11.09.2025 – Mount Rainier National Park – Sunrise

Schlaflos in Seattle. Das hat seine Vorteile: Man ist früh auf den Beinen, kann früh frühstücken und steht früh im Stau. Warum? Wir wollten unbedingt in den Nordteil des Mount Rainier Nationalpark, zur Sunrise Area.

Unser Hotel liegt in Everett, also nördlich von Seattle. Und das heißt, dass wir auf jeden Fall durch Seattle durch müssen, auf dem I405 wie hunderte andere Washingtoner.  Um 6 Uhr wurde uns noch eine Fahrzeit von 2h 15min anvisiert, als wir dann endlich auf der Straße waren, hatte sich das schon auf knapp 3 Stunden verlängert. Aber wir haben es nicht eilig und zur Zeit liegt auch dicker Nebel über der Küste und den Städten. Der Wetterbericht hat Besserung in Aussicht gestellt.

Also stellten wir uns in den schönen langen Stau und beobachteten die vielen schönen amerikanischen Autos, die vor und neben uns dem gleichen Hobby frönten. In Renton verließen wir die Autobahn und fuhren über Maple Valley und Enumclaw über Landstraßen bis zum Mt. Rainier Nationalpark.

Schon auf dem Weg nach oben zeigte uns die Bergkulisse, was uns an Schönheit erwartete.

Dann endlich kam der höchste Berg Washingtons in Sicht.

Majestätisch überragt er mit seiner weißen Kappe und den Gletschern das in umgebende Umland.

Auf dem Parkplatz von Sunrise studierten wir die Karte, die wir am Parkeingang erhalten hatten. Von der Länge und der Steigung erschien uns eine Wanderung zum Frozen Lake am vielversprechendsten und wir machten uns auf die Schuhe.

Leicht ansteigend ging der Weg vorbei an vielen bunten Beeren, die wir allerdings nicht kosteten.

Dann kamen uns Leute entgegen, ziemlich aufgeregt: A bear, a bear. Gut, dass muss uns unbedingt auch aufregen. Jetzt sind wir schon mehr als 35 Jahre im Westen der USA unterwegs und haben in den Nationalparks noch nie so richtig das Vergnügen einer Bärensichtung genießen können. Ein paar Meter weiter stand eine Gruppe von Wanderern, die angestrengt bergab ins Tal schauten.

Natürlich musste die Traube von Bärenkennern ihr Wissen weitergeben und sie führten unsere Blicke tief nach unten, wo sich ein hellbrauner winziger Fleck von Zeit zu Zeit bewegte. Ein Fall für alle Handykameras. Oder doch nicht? Zum Glück hatte ich die Dicke Berta in Karins Rucksack gepackt (ja, sie wusste davon) und so konnte ich mir den pelzigen Säuger mit einer Brennweite von 750mm etwas näher heranholen. In der anschließenden Nachbearbeitung in Lightroom konnte ich noch etwas mehr optimieren, so dass das Endergebnis schließlich so aussieht.

Gut, man kann nicht jedes einzelne Haar unterscheiden, aber es ist besser als nichts.

Als wir uns satt gesehen hatten bzw. der Teddy klarmachte, dass er nicht weiter gestalkt werden wollte, trabten wir langsam weiter bergauf. Immer wieder gaben die Bäume den Blick auf den Mt. Rainier frei.

In der entgegengesetzten Richtung war die Sicht deutlich schlechter, was am Wildcat Fire lag, einem Waldbrand in der Größe von fast 8000 Acres. Ab und zu kam auch der Geruch von verbranntem Holz durch.

Endlich kam der Frozen Lake in Sicht. Ich gestehe, ich war etwas enttäuscht, ein Reservoir für die Versorgung der Sunrise Area.

Ein bisschen wurde ich entschädigt durch die Skipmunks, die in der Hoffnung auf etwas Essbares um die Wanderer herumscharwenzelten.

Aber: Don’t feed the animals.

Dann ging es auf den Rückweg. Kleine Pause und meine Göttergattin verschönert die Landschaft.

Am Auto hatten wir dann ca. 5,5 Kilometer zurückgelegt, in der Höhe von über 2000 Metern für den dritten Reisetag eine gute Leistung.

Bevor es wieder zum Hotel ging, wollten wir uns noch zwei Sachen anschauen (ohne groß zu wandern).

Das erste Ziel war die Straße zum White River Campground. Als Abfluss eines der Gletscher des Mt. Rainier haben wir hier einen wilden und schönen Fluss vor uns.

Ich könnte mir schon vorstellen, auf dem Campground mal ein wenig Zeit zu verbringen. Beim Rauschen des Wassers schläft man bestimmt gut ein.

Als letztes Ziel stand der Tipsoo Lake auf dem Plan. Ich hatte Fotos gesehen, wo sich der Mt. Rainier wunderbar auf der Wasseroberfläche spiegelt. Vielleicht klappt es ja bei mir auch? Tat es nicht. Der Berg war mittlerweile sehr von Dunst umhangen und die Wasseroberfläche durch den Wind gekräuselt.

Aber zumindest einen Schmetterling konnte ich noch mit der Kamera einfangen.

Dann geht es auf den Rückweg. Das Navi stimmt uns mit 2h 15min optimistisch. Allerdings gibt es hier kein Handy-Netz, Verkehr wird nicht berücksichtigt. Als dann die ersten Verkehrsdaten reinkamen, war dieser wie auf dem Hinweg mit sehr vielen Autos gesegnet, die alle in die gleiche Richtung wollten.

Aber wir konnten was dazu lernen: Nämlich, dass Zeit Geld ist. Wenn man sich auf eine der Express-Spuren begibt, wird man abfotografiert und darf für den einmaligen Transit bis zu 13,50 USD berappen.

Da lassen wir uns lieber etwas Zeit.

Das Hotel erreichten wir trotzdem noch bei Tageslicht und ich konnte das besondere Feature dieses Gebäudes ablichten: Der Eingang wird von einem riesigen alten Flugzeugflügel überdacht, eine interessante Idee.

Zum Abendessen gab es dann Chicken Tikka Masala mit Nudeln, ein Genuss.

07.03.2025 – Valley of Fire State Park

Für heute haben wir uns ein weiteres „Muss“ auf den Plan geschrieben. Wer in Las Vegas übernachtet, sollte oder besser muss eine Tour in den Valley of Fire State Park unternehmen. Dieser liegt ca. eine Stunde Fahrzeit (also für amerikanische Verhältnisse direkt vor der Haustür) nordöstlich von Vegas und ist am schnellsten über den Interstate 15 zu erreichen. Wir hatten ja in den letzten Tagen festgestellt, dass unser tolles Auto eine Verbindung zum Internet hatte und wir daher Google Maps uneingeschränkt nutzen konnten. Damit war es leider heute vorbei. Ohne Internetzugang läuft dort gar nichts mehr. Auf der anderen Seite wollten wir auch nicht unsere wertvollen Datenpakete verbraten, nur um eine relativ einfache Strecke zu fahren. Also gaben wir unser Ziel ein und stellten mobile Daten auf „aus“. Es werden zwar keine Staus angezeigt, aber wenn man die Stadt einmal hinter sich gelassen hat, ist in dieser Richtung nichts mehr zu befürchten. Hoffentlich.

Es ging alles gut und nach ca. einer Stunde Fahrzeit erreichten wir den Park. Auf dem Eingangsschild wurden 15 USD Eintritt aufgerufen, für Autos mit Nevada-Nummernschild 10 USD. Gut, dass wir in LA noch den Wagen getauscht haben. Unser jetziger hat ein Nevada Licence Plate. Meine Anfrage auf einen Senior Discount wurde leider abschlägig beantwortet.

Im Visitor Center erkundigten wir uns kurz nach der Begehbarkeit des Fire Wave Trails. Dieser wird im Sommer regelmäßig komplett gesperrt. Die Hitze dort ist so groß, dass die Wanderer reihenweise zusammenbrechen. Und die Ranger haben verständlicherweise auch keine große Lust, bei den Temperaturen Hitzeopfer durch die Gegend zu schleppen.

Der Trailhead liegt fast am Ende des Parks beim Parkplatz 3 (Stand heute, 07.03.2025). Der Weg dorthin führt über eine gut ausgebaute kurvige und hügelige Straße.

Vorbei geht es an fantastischen roten, gelben und braunen Felsformationen,

die in eine unbeschreibliche Landschaft eingebettet sind.

Die Temperaturen heute waren gut. Sie lag bei 13-15 °C, also zum Wandern sehr gut geeignet. Shorts oder lange Hose? Ich entschied mich aus Prinzip für ein kurzes Beinkleid, auch weil dieses meine Unterschenkelmuskulatur besser zur Geltung bringt. Einen Pullover band ich mir noch um die Hüften, benötigt habe ich ihn auf dem ganzen Trail nicht.

Wir wollten gerade lostraben, als von einem Pickup eine ganze Wagenladung Kinder heruntersprang, die auch den Trail zur Fire Wave gehen wollten. Das kann ja lustig werden. Soviel kann ich gar nicht retuschieren, wie die Kids mir vor die Linse springen. Aber wir ließen uns nicht entmutigen und ließen die Bande voranrennen.

Dann machen wir eben an der Wave Pause und warten, bis sich dort alles wieder beruhigt hat.

Irgendwann war es dann soweit. Die Jugend hatte sich verzogen und wir hatten die Wave

und auch die umgebenden Felsen fast für uns alleine.

Danach hätten wir einfach nur zurücklaufen können, aber die beste Fährtensucherin von allen hatte in Zusammenarbeit mit Alltrails eine vielversprechende Route ausgeknobelt, die wie ein Überraschungsei Spannung, Spiel und Schokolade versprach. Ok, auf die Schokolade mussten wir verzichten.

Aber es ging durch Täler,

vorbei an bizarr geformten Felswänden,

hinein in kleine Slotcanyons und

auch durch größere Slotcanyons hindurch.

Die Farbenpracht der Felsen in der Sonne, als Komplementärfarbe der blaue Himmel, man kommt aus dem Staunen gar nicht mehr raus.

Und wieder biegt man um eine Ecke, um durch ein Loch in der Felswand den Blick auf die schneebedeckten Berge werfen zu können.

Dann habe ich mir die Kamera gerade wieder auf die Schulter gehangen, als der nächste futuristisch geformte Felsen auf mich wartet.

Zwischendurch trifft man immer wieder auf andere Wanderer. Schließlich haben wir Freitag mittag und die Amis machen sich alle auf ins Wochenende.

Und wenn ich schon jemand mit aufs Bild bekommen muss, dann sollte es wenigstens lustig aussehen.

Mittlerweile ballen sich über uns dicke Wolken zusammen, erste Tropfen benetzen die Erde und wir hoffen, trotzdem noch trocken zum Auto zu kommen.

Klar, wenn die Sonne nicht scheint, leuchten die Farben bei weitem nicht so schön.

Schließlich machen wir (gewollt oder ungewollt?) eine Punktlandung. Als wir einen Felsen hochkraxeln, steht direkt vor unserer Nase unser hübscher GMC.

Wir beschließen, dass wir für heute genug gewandert sind und machen uns auf den Rückweg.

Einen Stop legen wir noch ein am Overlook des Fire Canyon. Wir parken unseren Dicken mit Ladefläche mit Blick zum Canyon und genießen ein kleines Picknick. Vorteilhaft bei diesem Wagen: Die Radhäuser der Hinterräder sind so ausgeformt, dass man wunderbar Gegenstände darauf abstellen kann, wie man sieht. Das muss ich mir merken.

Als dann für ein paar Sekundenbruchteile die Sonne doch mal wieder durchkommt, laufe ich schnell zum Rand und lichte auch diesen Anblick ab.

Dann geht es endgültig zurück. Erst noch einmal zum Visitor Center, die Fliesenabteilung aufsuchen und in den Autositzen ein kleines Päuschen einlegen.

Für den Rückweg wählen wir den anderen, den östlichen Ausgang. Dort führt die Straße am Lake Mead entlang, eine landschaftlich sehr schöne Strecke innerhalb der Lake Mead National Recreation Area.

Und wir können kurz vor dem Ausgang noch den Elefant Rock bewundern.

In früheren Zeiten gab es dort keine Restriktionen, heute ist (zum Glück) das Hinaufklettern untersagt. Wäre auch zu schade, wenn dem Jumbo durch menschliches Zutun der Rüssel abfallen würde.

Die Straße führt in leicht geschwungenen Kurven durch die Landschaft. Eine Attraktion lohnt einen Abstecher: Die Rogers Spring. Eine heiße Quelle, in der man sogar baden darf. Allerdings wird davon abgeraten, da die dort ansässigen Amöben besser nicht in die Nase gelangen sollten.

Von aussen sieht sie auch gut aus.

Die Sonne neigt sich langsam dem Horizont zu und die Schatten der Berge lassen die Landschaft in einem herrlich plastischen Licht erscheinen.

In Henderson wollten wir eigentlich noch einen Aldi West besuchen (liegt in direkter Nähe eines Costco und wir erinnerten uns daran). Aber an dessen Tür steht nur ein Schild: Coming soon. Schade.

Schließlich im Hotel zurück zaubert die beste Köchin von allen in der Mikrowelle eine Pasta al formaggio an pomodori mit prosciutto di tacchino.

Wir haben gespeist wie die Könige. Ein würdiger Ausgang eines tollen Tages.

 

09.05.2024 – 2/3 der Three Capes Route

Nördlich von Lincoln City liegt die bekannte „Three Capes Scenic Route“. Eine Autotour, die an drei Kaps (oder heißt es Kappen oder Kapern?) vorbeiführt.

Das südlichste Kap ist Cape Kivanda, gefolgt vom Cape Lookout und an der nördlichen Spitze liegt Cape Meares.

Davon wollten wir soviel wie möglich mitbekommen.

Aber erstmal einen frischen Salat für die Mittagspause bei Grocery Outlet holen. Während die beste Shopperin von allen für unser leibliches Wohl sorgte, schlich ich mich zur örtlichen Feuerwache, wo gerade neben einem der neueren Boliden in rot noch ein älteres Modell in weiß ausgestellt war. Logischerweise fragte ich artig, ob ich sie fotografieren dürfe. Aber die Jungs sind üblicherweise stolz auf ihre chromblitzenden Gefährte, also gab es keine Probleme.

Dann ging es Richtung Norden auf der 101. Nach ca. einer halben Stunde biegt man von dieser nach Westen auf die Brooten Road ab und kommt nach ungefähr 3 Meilen nach Pacific City. Dieses Nest östlich des Nestucca River bietet neben einigen Übernachtungsmöglichkeiten auch eine Art Mini-Versorgungszentrum.

Überquert man dann den Fluss, landet man eine Meile später am Strand-Teil. Hier konzentriert sich fast alles auf das Strandleben. Hotels, Ferienhäuser und alles für den Wassersport.

Eigentlich – früher war es so – biegt man nach links ab und steht auf einem Schotterparkplatz, der von zwei nicht sonderlich modernen Toilettenhäuschen eingerahmt wird. Im Augenblick ist dieser Parkplatz eine Riesenbaustelle, es wird asphaltiert, was das Zeug hält. Und neue und moderne Sanitäranlagen haben zumindest schon die Grundmauern erhalten.

Zum Glück will man die Besucher – und die werden in den nächsten Tagen zum Wochenende wie die Heuschrecken über den Strand herfallen – nicht vergraulen und hat in Laufnähe eine kostenlose Fläche zum Parken zur Verfügung gestellt.

Wir latschen auf den Strand und sehen vor uns die vertraute Düne.

193 Füße erhebt sie sich über den Strand.

Aber wir lassen sie erstmal links (bzw. rechts) liegen und schauen uns die Felsen davor und die Tidepools an.

Es ist Ebbe und so einige Seeanemonen lugen neugierig nach oben und machen ein fotofreundliches Gesicht.

Dann kommt der anstrengendere Teil des Tages. Links neben der Düne kann man die Felsen raufklettern, um auf das eigentliche Kap zu gelangen.

Dort kann man emporsteigen, ohne durch knöcheltiefen Sand zu waten.

Oben ist (leider) mittlerweile eine Menge abgesperrt, aber so einige Blicke in die Wellen gibt es schon noch.

Dann kämpfen wir uns weiter nach oben – durch den Sand – und genießen den Ausblick nach Norden. Links im Hintergrund unser nächstes Tagesziel: Cape Lookout.

Jetzt ist es Zeit für den angenehmeren Teil: die Düne runterlaufen. Neidisch beobachten wir Kinder, die scheinbar mühelos durch den tiefen Sand nach oben „rennen“. Haben unsere Kids früher auch gemacht. Aber das können wir auch. Allerdings nur runter.

Langsam aber sicher füllen sich die Schuhe mit Sand, bis sie fast ihr doppeltes Gewicht erreicht haben. Das gibt ein schönes Häufchen am Wagen.

Als wir das Auto erreichen, hat meine Hiking-App etwas über 3 km auf der Uhr.

Weiter geht es zum Cape Lookout. Ich war der Meinung, man könnte mit dem Wagen zu einem Aussichtspunkt fahren, ein schönes Foto machen (oder auch zwei) und fertig sind wir.

Weit gefehlt. Meine Göttergattin hatte uns einen Trail von 2,4 Meilen Länge zum Kap ausgesucht. Das sind ca. 3,6 km. Eine Strecke. Die hatten wir gestern in Lincoln City am Strand auch und das ging ganz gut.

Zuerst war der Weg auch sehr angenehm zu gehen, nicht steil, schön glatt und es sah nach einem angenehmen Walk aus.

Schöne Blumen säumen den Wegesrand. Hier eine seltene Trillium.

Aber nach ca. 2 Kilometern fing es dann an, etwas tricky zu werden.

Erstens mussten wir mit den Schuhen um einige tiefe Schlammpfützen herumnavigieren.

Und was das Ganze (speziell auf dem Rückweg) auch noch anstrengend machte, waren die Baumwurzeln, die bis zu einem halben Meter hoch in den Weg ragten.

Zwischendurch zum Glück mal ein Blick auf die malerische Küste.

Und dann, nach 3,8 km hatten wir das Ziel erreicht. OK, der Blick war im Endeffekt so wie das letzte Foto. Aber das Cape Kivanda holen wir mal ein wenig näher ran.

Ein Piepmatz gesellte sich zu uns in der Hoffnung, seinen Hunger zu stillen. Aber da mussten wir ihn enttäuschen. Waren selbst zu hungrig und durstig.

Zurück, das war uns klar, würde der Weg nicht einfacher werden. 1. waren wir schon ein wenig geschlaucht, 2. waren die Pfützen und Wurzeln immer noch da und 3. ging es mehr bergauf als auf dem Hinweg.

Da legt man doch gerne ein Päuschen ein, um ein paar besonders schöne Blümchen zu fotografieren.

Mit letzter Kraft erreichten wir den Wagen. Zum Toilettenhäuschen musste ich fahren (oder hätte meine Göttergattin tragen müssen).

Der Weg zurück war so schwerelos, wie wir uns das Wandern gewünscht hätten. Aber nach mehr als 10 Kilometern in unserem Alter darf man schonmal K.o. sein.

Eigentlich wollte ich auf dem Rückweg die Düne nur mal von der anderen Seite fotografieren und bog deshalb auf die Straße zum McPhilipps Beach ein. Präsentiert wurde mir eine üble Dirt Road und plötzlich stand ich mit unserem Dicken auf dem Strand. Auch nicht übel.

Also ein Foto gemacht, dann ab nach Hause und in den Jakuzzi. Unsere Knochen haben es mehr als verdient.

03.06.2022 – Little Lakes Valley

Kennt Ihr die Magdeburgische Seenplatte? So ähnlich war es heute bei uns auch, bis auf ein paar kleine Unterschiede:

  • Die Seen lagen nicht über Nord nach Süd und Ost nach West verteilt, sondern lagen wie die Perlen einer Perlenkette am Wanderweg aufgereiht.
  • Die Seen sind sehr viel kleiner und viel kälter dank Schmelzwasser
  • Es gibt keinen Bootsverkehr
  • Wir befinden uns in wenigstens 3000 m Höhe
  • links und rechts schroffe, steile, zum Teil mit Schnee bedeckte Berge und Gletscher
  • Wildbäche sind zu kreuzen ohne Brücken

Aber ansonsten ist es wirklich so wie im Nordosten unserer Republik.

Fangen wir vorne an. Unser wunderbarer Guide Joe im Visitor Center hatte uns auch diesen Pfad empfohlen, auch deswegen, weil die Höhendifferenz nicht so brachial wäre wie bei unserem Hike in Lone Pine.

Es handelt sich um den Rock Creek Canyon. Von Bishop aus sind es 24 Meilen nach Norden auf der 395, bis dann die Rock Creek Road nach links abbiegt.

Auf dem Weg dahin gibt es am Highway sogar einen Vista Point, den ich mal zu einem Panorama zusammengesetzt habe.

Ca. 9 Meilen geht es dann in die Berge hoch. Wie hoch, war uns überhaupt nicht aufgefallen, weil unser Dicker keinerlei Anstrengungen zeigte, die Höhen zu erklimmen. Zuerst nahmen wir einen kleinen Abstecher zum Rock Creek Lake vor, ein hübscher See mit Picnic Plätzen und Campgrounds rundherum. Wir merkten schon, dass es nicht mehr so brütend heiß wie in Bishop war. Angenehm.

Nochmal ein paar Meilen weiter auf der Straße, der Zustand verschlechterte sich deutlich, landeten wir dann auf dem gut besuchten Parkplatz.

Schuhe an und los. Im Hintergrund lockten die schneebedeckten Berge.

Der Weg war zu Anfang auf jeden Fall angenehm zu laufen und auch der Blick zurück war vielversprechend.

Als ersten See nach etwas über einem Kilometer wurde uns der Mack Lake präsentiert.

Einfach schön, die grauen Felsen, die grünen Bäume, das blaue Wasser. Meine Göttergattin musste immer wieder folgenden Spruch loslassen: SO habe ich mir eine Wanderung vorgestellt. Irgendwann erinnerte ich sie daran, dass ich es jetzt wüsste, und dann erinnerte sie sich auch daran.

Wieder ein kleines Stück weiter liegt dann der Marsh Lake.

Es geht immer wieder ein Stückchen rauf und runter, aber so, dass es auch über 3.100 Metern noch gut zu verkraften ist. Die Höhenkrankheit plagte meine Göttergattin diesmal zum Glück nicht, mein Rucksack wurde allerdings in der dünnen Luft nicht leichter. Vielleicht sollte ich mal über Helium-Pads nachdenken.

Vor uns liegt der Heart Lake (den Namen habe ich erst verstanden, als ich die Form auf der Karte sah), der von einem der vielen Bäche gespeist wird.

Am südlichen Ende bogen wir nach links ein

und fanden uns am Fuße eines kleinen Wasserfalls wieder. Hätte ich doch bloß mein Stativ mitgenommen. Dann hätte ich nur noch einen Sherpa gebraucht, der meine Ausrüstung und mich zurückträgt. So versuchte ich eine Langzeitbelichtung mit Bordmitteln, also Rucksack und ruhiger Hand.

Für die nächste Aufnahme brauchte ich zwar auch eine ruhige Hand, aber das Motiv bewegte sich sowieso nicht: Ruhepause.

Der Blick zurück war auch nicht ohne,

aber die Wanderlust trieb uns weiter.

Vorbei am Box Lake (wie kommen die nur auf die Namen?). Wieder mit schön still haltendem Vordergrund.

Und wieder mussten wir einen der reißenden Wildbäche überqueren. Todesmutig setzte die beste Wanderin von allen über die Steine, um trockenen Fußes weitergehen zu können.

Der nächste See, der uns im Weg lag, war der Long Lake. Hier erklärt sich der Name quasi von selbst.

Und zum ersten mal konnten wir sogar in den Schnee stapfen.

Auf eine Schneeballschlacht haben wir verzichtet. Ich befand mich in einer sehr ungünstigen Position ohne Schnee.

Vorbei ging es am Ufer des Long Lake. Wie man sieht ist der Himmel nicht mehr strahlend blau, sondern es ziehen immer mehr Wolken auf.

Irgendwann quiekte meine Running App (ja wirklich, sie spricht, als wäre sie mit Helium gefüttert worden), dass wir 5 Kilometer zurückgelegt hätten.

Sowohl die Wolken als auch die zurückgelegte Strecke, das gab mir die Vernunft ein, sagten, dass wir jetzt umdrehen sollten. Genau so war der Hike ja auch konzipiert worden.

Wo müssen wir hin? Dorthin:

Die Entscheidung, zurückzugehen, war gut. Denn der Wind wurde immer kälter, ich dachte zwischendurch sogar daran, meine mitgenommene Jacke anzuziehen.

Wir hätten im Endeffekt noch einen See weiterlaufen können, bis zum Chickenfoot Lake, aber es war auch so gut.

Zurück am Auto (mein Rücken dankte es mir, als ich den Rucksack absetzte) fuhren wir dann noch einmal zum Rock Creek Lake und vernichteten einen kleinen Imbiss. Mittlerweile war es so kalt geworden (14 °C), dass wir froh waren, dass der von der Sonne noch aufgeheizte Wagen uns Wärme spendete.

Die Rückfahrt war mehr oder weniger ereignislos, außer dass wir den Entschluss fassten, heute Abend wahrscheinlich NICHTS mehr zu tun.

Auf jeden Fall ein toller Tag

01.06.2022 – Cottonwood Lakes Trail

Kennt Ihr das, wenn man etwas total Verrücktes unternehmen möchte, sich dies realisieren lässt und sich hinterher als noch verrückter rausstellt, als man sich vorgestellt hat?

So was hatten wir heute.

Eigentlich hatte der Tag echt gut begonnen. Wir schauten aus dem Fenster und die Sierra Nevada erstrahlte im schönsten Morgenlicht. Und diesen Anblick konnten wir auch beim Frühstück genießen.

Tagesziel für heute: Wanderung zu den Cottonwood Lakes. Südlich der Whitney Portal Road zieht sich in langen Kehren eine ca. 20 Meilen lange Straße ungefähr 2000 Meter in die Höhe.

Vorher hatten wir noch einen Abstecher ins lokale Visitor-Center gemacht. Und waren ziemlich unbefriedigt von dannen gezogen. Normalerweise wird man an diesen Stationen mit Informationen schneller zugeworfen als man sich ducken kann. Aber dieser Ranger war entweder total unsportlich oder hatte einfach keine Ahnung. OK, verlassen wir uns auf unsere Intuition und Komoot.

Der Weg nach oben führt an einer unbekannteren Sektion der Alabama Hills vorbei. Aber das ist kein Grund, sie nicht vorzustellen.

Also kurzer Stop (die Straße war so gut wie unbefahren) und auch die Sierra-Berge abgelichtet.

An der Kreuzung nach „oben“ standen 4 Gestalten, heftig mit Rucksäcken bewaffnet und streckten den Daumen raus. Es sah so aus, als wäre die Wanderlust doch nicht sooo groß, dass man die 20 Meilen rauflaufen wollte.

Aber wofür hat man einen Truck? Rücksitzbank auf die Ladefläche leergeräumt, deren Gepäck kam ebenfalls dorthin. Und da unser „Billig-Silverado“ mit einem Mittelsitz vorne ausgerüstet ist, kam die kleinste Person – eine Australierin aus Canberra – zwischen uns. Die Wanderer wollten den Pacific Crest Trail komplett laufen. Der fängt an der mexikanischen Grenze im Süden an und führt bis nach Kanada. Na, da haben sie sich noch was vorgenommen. Selbst schuld. Wir versuchten ihr beizubringen, dass man das nicht MUSS. Aber die hatten ihren eigenen Kopf.

Oben angekommen waren sie jedenfalls ziemlich froh und verabschiedeten sich mit großem Hallo.

Wir stellten unseren Dicken in der Nähe des Wanderweges ab und verpackten unsere Lebensmittel in Bärentrunks. Das sind Metallkisten (mit Zahlenschlössern und die Bären kennen die Kombination nicht), rechts im Bild.

Los ging es. Wir starteten in einer Höhe von ca. 3000 Metern und der Weg ging eigentlich ziemlich langweilig durch den Wald, hätten die Ranger nicht dort zu einer Kunstausstellung eingeladen (so kam es mir jedenfalls vor). Vom Blitz abgefackelte Bäume strahlten so im Sonnenlicht, dass ich sie einfach ablichten musste. Einfach auf das Bild klicken zum Vergrößern.

Aber auch die Wurzeln hatten es mir angetan:

Selbst ich war in der Lage, im folgenden Bild ein Gesicht zu erkennen.

Aber auch andere Begebenheiten würzten den Weg:

Cowboys (die ich schon beneidete, hinterher umso mehr) kamen uns entgegen.

Reißende Ströme mussten unter Lebensgefahr überquert werden.

Höhere Berge kamen in Sicht und wir bekamen schon Panik, dass wir da rauf müssten. Mussten wir aber nicht.

Dann trafen wir zwei Wanderer, etwas jünger als wir, geschätzt und kamen ins Gespräch. Sie kam aus Hamburg und stellte sich vor: Hi, I’m Karin. Meine Göttergatten ebenfalls: Hi, I’m Karin. Das Eis war gebrochen, aber wir mussten doch weiter. Die andere Karin hatte uns Tipps gegeben, wie es weitergehen könnte. Auch ein kleiner Umweg von 20 Minuten zu einem Wasserfall wäre sehr empfehlenswert.

Das konnte ich zum Glück mit dem Tele erledigen. Denn mittlerweile – wir bewegten uns schon geraume Zeit auf über 3000 m Höhe, trat bei Karin die Höhenkrankheit ein. Das Ganze wurde so schlimm, dass sie bei 3300 m einfach nicht mehr weiterkonnte. Immer wieder Luftnot, Erschöpfung  Übelkeit. Wir beschlossen, dass ich die letzten paar Meter alleine hochklettere und zumindest ein Foto vom See abliefere:

Der Rückweg wurde wegen der Höhe nicht leichter und wir schleppten uns schließlich mit letzten Kräften Kilometer für Kilometer zurück bis zum Auto. Am Ende standen 15,8 km auf meiner App. Das reicht mir. Meinem Rücken auch. Ca. 14-15 kg ist was für jüngere Leute, die Backpacking machen wollen. Zum Schluss kam mir noch ein Spruch in Erinnerung, der glaube ich dem polnischen Sprachschatz zu Teilen zuzusprechen ist: Pirunje, mir brrrricht der Kreuz.

Was waren wir froh, als wir wieder in unserem Dicken saßen und gemütlich den Berg runterrollen konnten. Das Owens Valley wurde sehr schön von der Abendsonne beleuchtet.

Und ein Stück weiter hatten wir einen klasse Blick auf Lone Pine und die Alabama Hills.

Eigentlich hatte ich noch vorgehabt, zur Moebius Arch zu laufen. Aber meine unteren Extremitäten meldeten mir, dass es besser wäre, den Abend gaaanz ruhig im Hotel zu verbringen.

So schoss ich quasi im Vorbeifahren noch ein Foto der Hills im Abendlicht und wir kehrten total k.o., aber glücklich, dass wir es geschafft hatten, ins Hotel zurück.