11.09.2023 – Von Laramie nach Pinedale

Beim gestrigen Walmart-Einkauf hatten wir uns vorsichtshalber noch mit Melatonin-Tabletten eingedeckt. Die schon mitgenommenen Pillen hatten noch nicht geruht, wieder aufzutauchen.

Die erste hatte ich gegen 10 Uhr eingeworfen, um 0 Uhr die zweite. Trotzdem war ich gegen 4 Uhr wieder wach. Irgendwann schleift sich das auch ein.

Heute geht es nach Pinedale in Wyoming. Die Stadt liegt südlich vom Grand Teton Nationalpark, eines unserer Ziele in dieser Gegend. Eine Fahrzeit von insgesamt 5 Stunden liegen vor uns. Zeit genug, uns auch noch in Laramie umzuschauen.

Laramie ist die drittgrößte Stadt in Wyoming mit ca. 31.000 Einwohnern. Ein Indiz dafür, wie bevölkert dieser Staat ist. Unter anderem hat sie Bekanntheit durch die Westernserie “Laramie” erlangt, in Deutschland lief sie unter “Am Fuß der blauen Berge” mit Robert Fuller.

Aber auch geschichtlich hat sie einiges zu bieten. Als Teil des Overlandtrails und später als Posten für die Eisenbahn hat sie sich heute zu einem Zentrum für die umliegenden Farmen entwickelt. Aber auch eine Universität nennt sie ihr eigen.

Wir fuhren erstmal etwas unbedarfter nach “Downtown”, immer ein sicherer Posten. Dort sieht sie aus wie viele hübsche Kleinstädte, mit Ziegelbauten

und auch einem Eisenbahndepot und einem wunderschönen Ausstellungsstück.

Als wir ankamen, wurden wir gerade Zeuge einer Zeremonie der örtlichen Feuerwehr. Keine Ahnung, was dort geschah, aber alle waren ganz ernst und feierlich.

Ganz in der Nähe lag das Visitor-Center und wir wollten uns Klarheit darüber verschaffen, welches die beste Strecke nach Pinedale sei.

Zur Wahl stand der direkte Weg über den Interstate 80, langweilig. Oder über die Nordstrecke über die 30 über Medicine Bow. Die junge Dame im Visitor Center kannte sich offensichtlich gut in der Gegend aus und riet uns zur südlichen Strecke, über die 130 durch die Snow Range Area. Da die Nordroute mehr durch Felder und Weiden gehen sollte, entschieden wir uns für die Südroute.

Aber vorher noch ein paar Sehenswürdigkeiten quasi im Vorbeifahren abgrasen (zu mehr reicht die Zeit leider mal wieder nicht):

Das berühmte Wyoming Territorial State Prison liegt auf der einen Seite der Straße,

die Exhaling Dissollution Sculpture schräg gegenüber.

Dann einmal vorbei an der Uni bis zu einem Postoffice. Dort mussten wir noch ein Paket für die Schwester von Karin aufgeben. Und nun direkt zur Tumble weed-Tankstelle (cheapest gas in town, hat uns auch die Lady an der Rezeption verraten, 3,599 USD/Ga) und von da aus kurz auf den Interstate 80 bis zur Ausfahrt 311.

Dort geht es auf die 130 in den Medicin Bow Forest. An mehreren Stellen sichteten wir Pronghorn Antilopen.

Laramie selbst liegt schon auf 2.100 m Höhe und wir schraubten uns auf einer gut befahrbaren, aber gewundenen Straße weiter nach oben.

An einer Picnic Area machten wir Pause und naschten unter anderem von den wilden Himberen. Meine Göttergattin war froh, dass ich ihr beim letzten Costco-Besuch die gefütterte Jacke aufgedrängt hatte. Ich gestehe, ich bin ja selbst hinter einer gefütterten Jeansjacke her, aber mir ist noch nie eine zu einem vernünftigen Preis über den Weg gelaufen.

In großer Höhe sahen wir die schroffen grauen Felsen vor uns, die die Bergseen direkt vor uns einrahmten. Wir befanden uns auf knapp 3.000 m Höhe.

Ein wunderschönes Panorma empfing uns. Der Libby Lake (ob eine Verwandtschaft zur gleichnamigen Milch besteht, wollte er nicht beantworten) ist ein Eldorado für Wanderer, Angler und Camper.

Nach dem Snowy Range Pass (mit Blick auf den Sugarloaf Mountain) ging es wieder abwärts zuerst zum Mirror Lake (leider keine Spiegelung anwesend)

und dann zum Mary Lake. Auch wunderschön. Und spiegelt unaufgefordert zumindest die Wolken.

Im Tal angekommen las die beste Fährtensucherin von allen etwas von einer Hot Spring. Heiße Quelle? Unser Spezialgebiet. Allein in Idaho kennen wir ein gutes halbes Dutzend und zumindest die Füße reinstecken wollten wir schonmal.

Wir waren nicht alleine. Ein paar andere Soaker waren zugegen und ließen es sich in den warmen Tümpeln gut gehen. Wir quatschten ein wenig mit ihnen und setzten uns dann wieder auf die Straße.

Hier standen wir erneut vor der schwierigen Entscheidung: Die Route nördlich des Interstate, ca. 35 Minuten länger, dafür “etwas” interessanter oder auf dem Interstate direkt durch? Wir entschieden uns für den Interstate und bekamen eine der Annehmlichkeiten von Wyoming zu spüren: An vielen Stellen liegt die Geschwindigkeitsbegrenzung bei sage und schreibe 80 Meilen.

Wir blieben auf dem Interstate bis Rock Springs, wo wir auf die 191 abbogen und noch einmal für unter 4 USD volltankten (3,799 USD/Ga), dafür nur Sprit mit einer Oktanzahl von 85. Mal schauen, wie der Dicke damit klar kommt.

Die Landschaft wurde abwechselungsreicher und wir fuhren mit der Bergkette auf der rechten Seite, bis wir schließlich Pinedale erreichten. Ein hübsches Nest, vergleichbar mit Bishop in Kalifornien, nur kleiner.

Das Hotel ist proppevoll, aber wir haben ein schönes großes Zimmer bekommen.

Zum Abendessen gibt es ein Nudelgericht aus der Mikrowelle, das hatten wir in früheren Urlauben schon getestet und für gut befunden.

Fahrstrecke heute: 351 Meilen.

Morgen geht es über Jackson und den Grand Teton National Park nach Moran.

Internet ist leider (im ganzen Dorf) ziemlich langsam, ich verziehe mich in die Rezeption, um die Bilder hochzuladen. Wie das morgen in Moran aussieht, kann ich noch nicht sagen. Kann durchaus sein, dass ihr einen Tag warten müsst.

 

 

10.09.2023 – Von Denver nach Laramie

Sattelt die Hühner, wir reiten nach Laramie. Diese alte und aus unzähligen Filmen bekannte Westernstadt soll unser heutiges Tagesziel sein. Reine Fahrzeit etwas über 2 Stunden. Aber wir müssen ja noch unsere Vorräte besorgen und die eine oder andere Sehenswürdigkeit besichtigen.

Dank Jetlag war die Nacht (erst) um 4.30 Uhr zu Ende. Und die Melatonin-Tabletten, die wir extra deswegen so eingepackt hatten, dass wir schnell drankommen, hatten sich so gut versteckt, dass wir ganz ohne sie auskommen mussten.

Egal, um 7 Uhr geht es erstmal zum Frühstück. Etwas, auf das man sich zu Anfang immer freut – leckerer Bacon, Rührei etc. – und was mir dann nach 3 Wochen sehr bekannt vorkommt (zum Hals raushängt, wollte ich als Wortwahl vermeiden).

Jedenfalls hatten sie auch Hazelnut Creamer, den bin ich bisher noch nicht Leid geworden. Und was uns auch bekannt vorkam: der berühmte tote Punkt, den man am besten durch Schlaf bekämpft.

Also legten wir uns wieder für ein kleines Nickerchen aufs Ohr, um dann bestens in Form – haha – zuerst unsere Einkäufe zu erledigen und dann die erste – und einzige – Attraktion anzufahren.

Den Walmart brauchen wir zum Start immer, da dort Lebensmittel für die nächsten Tage gebunkert werden können. Bei Costco gibt es Großpackungen, die sich nicht lange genug halten würden, hätten wir sie einmal angebrochen.

Ausserdem Hazelnut Coffee Creamer, Cola-Light, Limonade und diverser anderer Pofel.

Und dann mussten wir zum meinen Leidwesen noch einen weiteren Stop einschieben: Meine geliebte Dufflebag, die ich seit 8 oder 9 Jahren auf Reisen dabei habe, hatte einen nicht reparablen Riss erlitten. Folglich stiefelten wir beim nächsten TJ-Max rein und konnten einen schönen Delsey-Koffer, Gewicht ca. 3,5 kg, erwerben.

Dann alles ab ins Auto und auf zu unserer ersten Attraktion.

Das Red Rock Amphietheater liegt im Westen von Denver. Ich hatte “im Vorübergehen” ein oder zwei Fotos gesehen und dacht: ganz nett, schauen wir mal vorbei. Als wir dann auf die Red Rock Park Road einbogen, bekamen wir eine andeutungsweise Vorstellung davon, was uns noch bevorstehen könnte. Senkrecht und in Scheiben aufeinandergestapelte rote Felswände säumten den Weg. Immer wieder – wir wissen ja nicht, wie lange wir noch fahren müssen – ein Halt für ein Foto.

Und dann stellten wir uns endgültig auf einen Parkplatz,

noch kostenlos und begannen den Aufstieg auf einem gut ausgebauten Steig, der immer höher führte.

Schließlich standen wir vor der großartigen Kulisse: Die Bergformationen geschickt ausnutzend hatten die Erbauer eine riesige Bühne

und die perfekt in den Hang eingepasste Zuschauertribüne aufgebaut.

Wir stiefelten bis ganz nach oben, dort gibt es auch ein Visitor Center. Und das erfüllte mich erst recht mit Erstaunen. Angefangen von den Beatles waren dort im Endeffekt alle Größen des Musikgeschäftes vertreten. Ich las John Denver (bei dem Namen muss er dabei sein), Santana, Sting und viele andere.

Ein paar andere Tafeln verkündeten, dass diese Location einige Jahre lang – ob es heute noch so ist, ließ sich dort nicht feststellen – die meisten Zuschauer innerhalb eines Jahres bespaßt hatte. Und die Vorbereitungen für das nächste Event waren im vollen Gange. Preise? Hängen vom Künstler ab. Für einen mir unbekannten Künstler waren noch Karten für 39 USD zu erhalten. Für das in Kürze stattfindende Konzert von Sting werden 1129 USD in Reihe 2 aufgerufen.

Da waren die Tickets für die Beatles damals vergleichsweise spottbillig: 6,5 USD musste man für eine Karte auf den Tisch legen.

Aber wir müssen weiter. Auf nach Costco etwas weiter nördlich. Dort mussten zuerst die Probierstände dran glauben und ich füllte den Wagen mit den wirklich wichtigen Gegenständen:

– Vanille-Soja-Milch
– Erdnussriegel
– Baguette
– Artichoken-Jalapeno-Dip
– Großpackung M&M

Und während ich im Schweiße meines Angesichts mühevoll dem immer schwerer werdenden Wagen durch die Gänge bugsierte, flanierte die beste Shopperin von allen ganz gemütlich durch die Textilienabteilung und kam mit einem vollen Arm mit Shirts etc. freudestrahlend auf mich zu, um mir den Wagen noch ein wenig schwerer zu machen.

Aber irgendwann hatte sie auch alle Stände abgegrast. Jetzt noch im Schnellimbiss eine Pizza, ein Chicken Wrap, einen Hotdog und einen Mango Smothie einverleiben und dann dürfen wir uns auf den Weg machen, nachdem wir getankt haben. Sprit kostete übrigens 3,559 USD/Ga.

Überflüssig zu sagen, dass wir mal wieder den Laden vor dem Bankrott gerettet haben.

Mit vollem Tank auf die Piste, zuerst auf den Interstate 25 nach Norden, um dann auf die 287 abzubiegen. Zwischendurch kamen wir in heftige Regenschauer, die dann, als wie die Grenze nach Wyoming überquert hatten, so langsam aufhörten.

Die Sonne tauchte das Land der rollenden Hügel – rolling hills – in zauberhaftes Licht.

Um 18.30 wurden wir sehr freundlich von Brent empfangen, der uns nicht nur alle Restaurants der Stadt auf einmal verkaufen wollte, der uns aber auch ungefragt ein Upgrade auf eine King Suite gegeben hatte. Seine Freundlichkeit kannte fast keine Grenzen mehr, als er auf unserem Meldezettel las, dass wir einen Pickup F150 fahren, aber dazu aus Deutschland kommen. Einwohner aus unserer Heimat sind anscheinend nicht für einen guten Autogeschmack bekannt.

Die Empfehlungen zum Essen schlugen wir in den Wind, wir hatten genug Vorräte gebunkert, das reicht.

Außerdem sind wir kaputt nach 185 gefahrenen Meilen. Auch wenn das Cruisen mit dem Truck noch so erholsam ist, wir brauchen gleich Schlaf.