Zum Standardprogramm an Wanderungen in St. George gehört auch der Besuch von Yant Flat. Dies ist eine Felsenlandschaft, welche im Endeffekt direkt nördlich der Stadt liegt. Leider ist sie nicht auf direktem Weg zu erreichen. Wir fahren dazu auf dem Interstate 15 nach Norden, um bei der Ausfahrt Leeds den Weg in die Berge zu nehmen. Nach wenigen Meilen durch ein sehr schönes neues Wohngebiet (tolle Häuser, ehrlich) endet der Asphalt und wir hoppeln ca. 8 Meilen auf der Danish Ranch Road (031) bis zum Parkplatz vom Trailhead. Google Maps hatte uns als kürzere Route die Fahrt aus westlicher Richtung vorgeschlagen, aber von anderen Besuchern erfuhren wir im Nachhinein, dass sich dieser Teil in wesentlich schlechterem Zustand befindet. Also alles richtig gemacht.
Auf dem Weg dorthin kommen wir noch am Yankee Doodle Canyon vorbei, eine beeindruckende Schlucht mit ziemlich steil abfallenden Felswänden.
Vom Parkplatz aus geht es los. Alltrails hat ca. 5 km für die gesamte Strecke veranschlagt, davon gehen 1 bis 2 km für den Anmarsch drauf. Sechs weitere Autos stehen in den „Parkbuchten“, wir werden also nicht alleine sein.
Unterwegs die ersten frischen Kakteen, leider noch nichts in Blüte, so, wie wir es früher schon erlebt haben.
Der Weg ist eigentlich leicht zu begehen, kaum Steigungen, festgetretener Lehm etc. Nach ca. 1,5 km wird es dann sandig und wir stapfen eine Art Düne hoch, bis wir dieses Naturschauspiel unter uns sehen.
Bevor wir uns auf dieses Abenteuer einlassen, noch ein Blick zurück, damit wir uns merken können, von wo wir eingestiegen sind (hat nicht wirklich geholfen, aber sieht schön aus).
Ich halte mich ganz rechts, um zu sehen, wie weit sich dieses Amphitheater ausdehnt und was dahinter kommt. Genau genommen kommt nach meinen Felsen nichts, beziehungsweise ein großes Loch, senkrecht fallen die Felswände nach unten ab.
Halten wir uns also besser nach links, das hatte Alltrails auch vorgeschlagen. Es geht über Stock und Stein, bzw. über Stein und Stein, jeder Felsvorsprung bringt andere Einsichten in die Landschaft.
An diesem Punkt beschließe ich dann, dass mir ein wenig Klettern gut tut. Die Kameratasche kann ich bei der Göttergattin oben lassen und begebe mich auf dem direkten Weg nach unten.
Der rote Felsen hat es mir angetan. Die Schuhe haften wie Klebstoff auf dem rauhen Sandstein. Ich hätte einen guten Werbespruch für die Firma: Mountain goats would buy Merrells.
Von unten sieht der rote Hügel natürlich ganz anders aus als von oben.
Aber rauf muss ich trotzdem. Da es nicht brütend heiß ist wie es im Sommer üblicherweise vorkommt, ist der Aufstieg auf den kleinen Hügel minder anstrengend.
Und der Blick zurück offeriert einen Blick in die Höhe, von wo ich gekommen bin.
Deutlich kann ich ganz oben in der Mitte die beste Kamerataschenbewacherin von allen ausmachen, die mich nach eigenem Bekunden genauso gestalkt hat wie ich sie. Mal sehen, wessen Kamera die bessere Auflösung hat.
Logischerweise darf ich dann auch wieder rauf. Erstaunlicherweise sind das laut GPS der Kamera „nur“ 20 Höhenmeter, aber es kommt mir trotzdem mehr vor, als ich leicht keuchend wieder oben ankomme.
Wir wenden uns wieder nach links, um an den Rand dieses Amphitheaters zu gelangen und wechseln dann zu den Candy Cliffs. Warum diese so heißen? Keine Ahnung. Woher kommt der Name Yant Flat? Ebenso keine Ahnung.
Nachdem wir diesen Hügel überquert haben, kommen wir zu weiteren versteinerten Sanddünen, die wir allerdings nur von oben betrachten.
Wir laufen seitlich daran vorbei und genießen die Ruhe und die Einsamkeit.
Die paar Leutchen, deren Wagen wir gesehen haben, sind uns nicht begegnet. Für den nächsten Urlaub in dieser Gegend nehmen wir uns vor, die Candy Cliffs etwas näher in Augenschein zu nehmen.
Das lohnt sich mit Sicherheit.
Jetzt kommt der prickelnde Teil: Wir müssen zurück zum Auto. Ich erinnere mich an unseren ersten Besuch hier, als es weder GPS (für alle zur Verfügung stehend) noch Alltrails gab. Für die Anfahrt hatten wir an einer bestimmten Stelle den Tacho genullt, auf Wegmarkierungen und Abzweigungen geachtet und wären trotzdem fast vorbeigefahren.
Die Wanderung verlief ähnlich ahnungslos und auf dem Rückweg damals wurde es langsam dunkel und wir fahren froh, als wir den Haupttrail wiedergefunden hatten.
Diesmal war es einfacher. Mit der Nase auf dem Handy klebend konnte mich Karin nach rechts, nein, ein Stückchen weiter links, nein, hier am Kuhhaufen rechts vorbei sicher bis zum Hauptweg lotsen.
Gut, dass ich mir diesen Kaktus gemerkt hatte. Der Rest der Wanderung verlief ereignislos, im Auto hoppelten wir die 11 Meilen zum Interstate zurück und machten noch einen Einkehrschwung bei Costco, mal schauen, was wir dort noch übersehen hatten (war komischerweise einiges).
Das Abendessen (Kartoffeln, Brokkoli, Mais und Rindfleischhäppchen) nahmen wir natürlich in unserer Lounge Ecke ein. Es ist gemütlich warm und so langsam fühlen wir uns heimisch.