Für heute haben wir uns ein konkretes Ziel vorgenommen, welches gleichzeitig den südlichsten Punkt unserer Reise markiert. Und das ist Thor’s Well.
Dieser Punkt liegt südlich von Newport und Yachats, wir haben ca. eine Stunde Fahrt vor uns.
Eine erste Unterbrechung genehmigen wir uns, und das ist Devils Punchbowl.
Es ist ein staatliches „Day-Use“ Naturgebiet (State Natural Area) und liegt in der kleinen Küstengemeinde Otter Rock, zwischen Depoe Bay und Newport.
Devils Punchbowl entstand vermutlich, als zwei Meereshöhlen (sea caves) durch die Brandung ausgewaschen wurden, dann diese miteinander verbunden wurden und schließlich das Höhlendach einstürzte. Das Gestein besteht überwiegend aus Sandstein und Siltstein, welches durch Erosion eher verwitterbar ist – daher die Formation mit den untertunnelartigen Öffnungen zum Meer. Das „Becken“ füllt sich bei Flut, wenn Wellen durch die Tunnelöffnung ins Innere schlagen und dort mit großer Dynamik und Schaum wirbeln. Bei Ebbe kann man von der Küste (oder dem Strand) in das Becken gelangen.
Die Küste um die Punchbowl herum ist auch besonders schön und wild.
Dann geht es wirklich zügig weiter. Wir passieren zuerst Newport, dann Waldport und anschließend Yachats, ohne noch einmal anzuhalten.
Es gibt einen weiteren Stop bei Devils Churn. Dies ist ein schmaler Meereinschnitt (inlet), der über tausende von Jahren durch Wellenschlag in basaltisches Vulkangestein entstanden ist. Wahrscheinlich war anfangs eine Meereshöhle vorhanden, deren Dach später eingebrochen ist. Am Meer (wo der Einschnitt ins offene Meer mündet) ist Devils Churn mehr als 80 Fuß (≈ ca. 24 Meter) breit. Wenn die Flut kommt und große Wellen in den Churn hineinlaufen, können Spritzwasser und Gischt (spray) mehrere hundert Fuß hoch aufsteigen.
Wir gönnen uns den Luxus und wandern vom oberen Aussichtspunkt bis ganz nach unten, um das Wellentreiben aus der Nähe zu betrachten. Auf eine Salzwasserdusche war ich nicht scharf, deshalb hielten wir uns in sicherer Entfernung auf.
Die Wellen schlagen mit einer unbeschreiblichen Wucht an die Felsen, das Donnern ist noch kilometerweit zu hören.
Aber jetzt schaffen wir es, ohne weitere Stops bei Thor’s Well anzukommen.
Von oben sieht das alles ganz harmlos aus, aber Thor’s Well ist eine tiefe, muschelförmige Öffnung in der Basaltküste südlich von Cape Perpetua.
Ursprünglich war es wohl eine Meeresgrotte (sea cave), die durch die Kraft der Wellen ins vulkanische Gestein hineingearbeitet wurde. Später kollabierte das Dach, wodurch der heutige brunnenartige Effekt entstand. Die Tiefe beträgt etwa ca. 6 Meter. Es sieht so aus, als würde der Ozean in ein bodenloses Loch verschwinden – dieses Erscheinungsbild kommt zustande, weil Wasser durch Öffnungen am Boden hinein und wieder herausfließt.
Der beste Zeitpunkt, um Thor’s Well zu erleben, ist etwa eine Stunde vor Hochwasser. Dann füllt sich das Loch, Wellen schießen hinein und über die Ränder, wodurch spektakuläre Spritzer entstehen.
Man sollte dort nicht zu nahe herangehen, das rutschige Gestein und die unberechenbaren Wellen sind nicht ungefährlich. Erst kürzlich ist ein wagemutiger Fotograf dort hineingestürzt und konnte nicht mehr lebend geborgen werden.
Deshalb setzte ich mich mit der Dicken Berta und Stativ bewaffnet in sicherer Entfernung auf eine Bank und schoss in aller Seelenruhe, was der Chip hergab.
Neben Thor’s Well befindet sich ein Blowhole, eine Öffnung im Felsen, in die das Wasser von unten hereinschießt und dann in einer mehr oder weniger großen Fontäne nach oben herausgepresst wird. Wal, da bläst er, könnte man auch sagen.
Auch dieses Naturschauspiel nahm uns eine ganze Zeit gefangen, so dass wir uns so langsam auf den Rückweg machen mussten. Wie schon gesagt, liegt vor Thor’s Well noch das Cape Perpetua, ein Aussichtspunkt, auf den man bequem mit dem Wagen hinauffahren kann. Von dort hat man einen einmaligen Blick über die wunderschöne Oregonküste.
Wieder unten führte uns die Straße nach Yachats, einem süßen kleinen Nest, welches wir auch früher immer gerne durchfahren haben und gerne dort Pause machten.
Von Süden kommend machten wir auf der Yachats Ocean Road unsere Mittagspause, um anschließend zum Strand zu fahren und nach Achaten zu suchen. Früher gab es dort welche, heute wurden wir nicht fündig.
Auf dem Weg durch die Wohngebiete findet man viele hübsche Häuser, ich schätze, dass die meisten als Vacation Rentals zu mieten sind.
Auch die Hauptstraße sieht nett aus. Alles läuft gemütlich ab, keiner ist in Eile oder hektisch.
Wir erinnerten uns, dass es am nördlichen Ende von Yachats die Smelt Sands State Recreation Site gab. Dort hatten wir früher auch schon Achate gefunden. Ein Versuch ist es wert. Es gab dort auch welche, aber die meisten waren kleiner als ein Streichholzkopf. Lohnt sich nicht wirklich. Aber es gibt eine Sage, in der heißt es, dass nur der, wer auch die kleinen Steinchen sammelt, auch irgendwann mit größeren belohnt wird. Warten wir es ab.
In Newport tankten wir unseren Dicken noch einmal voll, Preis 3,979 USD/Ga. Zwar nicht der niedrigste Preis in diesem Urlaub, aber damit kann ich leben.
Eigentlich hatten wir vorgehabt, den Yaquina Head Leuchtturm noch einmal bei Sonnenschein zu besichtigen, aber als wir um 17 Uhr dort ankamen, wurde gerade die Schranke geschlossen.
Aber wir wissen, wie wir uns die Zeit vertreiben. Als wir erneut durch Depoe Bay kamen, lenkten wir den Wagen rechts an den Straßenrand in eine Parklücke und setzten uns auf die wohlbekannte Kaimauer. Etwas weiter draußen wurde uns ein Naturspiel geboten, wie ich es noch nicht erlebt habe.
Meterhohe Wellen brachen, überschlugen sich, krachten zusammen. Oder wurden vom Wind verweht.
Ich schätze, dass wir bestimmt eine halbe Stunde nur dort gesessen haben und bei gleichzeitiger Entschleunigung aufs Wasser gestarrt haben. Analog den Comedians M.d.a.W.s. sind wir E.d.a.W.s – Eheleute, die aufs Wasser starren.
Dann setzte der letzte Rest von Vernunft ein und wir machten uns ohne weitere Unterbrechung auf den Weg ins Hotel. Das war dringend nötig, denn wir hatten nur noch eine knappe Stunde bis Sonnenuntergang um 19.15 Uhr.
Und wir wollten ja zum Taft District, Steinchen suchen.
Da wir uns auch der kleinen Steinchen angenommen haben, wurden wir reichlich belohnt, wie man sieht. Das ist so die Ausbeute der letzten drei Tage, das meiste davon vom Taft District in Lincoln City.
Die Sonne war untergegangen, als wir ins Hotel zurückkehrten.
Wir verabschiedeten uns von der uns lieb gewordenen Managerin Anita. Viel haben wir immer aus Deutschland zu erzählen, viel erzählt sie uns. Irgendwann müssen wir uns mal die Zeit nehmen für ein privates Zusammentreffen. Vielleicht besucht sie ja mal wieder Deutschland.