Ich tue mich mit dem Titel etwas schwer, weil nach meiner Definition Cape Breton Island die Insel ist, auf der sich der Cape Breton Highlands National Park befindet. Da die Landabschnitte, die wir heute besucht haben, nur durch Fähren oder Brücken erreichbar sind, sind dies für mich neue Inseln. Aber bei Maps konnte ich (bisher) keine Bezeichnungen dafür finden. Also bleibt es bei Cape Breton Island für den gesamten Inselkomplex.
Eine Aufnahme muss ich noch nachliefern: Den gestrigen Sonnenuntergang aus unserem Hotelfenster.
Wäre es heute so weitergegangen, der Tag wäre anders verlaufen. So begaben wir uns sehr gemütlich zum Frühstück, welches cooked to order gut und reichhaltig war. Nur der Kaffee hatte die Stärke von Batteriesäure und hätte normale Pappbecher glatt durchgeätzt.
So gaben wir uns noch ein wenig der Faulheit hin und starteten erst gegen 12 Uhr unsere Tour Richtung Süden. Ich hatte gesehen, dass nicht weit entfernt von unserem Hotel (also nur eine halbe Stunde) die Gillis Lake Wasserfälle liegen. Ein wenig Dirt Road hat uns noch nie gestört, aber um zu den Wasserfällen zu gelangen, mussten wir durch ein offenes Tor und über eine Brücke marschieren, die zu einem Privathaus führte. Andererseits stand dort nirgendwo ein Schild „Privat Property – no trespassing“ und im Notfall hätte ich jemanden angequatscht und um Erlaubnis gefragt. War aber nicht nötig. Direkt hinter der Brücke führte ein Trampelpfad (ähnlich wie gestern, nur ohne Seil und nicht ganz so steil) direkt zum Fuße des hübschen Wasserfalls:
Foto gemacht. Check.
Wir wollten diesen Teil der Insel über die Nordroute nach Süden befahren und wählten daher den direkten Weg durch die Wälder. Die Befürchtungen meiner Göttergattin, wir würden unseren Dicken über schmale Trampelpfade lenken müssen, waren absolut unbegründet. Eine riesig breite Dirtroad führte uns direkt zur Küste. Auf dem Weg nach Südwesten fuhren wir die Straße zum Christmas Island rein. Was erwartet uns dort? Weihnachtsschmuck? Nikoläuse? Geschmückte Tannen? Keine Ahnung, warum dieser Name vergeben wurde. Jedenfalls fuhren wir mit dem Pickup rückwärts auf den Strand (wie wir das von Hawaii gewohnt waren) und genossen dort die Mittagspause.
Auf einem Baum mehrere hundert Meter entfernt sah ich ein Geschöpf, welches kollossal einem Weißkopfseeadler ähnelte. Also das lange Tele (die dicke Berta) angesetzt und in Richtung des Baumes am Strand marschiert. Musste noch unter ein paar Angelleinen durchnavigieren, die ein älteres Ehepaar ausgeworfen hatte. Der Adler war mittlerweile verschwunden, aber wir kamen mit den Oldies ins Gespräch. Währenddessen zog die Dame des Hauses einen Teil des Mittagessens an Land, eine Regenbogenforelle mit ca. 30-40cm Länge.
Abgesehen davon erfuhren wir auch noch, dass eine Insel weiter, am South Cove, noch mehr Adler zu sehen seien. Das wollen wir mal sehen. Ehrlich.
Folgerichtig machten wir uns auf den Weg (nachdem wir es auf der Karte gefunden hatten).
Auf dem Weg überraschte uns der MacGormack Beach Provincal Park. Zum einen mit den karstigen Felsen, aber auch mit der wunderbar gepflegten Umgebung und der liebevollen Blumenbepflanzung. Das sahen wir auf unseren Fahrten sehr oft: Sorgsam gemähte Rasen und liebevolle Bepflanzungen.
Am Gillis Point Lighthouse ein schneller Blick über die Bucht, bevor es wieder Richtung Süden zum South Cove ging.
Dort führte eine Art Schotterdam über einen Meeresarm und ein Pickup mit Anglern stand drauf. Am anderen Ende am Waldesrand konnte ich schon Weißkopfseeadler Nummer 1 sehen. Also hielten wir erstmal an, um uns langsam ranzupirschen.
Da warf der Angler den großen Kopf eines gerade gefangenen Fisches mitten auf die Straße und der Adler breitete seine Schwingen aus, um sich diesen zu schnappen. Im Endeffekt ca. 10 m von uns entfernt. Leider hatte ich meine Kamera noch nicht perfekt eingestellt, so dass mir leider nur ein unscharfes Foto vom Zugriff gelang. Danach überflog er die Stelle noch einmal und ich konnte ihn dabei erwischen.
Er ließ sich auf einer Tanne nieder in Erwartung von noch mehr Futter.
Was leider nicht kam und er zog dann gelangweilt ab.
In der Zwischenzeit hatte sich ein anderer Artgenosse fliegend angepirscht
und ließ sich auf einem anderen Baum nieder. Der war vielleicht 50 m entfernt und wir starrten einander in die Augen. Man konnte förmlich sehen, wie er uns beobachtete.
Beobachtet wurde ich auch. Sogar mit Kamera.
Da uns mitgeteilt worden war, dass es im gesamten South Cove mehrere Adler gäbe (also vielleicht noch mehr als die zwei) drängte mich meine Göttergattin dazu, doch bitte weiterzufahren bis zum Ende der Straße. Was ich gerne tat. Und was sie kurz danach bereute. Denn die Straße wurde nicht nur schmaler, sie war auch von metergroßen Pfützen und Schlammlöchern durchzogen. Umdrehen ging nicht. Rückwärtsfahren? Nein danke, das brauche ich nicht. Also Gas geben und durch. Gut, dass neben der Straße niemand stand. Der wäre anschließend reif für die Dusche gewesen. Und das Gequietsche meiner Beifahrerin hätte seinen Ohren auch nicht gut getan. Jedenfalls meisterte unser Dicker alle Herausforderungen mit Bravour und wir kamen unversehrt am Ende der Straße an. Da war leider gar nichts zu sehen und mir blieb nur die Freude, den Wagen nochmal durch den Schlamm zu wälzen. Karin wollte auch nicht aussteigen und den Akt filmen. Schade eigentlich.
Aber sie kam neben dem kleinen Abenteuer doch noch auf ihre Kosten. Ich sage nur: Fähre. Wir kamen just in dem Augenblick in Little Narrows an, als die Beladung der Seilfähre begann. Keine Zeit verloren. Wirklich aufregend war die Fahrt für mich nicht, aber es ist doch immer schön, wenn sich neben dir im Wagen jemand freut.
Eigentlich hatten wir auf der Rückfahrt noch einen weiteren Wasserfall eingeplant, aber das Wetter war ziemlich trübe und die Dunkelheit kündigte sich an, so dass wir in Navi einfach nur die Hoteladresse eingaben, um das Abendessen auf den hübschen Stühlen der Hotelpromenade zu genießen.

So, einigermaßen satt sind wir, das Abenteuer kann beginnen. Für heute steht der Cabot-Trail auf dem Plan. Übrigens: John Cabot hat 1497 auch amerikanischen Boden betreten, eben auf dieser Insel zu unseren Füßen. Mittlerweile ist ein großer Teil Nationalpark, der Cape Breton Highland NP. Die Meere ringsum sind gefüllt mit Walen, in den Wäldern Koyoten und Elche. Zumindest wird man durch die gelben Schilder ständig darauf aumerksam gemacht.
und nebenan ein nicht allzu scheues Squirrel. Man muss nehmen, was man kriegen kann…
Auf dem Rückweg schauten wir auch hinter jeden Busch und jeden Baum, aber die Mooses hatten anscheinend gerade Teambesprechung. Jedenfalls waren wir komplett erfolglos. Ob die ihre Ausbildung wohl in einem Baumarkt gemacht haben?
Auf der Mole am gegenüberliegenden Ufer hatte sich dann ein Bald Eagle (ein junger, der Kopf war noch nicht weiß) niedergelassen und ließ sich in Ruhe ablichten.
Dann breitete er seine Schwingen aus und glitt majestätisch durch die Lüfte.
Und zum Glück so nah, dass sich auch eine Ausschnittvergrößerung noch lohnte.
Und es geht weiter auf der Cabot-Trail-Road. Hier kommen wir etwas in die Berge (der „Pass“ liegt auf ca. 350 m Höhe, die Sauerstoffmasken brauchen wir NOCH nicht). Und hier erschlagen uns die Farben des Herbstes. Waren die Wolken über uns die vielen Variationen der fifty shades of grey, so kann man hier getrost von fifty shades of orange reden. So etwas habt ihr noch nicht gesehen. Ich jedenfalls noch nicht.
Zur Abwechslung mal ein Straßenschild in nüchternem Grün gehalten (vielleicht färbt es sich ja unter dem Einfluss des Herbsts auch noch gelb oder rot?).
Als schönes Beispiel für die für normalsterbliche unleserlichen schottischen Namen. Übrigens übersetzt Google Translate die untere Zeile wie folgt:
Nicht zu verwechseln mit dem Sänger Meat Loaf. Dort fanden wir einen wunderbar einsamen Strand, den wir dank unseres Pickups auch mit Leichtigkeit erreichen konnten.
Mittagspause.
Gut gesättigt (wir haben IM Wagen gegessen, damit uns der Salat nicht vom Teller wehte) ging es wieder zurück bis Neils Harbor, ein hübscher kleiner Hafen (wie die anderen, die wir nicht extra erwähnt haben, auch).
Da die Sonne so schön schien, von diesem hier ein Foto.

Auf dem Parkplatz mal die Gelegenheit, die bunten Blätter etwas näher abzulichten.
Jetzt aber sollten wir uns wirklich auf den Weg machen, um unser Hotel zu erreichen.
OK, einen See nehmen wir noch mit, den Warren Lake.
Unsere Herberge, die ich soeben großmundig als Hotel angekündigt hatte, trug den Namen Skyline Cabins. Im Endeffekt ein Dutzend Doppelhüttenhälften, von denen das positivste, was man sagen konnte, war, dass sie sauber und trocken sind. Aber wir dürfen nicht meckern, sondern sollten froh sein, morgen macht der Laden für den Winter dicht. Aber das Internet funktioniert und die Mikrowelle auch. Für das Frühstück müssen wir morgen selbst sorgen, ich glaube nicht, dass uns der Landlord Kekse serviert.
Die Sonne lacht vom Himmel runter und wir erleben den Indian Summer (ich weiß, political incorrect) von seiner schönsten Seite. Am liebsten möchte ich alle zwei Meter ein Foto machen. So müsst ihr euch jetzt mit ein paar wenigen begnügen.
Irgendwann überqueren wir die Grenze nach Nova Scotia, nach Neu Schottland. Im Welcome Center, wo wir uns mit Karten und Info-Material eindecken wollen, werden wir erstmal nach unserem Impfstatus befragt. Karin kann natürlich sofort ihr Handy zücken und über die ArriveCan App und CovPass die erforderlichen Nachweise erbringen. Da mein Handy – wir erinnern uns – gestern den Heldentod gestorben ist, zücken wir die Papierunterlagen und der Mitarbeiter wird gleich eine Runde freundlicher. Das Material, das wir erhalten, ist reichlich. Endlich erhalten wir mal eine vernünftige Karte dieser Provinz.
An einem Rastplatz machen wir Mittagspause, keine Menschenseele sonst unterwegs, wir genießen das schöne Wetter.
Obwohl es mittlerweile deutlich kühler geworden ist als in Moncton. Nur Hemd ohne Pulli reicht auch mir nicht mehr.
Weiter geht es Richtung Norden. Eine drohende schwarze Wolke bietet einen tollen Kontrast zu den bunten Bäumen. Hoffentlich entlädt die sich nicht, während wir wandern.
Dann wieder direkter Kontakt zur Küste.
Sind wir hier in Oregon oder Nordkalifornien gelandet? Heimatliche Gefühle kommen hoch.
Schließlich passieren wir das Ortsschild von Chétikamp und das Navi weist uns von der Hauptstraße weg, aber immer noch 6 km zu fahren. Karin, in welche verlassene Berghütte hast Du uns gebucht?
An der Tür ein Schild: Wenn keiner im Office ist, bitte folgende Nr. anrufen…
Denn die beste Reiseplanerin hat für heute noch ein straffes Programm eingeplant: Den Skyline Trail im Cape Breton Highlands National Park. Das bedeutet ca. 20-25 min Fahrt, Eintrittskarte kaufen und dann noch ca. eine Stunde laufen. DAS wird sportlich.
Die Ängste meiner Göttergattin, es könne sich um eine schmale Gratwanderung à la Angels Landing handeln, erweisen sich als unbegründet. Sonnenuntergang war auch noch nicht, so kann ich in Ruhe das Stativ aufbauen und die ersten Lichtstimmungen einfangen.
Alle genießen die tolle Stimmung. Es ist windstill und auch die indischen Touristen verstummen mal. Sehr wohltuend.
Die Sonne sinkt tiefer und taucht das Meer in ein eigenartig diffuses Licht. Ganz bekommen wir den Sonnenuntergang nicht mit, dazu sind zuviele Wolken davor.


Bevor es ganz dunkel ist, kämpfen wir uns wieder bergauf und brauchen für den Rückweg ca. 45 Minuten.
Zum Glück fängt es erst während der Wanderung leicht an zu nieseln. Der Parkplatz ist stockfinster, aber unser Auto hat zum Glück Licht.