Fahrtag – wie langweilig
Stimmt. Im Prinzip. Und um es nicht gar zu langweilig werden zu lassen, hatte der Tagesrucksack meiner Mutter den Geist aufgegeben. Aber wir wissen ja zum Glück, wo R.E.I. liegt. Und da wir zu einer halbwegs zivilisierten Zeit aufbrachen, hatte der Outdoor-Ausstatter auch gerade geöffnet. Und ein passender Rucksack war schnell gefunden. Jetzt kann ich die beiden Damen von hinten fast nicht mehr unterscheiden. Da quer über die Straße „The Walking Company“ lag, stiefelten wir auch dorthin. Wir erinnern uns: Die Einlagen, die wir dort erwerben wollten, gab es nicht, dafür dann aber in der Fashion Outlet Mall. Aber der Plan war, dass wir uns die gewünsche Ware in die Filiale nach Palm Desert liefern lassen, wo wir gegen Ende Mai vorbeischauen wollten. Aber deren Internet-Shop hat seine Tücken. Da die Jungs die Provision für den Einkauf selbst einkassieren wollten, sollte die Bestellung irgendwie über das Internet laufen. Was natürlich nicht funktionierte, da dieser Laden schon seit Jahren Probleme mit unserer deutschen (aber auch anderen) Kreditkarte hat. Hin und her, ist nicht schwer, aber klappen tut es nicht. Aber dann kam eine andere Verkäuferin hinzu und irgendwie klappte es plötzlich, die gewünschten Einlagen doch aus einem Regal hervorzuziehen. Warum nicht gleich so?
Dann hatten wir eigentlich vorgehabt, auf dem Weg nach Norden noch einen Abstecher ins Valley of Fire zu machen, um einen kurzen Trail zu wandern. Hätten wir auch gemacht, aber es stellte sich heraus, dass die Eintrittskarte, die wir vor ein paar Tagen erworben hatten, nur eine Tageskarte war. Und für einen extremen Kurztrip nochmals 10 USD auf den Tisch zu legen, empfanden wir dann doch etwas viel.
Also auf auf den Interstate 15 nach Norden. Wir arbeiteten uns langsam durch die öde Landschaft über Mesquite in Richtung Virgin River Gorge vor.
Unterwegs wechselten sich Sonne und Wolken in schöner Regelmäßigkeit ab.
Die Gorge selbst ist immer wieder imposant und ein tolles Stück Ingenieurskunst. Im letzten Jahr hatte ein Erdrutsch einen Teil der Straße zerstört, aber in bewundernswerter Schnelligkeit wurde diese wieder instand gesetzt.
Am Ende der Schlucht (in nördlicher Richtung) befindet sich eine Ausfahrt, die in östlicher Richtung zu einem Campingplatz führt, in westlicher Richtung in die Berge. Und da wir diese Dirtroad in früheren Jahren schon komplett durchgefahren waren, wussten wir, dass sich dort riesige Felder von Joshua Trees befanden. Außerdem musste unser F150 auf Geländetauglichkeit getestet werden.
Nach ca. einer Meile erreichten wir unseren von damals bekannten Aussichtspunkt und genossen die Stille und den Ausblick nach fern
und nah.
Und natürlich auch auf die Joshua Trees. Wie konnte ich die nur vergessen?

Weiter ging es zurück auf die Straße und schon nach kurzer Zeit gab es auch wieder Empfang für Handies und die Berge von St. George kamen in Sicht.
Unser Domizil war schnell gefunden und wir eroberten die Hütte, die uns in den nächsten fünf Nächten ein Dach über dem Kopf bieten wird.
Schätze, wir haben schon schlechter gewohnt.
Als erstes nahmen wir den Balkon in Beschlag und gönnten uns ein leckeres Resteessen. Danach eine kurze Siesta.
Was geht? Ein kurzer Ausflug zum Walmart, um die Vorräte für die nächsten 5 Tage zu ergänzen. Es gibt endlich wieder Chocolate Chip Cookie Dough-Eis. Der Abend ist gerettet.

Nachdem wir uns am gestrigen Tag ziemlich ausgepowert hatten, stand der heutige Tag im Zeichen der Entspannung. Auf weiblich heißt das Shoppen. Und damit wir all unsere Ziele auch erreichten, ging es erstmal nach Costco, um den Tank aufzufüllen. Und wie durch ein Wunder wurden wir dann in den Laden reingespült und kamen doch nicht mit einem leeren Einkaufswagen wieder raus.
Und wenn wir sowieso schon auf dem LV-Boulevard sind, fahren wir ihn einmal runter. Der Verkehr hielt sich in Grenzen und meine Mutter sollte es noch einmal bei Tag mitbekommen.
Danach ging es weiter in die Green Valley Mall, zu REI, dem großen Outdoor-Outfitter des Westens.
Im Outdoor-Shop wurde meine bessere Hälfte bei Wanderschuhen fündig, sie hat ja auch erst ein Paar für die Wochentage. Und für Samstag und Sonntag noch keine.
Bei Einbruch der Dunkelheit machten wir uns trotzdem nochmal auf den Weg und verfehlten das kostenlose Parkhaus des Treasure Island Casinos prompt.
Aber auch ein Canabis Superstore.
Meine Mutter war vor allen Dingen am Venetian interessiert und auch wir lieben es, durch die riesigen Hallen zu spazieren. Diesmal hatte ich ausschließlich das Fishey anmontiert, also nicht wundern.
Wieder draußen, erwarteten uns so einige Regenschauern, selten genug für die Stadt. Die Fashion Show Mall, die wir eigentlich dringend gebraucht hätten, lag direkt vor uns, aber leider geschlossen.
Ich machte noch einen schnellen Abstecher zum Cesars Palace
und auf dem Rückweg zum Hotel noch ein letzter Stop am Las Vegas Sign bei Nacht.
Jetzt schnell nach Hause, ein weiterer unvergesslicher Tag liegt hinter uns.
Der Valley of Fire State Park liegt im Nordosten von Las Vegas, etwas mehr als eine Autostunde entfernt. Wir versuchten (mal wieder vergeblich), Karins Telefon mittels Android Auto mit dem Bordsystem zu koppeln, gaben aber dann entnervt auf.
Unsere beiden Navis zeigten als schnellste Strecke den Weg über die 215 und den Interstate 15 an. Kann hinkommen, wenn in LV nicht gerade Berufsverkehr herrscht. Aber wir hatten Glück. Auch die im Frühstückfernsehen angegebenen Rampensperrungen hatten keinen Einfluss auf unser Vorankommen.
Und so befanden wir uns schon kurz vor 10 Uhr auf dem Weg zu unserem ersten Tagesziel, der Firewave. Beim letzten Mal lag diese in der prallen Mittagssonne und ich hoffte, dass das Licht diesmal günstiger sei.
Das Licht um 10.30 ist auch suboptimal für die Firewave, irgendwann werde ich am späten Nachmittag dort auftauchen müssen.
Auf dem Rückweg sammelte ich die beiden Ladies wieder ein. Meine Mutter hatte sich tapfer bis an die Grenzen ihrer Möglichkeiten gewagt, und die eigene Neugier trieb sie genau bis dahin.
Von der Parking-Lot 3 = Firewave bis zum White Dome ist es nicht mehr weit und wir schlugen unsere Zelte (oder besser die Kühlbox) an einem Picknick-Table im Schatten auf.
Die Felsen dort locken natürlich zum Klettern und ich nahm mir die Zeit, eine der senkrecht aus der Erde herausragenden Felsplatten zu umrunden.
Wieder im Auto machten wir uns dann auf den Rückweg. Einer der kürzeren Trails hatte es meiner Göttergattin früher schon angetan, ohne dass wir die Gelegenheit gehabt hätten, ihn zu gehen: Der Mouse’s Tank. Ca. 0.7 Meilen geht es durch ein Tal,
vorbei an Indian Graffity
bis zu einer Spalte, in der zumindest jetzt noch das Wasser stand. Ich bin nicht reingesprungen, um zu testen, wie tief es ist.
Dann zurück zum Visitor-Center und Wasserflaschen auffüllen. Und die Fauna genauer betrachten. An einer Futterstelle ein interessanter Vogel, den ich in der Kombination von einem 500mm-Objektiv mit einer hochauflösenden Kamera entsprechend scharf abbilden konnte.
Etwas weiter unten Bighorn-Sheep
und in den riesigen mit Blüten übersähten Kakteen eine vollgestäubte Biene?
Mittlerweile war es 13 Uhr geworden und EIGENTLICH stand auf dem Plan, schnell nach Hause zu fahren, eine ausgiebige Pause zu machen und dann ein wenig Shoppen zu gehen.
Auf dem Weg zum Lake Mead trifft man unter anderem auf eine heiße Quelle, die Rogers Spring.
EINEN Aussichtspunkt nahmen wir noch mit, bis wir dann in der Nähe des Hoover Dams wieder die Hauptstraße erreichten.
Unsere Batterien hatten sich ein wenig regeneriert und wir beschlossen, meiner Mutter ein weiteres Highlight anzutun: Die Brücke am Damm, die wir bei Dunkelheit nicht mehr begehen durften. Und da zeigte sich, wie gut es ist, dass die Amis so gut wie alles behindertengerecht anlegen: Entweder man geht den kürzeren Weg mit x Stufen oder wählt die in mehreren Serpentinen sanft ansteigende Rollstuhlrampe.
Auf der Brücke angekommen, die obligatorischen Fotos, diesmal auch mit Fisheye und auch mal mit Tele.
Dann die Serpentinen wieder runter und noch einmal über den Damm zu dem Parkplatz, wo wir gestern Abend das Foto geschossen hatten. Check.
Zurück nach Hause. Natürlich nicht, ohne noch einmal die imposante Brücke abzulichten
und von einem Aussichtspunkt dem Lake Mead Lebewohl zu sagen.
Jetzt aber wirklich nach Hause. Mann, was waren wir kaputt. Das Abendessen nahmen wir am Esstisch unserer Suite ein, zu mehr reichten die Kräfte nicht.
Die Koffer waren gepackt und eingeladen (wie, zeige ich demnächst mal) und wir starteten Richtung Nordosten nach Las Vegas. Auf dem Weg der unvermeidliche Einkauf im Walmart – Getränke, Snacks, eine Kühltruhe, Campingstühle und was man so an Kleinkram noch braucht.
An einer Raststätte versuchte ich dann, mit dem Tele etwas näher
heranzukommen. Klappte nicht so richtig, aber ich weiß, wo wir noch weitere dieser Pflanzen in den nächsten Tagen zu sehen bekommen.
Und die üblichen Easy Rider dürfen auch nicht fehlen.
Unser Hotel liegt im Südosten von Las Vegas, in einem Vorort namens Henderson. Hier waren wir schon ein paar Male abgestiegen. Ein sauberes Hotel mit freundlichem Personal und gutem Frühstück.
Meine Mutter bekam ein schönes großes Zimmer, wir als Upgrade eine Suite.
Angekommen, waren die unsere Batterien leer und wir begannen mit einem zweistündigen Matratzenhorchdienst.
Als es dann dunkel geworden war, ließ mir der Staudamm keine Ruhe. Wir fuhren also doch noch in Richtung des Dammes und standen dann wie üblich vor der Security. Ich äußerte meinen Wunsch, fotografieren zu dürfen. Und auch wenn der Walkway über die Autobahnbrücke nach Arizona wirklich gesperrt war ab 17 Uhr, so durften wir doch zumindest über den Hoover Dam fahren. Was wir nach einer kurzen Inspektion unseres Wageninneren auch taten und ich dort zum ersten Mal Aufnahmen des Dammes bei Dunkelheit machen durfte.
Auf dem Weg zurück machten wir noch einen Abstecher durch Boulder City, was uns früher schon als gemütliches Nest aufgefallen war. Und ist denn heut schon Weihnachten? Alle Bäume der Hauptstraße waren mit Lichterketten umwickelt.
Nach einem kurzen Fotostop ging es aber dann wirklich nach Hause. Total platt, aber glücklich. Der Urlaub hat begonnen.






