18.10.2021 Fundy National Park

Wir starten heute den dritten Versuch, den Fundy National Park zu erobern und der Länge und Breite nach zu durchforsten.

Vor uns liegt die übliche Fahrtstrecke von ca. einer Stunde an der Küste der Bay of Fundy entlang. Aber vorher versuchen wir, die Tidal Bore gegen 9 Uhr noch einmal zu erwischen. Leider habe ich Schusselchen mein Sweatshirt im Hotel vergessen und die Minuten fehlten uns dann leider zum pünktlichen Eintreffen. Aber wenn wir schon in Downtown stehen, können wir auch versuchen, Hertz zu erreichen. Hatte ich noch gar nicht davon erzählt? Gestern kam an einer Baustellenampel der Fahrer des hinter uns fahrenden Autos zu uns und meinte, bei uns würde etwas unter dem Boden raushängen. Ich hatte schon den Verdacht, wir hätten ein Reh oder zumindest einen Waschbären oder ein Skunk (aber das hätten wir gerochen) mitgenommen. Zum Glück war das nicht der Fall. Es handelte sich um die Plastikabdeckung des Getriebes, wo eine Schraube ausgerissen war. Ich befragte am Abend sofort das Schwarmwissen eines F150-Forums, wo man mir prompt die englische Bezeichnung rüberreichte.

Heute morgen also riefen wir am Flughafen in Moncton an und fragten nach, ob sie einen Ersatz für uns hätten. Glück gehabt: Ab Mittag steht einer zur Verfügung. Den holen wir uns dann auf dem Rückweg ab.

Jetzt geht es aber zum dritten Mal auf die 114. Großer Unterschied zu gestern und vorgestern: Die Wolkendecke riss auf und zuweilen kam richtig schön die Sonne durch und ließ die Bäume im schönsten Licht erstrahlen.

Da wir es nicht eilig hatten, konnten wir ganz in Ruhe auch mal den einen oder anderen Stop machen, um verschiedene Dinge abzulichten. Da wären zum einen diese merkwürdigen Boxen, deren Sinn sich uns bisher nicht erschlossen hat:

Sollte jemand wissen, wofür die achteckige Kiste da ist, bitte melden.

Und es gibt natürlich die vielen hübschen Häuser. Da gibt es ja durchaus Unterschiede:

Die gut renovierten und offensichtlich auch bewohnten.

Die nicht mehr bewohnten, aber noch brauchbaren Häuser.

Und die “haunted houses”, die für einen Gruselfilm taugen oder am besten abgerissen werden sollten.

Wo wir gerade beim Gruseln sind: Auf der Strecke bereitet man sich intensiv auf Halloween vor:

In Alma war ein Garten richtig schön geschmückt.

Die Boote sehen immer so aus.

Aber jetzt geht es endlich in den Fundy NP. Der Park ist nicht das, was wir von amerikanischen Parks her kennen: Rudimentäre Versorgung mit Wasser, Straßen und Wanderwegen. Hier gibt es einen riesigen Strauss von Aktivitäten, zu denen Wandern als eine der einfacheren gehört.

Wir beschlossen, einen der Wasserfälle zu besuchen und machten uns auf den Weg zu den Dickson Falls.

Vom Trailhead aus hat man auch einen schönen Überblick über die Bucht.

Und auch hier erschlagen einen die Bäume mit Farben.

Weiter geht es zum Wolfe Point über eine schön angemalte Covered Bridge

bis zum Herring Beach. Erinnerungen an Hawaii poppten auf. Wären da nicht die deutlich kühleren Temperaturen gewesen.

Auf dem Rückweg machten wir am Visitor-Center Halt zum Zwecke der Nahrungsaufnahme.

Dort hatte man – wie an vielen Stellen – diese roten Stühle aufgestellt, die bequemer sind, als es die Form vermuten lässt.

Jedenfalls genossen wir eine kurze Mittagspause dort bei einem wunderschönen Ausblick, um uns anschließend auf den Weg zurück nach Moncton zu machen.

Ach ja, zwischendurch hatte mein Handy seinen Geist aufgegeben. Hat den Sturz von der Ladekante in die Ladefläche nicht so gut verkraftet. Werde bis zum Ende des Urlaubs weder über Whatsapp oder Telefon erreichbar sein.

Wir verließen den Park diesmal in nördlicher Richtung und machten noch einen letzten Fotostop am Bennet Lake.

Ins Navi gaben wir direkt Costco ein, da wir den Wagen ja vollgetankt abliefern mussten. Von dort aus zum Flughafen, wo ein schöner F150 in braun metallic für uns bereit stand. Leider ist der Tank deutlich kleiner und unser Aktionsradius verringert sich von ca. 1200 km auf etwas über 800. Egal.

Wir fahren jetzt ins Hotel, machen uns ein Tässchen Kaffee und Kakao und entspannen den Rest des Tages. Morgen geht es nach Chetikamp und damit nach Cape Breton Island.

17.10.2021 – Alles läuft umgekehrt in New Brunswick

Komischer Titel, nicht wahr? Aber der passte am besten.

Wir begaben uns zum Frühstück (wir brauchten unser Impfzertifikat nicht zu zeigen, weil uns die Dame im Frühstücksraum noch kannte). Das Frühstück ähnelte dem gestrigen wie ein Ei dem anderen.

Zwischendurch kam ein Paar herein. Er zeigte sein Zertifikat, sie hatte ihres nicht dabei und wurde sofort wieder höflich herauskomplimentiert. Gut, dass darauf geachtet wird. Man fühlt sich sicherer.

Erstes Tagesziel: The Tidal Bore. Deepl.com übersetzt das mit Tidenbohrung oder auch Gezeitenbohrung. Was verbirgt sich dahinter? Wie schon gestern erwähnt, fließt der Petite Codiac River durch Moncton in die Bay of Fundy. Als wir kurz vor 8 Uhr ankamen, wälzte sich der Fluss träge von rechts nach links durch sein Bett. Schlammige Ufer standen meterhoch im Trockenen. Wir (speziell ich) schauten gebannt nach rechts in Erwartung der Dinge, die da kommen sollten. Und dann schaute meine Göttergattin durch eine Eingebung nach links und da kam sie: DIE WELLE.

Das Meereswasser strömte einfach so flussaufwärts und drängte das Flusswasser zurück. Reversing River.

Der Fluss war anschließend gut gefüllt. Da hatten wir genau den richtigen Zeitpunkt erwischt.

Der Wetterbericht hatte für die ganze Gegend den Durchzug eines Regengebietes angekündigt. Aber erfahren durch die Zuverlässigkeit von Wettervorhersagen in Deutschland schlugen wir die Warnung in den Wind (von dem es reichlich gab) und machten uns auf den Weg zum Fundy National Park.

Auf halber Strecke kamen wir – wie schon gestern – an den Hopewell Rocks vorbei. OK, wenn die Flut soeben mit voller Kraft den Fluss nach Moncton raufgeströmt ist, wie sieht es dann bei den Felsen aus? Wir nahmen diesmal nicht die gestern verwendete Zufahrt, weil die Rampe schätzungsweise sowieso unter Wasser stand, sondern gingen direkt den Höhenweg, um das Schauspiel von oben zu bestrachten. Schon faszinierend, dass wir gestern auf dem Meeresboden entlangspazieren konnten, wo heute meterhoch die Wellen an die Felsen schlagen. Reversing Tide.

Gut, jetzt können wir beruhigt zum Nationalpark fahren. Leider ist der Wetterbericht in Kanada zuverlässiger als in Deutschland. Als wir durch das Dörfchen Alma durchwaren, goss es in Strömen. Am Eintrittstor des Parks drehten wir um.

Machten noch ein Foto vom Hafen auf dem Kai (wollte schon immer mal mit dem Wagen drauf fahren)

und eines vom Dorfrestaurant.

Jetzt können wir zum Hotel zurückfahren. Aber da gab es doch noch einen tollen Aussichtspunkt: Cape Enrage (als meine Göttergattin mir den Namen zum ersten Mal mitteilte zur Eingabe ins Navi, hieß es bei mir Cape in rage. Hat Google natürlich nicht gefunden…)

Es ging einige Kilometer über mehr oder weniger schlechte Straße, bis wir oben auf dem Kap standen, welches den ältesten Leuchtturm in New Brunswick hostet. Sieht man ihm gar nicht an. OK, so nah sind wir auch nicht herangekommen, da uns nicht nach einer Dusche zumute war.

Auf dem Rückweg als Beispiel mal eines der hübschen Häuser, die auf der Straße am Wegesrand stehen. Die allermeisten sehr gepflegt, manche schon in Sachen Halloween eingerüstet. Man hat den Eindruck, als würden sich die Menschen hier wohlfühlen.

Wieder im Hotel gab es eine Salatbowl, die wir gestern bei Costco erstanden hatten und dann eine kurze Siesta.

Denn noch steht was Wichtiges auf dem Plan: Wir müssen zumindest einen Klamottenladen leerkaufen. So ganz gelang uns das nicht, aber mit leeren Händen verließen wir den Shop auch nicht.

Jetzt gibt es nur noch ein letztes Ziel: Der Magnetic Hill. Im Nordosten der Stadt gibt es eine Art Vergnügungspark, dessen eine Attraktion ist, dass man zu Anfang eine Straße “bergrunter” fährt. Dann hält man an einer bestimmten Stelle an. Stellt den Wahlhebel auf N und lässt sich dann (gefühlt) den Berg wieder raufrollen. Wir wissen, das ganze ist eine optische Täuschung, aber es war trotzdem faszinierend, dieses mitzuerleben.

Eigentlich könnte der Tag hier abgeschlossen werden, aber ich hatte mir noch ein Highlight für den Abend aufgehoben: Ich wollte von der gegenüberliegenden Seite des Flusses die “Skyline” von Moncton bei Nacht fotografieren. Wir waren ja mittlerweile zweimal dort auf dem Weg nach Fundy vorbeigekommen und ich musste mir “nur” noch ein Eckchen raussuchen mit freier Sicht vom Hügel aus.

Und dann ergab es sich, dass die Tidal Bore auch noch einmal um 20.40 Uhr vorbeirauschen sollte.

Also ins Navi den Fundy NP eingegeben. Nur suchte sich Bärbel diesmal eine KOMPLETT andere Strecke raus. Bis ich das begriffen hatte, waren wir irgendwo im Nirgendwo. Zum Glück wusste ich noch einen Straßennamen, die ich mir zu diesem Zweck gemerkt hatte. Also den ins Navi einhacken. Aber auch hier spielte Maps nur suboptimal mit. Ich gab schließlich aus Zeitgründen auf und wir fuhren zu dem Park, in dem wir das Naturschauspiel am Morgen beobachtet hatten. Wie schon am Morgen drängelten sich KEINE Menschenmassen am Aussichtspunkt und mir gelangen zumindest noch zwei Fotos:

Eines von der Flutwelle.

Und weil es so schön ist, eines von einer Skulptur direkt nebenan.

Übrigens: Die Videos stammen beide aus dem Händy meiner Göttergattin.

Gute Nacht zusammen.