14.06.2018 – Peek-a-Boo Canyon? – North Rim Grand Canyon?

Man macht nur einmal einen Plan. Und sieht dann, wie dieser Stück für Stück über den Haufen geworfen wird.

Begonnen hatte der Tag mit einem wunderschönen Frühstück auf unserer Veranda, etwas, was wir in einem Urlaub sehr zu schätzen wissen.

Aber kurz danach drängte mich meine Göttergattin, wir müssten dringend zum Visitor Center des BLM (Bureau of Land Management) fahren, dort würde um 8.30 Uhr die Lotterie beginnen für die begehrten Tickets für die Wave, einem Wanderziel erlesener Schönheit. Blöd (und gut für die Landschaft), dass pro Tag nur eine begrenzte Anzahl an Wanderern zugelassen werden. Und die werden jeden Tag für den Folgetag ausgelost. Neben 50 anderen Leuten füllten wir also brav unser “application sheet” aus.

Dann warf der Ranger wie bei 6 aus 49 Kugeln in die Lostrommel und fischte sich eine entsprechende Anzahl raus. Natürlich waren wir nicht dabei: Glück in der Liebe, Pech im Spiel. Aber wir können es jeden Tag wieder versuchen. Werden wir auch.

Auf dem Rückweg mal kurz unser Haus von vorne, es lag gerade so schön in der Sonne.

Die Gegend ist zum Glück so vielfältig, dass wir nicht lange überlegen mussten, was wir als Ersatz nehmen: Am Morgen der Peek-a-Boo Canyon, nur fünf Meilen von unserem Haus entfernt und am Abend den Sonnenuntergang am Grand Canyon North Rim beobachten.

An der Ranger Station gab man uns noch genaue Hinweise, wie man dort hinkommt: Vom Parkplatz aus 3,7 Meilen fahren, dann ein paar Schritte laufen. Aber dort wäre tiefer Sand. Ob wir ein 4×4-Auto hätten? Haben wir, kein Problem. Oder doch? Vom Parkplatz aus ging es los, noch so leidlich in der Geschwindigkeit, den Vierrandantrieb hatten wir direkt eingeschaltet. Und dann ging es einen Hügel hinab. Mir wurde langsam immer unwohler, als ich hörte, wie sich die Reifen durch den immer tiefer werdenden Sand wühlten. Der Entschluss stand schnell fest: Wir kehren nach 0.8 Meilen um. Leichter gesagt als getan. Die Wende bekamen wir noch eingeleitet, aber der Rückweg den steilen Hügel hinauf erwies sich für unseren braven Truck (mit seinen Straßenreifen) leider als unmöglich. Sch….

Uns kamen den Berg herunter drei Fahrzeuge entgegen: Zwei Ford F150 und ein Jeep Wrangler. Sie mussten etwas ausweichen und stehenbleiben, als sie unser Gewürge den Berg hinauf sahen. Und als sie feststellten, dass es bei uns nicht weiterging, trat die großartigeste Hilfsaktion in Kraft, die ich seit langem gesehen hatte. Der älteste Herr der Gesellschaft, Tom, setzte sich ans Steuer, stellte den 4-Rad-Antrieb um und alle Herren der Belegschaft fingen an zu schieben. Leider vergeblich. Wir bekamen die Karre nicht den Berg hinauf. Der Rest der Reisetruppe, die hauptsächlich aus Kindern zu bestehen schien, hatte es sich im Schatten eines Baumes bequem gemacht. Zum Zählen der Kinder reichten meine Finger und Zehen nicht, es waren ihrer 22. Wir hatten gemeinsam diverse Wege versucht und auch mit einem der Ford-Trucks einen vergeblichen Abschleppversuch, als ein Hummer die “Straße” heruntergerollt kam. Er hatte eine der schließlich zum Ziel führenden Ideen: Lasst Luft aus den Reifen. Unsere waren auf die üblichen 45 PSI aufgepumpt. Also ließen wir sowohl bei dem Ford-Truck als auch bei uns Luft aus den Reifen (um eine größere Auflagefläche zu bekommen) und der Ford kam zumindest alleine den Berg rauf. Mit dem Jeep hätten wir unseren Dodge Ram nicht ziehen können, dazu war der zu leicht. Und der zweite Ford hatte auch keine Geländereifen drauf, der konnte auch nicht helfen. Letzte Möglichkeit, bevor man Hilfe eines Abschleppdienstes ruft: Wir unterlegten die Vorder- und Hinterreifen mit Ästen, Gestrüpp und den Fußmatten unseres Autos. Damit bekamen wir für ca. 10 Meter genug Fahrt, bis sich die Räder wieder eingruben. Aber nach 5 Versuchen hatten wir unseren Truck über den Berg.

An eine Weiterfahrt zum Canyon war nicht zu denken. Aber auch für die illustre Reisegruppe – unsere tollen Helfer – war der Weg hier zu Ende. Sie hatten diese Tour früher schon einmal mit dem Jeep (komplett) gemacht, aber in diesem Jahr hätten sie auch damit keine Chance gehabt. Der Sand war aufgrund eines regenarmen Frühjahres bis in große Tiefe total trocken und auch mit dem Geländewagen wären sie dort stecken geblieben. Also versuchten wir gemeinsam mit der mittlerweile erprobten Taktik, auch die beiden anderen Fahrzeuge zurück über den Berg zu bekommen, was auch gelang. Puuuuh, Glück gehabt. Na ja, nicht ganz. Bei der Reifenfreischaufelei unseres Wagens war Tom aufgefallen, dass wir vorne links im Reifen einen Nagel hatten. Auch das noch.

Am Parkplatz angekommen

tauschten wir unsere Telefon-Nummern und -adressen aus und versprachen, beim heutigen Family-Dinner vorbeizukommen. Bei unseren neuen Freunden handelte es sich um eine Family-Reunion. 2 Großeltern, 6 Kinder (nebst Partnern) und 22 Enkelkinder waren aus Idaho, Texas, Utah und Washington zusammengekommen, um in Kanab ein paar schöne Tage zu verleben.

Den Weg nach hause fuhren wir schön langsam (wir hatten ja weniger als die Hälfte an Reifendruck) und zu einer Reifenwerkstatt.

Jake von Napa Autoparts reparierte uns innerhalb einer halben Stunde das Loch im Reifen und pumpte auch die anderen wieder auf. Danach erstmal unter die Dusche und ein wenig entspannen.

Um 17 Uhr ging es wieder los zur Großfamilie, wo es High Life in allen Gassen gab. Die Kinder wuselten friedlich zwischen den Erwachsenen rum, es gab Nudelsalat und nach dem Essen noch eine kleine Vorführung von Sketchen und Tanzeinlagen. Das Ganze wirkte aber in keinster Weise gekünstelt oder aufgesetzt, so dass auch wir daran Spaß hatten. So ging der Abend langsam in die Dunkelheit hinein, bis bei der Kindern der Sprit alle war und sie reihenweise umkippten. Zeit auch für uns zu gehen. Von unserer Veranda aus machte ich noch einen Versuch, die Milchstraße abzulichten, aber da war (um 23 Uhr) noch nichts zu sehen.

Übrigens: Den Grand Canyon North Rim haben wir auch nicht gesehen.

Trotz allem: Ein schöner und vor allen Dingen aufregender Tag. Man macht nur einmal einen Plan. Aber Fotos gibt es heute weniger. Danach war uns beiden nicht der Sinn. Wir hatten Wichtigeres zu tun.