Obwohl wir gestern für unsere Verhältnisse spät ins Bett gekommen waren, wachte zumindest ich relativ erfrischt zeitig auf. Und konnte dann endlich den Reisebericht verfassen.
Für heute hatte ich auf den Plan geschrieben, einmal den Pines to Palms National Scenic Byway komplett durchzufahren.
Von Palm Desert nach Süden abzweigend führt die 74 in die Berge, ins Santa Rosa und San Jacinto Mountains National Monument. Vor einigen Jahren waren wir auch diese Strecke schon zu Teilen gefahren, allerdings war hinter Idyllwild aufgrund einer Straßensperrung Schluss gewesen.
Auf dem Weg nach oben liegt links der Straße der Cahuilla Tewanet Vista Point, ein kleiner Parkplatz mit einem Weg zu einem Aussichtspunkt über die Berge, beschildert mit reichhaltigen Informationen, wie die hiesigen Ureinwohner sich der Pflanzen sowohl zur Nahrungsaufnahme als auch zu allen anderen möglichen Zwecken bedienten.
Die Temperatur kühlte rasch ab und wir waren (diesmal nicht so sehr, aber damals) erstaunt, wie grün und erfrischend die Farmen im Fuß der Berge aussahen.
Hier ein Foto vom Urlaub 2019.
Weiter geht es, bis nach einigen Meilen der Weg zum Hemet Lake abzweigt. Hier suchten wir uns eine schöne Picnic Area, wo wir die kurz vorher im Grocery Outlet erstandenen Salate vernichteten.
Die Regularien besagten, dass wir einen entsprechenden Permit benötigen (nicht zum Essen, aber zum Parken). Da es sich um „national“ Gebiet handelte, also nicht um State- oder Regional Park, hingen wir unseren Nationalparkpass in die Windschutzscheibe. Und das war gut so.
Als wir von unserer Fototour am See zurückkamen, hatte gerade eine Rangerin die Autos kontrolliert und hinter einigen Scheibenwischern klebten Zettel. Nächstes Mal nehmen wir entweder die Scheibenwischer vorsichtshalber mit oder lassen sie die ganze Zeit laufen.
Weiter geht es nach Idyllwild. Man soll es nicht glauben, aber mitten in den Bergen, auf ca. 2000 m Höhe, hat sich eine Community eingenistet, die das Leben in der kühleren Witterung sehr genießt. Künstler sind schätzungsweise sehr willkommen, aber jeder mit Geld kann sich dort niederlassen.

Kurzer Stopp, dann ging es weiter. Die 74 war mittlerweile zur 243 geworden und der Verkehr hatte merklich nachgelassen. Lag vielleicht daran, dass die gesamte 74 als Abkürzung nach San Diego benutzt wird.
Am Indian Vista Scenic Overlook genehmigten wir uns dann einen Überblick in die andere Richtung, was uns noch bevorsteht.
Kurz dahinter liegt der Lake Fulmor. Ein hübscher kleiner See, der maximal zum Angeln verwendet werden kann.
OK, man darf auch picknicken und daran entlang laufen. Nice.
Dann ging es in endlosen Kehren wieder bergab. Bis wir an einem Turnout die Gelegenheit ins trockene Tal hatten, mit dem Blick auf Banning. Wem sagt der Ort was? Mir nicht.
Kurz bevor wir auf den Interstate fahren konnten, mussten wir noch die Bahngleise überqueren. War gar nicht so einfach, da ein wirklich meilenlanger Zug vor uns vorbeifuhr. Ich wollte schon den Grill rausholen und auf der Ladefläche aufbauen, als mitten im Zug zwei Loks vorbeiratterten und kurze Zeit später der Zug auch zu Ende war.
Zählen konnten wir leider nicht. Finger und Zehen hätten nicht ausgereicht.
Eigenlich hatte ich noch vorgehabt, dem Oswitt-Canyon einen Besuch abzustatten, aber dort waren zu vorgerückter Stunde schon alle Tore geschlossen.
Um über die Enttäuschung hinwegzukommen, musste ich zum Trost meine Göttergattin noch bei TJ-Max vorbeischicken. Hat offensichtlich gut geholfen, denn sie kam strahlend wieder raus.
Jetzt auf der 111 ab zum Hotel. Heute abend gibt es Futter aus der Mikrowelle:
Und was soll ich sagen? Es sah nicht nur so aus wie auf dem Bild, es schmeckte sogar richtig gut. Holen wir uns morgen wieder.
Ach ja, Corona ist in den USA ja mehr unter Covid19 bekannt. Dementsprechend dürften die deutschen Varianten dieser Produkte auch eher unter

Delta und Omikron vermarktet werden.

Als wir dann wieder im Tal ankamen, erreichte uns der Ruf der Wüste. Öde, trocken und leer zog sich die Straße über Meilen hin bis irgendwann das Navi sagte: In 18 Meilen links abbiegen.
Zwei Meilen Dirtroad ließen uns so langsam in Stimmung kommen. Am Trailhead angekommen, noch kurz überflüssige Flüssigkeiten entsorgen und es kann in der sengenden Hitze losgehen. Trailbeschreibungen gab es keine, aber andere Wanderer sprachen von 4 Meilen in die eine Richtung, eine halbe Meile in die andere.
OK, wir nahmen den kürzesten Weg und kletterten direkt in den Canyon runter.
Zuerst noch richtig gut zu begehen, verengte sich die Schlucht immer weiter, bis es schließlich so schmal wurde, dass ich meine Kameratasche abnehmen und seitwärts durchtragen musste.
Schließlich weitete sich das Tal wieder und da wir es nicht besser wussten, trabten wir den gleichen Weg zurück.
Kein Problem, insgesamt waren das dann nur 1,4 km. Weiter durch die Wüste, teilweise erschwerte der Sand die Sicht, vorbei an der Salton Sea gelangten wir dann gegen 15 Uhr an unserem Hotel an.
Wir hatten am Morgen schon kurz durchgerufen und um ein Zimmerupgrade gebeten und versichert bekommen, wir würden eine King-Suite bekommen. Sie hatten Wort gehalten, unser Zimmer ist wirklich sehr schön.



Es hatten sich Scharen von Besuchern, davon die meisten aus Asien, warum auch immer, auf der Bergspitze eingefunden. Ein einsamer Joshua Tree stand – von den meisten unbeachtet – etwas daneben. Dabei gibt er doch einen so schönen Vordergrund ab.
Als die Sonne dann hinter den Bergen verschwunden war, warteten wir noch artig das Nachglühen ab
und fuhren dann Richtung Ausgang. Der Himmel hatte sich mittlerweile toll gefärbt und bot zusammen mit den Bäumen eine wunderbare Kulisse.
Als es dann noch dunkler wurde, suchten wir uns einen Platz, um die Sterne zu betrachten und zu fotografieren.
Aber der nächste wurde schon besser. Allerdings war es gar nicht so leicht, die Fotos ohne Autos, die vorbeifuhren oder andere Hanseln, die mit ihren Stirnlampen durch die Dunkelheit wuselten, abzulichten.
Einer kam gerade vom Baumarkt und hatte Nestausstattung im Schnabel.
Aber auch andere Vögel waren zu sehen.
Was wir nicht wussten, war, dass diese Gegend schon als National Monument deklariert worden war.
Auf dem Weg begegneten wir Leuten, die uns darauf hinwiesen, dass Eulen in einem Baum nisteten. Hatten wir noch nie gesehen. Schnurstracks hingefahren und nach oben geschaut zwecks Suche. Aber erst auf dem Rückweg entdeckten wir sie. Zuerst ein Elternteil
und dann drei Jungtiere. Zwei davon straften uns mit Nichtbeachtung,
aber Nummer drei äugte misstrauisch auf uns herunter. Ob er/sie überlegte, ob wir als Nahrung geeignet wären?
Weiter ging es durch die Hügel in Richtung LA.
Die Dunstglocke war schon 100 km weit in diese Gegend getrieben.
In LA erwartete uns der übliche Verkehr, obwohl wir relativ wenig im Stau standen.
Bevor wir den Wagen abgaben, noch ein kurzer Abstecher nach Venice
mit den knallbunten Jacarandas
und dann mussten wir uns von diesem wunderschönen Schlitten trennen.
Vom Hotel sollte uns ein Shuttlebus nach Anruf innerhalb von 20-25 Minuten abholen. Aber es dauerte mehr als eine Stunde, bis dieser endlich auf dem Hertz-Gelände auftauchte und uns innerhalb von drei Minuten zum Hotel brachte. Wir haben uns beinahe den Allerwertesten abgefroren.
Hoffentlich wird die Nacht einigermaßen ruhig. In diesem Hotel haben wir schon schlimme Erfahrungen mit den Nachbarn gemacht und auch heute sind nebenan vermutlich keine 80-jährigen Rentner.
Die Straße trägt auch den Namen Pines to Palmes Highway. Und als wir oben waren, erkannten wir auch, warum. Die Landschaft hatte sich total gewandelt, es wurde grüner, Ranches reihten sich aneinander und die Bäume und Büsche zeigten ein sattes Grün.
Der See selbst dürfte zur Hochsaison gut bevölkert sein, heute war der Campground so gut wie leer. Unverständlich, ist es doch Freitag und die Temperatur war mit 22 °C lockere 10-13 Grad kühler als im Tal.
Aber ein anderer Zaungast hatte sich noch eingefunden. Eine Schlange (genauen Namen kenne ich nicht, aber es war keine Klapperschlange) bewegte sich gemächlich über den Boden. Merkwürdig an ihrer Fortbewegungsweise fand ich, dass es nicht das übliche „Schlängeln“ war. Sie ruckte mit dem Kopf immer nach vorne und zog dann den Körper nach. Ich benutzte meine 500mm-Linse, um in sicherem Abstand zu bleiben.
Man weiß ja nie, ob die Viecher schon gefrühstückt haben.
Und als wir dann sahen, wie nahe das Feuer vor dem Städtchen Idyllwild Halt gemacht hatte, konnte ich mir ungefähr vorstellen, wie plümerant den Bewohnern dieses 3870 Seelen-Dorfes zumute gewesen sein muss. Und wie dankbar sie den Firefightern waren, die wahrscheinlich Schlimmeres verhütet haben.
Es ging auf der gleichen Strecke zurück. Und in der anderen Richtung sieht die Gegend ja gleich soooo anders aus…
Zurück in Palm Desert machten wir Halt beim Panda Express und legten uns anschließend ein Stündchen aufs Ohr, um danach mit frischen Kräften ein Packorgie zu beginnen. Diese ist JETZT schon nötig, damit wir wissen, was wir (bzw. die beste Shopperin von allen) morgen im Laufe des Tages noch alles einkaufen dürfen.
Bevor es losgeht, müssen wir noch diverse Läden abklappern. Hatte ich schon erwähnt, dass in einem fünf-Meilen Radius Costco, Ross, Best Buy, Walmart und The Walking Company liegen? Und schräg gegenüber sogar ein Factory Outlet Center? Und dass die beste Shopperin von allen nicht mal einen Blick in diese Richtung verschwendet hat? Mal den Puls fühlen und Blutdruck messen, ob alles in Ordnung ist.
Als nächstes war dann Ross dran. Auch hier übte sie sich in vornehmer Zurückhaltung, nur ich wurde fündig. Ein Ladekabel für mein Handy hatte den Geist aufgegeben und ich erstand ein herrliches quietschrosa USB-> Micro-USB-Kabel (es gab zu Hauf Kabel für Apple-Geräte und das war das einzige für mein Gerät).
Zuerst hielt ich es für eine Variante von Google Street View. Eine Nachfrage bei Google zeigte, dass es ein Projekt mit selbstfahrenden Autos ist, welches zuerst in Phoenix ausgerollt wird. Und Parkplätze, um die zusteigenden Passagiere aufzunehmen, gibt es auch schon.
Ab auf die Piste. 4,5 Stunden wurden von Google Maps anvisiert. Als wir durch Phoenix durch waren, wurde die Landschaft erwartungsgemäß langweiliger
und wir machten nur zwei kurze Pausen an Restareas, zur Befüllung und Entleerung unserer Körper.
Und, oh Wunder, auch hier gibt es sogar Parkplätze für behinderte Truckfahrer.
Einzige Abwechselung auf dem weiteren Weg war eine Windhose, die sich auf dem Mittelstreifen entlangzog.
Und – was hier öfter vorkommt – Umzug auf amerikanisch. There is a house on the road.
Als wir in Palm Desert einliefen, war das Thermometer mittlerweile auf 36 °C geklettert. Schon ein Unterschied zu den Temperaturen am Gefrierpunkt in Flagstaff.
