Ich gestehe, uns hat eine gewisse Trägheit überfallen. Gewiss eine Folge der Wärme, die uns ausserhalb des Hotels und des Autos umgibt. Auf der anderen Seite kann man es aber auch Erholung nennen, die sich nach knapp drei Wochen breit macht.
Unser Wunsch auf eine weitere kürzere bis mittlere Wanderung wurde durch die Hitze zunichte gemacht. Aber wir waren ja auch noch nicht auf den üblichen touristischen Spuren gewandelt. Das können wir heute nachholen.
Ein touristisches Highlight ist mit Sicherheit immer der Hoover-Dam, der ca. eine halbe Stunde östlich liegt. Ich gewöhne mir schon langsam an, Entfernungsangaben durch Zeitangaben zu ersetzen, ein Zeichen dafür, dass ich hier angekommen bin.
Die Fahrt führte uns durch Boulder, einem netten Nest, in dem wir früher schon einmal genächtigt hatten. Vom Berg aus hat man einen schönen Überblick über das ganze Tal.
Nettes Detail: Ein Hydrant, angemalt wie ein Feuerwehrmann.
Als wir ankamen, mussten wir die obligatorische Sicherheitskontrolle durchlaufen. Haben wir Waffen dabei? Nein ich schieße nur mit der Kamera (habe ich natürlich nicht gesagt, die verstehen da absolut keinen Spaß). Der Wachmann war so vermummt, man konnte nichts von seinem Gesicht sehen, dunkle Sonnenbrille, da bekommt man schon ein beklemmendes Gefühl. Auf jeden Fall eine arme Socke, in der Hitze vollständig bekleidet.
Und es sieht so aus, als stelle sich man auf mehr ein. Anstelle der provisorischen zwei Spuren wird direkt daneben ein richtiges Kontrollzentrum mit drei Einlässen (und auch Schatten für die Bediensteten) gebaut.
Üblicherweise fängt man mit einem Walk über die relativ neu gebaute Autobahnbrücke an, die Nevada und Arizona miteinander verbindet.
Die Mike O’Callaghan–Pat Tillman Memorial Bridge wurde erst im Jahre 2010 fertiggestellt, wir mussten davor noch über den Damm fahren und dann über relativ kleine Straßen weiter.
Der Blick von der Brücke ist immer wieder atemberaubend, manchmal tummeln sich Dutzende von Leuten auf der Brücke, manchmal ist sie nahezu leer.
Wir liefern bis zum Ende durch (um unserem Schrittzähler wenigstens etwas Futter zu geben) und machten dann die obligatorischen Fotos. Todesmutig lehnte sich meine Göttergattin sogar mit der Hand ans Geländer, die Hitze muss das Angstgen ausgeschaltet haben.
Mit dem Fisheye sieht es doch auch interessant aus?
Dann fährt man die Serpentinen runter und im Schritttempo über den Damm, um die ganzen Fußgänger nicht von der Straße zu schubsen. Wir passieren das riesige Parkhaus, das schätzungsweise 400 Autos Zuflucht bietet (für 10 USD pro Auto) und klettern auf der anderen Seite wieder den Berg hoch. Mehrere Aussichtspunkte geben den Blick auf den Lake Mead frei.
Erschreckend ist der niedrige Wasserstand.
Ich habe mal in alten Reiseberichten geblättert. Auf den Fotos dieses Tages kann man sehen, wie weit der Wasserspiegel innerhalb von drei Jahren gesunken ist.
Zurück geht es ebenfalls wieder über den Damm, die Straße, die früher nach Arizona weiterging, ist mit einem dicken Gatter gesperrt.
Wenn man die Kontrollstelle wieder passiert hat, liegt rechter Hand noch ein Abzweig zu einem Viewpoint. Den sollte man nicht verpassen. Auch hier ein sehr schöner Überblick über den Lake Mead und die Marina, den Hemenway Harbour und Boat Launch.
Die riesige Geröllfläche war in früheren Jahren mit Wasser bedeckt, heute freuen sich die Besitzer der Marina über die zahllosen Parkplätze.
Am Lakeshore Drive geht es weiter, bis zum Sunset View Scenic Overlook. Hier waren wir schon am ersten Tag gewesen, um die Reste des Sonnenuntergangs zu genießen.
Wir trafen auf 4 abenteuerlustige weibliche Mittsechziger, die anhand meiner dicken Kamera messerscharf darauf geschlossen hatten, einen hervorragenden Fotografen vor sich zu haben und baten ausgerechnet MICH, mit ihrem Handy ein Foto von allen zu schießen. Hoffe, dass es was geworden ist.
Einige weitere Aussichtspunkte streiften wir nur, weil die Hitze nicht zu größeren (aber auch nicht zu kleineren) Fußmärschen einlud.
Der East Lake Mead Parkway (die 564) führt von einem Hügel aus nach Henderson runter. Kurzer Stop und Foto in Richtung der Stadt der Sünde.
Auf dem Weg zum nächsten Costco (erschien uns am reizvollsten, da man Essen und Shoppen auf die angenehmste Art verknüpfen kann) durchfuhren wir dann auch einige Wohngebiete, die ich exemplarisch hier mal vorstelle:
Hier seht ihr die Durchfahrt der North Water Street,
und hier den Eingang zum Tuscany Recreation Center.
Auf dem weiteren Weg kommt man am Cowabunga Bay Water Park vorbei, ein Beispiel für den extrem schlechten Umgang mit Wasser in der Wüste. Und einer der Gründe, warum der Lake Mead einen so niedrigen Wasserstand hat.
Costco war wie immer eine Freude, sowohl textiltechnisch (auch ich leistete mir noch ein Hawaii-Hemd) wie auch kulinarisch.
Und jetzt geht es gut gesättigt auf den Strip. Einmal müssen wir zumindest drüber fahren. Laufen? Bei 45°C? Nein danke.
Wir begannen unsere Fahrt im Süden beim Las Vegas Welcome Sign. Wir hätten sogar einen Parkplatz bekommen, aber in der Schlange in der Sonne stehen? Ebenfalls nein danke. Hätten wir mit dem Auto vorfahren dürfen, ich hätte es mir noch überlegt.
Das nächste Hotel auf dem Weg war das Mandala Bay. Altbekannt und glitzernd wie immer.
Hier einmal der Strip in relativ leerem Zustand. Wir hatten weder Wochenende noch war es Abend.
Links ragt die Pyramide des Luxor empor, kräftig beklebt mit Werbung.
Fährt man ein paar Meter weiter, liegt hinter der nächsten Straßenkreuzung das New York, New York.
Rechter Hand ein paar kleinere Läden, mich fasziniert immer die riesige Colaflasche.

Das Treasure Island hat nach meinem Gefühl einen neuen Anstrich bekommen, aber sicher bin ich mir da nicht.
Die Show läuft schon lange nicht mehr, aber für die Kids war es damals eine Gaudi.

Wenden wir den Blick nach rechts, kommt (weil freie Straße) kurz das Venetian vor die Linse, ein Hotel, welches wir immer sehr kurzweilig fanden.
Und dann wird es interessant. Links vor uns ragt ein riesiger roter Tower empor, das Hilton. Ist komplett neu für uns, ist uns auf früheren Touren nie aufgefallen.
Schräg gegenüber liegt ein glänzender Turm mit Insignien, die ich nicht so recht deuten kann. Selbst Google Maps schweigt sich zur Zeit darüber aus, wie dieses Casino heißt. Ob das f und b? für Facebook steht? Dann würde aber der Daumen fehlen.
Zum guten Schluss noch der Stratosphere Tower, der am nördlichen Ende des Strips liegt.
OK, alles gecheckt, Neuheiten registriert. Wir können zurück zum Hotel fahren und uns noch ein wenig aufs Ohr legen.
Wir haben mittlerweile auch die leeren Koffer aufs Zimmer geschleppt und machen die erste Packorgie.
Derweil geht die Sonne hinter Las Vegas unter. Warum müssen wir für einen Sonnenuntergang erst soweit fahren?


Wir wollen uns noch ein wenig im Park rumtreiben, um dann am frühen Nachmittag in Las Vegas bzw. in Henderson aufzuschlagen.
Die Dünen machen eigentlich nur bei richtig schrägem Licht was her, wenn die Schatten den Hügel eine Plastizität verleihen. Genau genommen waren wir hier schon ca. eine Stunde zu spät. Aber zumindest wissen wir jetzt, WANN wir dort für noch bessere Fotos sein müssten.
Aber nach einer Viertelmeile drehten wir um, um uns in die Kühle des Wagens zu flüchten.
Aber der Canyon macht seinem Namen alle Ehre.
Da lässt sich vielleicht sogar der „Devils Golf Course“ ertragen. Ca. eine halbe Meile auf einer Dirtroad standen wir mitten im Tal, salzüberkrustete Brocken umgaben uns von allen Seiten. Hier möchte ich nicht mein Zelt aufschlagen müssen.
Zurück ging es wie gestern über den Artist Drive, diesmal im anderen Licht.
Wir wollten gerade aus dem Park rausfahren, als vor uns ein Coyote über die Straße lief. Er sah so aus, als täte ihm die Hitze auch nicht gut.
Dann ging es auf die 190, um aus dem Tal herauszukommen.
Beim Zabriskie Point stapfte ich noch einmal kurz zum Viewpoint rauf, um auch bei diesem Tageslicht die Landschaft einzufangen.
Letzter TOP auf der Parkliste war Dantes View. Damit verbindet sich eine Erinnerung aus dem Jahr 1987. Es war unser erster gemeinsamer USA-Urlaub und wir waren mit einem kleinen Mietwagen – schätzungsweise Golf- oder Polo-Klasse – unterwegs. Ob es am schlechten Sprit lag, den wir in Nevada getankt hatten (damals waren in den Staaten die Oktanzahlen durchaus unterschiedlich) oder an der geringen Motorisierung, wissen wir nicht. Jedenfalls hatte unser Auto ziemliche Probleme, in der Hitze auf 1600 m raufzuklettern. Die Temperaturanzeige des Kühlwassers drohte in beträchtliche Höhen zu schnellen und wir wussten uns keinen anderen Rat, als die Klimaanlage aus und die Heizung auf volle Touren einzustellen. Die Fenster haben wir dann aber aufgemacht.
Diesmal zog unser Dicker uns (wie nannte es ein anderer Truckfahrer) „effortless – mühelos“ den Berg rauf. Oben erwartete uns nicht nur ein extrem angenehmes Klima, sondern auch ein überwältigender Überblick, wie wir ihn von vor 35 Jahren nicht mehr in Erinnerung hatten.
Unser ältester Sohn hat die besondere Begabung, die Funk-Berge (oder wie nennt man das Gegenteil von einem Funkloch?) abzupassen und uns dort zu erreichen, wo wir ein Netz haben. In der Mitte vom absoluten Nirgendwo.
Wie durch ein Wunder hatten die beiden jungen Männer, Daniel und Louis, überlebt. Daniel hatte bis auf ein paar Kratzer vermutlich einen Schock erlitten, Louis lehnte an einem Auto eines anderes Fahrers, der auch zu Hilfe gekommen war. Er war an der Hand verletzt und stand auch unter Schock, war aber ansprechbar und bei Bewusstsein. Wir versuchten ihn (auch mit Hilfe anderer Reisender) mit Wasser und Kühlung zu stabilisieren und die Unfallstelle zu sichern. Der Fahrer des „Ersthelfers“ hatte schon die 911 gerufen. Nach einiger Zeit fanden sich allerlei Uniformierte ein und nahmen den Unfall auf. Noch einige Zeit später trafen erst zwei, dann zwei weitere Krankenwagen ein und verfrachteten die beiden Jungs ins Krankenhaus.
Das werden schöne vier Tage.
Nach einer kleinen Ruhepause fuhren wir zum Lake Mead, um den Sonnenuntergang einzufangen, was zeitlich so gerade noch gelang.
Auf dem Weg zurück noch bei Costco tanken. Der Sprit kostete 5,039 USD pro Gallone. Ein kleiner Unterschied zu den 8.849 USD im Death Valley (Korrektur des Wertes von gestern Abend).
Der Valley of Fire State Park liegt im Nordosten von Las Vegas, etwas mehr als eine Autostunde entfernt. Wir versuchten (mal wieder vergeblich), Karins Telefon mittels Android Auto mit dem Bordsystem zu koppeln, gaben aber dann entnervt auf.
Unsere beiden Navis zeigten als schnellste Strecke den Weg über die 215 und den Interstate 15 an. Kann hinkommen, wenn in LV nicht gerade Berufsverkehr herrscht. Aber wir hatten Glück. Auch die im Frühstückfernsehen angegebenen Rampensperrungen hatten keinen Einfluss auf unser Vorankommen.
Und so befanden wir uns schon kurz vor 10 Uhr auf dem Weg zu unserem ersten Tagesziel, der Firewave. Beim letzten Mal lag diese in der prallen Mittagssonne und ich hoffte, dass das Licht diesmal günstiger sei.
Das Licht um 10.30 ist auch suboptimal für die Firewave, irgendwann werde ich am späten Nachmittag dort auftauchen müssen.
Auf dem Rückweg sammelte ich die beiden Ladies wieder ein. Meine Mutter hatte sich tapfer bis an die Grenzen ihrer Möglichkeiten gewagt, und die eigene Neugier trieb sie genau bis dahin.
Von der Parking-Lot 3 = Firewave bis zum White Dome ist es nicht mehr weit und wir schlugen unsere Zelte (oder besser die Kühlbox) an einem Picknick-Table im Schatten auf.
Die Felsen dort locken natürlich zum Klettern und ich nahm mir die Zeit, eine der senkrecht aus der Erde herausragenden Felsplatten zu umrunden.
Wieder im Auto machten wir uns dann auf den Rückweg. Einer der kürzeren Trails hatte es meiner Göttergattin früher schon angetan, ohne dass wir die Gelegenheit gehabt hätten, ihn zu gehen: Der Mouse’s Tank. Ca. 0.7 Meilen geht es durch ein Tal,
vorbei an Indian Graffity
bis zu einer Spalte, in der zumindest jetzt noch das Wasser stand. Ich bin nicht reingesprungen, um zu testen, wie tief es ist.
Dann zurück zum Visitor-Center und Wasserflaschen auffüllen. Und die Fauna genauer betrachten. An einer Futterstelle ein interessanter Vogel, den ich in der Kombination von einem 500mm-Objektiv mit einer hochauflösenden Kamera entsprechend scharf abbilden konnte.
Etwas weiter unten Bighorn-Sheep
und in den riesigen mit Blüten übersähten Kakteen eine vollgestäubte Biene?
Mittlerweile war es 13 Uhr geworden und EIGENTLICH stand auf dem Plan, schnell nach Hause zu fahren, eine ausgiebige Pause zu machen und dann ein wenig Shoppen zu gehen.
Auf dem Weg zum Lake Mead trifft man unter anderem auf eine heiße Quelle, die Rogers Spring.
EINEN Aussichtspunkt nahmen wir noch mit, bis wir dann in der Nähe des Hoover Dams wieder die Hauptstraße erreichten.
Unsere Batterien hatten sich ein wenig regeneriert und wir beschlossen, meiner Mutter ein weiteres Highlight anzutun: Die Brücke am Damm, die wir bei Dunkelheit nicht mehr begehen durften. Und da zeigte sich, wie gut es ist, dass die Amis so gut wie alles behindertengerecht anlegen: Entweder man geht den kürzeren Weg mit x Stufen oder wählt die in mehreren Serpentinen sanft ansteigende Rollstuhlrampe.
Auf der Brücke angekommen, die obligatorischen Fotos, diesmal auch mit Fisheye und auch mal mit Tele.
Dann die Serpentinen wieder runter und noch einmal über den Damm zu dem Parkplatz, wo wir gestern Abend das Foto geschossen hatten. Check.
Zurück nach Hause. Natürlich nicht, ohne noch einmal die imposante Brücke abzulichten
und von einem Aussichtspunkt dem Lake Mead Lebewohl zu sagen.
Jetzt aber wirklich nach Hause. Mann, was waren wir kaputt. Das Abendessen nahmen wir am Esstisch unserer Suite ein, zu mehr reichten die Kräfte nicht.
























































