Nachdem wir gestern im Regen unser Hotelzimmer aufgesucht hatten, schien heute morgen die Sonne, was das Zeug hielt. Sehr schön. Während des Frühstücks steigen wir in die Tagesplanung ein. Und nicht erst, während wir vom Hof rollen. Ein Fortschritt. Wir waren schon einige Male dort, aber uns fasziniert immer wieder der Ancient Bristlecone Pine Forest. Das ist ein unter der Nationalparkverwaltung stehendes Gebiet hoch in den Bergen, auf dem extrem alte Bäume wachsen.
Um dahinzukommen, ist man ca. 40 Meilen unterwegs. Zuerst geht es auf der 395 ungefähr 13 Meilen nach Süden bis Big Pine.
Am Morgen ist es besonders schön, diese Straße zu befahren, da dann die Berge der Sierra wunderbar im Morgenlicht liegen.

Übrigens trägt die 395 noch zwei hübsche Beinamen: Bei Google Maps wird sie Eastern Sierra Scenic Byway genannt, bei der spanisch sprechenden Bevölkerung El Camino Sierra. Klingt beides gut.
Jedenfalls bogen wir nach Osten auf die 168 ab, um uns nach einer gewissen Zeit auf in die Berge zu machen.

Stückchen für Stückchen schraubt sich unsere Black Beauty in die Höhe, bis wir die Marke von 10.000 Fuß überschritten haben. Das Visitor Center und die Picknicktische sind noch vom Schnee bedeckt, der vermutlich über Nacht gefallen ist. Aber in der Sonne taut es langsam vor sich hin.

Wir lassen uns im Visitor Center beraten: Da gibt es zum einen die Discovery Loop und zum anderen die Methusalem Loop. Letztere ist ca. vier Meilen lang und es geht stellenweise steil bergauf. Der andere Rundweg ist nicht weniger steil, aber dafür wesentlich kürzer.

Eigentlich wollen wir den längeren Weg laufen, aber bei meiner Göttergattin macht sich relativ schnell die Höhe bemerkbar. Daher drehen wir nach kurzer Zeit um. Die Discovery Loop kommt für sie auch nicht in Frage, die Anstrengung würde die Höhenkrankheit schnell verstärken.

Also beschließen wir, für kurze Zeit getrennte Wege zu gehen: Sie bewacht unser Auto und schaut den Skipmunks beim Sammeln zu.

Und ich mache mich gegen den Uhrzeigersinn auf die Discovery Loop, weil ich weiß, dass nach weniger als einem Kilometer zwei wunderschöne Exemplare der Pinien auf mich warten. Und das im schönsten Sonnenlicht und mit blauem Himmel im Hintergrund. Und das auf einer Höhe von 3086 Metern.

Danach kehre ich um und wir lassen unseren Dicken gemütlich wieder den Berg runterrollen.
Als wir auf die 395 gelangen, müssen wir eine Entscheidung treffen. Aber das ist schnell gemacht: Wir wollen nochmal in die Alabama Hills, ein Muss, wenn man in der Eastern Sierra unterwegs ist. Und es sind ja auch nur knapp 60 Meilen. Ein Katzensprung.
Während unsere Black Beauty mit gemächlichen 65 Meilen dahingleitet, überlegen wir, was wir spezielles in den Hills sehen wollen. Bekannt geworden ist die Gegend durch viele Western, die in den Felsen westlich von Lone Pine gedreht wurden. Einer der letzten Filme war Django unchained.
Lone Pine ist immer noch das verschlafene Nest, was es vor einigen Jahren schon war. Aber eine Neuerung hat Einzug gehalten: Die Stadt leistet sich eine Baustelle mit einer Straßensperre. Ausgerechnet die Whitney Portal Road, welche zum Anfang der sogenannten Movie Road führt, ist auf einem Teilstück gechlossen. Eine Umleitung ist ausgeschildert. Was wir nicht schlimm finden, führt die Strecke doch über die südliche Sektion der Hills. Allerdings bekommen wir die Miss Alabama nicht zu sehen. Ihr wisst nicht, was das ist? Auf dem abgesperrten Teilstück gibt es einen Felsen, der je nach Jahreszeit und Event als Gesicht bemalt ist. Miss Alabama halt.

So biegen wir direkt in die Movie Road ein und fahren bis zum Parkplatz der Moebius Arch durch. Von dort startet ein ca. 1 Kilometer langer Rundweg zu besagter Arch.

Diese kann man von allen Seiten besichtigen und fotografieren.

Auch ein kleinerer Abkömmling steht direkt in der Nähe.

Wir haben genug fotografiert und laufen den Rundweg weiter. Hoch oben in den Felsen eine merkwürdig geformte Öffnung, soll die Heart Arch sein. Allerdings kann ich auch mit größter Fantasie diese Form nicht erkennen.

Erst als wir wieder am Parkplatz sind, ich mein Tele auf die Kamera geschraubt habe und die Arch aus einem anderen Winkel betrachte, wird der Name verständlich.
Die Sonne steht langsam etwas schräger am Himmel und wir machen uns auf den Weg zum Hotel. Ca. eine Stunde veranschlagt das Navi auch über die Umleitung, über die wir hergekommen sind.

Links von uns die Berge der Sierra, rechts eine weitere Bergkette, die allerdings merkwürdig flach im Sonnenlicht erscheint.
Erst als die weiter nördlich aufkommenden Wolken ihre Schatten auf die Berge werfen, wird der Anblick deutlich plastischer.

Wieder ein toller Tag.

Auschecken und noch einmal zum Grocery Outlet schräg gegenüber. Wir müssen ein wenig planen für die nächsten knapp zwei Tage. Gebucht haben wir zum ersten Mal ein Zimmer IM Death Valley zu einem für unsere Verhältnisse horrenden Preis, weit über 200 USD für EINE Nacht. Der Grund?
Die Gegend wird trockener und heißer als uns lieb ist und selbst ich, der gerne offen fährt und den Manta-Arm raushängen lässt, schloss das Fenster und machte die Klimaanlage an. Wir kletterten in die Berge und machten unseren ersten Halt am Father Crowley Overlook. Von dort aus schaut man ins Panamint Valley, einem Seitental vom Death Valley.
Kurz vor Stovepipe Wells ein Eindruck dessen, was uns bevorsteht.
Die letzte Bastion vor den Annehmlichkeiten im Tal selbst ist dann Stovepipe Wells, wo man sich mit Nahrung und Kraftstoff eindecken kann. Preis für Unleaded: 7 USD. Geht doch fast noch.
An der Ranch angekommen, wurden wir in einem schönen Gebäude in Empfang genommen und bekamen unser Zimmer zugeteilt. Wir entschieden uns für eins im oberen Stock, damit uns niemand auf dem Kopf rumtrampelt.
Die Hitze war schon ziemlich heftig, 43°C zeigte das Thermometer. Ich schlenderte eine Runde zum Pool, um mich abzukühlen, Karin legte ein Nickerchen ein, um die Abendstunden abzuwarten.
Etwas weiter die 190 rauf liegt noch der Twenty Mule Team Canyon, eine Dirt Road Schleife, auf der weder ein Team, noch ein einziges Maultier zu sehen war.
So langsam kam die Sonne tiefer und uns blieb gerade noch die Zeit, den Artist Drive zu durchfahren, der mit extrem bunten Felsen lockt.

Gerade rechtzeitig schafften wir es dann noch nach Badwater, dem Punkt, der ca. 70 m unter dem Meeresspiegel liegt. Gut, dass so viele Berg bis zum Ozean dazwischen liegen, sonst wäre das Tal schon vollgelaufen.
Dort konnte ich mich dann austoben, denn die Sonne deutete gerade an, dass sie hinter den Bergen verschwinden wollte.
Die ausgelaugte Erde bringt reizvoll als Vordergrund den Untergang zur Geltung.
Die ganze Zeit blies ein heißer Wüstenwind.
Als die Sonne hinter den Bergen verschwunden war, ging es zurück zum Hotel.
Anstelle der Mikrowelle nutzten wir die Kaffeemaschine zur Zubereitung einer veganen Nudelsuppe, die aus Geschmacksgründen mit etwas Chickenbreast aufgepeppt wurde. Nicht mehr vegan? Kann ich mit leben.
Leider kam gerade der Mond hoch und daher wurden die Milchstraßenfotos leider nicht so, wie ich es mir gewünscht hatte.















Im Citypark ließen wir uns den Salat schmecken und uns auch nicht durch ein paar Regentropfen stören.

Also kurzer Stop (die Straße war so gut wie unbefahren) und auch die Sierra-Berge abgelichtet.
An der Kreuzung nach „oben“ standen 4 Gestalten, heftig mit Rucksäcken bewaffnet und streckten den Daumen raus. Es sah so aus, als wäre die Wanderlust doch nicht sooo groß, dass man die 20 Meilen rauflaufen wollte.
Los ging es. Wir starteten in einer Höhe von ca. 3000 Metern und der Weg ging eigentlich ziemlich langweilig durch den Wald, hätten die Ranger nicht dort zu einer Kunstausstellung eingeladen (so kam es mir jedenfalls vor). Vom Blitz abgefackelte Bäume strahlten so im Sonnenlicht, dass ich sie einfach ablichten musste. Einfach auf das Bild klicken zum Vergrößern.
Selbst ich war in der Lage, im folgenden Bild ein Gesicht zu erkennen.
Aber auch andere Begebenheiten würzten den Weg:
Cowboys (die ich schon beneidete, hinterher umso mehr) kamen uns entgegen.
Reißende Ströme mussten unter Lebensgefahr überquert werden.
Höhere Berge kamen in Sicht und wir bekamen schon Panik, dass wir da rauf müssten. Mussten wir aber nicht.
Das konnte ich zum Glück mit dem Tele erledigen. Denn mittlerweile – wir bewegten uns schon geraume Zeit auf über 3000 m Höhe, trat bei Karin die Höhenkrankheit ein. Das Ganze wurde so schlimm, dass sie bei 3300 m einfach nicht mehr weiterkonnte. Immer wieder Luftnot, Erschöpfung Übelkeit. Wir beschlossen, dass ich die letzten paar Meter alleine hochklettere und zumindest ein Foto vom See abliefere:
Der Rückweg wurde wegen der Höhe nicht leichter und wir schleppten uns schließlich mit letzten Kräften Kilometer für Kilometer zurück bis zum Auto. Am Ende standen 15,8 km auf meiner App. Das reicht mir. Meinem Rücken auch. Ca. 14-15 kg ist was für jüngere Leute, die Backpacking machen wollen. Zum Schluss kam mir noch ein Spruch in Erinnerung, der glaube ich dem polnischen Sprachschatz zu Teilen zuzusprechen ist: Pirunje, mir brrrricht der Kreuz.
Und ein Stück weiter hatten wir einen klasse Blick auf Lone Pine und die Alabama Hills.
Eigentlich hatte ich noch vorgehabt, zur Moebius Arch zu laufen. Aber meine unteren Extremitäten meldeten mir, dass es besser wäre, den Abend gaaanz ruhig im Hotel zu verbringen.
So schoss ich quasi im Vorbeifahren noch ein Foto der Hills im Abendlicht und wir kehrten total k.o., aber glücklich, dass wir es geschafft hatten, ins Hotel zurück.
Diesmal allerdings nicht auf direktem Weg nach Norden, es gibt noch ein Zwischenziel. Die Trona Pinnacles. Eine Ansammlung von Tuffa-Felsen im Nirgendwo. Die offizielle Bezeichnung nennt sich National Nature Landmark. Man ist ca. 20 Meilen östlich von Ridgecrest auf der 178 unterwegs, bis es dann nach Süden abgeht, ungefähr 5-6 Meilen auf einer stellenweise üblen Dirtroad.
Und dann steht man vor den Felsformationen. Ungläubig. Staunend. Fasziniert.
Für den Wagen suchten wir uns eine freie Parklücke und begannen, bergauf und bergab die Formationen zu erkunden.
Wen es interessiert: Diese Steine waren häufig Filmkulisse. Unter anderem für Kampfstern Galaktika, Planet der Affen, Startrek V und andere.


Endlich kamen die schroffen Felsen der Sierra in Sicht
und auch unser kleines, geliebtes Frontier-Hotel.
Wir hatten am Morgen bereits angerufen und um ein Zimmerupgrade gebeten und uns wurde auch ein King Bed zur Verfügung gestellt. Ich glaube, das war das größte Zimmer, welches wir bisher hier hatten.
Eine Sache gönnen wir uns noch: Die Fahrt in die Alabama Hills. Aus vielen alten Western bekannt sind die runden Granitfelsen bei jedem Tageslicht schön. Wir hatten gehofft, die Moebius Arch noch vor Sonnenuntergang mitzubekommen, aber dazu waren wir doch etwas zu spät dran. Aber man kann wunderbar durchfotografieren zur gegenüberliegenden Bergkette, die gerade noch von der Sonne angeleuchtet wird.

macht sie eine gute Figur.
Wer weiß, vielleicht schaffen wir es heute Abend noch zum Sterne gucken…