08.06.2022 – Lake Mead – Las Vegas

Ich gestehe, uns hat eine gewisse Trägheit überfallen. Gewiss eine Folge der Wärme, die uns ausserhalb des Hotels und des Autos umgibt. Auf der anderen Seite kann man es aber auch Erholung nennen, die sich nach knapp drei Wochen breit macht.

Unser Wunsch auf eine weitere kürzere bis mittlere Wanderung wurde durch die Hitze zunichte gemacht. Aber wir waren ja auch noch nicht auf den üblichen touristischen Spuren gewandelt. Das können wir heute nachholen.

Ein touristisches Highlight ist mit Sicherheit immer der Hoover-Dam, der ca. eine halbe Stunde östlich liegt. Ich gewöhne mir schon langsam an, Entfernungsangaben durch Zeitangaben zu ersetzen, ein Zeichen dafür, dass ich hier angekommen bin.

Die Fahrt führte uns durch Boulder, einem netten Nest, in dem wir früher schon einmal genächtigt hatten. Vom Berg aus hat man einen schönen Überblick über das ganze Tal.

Nettes Detail: Ein Hydrant, angemalt wie ein Feuerwehrmann.

Als wir ankamen, mussten wir die obligatorische Sicherheitskontrolle durchlaufen. Haben wir Waffen dabei? Nein ich schieße nur mit der Kamera (habe ich natürlich nicht gesagt, die verstehen da absolut keinen Spaß). Der Wachmann war so vermummt, man konnte nichts von seinem Gesicht sehen, dunkle Sonnenbrille, da bekommt man schon ein beklemmendes Gefühl. Auf jeden Fall eine arme Socke, in der Hitze vollständig bekleidet.

Und es sieht so aus, als stelle sich man auf mehr ein. Anstelle der provisorischen zwei Spuren wird direkt daneben ein richtiges Kontrollzentrum mit drei Einlässen (und auch Schatten für die Bediensteten) gebaut.

Üblicherweise fängt man mit einem Walk über die relativ neu gebaute Autobahnbrücke an, die Nevada und Arizona miteinander verbindet.

Die Mike O’Callaghan–Pat Tillman Memorial Bridge wurde erst im Jahre 2010 fertiggestellt, wir mussten davor noch über den Damm fahren und dann über relativ kleine Straßen weiter.

Der Blick von der Brücke ist immer wieder atemberaubend, manchmal tummeln sich Dutzende von Leuten auf der Brücke, manchmal ist sie nahezu leer.

Wir liefern bis zum Ende durch (um unserem Schrittzähler wenigstens etwas Futter zu geben) und machten dann die obligatorischen Fotos. Todesmutig lehnte sich meine Göttergattin sogar mit der Hand ans Geländer, die Hitze muss das Angstgen ausgeschaltet haben.

Mit dem Fisheye sieht es doch auch interessant aus?

Dann fährt man die Serpentinen runter und im Schritttempo über den Damm, um die ganzen Fußgänger nicht von der Straße zu schubsen. Wir passieren das riesige Parkhaus, das schätzungsweise 400 Autos Zuflucht bietet (für 10 USD pro Auto) und klettern auf der anderen Seite wieder den Berg hoch. Mehrere Aussichtspunkte geben den Blick auf den Lake Mead frei.

Erschreckend ist der niedrige Wasserstand.

Ich habe mal in alten Reiseberichten geblättert. Auf den Fotos dieses Tages kann man sehen, wie weit der Wasserspiegel innerhalb von drei Jahren gesunken ist.

Zurück geht es ebenfalls wieder über den Damm, die Straße, die früher nach Arizona weiterging, ist mit einem dicken Gatter gesperrt.

Wenn man die Kontrollstelle wieder passiert hat, liegt rechter Hand noch ein Abzweig zu einem Viewpoint. Den sollte man nicht verpassen. Auch hier ein sehr schöner Überblick über den Lake Mead und die Marina, den Hemenway Harbour und Boat Launch.

Die riesige Geröllfläche war in früheren Jahren mit Wasser bedeckt, heute freuen sich die Besitzer der Marina über die zahllosen Parkplätze.

Am Lakeshore Drive geht es weiter, bis zum Sunset View Scenic Overlook. Hier waren wir schon am ersten Tag gewesen, um die Reste des Sonnenuntergangs zu genießen.

Wir trafen auf 4 abenteuerlustige weibliche Mittsechziger, die anhand meiner dicken Kamera messerscharf darauf geschlossen hatten, einen hervorragenden Fotografen vor sich zu haben und baten ausgerechnet MICH, mit ihrem Handy ein Foto von allen zu schießen. Hoffe, dass es was geworden ist.

Einige weitere Aussichtspunkte streiften wir nur, weil die Hitze nicht zu größeren (aber auch nicht zu kleineren) Fußmärschen einlud.

Der East Lake Mead Parkway (die 564) führt von einem Hügel aus nach Henderson runter. Kurzer Stop und Foto in Richtung der Stadt der Sünde.

Auf dem Weg zum nächsten Costco (erschien uns am reizvollsten, da man Essen und Shoppen auf die angenehmste Art verknüpfen kann) durchfuhren wir dann auch einige Wohngebiete, die ich exemplarisch hier mal vorstelle:

Hier seht ihr die Durchfahrt der North Water Street,

und hier den Eingang zum Tuscany Recreation Center.

Auf dem weiteren Weg kommt man am Cowabunga Bay Water Park vorbei, ein Beispiel für den extrem schlechten Umgang mit Wasser in der Wüste. Und einer der Gründe, warum der Lake Mead einen so niedrigen Wasserstand hat.

Costco war wie immer eine Freude, sowohl textiltechnisch (auch ich leistete mir noch ein Hawaii-Hemd) wie auch kulinarisch.

Und jetzt geht es gut gesättigt auf den Strip. Einmal müssen wir zumindest drüber fahren. Laufen? Bei 45°C? Nein danke.

Wir begannen unsere Fahrt im Süden beim Las Vegas Welcome Sign. Wir hätten sogar einen Parkplatz bekommen, aber in der Schlange in der Sonne stehen? Ebenfalls nein danke. Hätten wir mit dem Auto vorfahren dürfen, ich hätte es mir noch überlegt.

Das nächste Hotel auf dem Weg war das Mandala Bay. Altbekannt und glitzernd wie immer.

Hier einmal der Strip in relativ leerem Zustand. Wir hatten weder Wochenende noch war es Abend.

Links ragt die Pyramide des Luxor empor, kräftig beklebt mit Werbung.

Fährt man ein paar Meter weiter, liegt hinter der nächsten Straßenkreuzung das New York, New York.

Rechter Hand ein paar kleinere Läden, mich fasziniert immer die riesige Colaflasche.

Das Treasure Island hat nach meinem Gefühl einen neuen Anstrich bekommen, aber sicher bin ich mir da nicht.

Die Show läuft schon lange nicht mehr, aber für die Kids war es damals eine Gaudi.

Wenden wir den Blick nach rechts, kommt (weil freie Straße) kurz das Venetian vor die Linse, ein Hotel, welches wir immer sehr kurzweilig fanden.

Und dann wird es interessant. Links vor uns ragt ein riesiger roter Tower empor, das Hilton. Ist komplett neu für uns, ist uns auf früheren Touren nie aufgefallen.

Schräg gegenüber liegt ein glänzender Turm mit Insignien, die ich nicht so recht deuten kann. Selbst Google Maps schweigt sich zur Zeit darüber aus, wie dieses Casino heißt. Ob das f und b? für Facebook steht? Dann würde aber der Daumen fehlen.

Zum guten Schluss noch der Stratosphere Tower, der am nördlichen Ende des Strips liegt.

OK, alles gecheckt, Neuheiten registriert. Wir können zurück zum Hotel fahren und uns noch ein wenig aufs Ohr legen.

Wir haben mittlerweile auch die leeren Koffer aufs Zimmer geschleppt und machen die erste Packorgie.

Derweil geht die Sonne hinter Las Vegas unter. Warum müssen wir für einen Sonnenuntergang erst soweit fahren?