23.05.2019 – Antelope Canyon – Navajo Bridge

Heute ist der große Tag. Eine Foto-Tour in den Antelope Canyon und mehrere andere erwartet mich. Die Slot Canyons in dieser Gegend haben bei Fotografen, aber auch bei Handy-Knipsern jeglicher Art Berühmtheit erlangt, weil ihre außergewöhnlichen Farben und Formen (insbesondere bei Sonnenschein) Fotos von fantastischer Schönheit ermöglichen.

Gebucht war die “4-Canyon Tour”. Bestehend aus dem Owl-Canyon, dem Rattlesnake Canyon, dem Big Horn Canyon und dem Upper Antelope Canyon. Einfinden sollte man sich eine Viertelstunde vor Tourbeginn zum einchecken, also um 6.45 Uhr. Ein zartes Verwirrspiel mit den Zeitzonen im Indianderreservat (the Res) und der Arizona Zeit führte dazu, dass ich prompt eine Stunde zu früh vor den Toren stand.

Besser als zu spät. Also umdrehen, die 10 Minuten zurück zum Hotel und doch noch frühstücken.

Die Tour durch vier Canyons wurde beim Einchecken leicht modifiziert, da der Big Horn unter Wasser stand. OK, drei Canyons.

Ich stieg also um 7.30 in den umgebauten und mit Sitzbänken versehenen Laster, um mich alleine zum Owl Canyon fahren zu lassen. Richtig gehört. Mein Guide, Steven meinte dann dort, ich könne mich dort nach Herzenslust austoben. Also spazierte ich mit wechselnden Optiken zweimal den Canyon auf und ab. Nun ist der Owl Canyon ein der Canyons, die in der freien Slot-Canyon Landschaft am ehesten noch eine Entsprechung haben. Relativ weit ähnelt er von den Formen dem Willis Creek in Utah, nur dass die Felsen hier deutlich rötlicher sind.








Nach einer Stunde stieg ich wieder auf den Sitz der Ladefläche und wurde zurück zum Ausgangspunkt kutschiert. Dort stiegen dann drei weitere Gäste zu und wir fuhren zum Rattlesnake Canyon. Auf der Ladefläche war es schneidend kalt und ich war froh, ausnahmsweise mal feste Schuhe, eine LANGE Hose und auch meine Regenjacke angezogen zu haben.

Der Rattlesnake Canyon ist schon spannender, und mit vier Personen blieb jedem von uns auch Zeit genug für Fotos. Auch hier hatten wir eine Stunde Zeit. Vorne ging es rein in den Canyon, am hinteren Ende wieder raus. Dann zurück zum Anfang und im strömenden Regen warten, bis unser Auto wiederkam, um uns abzuholen. Einziger Trost: Unser Tourguide wurde genauso nass wie wir.









Dann ging es wieder zurück, um sechs weitere Fotobegeisterte abzuholen in den Upper Antelope Canyon. Hier trennte sich die Spreu vom Weizen. Die Mitglieder einer Fototour wurden deutlich besser behandelt als das normale Fußvolk. Aber auch hier war strikte Organisation angesagt: Wer hat extreme Weitwinkel? Du gehörst zu Lower Section, der Rest zur Upper Section. Was bedeutet das nun wieder? Das erfuhren wir am ersten Fotostop. Steven zeichnete mit dem Fuß einen Strich in den Sand und bedeutete der “Lower Section”, mit eingefahrenem Stativ hinzuknieen, damit sich die Upper Section mit ausgefahrenen Stativbeinen hinter uns aufstellen konnte und beide Parteien gleichzeitig knipsen konnten. Für die Zeit von zwei Minuten war der Canyon für uns Fotografen wirklich gesperrt. Kurz vor Ablauf hieß es: 30 Seconds, 15 Seconds und dann marschierten die Fußtruppen wieder durch unser Sichfeld. So ging es hin und her, kreuz und quer.








Und als kleinen Bonus bekamen wir dann noch 20 Minuten Zeit in einem Sidecanyon, um uns dort alleine auszutoben.

Zurück am Ausgangspunkt kam dann freundlicherweise auch die Sonne raus. Hätte sich ruhig mal etwas beeilen können.

Ich fuhr zum Hotel zurück und holte etwas Schlaf nach. Danach Mittagessen. Mittlerweile war die Sonne schon deutlich häufiger sichtbarer geworden.

Wir hatten als offenen Punkt noch immer die Navajo Bridge und Lees Ferry. Auf dem Weg dorthin kamen wir in Page an einem Aussichtspunkt vorbei, den wir bisher noch nicht besichtigt hatten. Von einer schroffen Abrisskante hat man einen tollen Blick in das Colorado Tal und den Damm in der anderen Richtung.



Weiter auf der 89 Richtung Flagstaff und dann irgendwann auf die 89a abbiegen.

Auf der Navajo Bridge, die sich imposant wie immer über den Fluss spannt, hatten wir früher mal das Nest eines Condor-Pärchen gesehen. Mal schauen, ob sie noch da sind. Das Nest bzw. die weißen Flecken der Darmausscheidungen waren nicht mehr zu sehen, dafür flogen uns drei verschiedene Jungtiere dieser gewaltigen Spezies um die Ohren. Majestätisch lassen sie sich von der Termik nach oben treiben, um ihre Flugkünste zu vervollkommnen oder nach Nahrung zu suchen.






Übrigens: Die Fotos der Condore sind KEINE nachträglichen Ausschnitsvergrößerungen.

Letzter Punkt: Der Colorado bei Lees Ferry. Kommt er aus der einen Ecke noch klar und grün dahergeplätschert, belädt er sich an dieser Ecke mit Sand und setzt seinen Weg als schlammige Brühe fort.

Fort mussten wir auch, denn es ging auf den Abend zu und mir schwante Übles, was die Anzahl meiner Fotos betraf. Die warmen Abendsonne beschien die Berge und zwang mich dann doch noch zum einen oder anderen Fotostop.


Es wurden 688 Fotos, daher erscheint der Bericht für diesen Tag erst am
nächsten Morgen (meiner Zeit)

03.06.2017 – Page

Die Überschrift ist kurz, aber nur deshalb, weil ich nicht alles, was wir an diesem Tag erlebt und gesehen haben, dort unterbringen kann. Deshalb: vor dem Lesen mit genügend Getränken und Nahrung versehen.

Es bedeutet

  • 13 Stunden ohne Internet
  • Cameron Trading Post
  • Marble Canyon
  • Lees Ferry
  • Horseshoe Bend
  • Glen Canyon Dam
  • Wahweap Marina
  • Lone Rock Campground
  • Toadstool Hoodoos

Aber fangen wir doch ganz vorne an. Heute ist großer Fahrtag. Tagesziel ist Page im Norden von Arizona. Das bedeutet eine Fahrstrecke von 132 Meilen und eine reine Fahrzeit von 2:13 Minuten. Wenn man direkt durchfährt. Aber da der Weg bekanntlich das Ziel ist, kamen auch wir natürlich nicht nach dieser Zeit an.

Immerhin schafften wir es, schon um 9:10 Uhr auf der Straße zu sein. Die 89 führt von Flagstaff schnurstracks nach Nordern, vorbei am Sunset Crater und Wupatki National Monument. Hinter dem Abzweig zum Grand Canyon liegt die Cameron Trading Post. Dieser weithin und seit langem bekannte Handelsposten bestand früher aus einer Holzbaracke. Wir lernten ihn vor vielen Jahren als “Andenkenladen” für indianischen Schmuck und andere Gegenstände kennen.

Mittlerweile ist der “Laden” richtig groß geworden. Ein Motel wurde drum herum gebaut, welches sich sehen lassen kann. Der Innenhof ist ein regelrechtes Kleinod mit seinen Schatten spendenden Bäumen und den vielen blühenden Pflanzen.

Weiter geht es Richtung Norden. Die roten Felsen begrüßen uns. Und obwohl ich Flagstaff richtig toll finde, ja, man könnte sagen, ich liebe es, war es mir, als wäre ich jetzt erst “zuhause”. Kennt Ihr auch das Gefühl?

Vorbei geht es an schroffen Felswänden, vor denen Navajos ihr karges Dasein fristen.

In Bitter Springs biegen wir von der 89 auf die 89A ab, um einen kurzen Abstecher zum Marble Canyon zu machen. Ein erster Blick auf den Colorado River. Weit wird er überspannt von einer Auto- und einer Fußgängerbrücke. Es wird langsam richtig warm, die Temperaturen sinken nicht mehr unter 90° Fahrenheit. Auf der Brücke eine Menschenansammlung, eine Dame mit einem modernen “Fernrohr”, welches auf eine bestimmte Stelle in der Felswand gerichtet ist. Sie ist Französin, aber man kann ihren Worten entnehmen, dass sich in den Felsen das Nest eines Condors befindet. Und richtig, wenn man durch das Teleskop schaut, schätzungsweise 10fache Vergrößerung = 500 mm, kann man neben einem Felsen, der mit “Baby Poop” übersäht ist, einen dunklen Fleck erspähen, der sich ab und zu bewegt. Zu weit entfernt für meine 200 mm. Und da auch die Elternschaft nicht in der Nähe ist, lehne ich das Angebot eines anderen Nikonianers ab, seine 80-400er Linse aufzuschnallen. Er meinte auch, die Linse wäre sehr “soft”, würde nicht so richtig scharf zeichnen. Also bevor jemand die 2.400 Euro auf den Tisch legt, besser erstmal ausgiebig testen.

Meine Göttergattin bewegte sich vorsichtig immer in der Mitte der Brücke und erreichte so das andere Ende.

Wir fuhren die Straße noch ein paar Meilen weiter, weil auf der Karte das “Vermillion Cliffs National Monument” eingezeichnet war. Dieses war uns völlig unbekannt, obwohl es schon im November 2000 zum National Monument deklariert worden war. Von unserer Straße führte auch keinerlei Weg in die Wildnis, so dass wir kehrt machten und in Richtung “Lees Ferry” fuhren.

Diese Gegend gehört zur National Recreation Area und wurde am Eingang von mehreren Park Rangern kontrolliert. An einer Parkbucht stellten wir den Wagen ab und hüpften durch den heißen Sand bis zum Fluss.

Als sich die Füße einigermaßen abgekühlt hatten, waren die Bodentemperaturen etwas besser zu ertragen. Eine Meile weiter gab es ein schattiges Plätzchen für ein Picnic, von wo aus wir wunderbar die Bootstouren beobachten konnten, die von hier aus die Stromschnellen flussabwärts starteten.

Auch hier kamen die Ranger vorbei und kontrollierten zum einen die “Permissions” – dürfen die Boater überhaupt auf den Fluss – und zum anderen, ob die Ausrüstung ordnungsgemäß und vollstandig vorhanden war. Life Vests, kein Feuerholz und und und. Als wir uns gerade wieder auf den Weg machten, um abzufahren, kam ein riesiger Touristenbus ans Ufer gefahren, um ein paar Gruppen Boater von flussaufwärts in Empfang zu nehmen.

Auf dem Rückweg auf die Hauptraße zeigte das Autothermometer kurzzeitig 100° Fahrenheit = 37°Celsius an. Also Ihr zuhause: Wir können auch warm.

Nächstes Ziel war der Aussichtspunkt “Horseshoe Bend”. Eine Stelle, von der aus man den Colorado River in einer Schleife beobachten kann, die sich wie ein Hufeisen um die Felsen windet. Dort machte sich dann das Wochenende bemerkbar. Der Parkplatz war sehr gut gefüllt und Scharen von Besuchern kamen uns auf dem Wanderweg entgegen. Zuerst geht es leicht bergauf und nach Erreichen des Gipfels in sanftem Trab bergab. Ich erinnere mich noch an unseren letzten Besuch dort. Die beste Ehefrau von allen hatte Mühe, die Kinder davon abzuhalten, zu nah an die ungesicherte und seehr steil und tief abfallende Kante zu gehen. Und selbst mir, der ich normalerweise nicht unter Höhenangst leide, wurde damals ein wenig schwummrig angesichts dieser Dimensionen. Und da ich in dem Urlaub nur ein 24mm Weitwinkel dabei hatte, arbeitete ich mich damals auf dem Bauch liegend an die Kante heran, um die gesamte Schleife abzulichten.

Heute schickte ich meine Göttergattin ganz weit weg, damit sich micht nicht durch Quitschen nervös machen konnte und versprach ihr, in einem Stück in Kürze zurückzukommen. Das Objektiv, das ich diesmal verwendete, das 14-24mm, hat speziell für diesen Einsatzzweck zwei entscheidende Vorteile: 1. bekam ich schon mit 18 mm die komplette Schlucht drauf und 2. hat diese Optik die Fähigkeit, “um die Ecke zu schauen”. D. h. selbst als ich nicht direkt an der Kante stand, nahm die Linse noch Dinge auf, die ich mit bloßem Auge nicht sehen konnte = die äußerste Kante der Schleife. Faszinierend.

Der Rückweg (wir erinnern uns, es ging zum Schluss schön bergab) wurde für die beste Wanderin von allen ein wenig beschwerlich. Da sie sich vorsichtshalber ordentlich mit Sonnenschutz eingesprüht hatte, lag diese wasserfeste Lotion wie ein abdichtender Film auf ihrer Haut und brachte sie auf dem Weg nach oben einem Hitzschlag nahe. Und dass so etwas passieren kann, erlebten wir live mit. Auf dem Fuß-Wanderweg tauchte plötzlich ein Ranger-Wagen auf und holte einen zusammengebrochenen Urlauber ab, der später von einem Krankenwagen abtransportiert wurden. Hätte ich gewusst, dass ich mit dem Wagen da runterfahren kann…

In der Kühle der Klimaanlage beruhigte sich der Kreislauf meiner Wanderin allmählich wieder.

Ein paar Meilen später enterten wir Page. Dieses Nest ist mittlerweile riesig geworden. Ich war auf dem Weg zum Visitor-Center einmal falsch abgeboten und wir durchfuhren die Werft-Straße. Richtig gelesen. An dieser Straße werden hunderte von Booten und Hausbooten geparkt, repariert und gebaut. Man kommt sich fast vor wie in Bremerhaven.

Dann fanden wir (kurz vor Toreschluss, wie wir meinten) doch noch das Visitor Center. Und hier möchte ich kurz über die Eigenart der Zeitzonen in dieser Gegend erzählen: Arizona als solches hat die Sommerzeit. Die Navajo Nation nicht. Und sowohl unser Navi als auch das Radio im Auto wechselten fröhlich, je nach Lust und Sonnenstand, vielleicht auch nach geografischen Gegebenheiten, die Tageszeit. In der Besucherzentrale beriet man uns, was wir noch in der Nähe unternehmen könnten.

Zuerst besuchten wir unsere ehemalige “Badestelle”. Kurz vor dem Damm kann man rechts auf eine Dirt Road einbiegen, nach weniger als einer Meile auf einem Parkplatz den Wagen abstellen und dann noch ein paar hundert Meter die Felsen herablaufen und sich in die Fluten stürzen. Aber da wir vom bergauf Laufen erstmal genug hatten und noch andere Sehenswürdigkeiten auf der Tagesordnung standen, verzichteten wir auf ein Bad und fuhren über den Glen Canyon Damm zum Carl Hayden Visitor Center.

Andere Deutsche, die wir bei Lees Ferry getroffen hatten, hatten uns gewarnt, man dürfe keine Taschen oder irgendwas mit hinein nehmen. Das konnte ich mir nicht vorstellen und so war es auch nicht. Wenn man den Staudamm von innen besichtigen möchte, kann das passen, zumindest sind dort aber auch noch Kameras erlaubt.

Wir füllten unsere Wasserflaschen auf (der Verbrauch heute war deutlich höher als sonst) und tourten über die Brücke vor dem Damm.

Nächstes Ziel war die Wahweap Marina, die wir bisher immer hatten links liegen lassen, da wir dort hätten Eintritt zahlen müssen. Aber mit unserem Nationalparkpass kein Problem.

Die Sonne stand mittlerweile schon etwas tiefer am Horizont und wir machten an einigen Aussichtspunkten Halt.

Wie man sieht, ist dort auf dem See eine ganze Stadt mit Booten entstanden. An einem der Punkte stand ein ein bisschen Furcht einflößendes Bikerpäärchen und mühte sich mit einem Selfie ab. Als wir vorbeifuhren, winkten sie uns zu und ich hielt kurz an, um mit ihrem Handy dann ein (hoffentlich vernünftiges) Foto zu schießen.

Weiter Richtung Norden. Wir überquerten die Grenze nach Utah und bogen nach rechts auf den Lone Rock Campground ab. Dort hatten wir früher schon des öfteren gestanden mit dem Wohnmobil, uns aber wegen des Sandes nie bis ans Ufer getraut. Mit dem Pickup und 4wheel drive keine Sache. Außerdem standen dort schon bestimmt hundert andere Wohnmobilisten. Wir suchten uns ein freies Plätzchen, fuhren nach alter Kauai- Manier rückwärts auf den “Strand” und nahmen unser Picnic-Abendessen ein. Schööön. Im Hintergrund eine merkwürdig gefärbte Wolke, die stellenweise die Sonne verdunkelte. Waldbrand?

Wieviel Zeit ist noch bis Sonnenuntergang? Was können wir bei Tageslicht noch sehen? Ca. 19 Meilen weiter, am Milepost 19 (so die Beschreibung im Visitor Center) liegen die Toadstool Hoodoos. Dort waren wir auch früher mit den Kids schon gewesen, aber bei mir war die Erinnerung schon ziemlich verblasst. Parken, losmarschieren. Über mehr oder weniger markierte Pfade, oder durch das ausgetrocknete Bachbett.

Im letzten Licht, das über die Bergspitzen schien, ein toller Anblick der eigenartigen Felsformationen.

Nur aber langsam ab nach Hause. Im Rückspiegel der Sonnenuntergang, also nochmal kurz halten.

Über zwei Stunden nach Hause? Dann besser vorher noch die Restrooms am Lone Rock aufsuchen. Und dort ergab sich dann für die letzten Fotos des Tages ein toller Himmel.

Auf dem Rückweg gab es keine wichtigen Ereignisse, ausser, dass die Uhr unsere Ankunftszeit von 23.31 Uhr dann irgendwann auf 22.31 Uhr wechselte. Der Himmel war zum Glück bedeckt, so dass ich nicht in die Versuchung kam, noch auf die Milchstraße zu warten.

What a day.

Und morgen machen wir dann einen ganz entspannten und ruhigen Tag.