13.09.2023 – Von Moran nach West Yellowstone

Howdy Gents and Cowgirls,

die erste Nacht auf einer Ranch geschlafen. Erstaunlich gut. Aber was steht uns jetzt bevor? Katzenwäsche am Wassertrog? Wie die ganzen anderen Gäste, die im Planwagen genächtigt haben? Wir trafen einen dieser Vertreter, als sich dieser aus den Planen schälte. Es wäre wegen der Kälte gar nicht so schlimm gewesen, es gibt ein elektrisches Heizöfchen in der Holz- und Planensuite. Also was für Weicheier und nichts für echte Cowboys. Hatten wir auch im Zimmer, aber so weich sind wir nun doch nicht. Eigentlich haben wir den Lüfter aber aus nur Angst vor dem Lärm ausgelassen.

Es gab unter unserer Dusche heißes Wasser, eine Wohltat am frühen Morgen.

Das erste Highlight steht direkt bevor: Die Pferdeherde, die gestern ins Flusstal zum Weiden getrieben worden war, kam jetzt wieder in die Koppel.

Wir stellten uns etwas oberhalb des Weges hin und konnten aus nächster Nähe das Schauspiel (für Stadtmenschen wie uns schon aufregend) aus allernächster Nähe beobachten.

Für das Frühstück hatten wir uns etwas besonderes einfallen lassen: Karin vernichtete zwei Erdnussriegel, ich bauchte derer drei ein. Zusammen mit einem guten Schluck Cola ein reichhaltiges und nahrhaftes Frühstück, was zumindest den Magnesiumbedarf des Tages deckt.

Bevor wir losfuhren, zeigten sich die Tetons im allerschönsten Morgenlicht. So hatte ich es mir vorgestellt.

Es ging über die Moran Entrance Station in Richtung Oxbow Bend. Das Bild von gestern ließ sich nicht ganz so reproduzieren, zu dramatisch hingen die Wolken bis tief in die Berge.

Wir wollten heute die “östliche” Route nach Norden fahren und mussten logischerweise dazu erstmal nach Süden. Dies geschah auf der gleichen Strecke wie gestern, nur in umgekehrter Richtung. Die Jenny Lake Loop nahmen wir nochmal mit, diesmal war der Parkplatz deutlich leerer. Muss am Wetter und an der Uhrzeit liegen.

Dafür kann man sich den schönsten Fotopunkt aussuchen.

Am Jenny Lake Visitor Center musste ich mein doch etwas mageres Frühstück etwas aufbohren und füllte mir für nur 4,5 USD unsere Kaffeekanne mit Kaffee. Muss uns den Rest des Tages wachhalten (tat es aber nicht).

Als wir an der Moose Junction (übrigens kein einziges Moose zu sehen, die müssen die Kreuzung unbedingt umbenennen) dann auf die 89 nach Norden eingebogen waren, ging es kurze Zeit später in östlicher Richtung ca. eine Meile zur “Mormon Row”. Das ist eine Ansammlung von Gebäuden und Scheunen, die allesamt von Mitgliedern der Familie Moulton erbaut und bewirtschaftet wurden. Und da die Mormonen ja für kinderreiche Familien bekannt sind, hat es auch nie an Arbeitskräften gemangelt. Bekannt ist vor allem diese Scheune der T.A. Moulton, die mit den Bergen im Hintergrund ein häufig fotografiertes Motiv ist.

Weiter ging es zum Schwabacher Landing, einer seichten Stelle im Snake River, die wohl früher zum Überqueren des Flusses genutzt wurden.

Träge mäandert der Snake durch die Botanik, die bunten Bäume bilden einen herrlichen Vordergrund zu den Bergen, die auch verhangen nicht weniger majestätisch aussehen.

Am Willow Flats Overlook machten wir dann einen weiteren Fotostop verbunden mit einem kleinen Nickerchen, irgendwie wirkte der Kaffee nicht so richtig und bei uns beiden war gerade der Ofen aus.

Am Elk Flat Ranch turnout die erste Bison-Herde. Ziemlich weit weg, aber ich mach mal ein Foto, wer weiß, wann wir wieder welche vor die Linse bekommen.

Das nächste Ziel war die Colter Bay, eine riesige Ansammlung von touristischen Outdoor-Attraktivitäten. Uns interessierte diese stille Stelle des Sees, wo wir einen Augenblick gut abschalten konnten.

Weiter nach Norden ging es aus dem Park raus auf den John D. Rockefeller Parkway, welcher den Grand Teton NP mit dem Yellowstone Nationalpark verbindet.

Auf halber Strecke dazwischen geht nach Westen eine Straße zur Flagg Ranch ab, die, wenn man sie durchfährt, bis nach Idaho führt. Das brauchten wir gerade nicht, aber wir fuhren trotzdem ein Stückchen auf der gut gepavten Dirtroad bis zu einem freien Campground. Diesen hatten wir vor ca. 20 Jahren schon einmal mit dem Wohnmobil besucht und uns dort sehr wohl gefühlt.

Einer der Camper, mit dem wir ins Gespräch kamen, erzählte uns, dass diese Gegend voll mit Elchen, Bären und anderen Viechern sei. Die wir natürlich nicht zu sehen bekamen.

Aber wir konnten zumindest die wunderschöne und absolut friedliche Landschaft einen Augenblick genießen, bevor es weiter in Richtung Yellowstone ging.

Dieser Park ist der älteste Nationalpark der USA (Gründung 1.3.1872) und umfasst in etwa die Größe des Saarlands. Besonders für ihn sind die vielen Thermalquellen und der außergewöhnliche Reichtum an Tieren. Bisons, Elche und auch Bären werden hier häufiger als anderswo gesichtet.

Die Straßen im Yellowstone lassen sich am besten in Form einer 8 beschreiben. Wir kamen am unteren Ende an und fuhren die linke Schleife bis zu Mitte rauf.

Als erste Attraktion fällt der Lewis Canyon auf. Direkt neben der Straße fällt das Gelände steil nach unten ab und meine Göttergattin wäre aus dem Quietschen gar nicht mehr rausgekommen, wenn der Rest nicht so faszinierend gewesen wäre.

Aber damit hatte es sich auch schon mit attraktiver Landschaft fürs erste. Wenn man nicht gerade an heißen Quellen vorbeifährt, wo es aus der Erde dampft, ist die Fahrstrecke durch den Wald eher langweilig.

Als dann die Bäume zurücktraten und die offenen Wiesen sichtbar wurden, wurden wir beide wieder wacher. Besonders wenn am Straßenrand Schilder stehen: Nicht am Straßenrand stehen oder parken. Das weist normalerweise darauf hin, dass dort Viecher – also Bären, Bisons oder Elche – zu sehen sind. Man sollte dann Turnouts benutzen. Aber da diese meisten entweder voll oder nicht anwesend sind, macht man das beste aus der Situation: Man stellt sich nicht an den Straßenrand, sondern bleibt direkt auf der Straße stehen, um zu gucken. Das weist die hinter einem Fahrenden direkt auf einen “Point of Interest” hin und er kann schonmal die Kamera rausholen. Eine solche Situation erlebten wir hier auch. Nur mit dem großen Vorteil, dass in einem Turnout gerade ein Platz frei wurde. Links und rechts Bisons in nicht allzugroßer Entfernung.

Nachdem ich ein paar Fotos geschossen hatte, stellte ich die Kamera auf Video und versuchte mich an dieser Technik. Blöd nur, wenn einem ständig die vorbeifahrenden Wagen die Sicht versperren. Aber wozu haben wir einen Truck? Ab auf die Ladefläche und schon ist die Sicht zu 99% besser. Und ich bin auch noch weiter von den Hörnern der Viecher entfernt, sollten sie sich für unser Auto interessieren (was nicht der Fall war).

Genug gebüffelt, das Wetter wurde schlechter, wir kamen in einen Hagelschauer, so dass wir alle weiteren Attraktivitäten am Wegesrand sich selbst überließen und direkt das Hotel ansteuerten.

Wir bezogen unser Zimmer – gefällt uns gut – und begaben uns eingedenk des ausgefallenen Frühstück zu einer Fleischpattie-Kette mit einem goldenen M.

Danach noch im Supermarkt Vorräte ergänzen – hier ist alles ca. 2 USD teurer – und dann ab ins Hotel, den Abend ausklingen lassen.

Ein aufregender Tag.

Gefahrene Meilen heute: 162.

12.09.2023 – Von Pinedale nach Moran – Grand Teton National Park

Guten Morgen, Pinedale. Die Nacht war echt kühl, zumindest schwitzt man nicht unter der Decke.

Heute geht es nach Moran. Das “Nest” liegt am östlichen Ausgang des Grand Teton National Parks. Dieser völlig unterbewertete Park war von uns schon einige Male in beiden Richtungen durchfahren worden, ohne dass wir die Gelegenheit gehabt hätten, mehr als ein paar Viewpoints anzufahren.

Da Moran leider kein Best Western Hotel anbietet, mussten wir in den sauren Apfel beißen und mieteten uns auf einer “Guest Ranch” ein. Der Preis ist allerdings jenseits von gut und böse: 244 USD für eine Nacht ohne Frühstück.

Von Pinedale aus nach Moran sind es reine Fahrzeit ca. 2 Stunden, also Zeit genug, uns in den “Tetons” umzusehen.

Bevor es in den Park von Süden geht, fährt man durch das Städchen Jackson Hole. Früher mal sehr beschaulich, hat es sich zum Ausgangspunkt in die Tetons und den Yellowstone NP sowie zum absoluten Touristenmagnet für die Reichen und Schönen entwickelt. Allerdings sagt man, dass die Zahl der Millionäre mittlerweile stark gesunken ist. Sie wurden von den Milliardären verdrängt…

Was seit Urzeiten geblieben ist, sind die Geweihbögen am City-Square,

um die sich die Altstadt angeordnet hat.

Besonderer Augenfang: Ein deutsches Auto – ist Auto der richtige Begriff? – mit dem treffenden Kennzeichen M-UD parkte vor unserer Nase. Wenn der nicht überall hinkommt, dann weiß ich es auch nicht.

Wir spazierten einmal rund, ich suchte mir ein freies Internet, um die Nationalpark App und ein paar Infos runterzuladen, denn in den kommenden zwei Parks (und die sind groß) dürfte die Online-Verfügbarkeit eher mau sein.

Wir fuhren in den Park, die Wartezeit hielt sich in Grenzen

und hatten den ersten Stop in der Nähe des Jenny Lake. Hier gibt es ein großes Versorgungszentrum, was logischerweise auch viel Verkehr nach sich zieht.

Wir zogen es vor, die sogenannte Jenny Lake Loop von oben reinzufahren und dort erstmal am String Lake

eine kleine Wanderung zu beginnen. Sie führte uns am See und der fantastischen Bergwelt entlang bis zum Leigh Lake.

Wieder zurück am Wagen holten wir unsere Vorräte aus der Kühlung und genossen erstmal an einem Picknicplatz ein schmackhaftes Mittagessen. Der kleine Nachbar machte keinen neidischen Eindruck, er war auf andere Nahrung spezialisiert.

Gut gesättigt fuhren wir noch die Lake Loop weiter und machten am Lookout des Jenny Lake auch noch einen Stop.

Wieder auf dem Weg nach Norden gönnten wir dem Mount Moran noch einen Blick und ein Foto

bis zum nächsten Turnout, der Signal Mountain Boat Ramp. Hier kam ich mir vor wie an der Küste Washingtons oder Oregons, nur dass diese keine Berge im Hintergrund haben.

Am Oxbow Bend machten wir eine weitere Pause, eine großartige Landschaft breitete sich aus.

Hier sollen angeblich in den Abendstunden viele Wildtiere zu sehen sein. Da die Stelle nur ca. 5 Meilen von unserem Quartier entfernt liegt, werden wir nach dem Checkin noch einmal dahin zurückkehren.

Die Ranch ist über und über mit Planwagen bedeckt, und wo kein Planwagen steht, befindet sich ein Pferd oder zumindest Pferdeäpfel.

Das Zimmer ist sehr rustikal, aber gemütlich. Aber Kaffeemaschine? Kühlschrank? Fehlanzeige. Na ja, die Nacht wird bestimmt nicht warm und wir lassen die Lebensmittel im Auto.

Der Abend war noch jung und wir beschlossen, noch kurz die paar Meilen nach Oxbow Bend zurückzufahren, weil dort Tiersichtungen häufig vorkommen. Ein paar echte Elche, das wäre schon was.

Aber andere Tierchen waren ganz nah. Gerade, als wir aus der Tür traten, wurden wir fast von einer Pferdeherde über den Haufen gerannt. Im Staub der Straße wurden die Tiere durch unsere “Wohnsiedlung” von einer Weide auf die andere getrieben.

Ein für uns noch nie dagewesener und toller Anblick im Licht der untergehenden Sonne.

Als sich der Staub gelegt hatte, fuhren wir in Richtung Grand Teton NP zurück und fanden am Straßenrand ein schönes Plätzchen, von dem aus wir beide Schleifen der Flussbiegung überblicken konnten.

Da wir noch nicht zu Abend gegessen hatten, machten wir es uns auf der Ladefläche gemütlich und konnten so die gesamte Biegung überblicken.

Viele andere Naturenthusiasten hatten sich mit starken Ferngläsern ausgerüstet und schauten so wie ich angestrengt durch die Linsen.

Einer machte mich darauf aufmerksam, dass in einem etwas entfernteren Baum ein Weißkopfseeadler säße. Ich konnte kaum den Baum, geschweige den Vogel mit bloßem Auge erkennen. Also holte ich mein komplettes Spielzeug raus und mit über 1200 mm Brennweite konnte ich das Tierchen zumindest erkennen.

Das Foto genügt nicht meinen Qualitätsansprüchen und dient nur als Nachweis, dass der Vogel da war.

Auch diverse Elks konnte ich durch die Optik erkennen, aber die Fotos waren nicht die Vergrößerung wert.

Die Sonne verschwand langsam hinter den Bergen und brachte eine einzigartige Stimmung hervor.

Als das Licht endgültig zu schlecht geworden war, machten wir uns vorsichtig auf dem Heimweg (um nicht noch Deer zum Abendessen auf die Haube zu bekommen – wir erinnern uns, es gibt in unserem Zimmer KEINE Kochgelegenheit).

Aber das wurde mehr als wett gemacht durch die Tatsache, dass hier in der Pampa – und das ist wörtlich zu nehmen – das Internet deutlich besser funktionierte als gestern in Pinedale.

Gefahrene Meilen heute: 153