Mit Riesenschritten geht es weiter. Einige hundert Kilometer haben wir vor der Nase. Gut, dass es in Moncton einen Costco gibt, der auch eine Tankstelle hat.
Also laden wir uns den Bauch unseres Dicken nochmal mit Sprit voll, nachdem wir unser schönes Hotelzimmer nach einem reichhaltigen Frühstück verlassen hatten. Gut: Die Dame im Frühstücksraum erkannte uns wieder und ersparte uns das Vorzeigen der Impfzertifikate.
Da Costco gerade geöffnet hatte, sprangen wir noch „kurz“ rein, auch um mit leerer Blase die Fahrt beginnen zu können. Aufgrund ihrer geringen Ortskenntnis verirrte sich meine Göttergattin auf dem Weg dorthin in die Textilabteilung und hatte wie durch ein Wunder plötzlich einen Stapel Shirts auf dem Arm.
Wenn ich schon einmal da bin, kann ich auch mal was für meinen Astralkörper tun. Ich entdeckte auf einem Stapel Levis-Jeans in genau ZWEI Größen und in schwarz. Und zum Preis von 9,97 Can-Dollar. Umkleidekabinen gibt es dort nicht, also erstanden wir eine davon und ich probierte sie auf dem Parkplatz zwischen Hinter- und Vordertür an. Passt wie angegossen. Also wieder rein und mal schauen, ob sie davon noch welche haben. Auf dem Stapel lagen noch 4 weitere, die für mich in Frage kommen. Also vorher lagen sie da. Jetzt liegen sie in meinem Koffer.
Nun können wir endlich los. Erstes Tagesziel ist Fredericton, die Hauptstadt der Provinz New Brunswick.
Provinz stimmt schon. Wir verließen die Autobahn relativ früh, um gemütlich am St. John River entlangzugondeln.
Zwischendurch immer mal wieder Anzeichen von Landwirtschaft.
Wobei: Eigentlich ist doch Idaho das „Land of Potatoes“. Will da jemand dem Bundesstaat in den USA den Rang ablaufen?
Immer wieder sieht man auch, dass die Leutchen hier langsam den Winter erwarten. Hier haben nicht nur die Frauen viel Holz vor der Hütte.
Dann überquerten wir den St. John River über diese imposante Brücke.
Wir kamen gerade dem Zentrum näher als die Fahrerin unseres Wagens trocken meinte: Fahr Du weiter, Du kennst Dich hier besser aus! Hä? War ich in einem früheren Leben schonmal hier?
Wenn man Provinzhauptstadt sagt, dann ist das auch so. Mit ca. 58.000 Einwohnern gibt es größere Hauptstädte auf der Welt. Aber das tut der Schönheit keinen Abbruch.
Wir parkten unseren Wagen auf einem zentralen Parkplatz und ich wühlte mich durch diverse Menüs, bis ich für zwei Stunden ein Ticket gebucht hatte (hoffentlich).
Dann machten wir uns auf den Weg am Fluss entlang
vorbei am Leuchtturm
und dann in Richtung Fußgängerbrücke, eine alte Eisenbahntrasse.
Gut, sowas haben wir in Kupferdreh auch, aber längst nicht sooo lang.
Den Rückweg wollten wir uns durch den Anblick der vielen hübschen Häuser den Weg verschönern.
Dadurch, dass diese Gegend durch Holzindustrie vor ein paar hundert Jahren reich geworden ist,
konnte man sich derart schicke Villen leisten.
Und die Kirchen sind auch nicht ohne.
Auf dem Rückweg kamen wir dann auch noch auf der Main Street in Downtown vorbei.
Der Knochenmann wird auch wohl nur zur Nachtzeit Spaziergänger erschrecken.
Und weiter geht es wieder auf die Autobahn. Hatte ich eigentlich schon erzählt, dass wir heute das beste Wetter des ganzen Urlaubs hatten? Hiermit gern geschehen.
Auf dem Weg nach Norden machten wir noch einen kleinen Abstecher nach Grand Falls, wo wir auf dem Hinweg schon übernachtet hatten. Aber so trocken sehen die Fälle auch im Sonnenlicht nicht besser aus.
Die Sonne ging langsam auf den Horizont zu und die Straßen waren leer wie fast immer. Und die Bäume übrigens auch. Was sich vor zwei Wochen noch farbenfroh mit Blättern gezeigt hatte, war jetzt einem zarten Grau gewichen.
Als die Sonne verschwunden war, tauchte sie den Horizont in ein herrliches purpurnes und oranges Licht.
Kurz vor Rivière du Loup mussten wir noch durch eine Baustelle durch. Und die beste Truckfahrerin von allen hat da so eine Eigenschaft: Wenn ihr die Autos auf der Stoßstange kleben, fährt sie besonders vorschriftsmäßig. Schließlich wollen wir ja nicht von den kanadischen Polizisten ein Ticket bekommen.
Einige Kilometer spielte sie ganz brav Pilot-Car. Mark Zuckerberg würde es anders ausdrücken: Sie hatte eine Menge Follower.
Oberhalb der Stadt konnten wir die Verfolger durch ein paar beherzte Abbiegemanöver abschütteln und noch ein Foto der abendlichen Stadt machen.
Das Hotel (hier gibt es kein Best Western) ist total modern und das Zimmer gefällt uns gut. Auf einen Gutschein zur Benutzung des Spaßbades verzichteten wir.
Morgen geht es früh los, damit wir um 8 Uhr die Fähre auf der anderen Seite des St. Lorenz Strom bekommen.

Ca. 2 Autostunden später trudelten wir dann in Truro ein. Ich hatte mir von Fotos, die ich gesehen hatte, mehr davon versprochen. Aber zumindest die Library und eine der Steinkirchen
sehen nicht schlecht aus von außen.
Bitte nicht wundern über den merkwürdigen Vordergrund: Dort war gerade Vogelscheuchenfest.
Die Mainstreet downtown: Wie viele andere hier.
Weiter geht es. Von Truro aus führt eine (ziemlich große) Landzunge nach Westen, in die Bay of Fundy hinein. Dort liegt das Örtchen Parrsboro, welches für seinen Mineralienreichtum an den Küsten bekannt ist. Das wollten wir auch sehen.
Na gut, haben wir zumindest etwas für unseren Schrittzähler getan und einen langen Strandspaziergang gemacht.
Jetzt noch 1,5 Stunden bis nach Moncton, wo wir schon einmal 4 Nächte verbracht hatten. Bei der Reservierung hatte ich mich richtig eingeschleimt und um ein Zimmerupgrade gebeten.
Wie groß war unsere Überraschung, als wir das gleiche Zimmer wie beim letzten Mal bekamen. Also die Business-Suite mit dem Riesen-Schreibtisch. Nur diesmal für einen deutlich günstigeren Kurs.
Aus Freude darüber mussten wir das gesparte Geld wieder loswerden. Und wo geht das besser als bei Marshalls. Liegt ja wie erwähnt am Wegesrand. Nicht direkt an unserem, aber an irgendeinem.
Was diese Brücke so besonders macht, ist die Tatsache, dass es sich um die längste „covered bridge“ handelt mit einer Länge von etwas über 390 m. Man kam darauf, die Brücken mit einem Häubchen zu versehen, um sie haltbarer zu machen.
Normalerweise haben Brücken dieser Bauart eine Lebensdauer von ca. 20 Jahren, bis die Elemente an ihnen zerstörend genagt haben. Mit dem Dach können sie ein Alter von 100 Jahren erreichen.
Normalerweise schlagen die Bäume ja im Mai aus, aber in diesem Fall fühlte man sich von den bunten Blättern geradezu erschlagen. Gelb, verschiedene Töne von rot, dazwischen das nüchterne grün der Nadelbäume.
Genüßlich fuhren wir durch die Landschaft, an hübschen Wohnhäusern vorbei, allerdings ohne einer Menschenseele zu begegnen. Wo sind die alle? Gut, in der kanadischen Weite kann man sich aus dem Weg gehen, aber so gut?
Eines der hübschesten „Seebäder“ in der Gegend.
Wir machten auch einen kleinen Stadtbummel – hier wuchsen auch wieder Menschen, allerdings schon seit laaanger Zeit, ein Rentnerparadies.
Meine Göttergattin meinte ganz trocken, es würde sie nicht stören, wenn hier keine Touristen wären. Ladies and Gentlemen, merkt es euch.
Natürlich ließen wir uns diese Gelegenheit nicht entgehen. Scheibenwischer vorher kontrollieren – falls das Wasser unvorhergesehen und schnell kommen sollte – und ab auf den glitschigen Kies. Es war im Endeffekt weniger aufregend als gedacht und festgefahren haben wir uns auch nicht.
Von hier hätten wir jetzt eigentlich direkt nach Moncton durchfahren können. Aber es war noch früh und noch haben wir Hummeln im Hintern.
Die beste Inselhopperin von allen schwärmte mir von von dem wunderschönen Deer Island vor. Diese ist allerdings nur über eine (kostenlose) Fähre zu erreichen. Dort angekommen, umrundeten wir die Insel einmal – und es sah ehrlich gesagt nicht viel anders aus als auf dem Festland. Man merkt auch, dass viele Menschen vom Meer leben. Hummerfang ist groß in Mode.
Im Nachgang hatte ich den Verdacht, dass mich meine Beifahrerin nur wegen der Fährfahrt auf die Insel verschleppt hat. Was sie natürlich vehement bestritt. Auf dem Rückweg zum Anleger dachte ich mir, wir schalten bei Google Maps „Fähren vermeiden“ ein schauen, was er dann macht. Lässt uns das Programm bis zum leeren Tank um die Insel fahren?
Jedenfalls kann unser Truck auch auf dem Wasser fahren, wie das nächste Bild zeigt:
Jetzt machen wir uns aber wirklich auf den Weg zum Hotel. Auf dem Highway durch bunte Wälder kamen wir auch an Saint John vorbei. Gab es da nicht eine Touristenattraktion namens Reversing Falls? Genau. Und weil mittlerweile die Sonne rausgekommen war, machten wir auch einen Abstecher dorthin.
Als wir dort ankamen, war nicht viel davon zu sehen, aber wir genossen trotzdem den Ausblick und das schöne Wetter.