26.09.2023 – Creede

Für heute haben wir uns einen Ausflug nach Creede vorgenommen (ausgesprochen Kridi). Diese Bergbaunest hat als Besonderheit, dass es direkt an eine Schlucht gebaut wurde.

Wir fahren also los. Erst noch im Walmart einen frischen Salat einkaufen und noch einmal volltanken.

Dann geht es auf der 285 Richtung Nordwesten nach Monte Vista und von da aus auf der 160 weiter über El Norte bis nach South Fork, von wo die 149 nach Creede abbiegt.

In der Stadt entern wir zuerst das Visitor Center, denn wir wollen uns noch ein paar Tipps holen. Und dort gibt es kostenloses Wlan, während Telefonverbindungen rar werden. Kommunikation mit der Heimat via Whatsapp und dann geht es durch das Dorf in das Tal.

Erster Tip war der Besuch der “Fire Station”. In die Feuerwache kann man einfach reingehen, wenn die Tore offen sind. Waren sie. Besonderheit? Die vermutlich einzige Feuerwache, die komplett in einen Berg reingesprengt wurde. Und von Sprengen haben die hier vom Bergbau wirklich Ahnung.

Im Tunnel stehen sowohl moderne Löschfahrzeuge als auch der eine oder andere Oldi. Ob er noch betriebsbereit ist, wissen wir nicht.

Nächstes Ziel ist die sogenannte Bacherlor Loop. Hat nichts mit der Fernsehsendung zu tun und ob die Jungs hier alle so gut aussehen?

Wir wollten sie schon im letzten Jahr fahren, aber für die 17 Meilen sollte man sich Zeit lassen. Zumal der erste Teil der Strecke für 2-Rad getriebene Fahrzeuge nicht empfohlen wird in dieser Richtung.  Aber für unseren Dicken kein Problem: 4-Rad-Antrieb zugeschaltet und gemütlich den Berg angefahren. Das Problem bei den normalen PKW liegt nicht darin, dass sie es fahrender Weise nicht schaffen würden.

Aber wenn sie (wie wir) zwischendurch einen Stop machen, um zu staunen und zu fotografieren, drehen beim Anfahren die Räder durch.

Wir steigen höher in die Berge hinauf und genießen den Anblick der in dieser Höhe deutlich verstärkten Laubfärbung. Daran kann man sich nicht sattsehen.

Nachdem wir den Scheitelpunkt der Loop überschritten haben, kommen wir zum Abzweig der Last Chance Mine. Ob der Name aussagen soll, dass das unsere letzte Chance ist, eine Mine zu besichtigen oder ob er einen anderen Hintergrund hat, wir vergaßen leider, Jack Morris, den Besitzer, danach zu fragen.

Jedenfalls rollten wir auf das am steilen Hang liegende Gelände und wurden von einem Waldschrat, der sehr viel Ähnlichkeit mit Tom Haggerty hatte, auf einen Parkplatz eingewiesen. Es handelte sich um den Besitzer persönlich.

Wir mussten uns etwas beeilen, da gerade eine Minentour losgehen sollte, die wir nicht verpassen wollten. Ich drückte an der “Kasse” 2×15 USD ab und dann ging es zum Eingang, wo wir jeder einen harten Hut (Helm) aufsetzen durften.

Vermutlich zu Dokumentations- und Kontrollzwecken machte unser Guide, Bobby, mit Karins Handy ein Foto von uns beiden und dann begann die Tour.

Ach ja, ein erstes Foto mit meiner neuen Jeansjacke.

Die Mine hatte bis 1998 der Granger Familie gehört, bis sie von Jack Morris übernommen wurde. Dieser beutet sie nicht länger aus, sondern versucht, sie für die Nachwelt herzurichten und zugänglich zu machen.

In ihrer aktiven Zeit wurden alle möglichen Metalle dort aus den Bergen geholt. Kilometerweit ziehen sich die Schächte in den Berg hinein. Immer wieder zeigt uns Bobby “Veins”, Adern, die wertvolle Metalle enthalten. Wir sehen riesige Spalten viele zig Meter über uns, die früher voll mit Silber waren.

Türkise Brocken leuchten im sonst er gelblichen Gestein, hier mal Schwefelablagerung und auch mal dunkelblau Malachit. Das Ganze war früher mal ein Vulkanschlot und der Vulkan hat großzügig aus dem Erdinneren Materialien gefördert.

Bei einer Sprengung (hier die Sprengschnüre an den Sprengkapseln) waren wir zum Glück nicht dabei.

Ein sehr interessanter, wenn auch manchmal schlecht verständlicher Vortrag.

Wieder draußen konnten wir uns einen Blick ins Tal gönnen (da waren wir soeben noch raufgefahren.

Und als Beweis, das Höhenangst doch besiegbar ist:

Anschließend noch ein kurzer Besuch im “Museum”: Die Ansammlung aller Artefakte aus alten Tagen, die ein Sammler nicht wegwerfen konnte. Ich glaube, ich nenne mein Arbeitszimmer demnächst auch so.

Weiter geht es, jetzt den Berg runter, immer schön im kleinsten Gang schleichen. An der Bachelor Township machen wir Mittagspause und genießen auf der Ladefläche unseres Pickups den Salat.

Es gesellen sich zwei Motorradfahrer zu uns. Wir kommen ins Gespräch und sie empfehlen uns einen Abstecher zum Love Lake. Dieser soll von der asphaltierten 149 nur ca. 7 Meilen entfernt sein. Why not?

Auf dem Weg ins Tal erhaschen wir eine Blick auf Creede, leider ohne das beeindruckende Panorama mit den Felswänden im Hintergrund.

Im Tal des Rio Grande (ja, der läuft ganz in der Nähe von Creede vorbei) möchten wir im Endeffekt an jeder Kurve ein Foto machen, so schön ist das Tal eingebettet von den mit bunten Bäumen gesäumten Bergen. Viele Häuser stehen hier, wir fragen uns, ob das Ferienhäuser oder Dauerwohndomizile sind.

Als wir an die Stelle kommen, wo es zum Love Lake abgeht, beginnt eine Dirt Road, welche nach kurzer Zeit vor einem verschlossenen Gatter endet. So ein Mist. Da hat man uns entweder einen Bären aufgebunden oder das Navi kennt sich hier überhaupt nicht aus.

Aber wir sind ja flexibel wie eine Eisenbahnschiene. Fahren wir doch einfach ein paar Meilen weiter zu den North Clear Creek Falls. Und den South Clear Creek Falls.

Die nördlichen Fälle liegen am weitesten entfernt, sie haben wir schon einmal gesehen und für sehr schön befunden.

Auf dem Weg in die Berge kommen wir immer wieder an den gelb belaubten Birken vorbei. Und da die Straße so schön leer ist, kann ich einfach stoppen und ein Foto machen.

Schließlich auf ca. 3000 Meter Höhe die Fälle.

Und wenn man dann noch ein paar Meter den Berg raufgeht, hat man einen tollen Überblick über das Tal des Clear Creek, welches in der Abendsonne erstrahlt. Ein wahnsinniger Anblick, eine wahnsinnige Landschaft.

Wir geben dann die South Falls ins Navi ein und sehen auch, wo sie abseits der Straße liegen. Als unser Navi uns darauf hinweist, dass wir am Ziel angekommen sind, sehen wir: nichts. Dann müssen die Fälle eben auf uns verzichten, wie beim letzten Mal auch schon.

Auf dem Rückweg stoppen wir noch am Weminuche Wilderness Vista. Auch hier ein unbeschreiblicher Blick ins Tal. Diese Weite. Dieser Frieden. Man möchte sich hier niederlassen auf alle Ewigkeit.

Dann geht es auf dem schnellsten Weg nach Hause. Immerhin noch 1 Stunde 41 Minuten zu fahren. Das wird ein kurzer Abend im Hotel.

 

12.10.2022 – Von Santa Fe nach Alamoso

Schade, dass wir dieses schöne Hotel verlassen müssen. Es scheint sehr beliebt zu sein, denn heute morgen war schon wieder eine Horde Jugendlicher in den Frühstücksraum eingefallen und war dabei, das Buffet zu plündern.

Aber wir wurden trotzdem satt, füllten noch unsere Kaffee-Mugs auf und setzten uns auf die Straße. Ziel für heute ist Alamoso in Colorado. Da ich das Hotel nicht selbst gebucht hatte, war mir diese Stadt/dieses Nest, whatever, vollkommen unbekannt. Der direkte Weg wären 140 Meilen gewesen, reine Fahrzeit ca. 2,5 Stunden. Aber langweilig.

Also fuhren wir erstmal noch einmal nach Downtown Santa Fe, zur Plaza, die uns bei Dunkelheit und Beleuchtung schon so gut gefallen hatte.

Und was soll ich sagen? Bei Tageslicht und Sonnenschein ist sie NOCH VIEL schöner.

Leider nur auf der Durchreise, andere Zwischenziele wollen auch bedient werden.

Und das wäre Taos und Taos Pueblo. Letzteres ist als reines “Indianerdorf” bekannt, angeblich leben hier noch Ureinwohner.

Wir hätten dahin einfach die NM 68 rauffahren können, wussten aber, dass links von uns der Rio Grande floss, mit schönen Flusstälern und Schluchten. Um das zu bewahren, wurde 2013 ein großer Teil von Obama zum National Monument erklärt.

Am Rio Grande Visitor Center erkundigten wir uns nach den Möglichkeiten, die es auf dem Weg nach Taos gebe und erfuhren zweierlei: Erstens hatte Taos Pueblo heute geschlossen, danke für den Hinweis. Und zweitens lohnt es sich, direkt hinter dem Visitor Center nach Westen auf die 570 abzubiegen.

Diese führt ca. 6 Meilen am Fluss entlang, dann ca. 1,5 Meilen Dirt Road die Klippe rauf, um dann schließlich nach weiteren 8 Meilen an der Rio Grande Bridge zu landen.

Der Weg am Fluss entlang war wunderschön und erinnerte an einige andere Flusstäler, die wir durchfahren hatten.

Der Weg nach oben war problemlos, ähnlich wie der Schafer Trail in den Canyonlands.

Wir waren noch darauf hingewiesen worden, dass an den steilen Berghängen eventuell Bighorn Schafe zu sehen wären, sie wären in den Tälern vor der Jagd geschützt. Also hielten wir fleißig Ausschau, aber keins der Tiere war zu sehen.

Wie denn auch? Als wir oben an der Ridge angekommen waren, tummelte sich dort gerade die örtliche Herde und ließ sich auch von uns nicht groß stören.

Wieder auf Asphalt ging es zügig weiter bis zur Brücke.

Ein imposantes Bauwerk mit einem fantastischen Blick auf den Rio Grande.

Dann noch 20 Minuten nach Taos rein. Eigentlich hatten wir auch hier einen gemütlichen Stadtbummel geplant, aber ein dicker Stau ließ uns davon Abstand nehmen. Schließlich mussten wir noch weiter nach Norden.

Daher nur schnell ein Foto in Richtung Plaza und dann auf die NM 522 Richtung Norden.

Diese wurde an der Grenze zu Colorado zur 159 und wir hatten die Ehre, kurz hinter der Grenze die älteste Stadt Colorados kennenzulernen, San Luis.

Echt gemütlich.

Die Sehnsucht trieb uns weiter Richtung Norden, bis wir vorbeifahrend an schneebedeckten Bergen den Great Sand Dunes National Park vor uns sahen.

Vor einem mächtigen Felsmassiv liegen dort lustige Sandhaufen,

heute mal mit idealer Beleuchtung, im Abendlicht.

Als wir im Park auf dem Dünenparkplatz waren, merkte ich, wie gewaltig ich mich verschätzt hatte.

Viel höher als beim White Sands Monument ragten die Dünen in den Himmel und es hätte Stunden gekostet, diese zu erklimmen. Ein anderes Mal vielleicht.

Da die Sonne noch nicht so richtig tief stand, beschlossen wir, die auf dem Weg liegenden Zapata Falls heimzusuchen. Auf der Karte ist eine ca. 4 Meilen lange Dirtroad abgehend von der Zufahrtsstraße zum Nationalpark eingezeichnet. Wie angenehm überrascht waren wir, als die komplette Straße bis zum Trailhead asphaltiert war.

Dann war es mit der Bequemlichkeit aber auch schon vorbei. Wir befinden uns auf 2.700 m Höhe, der Weg zu den Falls läuft ca. eine halbe Meile. Über mehr oder weniger dicke Felsbrocken stapften wir langsam aufwärts, bis eine enge Schlucht vor uns lag.

Bei einem entgegenkommenden Wandererpaar hatte ich schon ein paar Erkundigungen eingezogen und erfahren, dass es evtl. nasse Füße geben könnte.

Ich kletterte also so vorsichtig wie möglich über Steine über den Bach, um dann schließlich über einen Felsen gelehnt einen Blick auf den Fall werfen zu können. Für einen besseren Ausblick hätte ich mich ins knietiefe eisige Gletscherwasser stellen müssen. Und sooo wasserdicht sind meine Schuhe auch nicht.

Also ISO Zahl an der Kamera hochgeschraubt und versucht, aus der Hand zumindest eine Aufnahme von den Fällen zu erhaschen.

Dann hoffentlich trockenen Fußes zurück zum Trail und locker wieder zum Parkplatz runtergehoppst.

Sonnenuntergang mit Dünen können wir uns abschminken, dazu reicht die Zeit nicht. Also machen wir das beste hier oben daraus.

Hat sich doch gelohnt, oder?

Jetzt noch eine halbe Stunde nach Alamoso fahren. Es dunkelte schon heftig, als wir einfuhren, aber es scheint ein gemütliches altes Westernstädtchen zu sein.

Was für ein (Fahr-)tag.