hotel nahe der Innenstadt. Das Hotel ist geschmackvoll modern eingerichtet und hat den charmanten Vorteil, dass es in wenigen Minuten zu Fuss von der Altstadt und Fußgängerzone erreichbar ist.  Wir enterten als erstes ein Tapa-Restaurant und ließen uns in der Außengastronomie das Essen schmecken. Ja, die Temperaturen erlaubten dies durchaus, es war lockere 7-9 Grad wärmer als in Essen.

So langsam ging die Sonne unter und ich wollte unbedingt noch die Porta Nigra, das Wahrzeichen von Trier in beleuchtetem Zustand fotografieren. Gemütlich schlenderten wir durch die Fußgängerzone. Gemütlich hier. Mittlerweile hatte die blaue Stunde geschlagen und die Voraussetzungen waren gegeben:

Auf dem Rückweg machten wir auch noch einen Stop am Trierer Dom, der natürlich auch für ein Foto herhalten musste.

Genug gesehen, für den Anreisetag haben wir einiges geleistet. Ab in die Federn.

16.10.2021 – Hopewell Rocks

Hallo Fans und sonstige Mitleser,

der heutige Tag steht etwas mehr auf Entspannung und ist im Wesentlichen auf ein Ziel ausgerichtet: Die Hopewell Rocks liegen an der Mündung des Petit Codiac Rivers in die Bay of Fundy im Hopewell Rocks Provincial Parks. Was damit auf sich hat, erzähle ich gleich.

Nach dem tollen Wetter gestern hatte ich die Hoffnung, dass sich das heute fortsetzt. Der Blick am Morgen aus dem Fenster sah auch nicht so schlecht aus.

Doch zuerst mussten wir dringend tanken. Auch ein 136-Liter-Tank ist irgendwann leer. Und Sprit bekommt man nirgends billiger als bei Costco. In diesem Fall waren das lockere 7 Cent/Liter zu normalen Tankstellen. Kleiner Haken: Bei Costco braucht man mindestens eine Kundenkarte. Die ist ein Jahr gültig und muss dann kostenpflichtig erneuert werden. Wer die Nachrichten bzgl. Covid 19 aufmerksam verfolgt hat, wird mitbekommen haben, dass wir im letzten Jahr keine Chance hatten, unsere US-Karte zu erneuern, warum auch?

Wenn man eine gültige Karte hat, kann man sich eine sg. Giftcard mit einem beliebigen Betrag auffüllen lassen, mit dem man dann an der Kasse bezahlen, aber – was noch wichtiger ist – tanken kann.

Wie bezahlt man jetzt bei Costco sowohl die Mitgliedskarte als auch den Betrag zum Aufladen? Ganz zu Anfang unserer Zeiten ging das problemlos mit Amex, dann wechselte Costco zu Visa und mittlerweile sind sie bei Mastercard gelandet. Aber wir erinnerten uns, dass wir auch mit unserer „normalen“ EC-Karte dort schon bezahlt hatten. Sollte also irgendwie klappen. Pustekuchen. Die EC-Karte wollte der Kartenleser nicht haben. Und die Mastercard hatten wir schon seit Ewigkeiten nicht benutzt, sodass zumindest ich keine Ahnung mehr vom PIN-Code hatte. Karin ging es nicht viel anders. Also zahlten wir erstmal mit Bargeld die Mitgliedsgebühr in der Service-Abteilung und wurden dann zum Aufladen an eine normale Kasse geschickt. Fast unser gesamtes Bargeld ging dafür drauf, die Gift-Card aufzuladen, damit wir endlich unseren Wagen tanken konnten.

An der Tankstelle steckte ich dann den Zapfhahn in den Einfüllstutzen und ließ für 150 Can-Dollar Sprit in den Tank fließen. Danach machte die Zapfsäule dicht. Verstehe ich nicht, wir haben doch nicht den einzigen Truck in Kanada.

Mittlerweile hatte Karin auch den PIN-Code ihrer Mastercard wiedergefunden und wir konnten die restlichen paar Liter damit betanken.

Soweit, so gut. Aber jetzt haben wir kein Bargeld mehr. Auch blöd. Ich erinnerte mich daran, dass wir an irgendeiner Kasse (Costco? Walmart? Ross?) angeboten bekamen, auch Bargeld ausgezahlt zu bekommen. Kurz: Bei Costco ging das nicht, vielleicht doch Walmart?

Jedenfalls wollten wir nicht ohne Bargeld in einen Provincial Park fahren, der 10 Dollar Eintritt pro Person haben möchte. Aber wir haben ja noch einen Plan C: Mit der Deutschen Bank verbandelt ist die Scotia-Bank, wo man (angeblich) ohne extra Gebühren Bargeld abheben kann. Also ging es auf nach Downtown, wo wir tatsächlich einen (sogar kostenlosen) Parkplatz fanden und dann mit der EC-Karte etwas Bargeld abhoben.

Nebeneffekt: Ein Foto von Downtown Moncton mit Regenbogen-Fußgängerüberwegen.

Und wir haben eine Menge dazugelernt.

Ist das alles kompliziert. Mittlerweile war es ca. 10.30 Uhr geworden und die Fahrt zu den Rocks dauert ca. 30-40 Minuten. Also ungefähr zu dem Zeitpunkt, wo die Flut den Höchststand erreicht.

Und der Park ist natürlich geschlossen. Gut, dass wir uns Bargeld besorgt haben. Dass der Park offiziell geschlossen ist, stört dort niemanden.

Man geht an der Schranke vorbei und läuft die ca. 1,2 km zu Fuß.

Dann standen wir an einer Rampe, die zum Strand runterführte. Das Wasser schwappte nahe an die „Flowerpot“-Rocks heran, ein Zustand, der nicht allzulange andauern sollte. Denn Tidenhübe von 12 Metern (in Buchstaben ZWÖLF) sind hier nicht selten. Wir konnten fast darauf warten, dass sich das Wasser von den Felsen zurückzog. Mal konnte man über felsige Abschnitte weiterklettern, mal über Seetang. Letzteres ließ ich aber nach einem zarten Versuch sein, da es doch recht rutschig war.

Als der Weg dann endgültig zu Ende war (Wasser zu hoch), kehrten wir um. Entgegenkommende Wanderer informierten uns darüber, dass man auch oben entlang an diversen Aussichtspunkten einen guten Blick auf die Blumentöpfe hätte.

Los geht es. Durch lichten Wald kamen wir an einigen Punkten vorbei, unter anderem an einer Treppe, die zur Küste führte. Logischerweise war diese gesperrt…

Als wir dann zurück am Anfangspunkt angelangt waren, stellten wir fest, dass sich das Wasser – vor Schreck über unseren Anblick? – noch weiter zurückgezogen hatte. Also die ganze Strecke nochmal laufen und diesmal noch ein Stück weiter.

Es war schon imposant, wieviel Küstenlinie freigelegt worden war in der kurzen Zeit. Ich lege mal jeweils zwei Fotos vom ungefähr gleichen Standpunkt untereinander. Zwischen diesen beiden Fotos liegen ca. 70 Minuten.

Zwischen diesen Fotos ca. 2 Stunden.

Ach ja, ich machte noch das, was ich in jedem Urlaub einmal hinbekomme: Richtig gut einsauen. Ich hatte eine Stelle erwischt, die weniger festen Untergrund aufwies. Ja, und das ist das Resultat:

Am Auto zurück machten wir erstmal eine kurze Mittagspause und vernichteten einen Teil der mitgebrachten Snacks.

Was nun? Ist ja noch nicht so richtig spät. Lass uns doch zum Fundy Nationalpark fahren.

Auf der 114 kamen wir an vielen schönen Häusern vorbei. Das war uns in den letzten Tagen schon öfters aufgefallen: Sehr gepflegte Grundstücke, nette Häuser, alles sehr entspannt, kaum Raser auf der Straße.

An der Sawmill Creek Covered Bridge schoss ich schnell ein Foto.

Und dann sollte es EIGENTLICH weiter Richtung Westen gehen. Aber da es zart vor sich hin nieselte, überfiel uns plötzlich eine große Unlust und wir drehten einfach um und fuhren ins Hotel zurück. Genauso EIGENTLICH war eine ausführliche Pause eingeplant, um danach noch Costco leerzukaufen. Aber da dieser am Samstag schon um 18 Uhr schloss, machten wir uns zeitig auf den Weg, um das Angebot zu checken.

Leider gab es viele Sachen, die zu unserem absoluten Grundbedarf gehören, dort nicht (mehr?): Soja-Vanille-Drink, Baguette, Jalapeno-Dip, Erdnuss-Riegel…

Zumindest die XXXXL-Packung M&M gab es und um sich zu trösten, konnte Karin sich noch mit Klamotten eindecken, während ich den Lebensmittelbedarf checkte.

OK, genug für heute, ab ins Hotel und schauen, was die Speisekammer hergibt.

 

 

15. Reisetag: Im Elbsandsteingebirge, Teil 2

Nachdem es uns gestern so gut gefallen hatte, uns fast bis zur Besinnungslosigkeit auszupowern, warum heute nicht nochmal?

Karin war ein Felsen in der Nähe der Bastei aufgefallen, welcher sich wie in Klotz aus der Landschaft erhob. Ich hatte von einem bekannten Fotografen, Ben Jaworsky, ein Video gesehen, in welchem er zu nächtlicher Stunde auf einen Felsen im Sandsteingebirge geklettert war, um einen Sonnenaufgang zu fotografieren. Nun, auf den Sonnenaufgang bzw. auf das frühe Aufstehen konnte ich wunderbar verzichten, aber zumindest ergab es sich, dass die beiden Ziele im gleichen Felsen mündeten: Im Lilienstein. Das Wetter versprach zumindest bis zum Mittag gut zu sein, also quälten wir uns an der Elbroute an Schloss Pillnitz vorbei in die Berge. Die Störche grasten auf der gleichen Weide wie gestern, aber wir ließen sie links liegen.

An einem Aussichtspunkt noch einmal eine Inaugenscheinnahme unseres Ziels – von dem wir noch nicht genau wussten, dass es das sein würde. Bitte mal links den großen Hügel im Gedächtnis halten, da müssen wir rauf – zu Fuß.

Aber oh Wunder, es passte alles. Also fast alles. Die Werbung hatte mal wieder ein bisschen zu viel versprochen: Von Lilien keine Spur, aber dafür Steine. Und die in rauen Mengen und in allen Größen und Formationen. Wir fuhren an diversen am Straßenrand nicht so ganz legal geparkten Autos vorbei, in der Hoffnung, auf dem offiziellen Parkplatz unseren Wagen abstellen zu können. Und dann das zweite Wunder des Tages. Vom vollbesetzten Parkplatz fuhr gerade EIN Wagen raus und aus dem Beifahrerfenster winkte freundlich eine Hand mit einem für den Rest des Tages gültigen Parkticket. Ein Wink des Schicksals.

Kurze Orientierung anhand der Karte: Es gibt einen Süd- und einen Nordaufstieg. Ersterer dauert eine halbe Stunde, letzterer 45 Minuten. Klar, dass wir uns für den kürzeren entschieden. Aber die Höhe mussten wir trotzdem überwinden. Zuerst ging es noch harmlos durch lichten Mischwald,

bis die ersten Anstiege und Treppen davon zeugten, dass wir noch einiges an Muskelkraft einzusetzen hatten.

Es waren ca. 250 Höhenmeter zu überwinden, bis wir das Plateau erreicht hatten. Aber dann begann das eigentliche Abenteuer. Also für meine Göttergattin. Hatte ich erwähnt, dass sie leicht schwindelig wird? Wenn sie auf den Bürgersteig tritt, muss sie sich normalerweise an einer Laterne festhalten. Umso höher müssen wir ihr anrechnen, dass sie sowohl ihre Höhenangst als auch ihren inneren Schweinehund überwinden konnte.

Über schmale Drahtgitterstege ging es immer höher hinaus und on top of the hill gab es erstmal ein Päuschen, um im Sitzen an die Höhe gewöhnt zu werden.

Das gelang so gut, dass sie sich à la Titantic in den „Bug“ stellen und ohne das Geländer anzufassen fotografieren lassen konnte. Liebe Leserinnen und Leser, hier ist ein ernstgemeinter Applaus fällig.

Ach ja, der Ausblick selbst war auch nicht ohne. Ich glaube wir hatten auf der Bergkuppe nicht nur 360°, sondern 480° bis stellenweise 720° Rundum-Sicht.

Auf der einen Seite ein guter Ausblick auf die Bastei und die Elbe flussabwärts.

Auf der anderen Seite die Festung Königsstein mit darunter liegendem Dorf Königsstein.

Ein wenig weiter flussaufwärts präsentierte sich dann Bad Schandau, welches bei den letzten Überflutungen auch einigen Schaden genommen hat.

Der Spaziergang auf dem Plateau weckte Erinnungen an USA-Urlaube in mir. Wenig Geländer, der würzige Duft von Nadelbäumen, der Sonnenschein, alles in allem bisher ein perfekter Tag.

Fehlt nur noch eins: Wir müssen wieder runter. Und da die gleiche Strecke noch einmal langweilig gewesen wären, entschieden wir uns für die Nordroute. Mal schauen, was so geboten wird. Geologisch war es nicht halb so interessant wie der Aufstieg, aber wir hatten auch genug damit zu tun, nicht auf den sandigen und teilweise rutschigen Stufen eine schnellere Gangart einzulegen. Schließlich bin ich meinem Steissbein sehr angetan.

Unten ging es dann gemächlich durch den Wald zurück. Unser Ticket konnten wir an ein weiteres dankbares Besucherpärchen vererben und fuhren auf der Straße (wir wussten schon, dass es eine Sackgasse war) ein Stückchen weiter.

Mit dem Erfolg, dass wir den mächtigen Tafelberg direkt vor uns in seiner ganzen Größe und Schönheit bewundern konnten. Da oben waren wir drauf. Und auf der oberen linken Spitze kann man ganz klein die todesmutigen Menschen bewundern, die sich dahin getraut haben – unter anderem meine Göttergattin, der ich hiermit das Prädikat „schwindelfrei“ verleihe.

Über die Weiterfahrt waren wir uns nicht so ganz einig. Zuerst war im Gespräch die Festung Königsstein. Auf dem Berg und im Parkhaus angekommen, merkten wir, was für ein Touristenrummel hier los war. Zwei Tickets + Parken hätten uns mal eben 30 Euro und eine mögliche Covid-Infektion gekostet.

Also gab ich einfach mal Pirna ins Navi ein. Das Wetter zog sich – ausnahmsweise mal korrekt vom Wetterbericht vorhergesagt – zu. Meine Göttergattin wollte aber unbedingt nochmal ans Elbufer und lotste mich über Naundorf in die Stadt Wehlen, um die Bastei von unten sehen zu können.

Das abenteuerlichste an der Fahrt waren die engen Straßen und Gassen, bis wir schließlich auf dem Parkplatz für die Personenfähre standen – und nicht viel von der Bastei sahen.

Also weiter Richtung Pirna. Der leichte Nieselregen hatte sich mittlerweile zu einem ausgewachsenen Platzregen ausgeweitet und wir waren froh, als wir wieder im Hotel aufschlugen.

Project Terrasse

Planung

Und es begab sich aber zu der Zeit, in der das Corona-Virus die ganze Welt in Atem hielt und mehr oder weniger strenge Ausgangsbeschränkungen die Mobilität der Menschen einschränkte. Und es begab sich ebenso, dass wir hinter unserem Haus ein ca. 100 m langes Gartenstück unser eigen nennen konnten.

Eigentlich wollte ich diesen Artikel  mit „Project Runway“ betiteln, aber dann evtl. anstehende Namensstreitigkeiten mit Heidi Klum ließen mich davon Abstand nehmen.

Bisher hatte mein Vater die Fläche als hauptsächlichen Gemüsegarten unter seiner Ägide gehabt, aber nun beschloss meine Göttergattin, dass dies nicht ihre Lieblingsbeschäftigung sei, aber Garten mit Blümelein und zum Zwecke der Erholung ist ok. In einem Mammutprojekt wurde die ganze Fläche in grünes Grasland umgewandelt. Mir hätte es auch gereicht, einfach durchgehend zu betonieren und grün zu streichen, aber das war keine Option.

Offensichtlich war das des Grünen dann doch zuviel und im Laufe der Zeit mussten die gerade zart angewachsenen Grashälmchen Rosen und anderen nicht immergrünen Gartenprodukten (nichts Essbares) weichen. Wozu haben wir dann den Rasen eingesäht? Im Sommer stellten wir fest, dass es ganz angenehm sein kann, wenn man sich im Schatten der Bäume auf dem Nachbargrundstück dem Müßiggang hingibt. Einzig störend: die Hügellandschaft, die die Stühle schief stehen und die Getränke aus den Gläsern laufen ließ. Das Zauberwort lautet: Terrasse. Aber wie? Videos wurden geschaut, Baumarktmitarbeiter (so man sie fand) genervt, Beschreibungen gelesen, gedacht, geplant und dann festgestellt: Eine Steinterrasse bedingt einen riesigen Erdaushub, gewaltige Ressourcen sowohl finanzieller als auch personeller Art. Eine Konstruktion dieser Art wäre leicht in einen fünfstelligen Kostenbereich abgeglitten.

Aber es geht auch anders: Ganz in Erinnerung an meinen Vater kristallisierte sich der Gedanke an eine Terrasse aus Holz heraus. Ist auch ganz einfach: Boden nivellieren, Längsverlattung legen und die Bretter drauf verschrauben. Wo bekommen wir das Holz her? Welches Holz nehmen wir? Bei den Recherchen der besten Terrassenbauerin von allen stieß sie auf die Holzsorte Bangkirai, ein Holz, welches sich durch große Beständigkeit auszeichnet (dass das eine gute Entscheidung war, sehen wir hoffentlich später). Empfohlen wurde uns auch der Holzgroßhandel Lumbeck in Langenberg. Dort war auch große Expertise in Sachen Terrassenbau vorhanden, so dass wir nicht ganz blank einsteigen mussten und uns bei der Planung beraten lassen konnten.

Erste Schritte

OK, legen wir los. Der Platz war schnell gefunden. Die Größe ergab sich in der Diskussion mit Lumbeck, um bei der Verwendung der vorhandenen Bretter so wenig wie möglich Verschnitt zu haben: Länge 4,57 m, Breite 3,99 m. Daraus ergaben sich 7 Bohlen für die Längsunterkonstruktion und 31 Bodenbretter, verlegt mit 8mm Abstand. Diese wurden uns mit vielen, vielen Schrauben und diversen anderen Kleinteilen geliefert. Unter anderem 80 Drehteller verschiedener Höhen, um die Bohlen auf die gleiche Höhe zu bringen. Als wir dann die Garage vollstehen hatten, stellten wir fest, was wir uns aufgehalst hatten: Erstmal die Bretter von der Unterseite mit Bangkirai-Öl streichen und dieses sanft einmassieren.

Im Garten selbst stand uns das größere Problem bevor: Zwischen der hinteren und der vorderen Kante liegt ein Höhenunterschied von locker 40 cm.

Entweder wir nivellieren oder machen direkt eine Rutschbahn aus der Terrasse. Letzteres fand seitens meiner Göttergattin keine Billigung, also machten wir uns an die Arbeit, am oberen Ende die Grasnarbe abzutragen und mit (zum Glück noch aus dem Erbe meines Vaters vorhandenen) Gehwegplatten zu unterfüttern.

Viel Schweiß, schmutzige Klamotten und Denkarbeit später waren wir soweit, dass wir die Drehteller aufstellen und die Unterbohlen darauf festschrauben konnten.

Übrigens: Um die Schrauben zu befestigen, hatten wir von Holz Lumbeck einen Spezialbohrer mitbekommen, welcher nicht nur 4mm Löcher vorbohrt, sondern auch sofort für die Versenkung der Schraube sorgt.

Zwischendurch – wir hatten mal nicht ein komplettes Wochenende durchgearbeitet – bekam meine Architektin/Ingenieurin/Apothekerin eine kleine Panik-Attacke, weil sie meinte, dass alles krum und schief sei und wir das nie wieder gerade bekommen.

Die Schraubenpäckchen (Edelstahl, weil unedlere mit dem Holz reagieren) wurden ebenfalls mitgeliefert.

Und in jedem Päckchen war ein Torks-Bit mit dabei. Da lagen sie also, die Drehteller.

In zwei Größen, um sie optimal an unseren welligen Untergrund anzupassen. Dann die Bohlen für die Unterkonstruktion drauflegen und Richtlatte und Wasserwaage anlegen. Mist, schief. Sowohl, was die Teller betraf als auch die Bohlen. Ist halt Holz, ein Naturprodukt. Und, was Holz noch von Beamten unterscheidet (zumindest der landläufigen Meinung nach): Holz arbeitet.

Erschwerend kam noch hinzu, dass die Bodenbretter (auf denen man läuft) von der linken zu rechten Seite pro Meter Brett ein Gefälle von 1 cm haben sollten. Macht über die gesamte Länge einen Abfall von 4 cm. Dies galt es nebenbei auch noch zu berücksichtigen.

Aber irgendwann hatten wir am hinteren Ende und am vorderen Ende jeweils ein Bodenbrett aufgeschraubt. Dieses bitte schön im rechten Winkel anbringen. Zum Glück brauchte ich dazu nur in die Werkstatt meines Vaters zu gehen und hatte einen großen Winkel zur Verfügung. Wir hatten zwar auch einen Laser-Winkel gekauft. Aber dieser stellte sich als ungeeignet für dieses Projekt heraus (vielleicht waren wir auch nur zu dumm, um ihn zu bedienen). Jedenfalls machte ich es auf die alte „Schreiner-Art“ und glaube, dass wir es ganz gut hinbekommen haben.

Jetzt wird es schön

Jetzt kam der am meisten befriedigende Teil: Bodenbretter auslegen und festschrauben.

Mit einem Picker das Bohrloch vorstechen und mit dem oben erwähnten Spezialbohrer Bodenbrett und Unterbohle anbohren. Fließbandarbeit pur. Die beste Akkuschrauberin folgte mir auf dem Fuße, um die Schrauben reinzudrehen. Da der Akkuschrauber die Schrauben nur zu 4/5 reindrehte, machte ich anschließend eine weitere Runde, um sie festzuziehen. Dazu später mehr.

Soweit, so gut. Eigentlich fast fertig.

Pflanzkübel müssen rein

Aber vollgepumpt mit Adrenalin schossen meiner Göttergattin weitere Ideen durch den Gärtnerkopf: Rechts und links lassen sich aufgrund der Breite der Terrasse keine Beete mehr anpflanzen. Aber eine Abgrenzung muss her. Am besten in Form von Pflanzkübeln. Wo bekommt man die her? Eine Ikea-Aufbau-Anleitung konnten wir nicht aus dem Internet runterladen. Also ein Wochenende Gehirnschmalz investieren und eine Stückliste erstellen, was wir alles an Holz benötigen. Und wenn wir schon gerade beim Denken sind, ist eine Trittstufe für die Frontpartie auch noch drin.

Mit einer 30-seitigen Exceltabelle bewaffnet fuhren wir (kurz vor dem Lockdown) nochmals zu Holz Lumbeck. Diese sägten uns freundlicherweise alle Stücke, die wir brauchten, auf die richtige Länge.

Ein wenig Panik bekam ich wegen der Achslast, als wir meinen Wagen mit Brettern (ca. 1,30 m lang) und diversen anderen Hölzern vollgeladen hatten.


Juut soweit. Jetzt wird es sich herausstellen, ob wir richtig geplant und konstruiert haben.

An einem regnerischen Tag verzogen wir uns in die Garage und bauten nach und nach die Trittstufe

und die Pflanzkübel zusammen.

Als die beste Akkuschrauberin von allen zufällig an einen Schalter vom Akkuschrauber kam, auf dem Power stand, ließen sich die Schrauben auch komplett eindrehen. Bitte jetzt keine dummen Kommentare.

Irgendwann hatten wir die Kübel alle fertig (waren echt schwer) und verbrachten sie (bestes Beamtendeutsch)

auf die Baustelle.

Dort angekommen versuchten wir, sie erstmal auf aufgeschichtete Ziegelsteine zu stellen, mussten aber feststellen, dass dies aufgrund des extrem unebenen Geländes SO unmöglich war. Also wieder Schaufel raus und Erde/Grasnarbe abtragen, bis man einigermaßen gerade die Nivellierung beginnen konnte.

OK, Kübel stehen. Zumindest drei von vieren.

An den letzten traute ich mich noch nicht ran, weil ich noch keine Idee hatte, wie man ihn anbringen könnte. Machen wir erstmal die leichteren Sachen. Als da wären die Frontbretter, die mit einer Hinterlattung zusammengeschraubt und dann an der Oberkonstruktion befestigt wurden.

Check. Nächstes Tagesziel: Die Trittstufe anbringen. Ich hatte zuerst an den sagenumwobenen Siemensschen Lufthaken gedacht, aber zum Schluss entschieden wir uns dann doch für Erdspieße, derer vier. Diese mit einem Fäustel in die Erde treiben. Ging leichter als erwartet. Ich hatte befürchtet, dass ich einen Vorschlaghammer benötigen würde.

Darauf wurde die Trittstufe geschraubt. Easy und fertig. Und natürlich bestens in der Horizontalen ausgerichtet.

Und dabei fiel uns dann auf, dass wir in zweierlei Hinsicht genau gearbeitet hatten: Vier Zentimeter Gefälle für die Oberkonstruktion, gut ausgerichtet, Trittstufe gut waagerecht. Das fällt schon optisch auf. Mal sehen, vielleicht richten wir das noch nach.

Und da wir mit den Erdspießen so gute Erfahrungen gemacht hatten, trieben wir zwei weitere auf der linken Seite in den Boden und stellten den letzten Pflanzkübel darauf. Ein paar Schrauben befestigten die Kiste an der Terrasse.

Letztes Ziel (vorerst): Die Rückwand soll zwei Bretter hoch hinter dem letzten Bodenbrett emporsteigen. Dazu mussten wir uns erst eine Konstruktion einfallen lassen: Edelstahlwinkel, um sie zu befestigen. Anders hätten wir sie nicht optisch unsichtbar am letzten Brett befestigen können.

OK, Holz für die Rückkonstruktion ist auch vorhanden. Unser Holzhändler des geringsten Misstrauens hatte uns trotz Lockdown freundlicherweise bis an die Ladengrenze geliefert und so steht einem weiteren Ausbau nichts im Weg.

Zuerst wurden fünf Erdspieße im Boden versenkt, um sowohl die Rückwand daran zu befestigen als auch mit Blechen das von oben herandrängende Erdreich abzuhalten.

Das Einhämmern der Erdspieße ging zu großen Teilen problemlos. Quadratische Pfosten wurden mit zwei dicken Schrauben darin befestigt.

 

Dann musste „nur“ noch der Aufsteller für den Heizstrahler befestigt werden. Steckdosen wurden witterungsbeständig anbebracht, damit wir auch dort die Handys laden können.

Oder mal einen Beamer aufstellen. Oder einen Grill. Oder, oder oder…

Von vorne sieht es jetzt so aus:

Fehlt jetzt nur noch eines:

Hinter dem linken Pflanzkübel muss noch ein Trittbrett angebracht werden, da vom Weg zur Terrasse eine ca. 15 cm breite Lücke klaffte. Die erste Idee war, diese mit Erdnägeln zu befestigen. Den ersten „Nagel“, den ich versuchte, in die Erde zu schlagen, stieß ca. 20 cm vor Ende auf Stein und war auch nicht mehr rauszubekommen. Man sieht ihn auf dem nächsten Foto auf der rechten Seite. Da wir nicht alles wieder ausgraben wollten, schlug ich ihn einfach krum. Danach mal kurz im Holzhandel anrufen und noch drei Drehteller gekauft. Darauf positionierte ich das Brett und wir befestigten es mit Holzklötzen an der Terrasse.

Fertig. Zumindest erstmal.

Stolz blicken wir auf unser Werk.

Wenn jetzt die Möbel kommen, können wir einziehen. Ein paar Ideen haben wir noch, aber das sind Schönheitskorrekturen.