15.09.2024 – Nördlich von Bishop

Unsere erste Nacht in Bishop war gut. Es ist stark runtergekühlt und ich habe mir überlegt, ob ich auf dem Weg zum Frühstücksraum die fellbesetzten Flip-Flops anziehe. Beim Frühstückstisch kamen wir ins Gespräch mit einem deutschen Ehepaar, vermutlich aus Norddeutschland, die relativ unbedarft in die Urlaubsplanung (so man so etwas nennen kann) eingestiegen waren. Am Morgen in Las Vegas aufgebrochen hatten sie es immerhin bis Bishop geschafft. Allerdings war ihnen der Begriff „Alabama Hills“ und vieles andere, was man nördlich von Lone Pine auf der 395 sehen kann, nicht bekannt.

Zur ihrer Ehrenrettung sei gesagt, dass wir es auf unserem ersten Trip ähnlich gemacht haben. Und noch viel schlimmer: Wir haben quasi in den Alabama Hills, auf dem Tuttle Creek Campground, übernachtet und dabei die Schönheit dieser Gegend nicht erkannt.

Aber die Youngsters hatten für heute Abend ein Zimmer in Mariposa, also dem westlichen Ausgang des Yosemite Parks gebucht. Technisch machbar, aber man benötigt heute, am Sonntag, ein Permit, um überhaupt in den Park einfahren zu können. Schade, dass wir nie erfahren werden, ob sie sich irgendwie in den Park gemogelt haben.

Wir hatten uns für heute auf die Fahne geschrieben, die Gegend nördlich von Bishop zu erkunden. Ein Ziel, von dem ich schon lange träume, sind die Säulen am Crowley Lake. Selbiger liegt ca. eine halbe Autostunde nördlich von Bishop und zieht sich ein paar Meilen entlang der 395. Wenn man am südlichen Ende in eine Straße einbiegt, gelangt man auf asphaltiertem Untergrund ca. 4 Meilen weit. Dann macht (so Alltrails) der Weg eine scharfe Kurve und es geht auf einer Dirtroad weiter. Soweit so gut. Mit einem Sportwagen wäre hier der Weg zu Ende (haben wir später erfahren). Man kann also jetzt zu Fuß ca. zwei Meilen laufen oder man hat ein äußerst geländegängiges Gefährt unter dem Hintern. Beschreibungen im Internet wiesen deutlich darauf hin, dass ein Teil der Wegstrecke nur mit einem Fahrzeug mit Vierradantrieb und hoher Bodenfreiheit zu passieren sei. Vor allem, weil es auch sandig sei. Ich bekam meine Zweifel, ob wir wirklich die Strecke fahren sollten. Schließlich waren wir vor einigen Jahren mal im tiefen Sand trotz Vierradantrieb elendig steckengeblieben.

Aber es gibt ja Youtube-Videos. Und die zeigten fast halbmeterhohe Bodenwellen, einen steilen Anstieg zum Gipfel, aber keinen tiefen Sand. Das kann unsere Black Beauty.

Also kletterten wir erst vorsichtig die Buckelpiste runter. Dann den Vierradantrieb (niedrige Übersetzung) rein und ganz gemütlich zwar unter einigem Schwanken (einen offenen Kaffeebecher hätten wir nicht auf dem Armaturenbrett stehen lassen können), aber ohne durchdrehende Räder auf der entgegengesetzten Seite des Hügels wieder rauf. Das war leicht.

Auf den restlichen zwei Meilen lasen wir dann noch Tiffany auf, die ganz vorne ihren Mustang hatte stehengelassen und nun mehr oder weniger wohlgemut die zwei Meilen hinter sich brachte.

Den Parkplatz erreichten wir dann ohne die geringsten Probleme, neben uns stand nur noch ein Toyota Tacoma, genauso geländegängig wie wir.

Und dann kam der erste Blick nach unten an den Strand.

Die Säulen (Crowley Lake Columns) könnte man fast als weiteres Weltwunder betrachten. Seit der Wasserspiegel des Sees sinkt, werden tausende bis zu sechs Meter hohe Säulen sichtbar. Über die Enstehung gibt es verschiedene Theorien. Die Säulen entstanden durch Wasser, das in heiße Vulkanasche sickerte.

Um in die Nähe der Säulen zu gelangen, müssen wir jetzt nur noch vom Hügel runterlaufen. Obwohl es keinen festgelegten Weg gibt, waren vor uns schon genug Leute gegangen, so dass uns dies keine Probleme bereitete.

Unten angelangt, kommt man aus dem Staunen nicht mehr raus. Obwohl sie schief stehen, ist der Anblick absolut beeindruckend.

Der See ist fast spiegelglatt und zeigt ein schönes Abbild der beeindruckenden Bergkulisse.

Dann ist irgendwann der Weg zu Ende. Und um weiterzukommen, muss man sich an der Säulenwand vorbeiquetschen, kurz über das Wasser laufen und man ist in der nächsten Sektion.

Irgendwann hatten wir alles abgegrast und machten uns wieder auf den Weg nach oben. Wir waren die meiste Zeit zu dritt unterwegs, Tiffany hatte ein ähnliches Tempo drauf wie wir. Klar doch, dass wir sie zu ihrem Wagen mit zurücknahmen und der gebürtigen Kalifornierin noch ein paar gute Tipps zu ihrem Staat mitgaben. Fremdenführer für Einheimische.

Noch haben wir Zeit, noch brauchen wir nichts zu Essen, schauen wir, was die Karten hergeben. Nicht weit nördlich vom Crowley Lake liegt der Flughafen von Mammoth. Und nördlich von ihm geht nach Osten eine Straße ab zur Hot Creek Geological Site. Vor vielen Jahren waren wir mal mit den Kids und dem Wohnmobil auf dieser Straße unterwegs gewesen. Bei schlechtem Wetter. Und außer dem Aussichtspunkt war dort alles gesperrt. Diesmal hatten wir mehr Glück.

Vom Rand des Tales aus bot sich dieser Anblick. Gemächlich zieht der Hot Creek seine Bahnen in seinem Bett und an seinem Rand gibt es immer wieder thermische Aktivität.

Satt leuchtet das Grün des Grases und hebt sich wunderbar vom hellen Braun der Erde und vom tiefen Blau des Himmels ab.

Und auch eine heiße Quelle wird zur Verfügung gestellt. Leider wird an allen Stellen davon abgeraten, an diesen Stellen zu baden.

Weiter geht es Richtung Norden. Dort biegt von der 395 in westlicher Richtung die June Lake Loop ab. Wie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich um den June Lake.

Wir ließen uns am Südende in einer Picknick Area nieder und ließen uns auf der Ladefläche unserer Black Beauty das Mittagessen schmecken. Was beinahe nicht geklappt hätte. Der Dicke ist so hoch, dass Teile der Familie ernsthafte Probleme hatten, die Ladefläche zu besteigen. Aber mit Räuberleiter ging es anschließend.

Was kann es schöneres geben, als gemütlich bei diesem Anblick Picknick zu machen? Sich vorne in die Sitze zu setzen und ein Nickerchen einzuschieben.

Der June Lake ist nur einer von vier Seen, welche sich an der Loop wie Perlen auf einer Perlenkette aneinanderreihen. Den zweiten See ließen wir aus (keine Ahnung, warum), aber den Silver Lake stelle ich doch gerne noch vor:

Zum guten Schluss seht ihr noch den Grant Lake. Allerdings ist die Bergkulisse imposanter.

Wenn man die Loop bis zum Schluss durchfährt, landet man wieder auf der 395, direkt nördlich von der nach Osten führenden 120, welche einen Abzweig zur South Tufa Area des Mono Lake hat.

Diese ist in meinen Augen der schönste Teil des Mono Lake, hier kann man aus der Nähe oder aus der Ferne die bizarren Tuff-Formationen bewundern.

Wir durchwanderten den Trail und konnten sogar auf einer der entfernten Säulen ein Nest mit zwei Fischadlern sehen.

Wie gut, dass ich meine Dicke Berta eingepackt hatte.

Noch ein letzter Blick zurück und dann geht es zum Parkplatz. In den Bergen sammelten sich bedrohliche Wolken an und wir waren uns nicht sicher, ob wir noch ein weiteres Zwischenziel einlegen sollten.

Aber fahren wir erstmal Richtung Süden, Richtung Bishop. Nach ein paar Meilen schien es deutlich besser zu werden, so dass wir südlich des Mammoth Airport nach Westen abbogen, um zwei Meilen zum Convict Lake zu fahren. Aber das Wetter war schneller.

Es reichte gerade für ein Foto und dann machten wir uns endgültig auf den Weg zum Hotel. In Bishop angekommen, noch ein kurzer Einkaufsbummel bei Smart & Final und dann gibt es Abendessen. Wieder mal ein toller und erlebnisreicher Tag.

14.09.2024 – Von Reno nach Bishop

Wir verlassen die Biggest Little City. Viele Tränen weinen wir ihr nicht nach. Auch wenn wir aus den Bergen einen Blick zurück warfen.

Das Hotel war für den Preis OK, Frühstück haben wir uns wieder selbst gemacht. Diesmal Bagles mit Schinken und dann mit Käse überbacken.

Heute geht es nach Süden, nach Bishop in Kalifornien. Eigentlich kartentechnisch total langweilig, weil wir auf der 395 beginnen und unser Hotel liegt an eben dieser Straße. Aber damit ein wenig Abwechselung reinkommt, hat sich die Behörde etwas Besonderes einfallen lassen: Auf dem Stück zwischen Topaz Lake und Bridgeport wird eine Wilduntersquerung gebaut. Und deshalb ist die Straße an einer bestimmten Stelle komplett gesperrt. Natürlich nicht für die Tiere. Und wir dürfen einige zig Meilen Umweg fahren. OK, lernen wir mal was Neues kennen.

Aber vorher haben wir noch ein Zwischenziel eingeplant. Wer wie ich früher die Westernserie Bonanza gesehen hat, dem ist Virginia City durchaus ein Begriff. Wir waren vor mehr als 30 Jahren schon einmal dort gewesen. Das ist so lange her, meine Göttergattin (und die ist normalerweise der Inbegriff eines guten Gedächtnisses) konnte sich zuerst nicht daran erinnern. Aber als ich ihr dann den Laden zeigte, in dem wir im Westernstil ein Foto hatten machen lassen, kam die Erinnerung langsam wieder.

Ansonsten unterscheidet sich diese alte Minenstadt nur wenig von Jerome in Arizona.

Bar reiht sich an Andenkenladen und diese an Läden mit Western-Wear. Da wir zu sehr früher Stunde unterwegs waren, entgingen uns viele dieser Attraktionen, da manche Läden erst um 11 Uhr öffnen. Auch das Shootout auf offener Straße haben wir verpasst. Und darüber bin ich nicht unfroh. Denn wir hatten – oh Wunder – auf der Hauptstraße mittendrin einen Parkplatz ergattert. Ich hätte nicht gewusst, wie ich dem Autovermieter die Kugellöcher hätte erklären können.

Wir warfen noch ein paar Blicke in die wenigen geöffneten Türen und schwangen uns wieder in unsere (intakte) Black Beauty.

Über kurvige Bergstraßen landeten wir wieder in Carson City, diesmal nicht nur zum Tanken. Auch ein paar frische Lebensmittel landeten im Einkaufswagen. Unter anderem ein Cranberry-Walnuss-Brot. Dieses war von Konsistenz (also der Knautschbarkeit) sehr ähnlich unserem deutschen Brot. Ein Laib kostet 8,99 USD, aber das probieren wir. Werde demnächst darüber berichten.

Frisch getankt ging es dann weiter Richtung Süden auf der 395, bis wir etwas nördlich von Topaz Lake nach Osten auf die 208 abbogen. Diese führte uns dann direkt nach Bridgeport, einem kleinen Nest, was zumindest mit einem geschlossenen Visitor Center aufwarten konnte. Aber das dörfliche Museum war geöffnet und die Dame dort konnte uns bei der Suche nach heißen Quellen weiterhelfen.

Karin war von ihren Recherchen im Gedächtnis geblieben, dass es in der Gegend Hot Springs geben sollte. Die Einheimischen geben solche Quellen im allgemeinen nicht gerne bekannt. So auch diesmal. Erst nach einigem Bohren kam die Lady mit einer handgezeichneten Karte (immerhin eine Fotokopie und nicht auf Tierhaut eingeritzt) hervor: Noch ca. 2-3 Meilen auf der 395 nach Süden, dann auf die Jack Sawyer Road abbiegen. Und ab da war es dann sowieso ausgeschildert.

Wir passierten in Bridgeport noch das schöne Courthouse und setzten uns auf die 395.

So klein ist Bridgeport.

Man kommt sich bei den Travertine Hotsprings fast vor wie in Little Yellowstone. Es führt ein Rundweg zu verschiedenen heißen Quellen.

In manchen kann man baden (mehr als einmal). In anderen kann man nur Eier kochen. Manche sind extrem farbenprächtig.

 

Andere blubbern aus dem Boden einfach nur vor sich hin.

Es geht weiter nach Süden. Als nächstes Ziel haben wir die alte Minenstadt Bodie ausgewählt. Diese hatten wir schon einige Male besucht, das letzte Mal bei extrem schlechtem Wetter. Von Norden kommend biegt man nach Osten auf die 270 ab. 10 Meilen sind asphaltiert, danach folgen in Statepark 3 Meilen Gravelroad. Pro Person darf man 8 USD abdrücken und schon ist man in der Zeit einige Jahrzehnte zurückversetzt.

Der Unterschied zu Virginia City liegt darin, dass man diese Stadt im Status quo behält, maximal vor dem Verfall bewahrt, aber ansonsten keine touristischen Attraktionen zur Verfügung stellt. Das einzige ist eine Minenführung.

Aber man kann sich in Ruhe die alten Gebäude anschauen.

Auch ein Blick nach innen ist erlaubt. Ob diese Unterkunft allerdings auch nur für eine Ein-Sterne-Berwertung gereicht hätte, das wage ich zu bezweifeln.

Im Museum gibt es vieles aus den alten Tagen. Unter anderem gab es dort einen Elektromotor. Das ist nichts Besonderes. Fakt ist aber, dass dies der erste Motor war, dessen Strom nicht vor Ort produziert wurde, sondern in einem 13 Meilen entfernten Kraftwerk am Virginia Creek.

Wie mache ich mich vor dieser Kulisse? Vom Alter her passe ich schon ganz gut dazu.

Unser Wagen war deutlich bequemer als dieses Gefährt. Und dazu noch eine Anmerkung: Wir sind ja in den letzten Jahren in den USA regelmäßig „big trucks“ gefahren. Also immer die Klasse Ford F150 bzw. Dodge RAM 1500. Diese Autos bieten bei extremer Leistungsfähigkeit und Vielseitigkeit einen großen Komfort. Unser jetziger Dodge RAM 2500 ist deutlich mehr als Arbeitstier ausgelegt und ist auf der Straße (zumindest nach meinem Empfinden) ruppiger als seine kleineren Brüder. Dafür nahm er (vielleicht hat er größere Reifen) die Waschbrett-Wellen auf der Dirt Road wesentlich besser.

Während bei uns Selfie-Time war, trafen wir noch auf zwei Stuttgarter Pärchen, die mit zwei Trikes unterwegs waren. Nachdem die Verständigungsprobleme überwunden waren, konnten wir ihnen noch ein paar gute Tipps für den Yosemite geben und machten uns danach auf die weitere Reise.

Am Conway Pass gibt es einen Aussichtspunkt, von wo aus man das ganze Tal incl. Mono Lake gut überblicken kann.

Ein bisschen später waren wir dem See noch ein Stückchen näher und hielten für ein weiteres Foto an.

Dann kamen alte Erinnerungen hoch: Am westlichen Rand gibt es Tufa-Formationen, die wir bei einem früheren Urlaub besucht hatten. In meinem fotografischen Eifer war ich ein wenig über das Ziel (bzw. den festen Weg) hinausgeschossen und bis Mitte Oberschenkel in die matschige Brühe eingesunken. Gut, dass wir auch damals schon einen Truck fuhren, die dreckigen Klamotten hätten wir auf keinen Fall ins Wageninnere nehmen können.

Aber jetzt war ich ja vorgewarnt und holte ganz gemütlich meine dicke Berta raus und holte mir die Tufa-Formationen einfach nah ran. Geht doch.

Jetzt ist es nur noch eine knappe Stunde bis nach Bishop, wo wir 6 Nächte verbringen werden. Für die ersten 3 Nächte haben wir ein Upgrade auf eine Suite bekommen, hoffentlich klappt das auch für die nächsten drei Nächte.

 

04.06.2022 – Ancient Bristlecone Pine Forest – Mono Lake

Nachdem wir uns gestern zur Genüge ausgetobt hatten, konnten wir heute mal wieder mehr die Reifen arbeiten lassen.

Ziel: Der Ancient Bristlecone Pine Forest. Hatten wir in früheren Jahren schon einmal besucht, aber damals hatte uns Schneegestöber im Herbst schnell wieder vom Berg runtergescheucht.

Der Forest liegt etwas südöstlich von Bishop und ist über eine mehr als 20 Meilen lange Straße, die ständig bergauf führt, zu erreichen.

Zum Glück gibt es einen Zwischenstop mit Aussichtspunkt, damit man sich ein ganz klein wenig besser an die Höhe gewöhnen kann.

Hier haben wir einen tollen Überblick über die Sierra Nevada.

Im Besucherzentrum wurden wir freundlichst beraten – so wie meistens.

Uns wurden 3 Trails vorgeschlagen. In Anbetracht des gestrigen Tages (und der Höhe, wir hatten mal wieder die 3000 m überschritten) entschieden wir uns für den 1-Meilen-Weg. Und erfuhren hinterher, dass das der Weg mit den heftigsten Steigungen war. Clever. Jedenfalls stapften wir tapfer und vor allen Dingen langsam den Berg herauf und schauten uns jeden Baum einzeln und mit großer Wonne an.

Was macht diese Gegend so besonders? Die oben im Titel erwähnte Pinie ist das älteste Lebewesen auf dieser Erde. Edmund P. Schulman hatte mithilfe der Baumringmethode herausgefunden, dass dort Bäume WACHSEN, die ca. 2000 vor Christus damit angefangen haben. Damit sind sie über 4000 Jahre alt. Dies führte dazu, dass auch die Radiocarbonmethode überprüft bzw. quasi kalibriert werden konnte.

Das rauhe Klima sorgt dafür, dass andere Bäume wenig Überlebenschancen haben und auch dafür, dass die Bäume extrem langsam wachsen.

Nachdem wir unsere Runde gedreht hatten, gingen die Überlegungen los, was wir mit dem Rest des Tages anstellen könnten.

Mir kam die Idee, noch mal wieder den Mono Lake zu besuchen. Aber nicht auf der herkömmlichen Strecke, das wäre langweilig gewesen.

Von der Zufahrtsstraße zum Forest bogen wir nach links auf die 168 ab, bis wir schließlich auf die 266 stießen, welche nach der Staatsgrenze zu Nevada zur 264 wurde.

Die Gegend war zumindest optisch nicht zu öde, obwohl es stellenweise lange einfach nur geradeaus ging.

Von der 264 bogen wir dann auf die 6 Richtung Westen ab, um in Benton endlich unser Mittagessen einzunehmen. Benton, ein kleines Nest, aber voller Leben. Gesegnet mit einem riesigen gepflegten Citypark, sauberen Toiletten und einem gerade beginnenden Dorffest. Dem schlossen wir uns NICHT an.

Gerade als wir vom Parkplatz wieder auf die Straße einbiegen wollten, standen dort ein paar Herren mit einem Tisch mit Snacks und Getränken. Neugierig wollte ich wissen, wozu das gut sei: Eine Radtour, beginnend in Bishop und ebendort endend, quasi die gleiche (Tor-)Tour, die wir mit dem Auto zurücklegten.

Und wirklich, einig zig Rennradler begegneten uns mehr oder weniger frisch auf der Strecke. Wir hatten uns schon am Toilettenhäuschen über die sportlich angezogenen und so gar nicht zum Rest der Dorfgemeinschaft passenden Wesen gewundert.

Kurz aus Benton raus dachten wir, wir hätten uns verfahren und wären schon wieder in den Alabama Hills gelandet. Sah aber nur so ähnlich aus.

Dann auf der 6, immer wieder wurden uns Schilder mit kreuzenden Pferden gezeigt, stand wirklich ein einsames Wildpferd in der Pampa. Laut Angaben eines Herren, der aus der Gegend stammte, gibt es hier noch einige Wildpferdeherden, die allerdings nicht an der Hauptstraße, sondern mehr im Hinterland.

Nicht lange danach, die Landschaft wurde schon ein wenig abwechselungsreicher, sahen wir aus der Höhe den Mono Lake mit türkisfarbenem Wasser. So hatten wir ihn noch nie gesehen.

Auto parken und runterlaufen.

Eine freiwillige Helferin stand dort mit einem Fernrohr und zeigte uns einen Osprey, einen Fischadler, der einsam auf einer Tuffa-Säule saß. Besser komme ich mit meinem Tele da nicht ran.

Was deutlich besser klappte, war das Fotografieren der Schwalben. Diese wuselten immer wieder extrem flink durch die Luft und bedienten sich der vielen kleinen Fliegen am Wasser. Ich versuchte gar nicht erst, sie im Flug zu erwischen, aber freundlicherweise machten sie auf den Felsen immer mal wieder Pause.

Zwischendurch kam immer mal wieder die Sonne raus und beleuchtete das Gestein wunderbar im Abendlicht.

Die Lady hatte uns empfohlen, an einer bestimmten Stelle den Sonnenuntergang nicht zu verpassen, also machten wir Brotzeit am Auto und gingen dann wieder los.

Ein Familienvater wies uns freundlicherweise darauf hin, dass auf einem bestimmten Felsen eine Eule zu sehen war. Nach genauem Hinschauen erkannten wir sie und auch das Junge, welches neugierig hinter dem Felsen herlugte. Auf einem anderen Felsen saß der Ehepartner/die Ehepartnerin.

Das Besondere an diesem Sonnenuntergang waren die Wolkenformationen, die es uns angetan hatten.

Aber schließlich war das Licht weg und wir machten uns auf die einstündige Rückfahrt im Dunkel, bis wir schließlich um 21.35 Uhr unser Hotel erreichten.

 

02.10.2018 – Fahrt von Lone Pine nach Topaz Lake

Aufbruchsstimmung. Wir müssen das gemütliche Nest Lone Pine mit dem tollen Blick auf die Sierra Nevada verlassen. Den morgentlichen Anblick auf dem Weg zum Frühstücksraum werde ich vermissen.  Vielleicht wird es ja nicht ganz so schlimm, weil das Unwetter „Rosa“ mittlerweile doch seinen Weg ins Owens Valley gefunden hat. Jedenfalls war unser Wagen heute morgen nass.

Aber wie um uns den Abschied zu versüßen, brach die Sonne dann doch noch durch die Wolken und strahlte die Bergkette im schönsten Licht an. WÄHREND des Frühstücks (damit ihr mal seht, was ich für die Leserschaft auf mich nehme), trabte ich immer wieder von „vor dem Hotel“ über eine vierspurige Autostraße

bis hinter das Hotel, um die Sonne auf der anderen Seite einzufangen. Ich hoffe, ihr würdigt diese sportliche und heroische Aktion.

Während unserer sehnsüchtigen Blicke in die Ferne fiel einem Nachbarn am Nebentisch (Kleidung: Wanderstiefel+eleganter Schottenrock) eine Gottesanbeterin auf, die außen an der Scheibe klebte und wohl auf eine Einladung unsererseits wartete, um am Frühstück teilhaben zu können.

Mit der Abrechnerei klappte ausnahmsweise mal alles und wir machten uns wohlgestärkt auf den Weg nach Norden.

Wir durchquerten wieder Bishop, tankten im Norden am Casino nochmal voll (Sprit war dort am billigsten) und hielten uns auf der 395, bis nördlich von Mammoth Lakes die June Lake Loop begann. Den Abzweig hatten wir schon einige Male gesehen und auch den Wunsch gehabt, dort mal reinzufahren. Aber wie das so ist, meistens fehlt die Zeit oder es ist irgendwas anderes. Diesmal passte es und wir fuhren langsam bei strömendem Regen in die Bergwelt hinein. Genaugenommen hatte ich keine bzw. eine falsche Vorstellung davon gehabt, was mich erwartet: Eine eher eintönige Fahrt durch Meadows, unterbrochen von etwas feuchtem, z.B. Seen.

Aber wir kamen in eine fantastische Bergwelt hinein, machten am Campground Halt für ein Foto:

Danach ging es weiter zur June Lake Village, auch bei Regen.

Sieht so ein bisschen aus wie ein schweizer Bergdorf, nur eben anders. Die Loop zieht sich weiter entlang an schroffen Felswänden, in denen tief der Regen hing.

Nächster See auf der Reise war der Grant Lake. Dort fuhren wir nur kurz auf einen Campground, genossen für eine 1/160 sek. die Aussicht.

Die Schleife kommt fast genau an der Stelle auf die 395, wo wir gestern schonmal nach South Tuffa abgebogen waren. Mittlerweile hatten sich die Wolken etwas gelichtet und gaben einen geradezu dramatischen Himmel frei.

Und es sah so aus, als würde der Mono Lake in der Sonne liegen. Diesmal war mein langes 200-500er Tele ja sowieso im Wagen, also hoppelten wir erneut die Straße herunter und marschierten zum See.

Mit dem Tele konnte einen dieser mundvoll Vogel einfangen,

mit einer anderen Optik die Tuffa Formationen mit dem Wolkenhimmel.

Was dort lästig werden kann, sind die vielen kleinen Schmeißfliegen, die zu Hauf am Wasser lagern.

Sattgesehen? Ja, definitiv.

Nächstes Ziel war das Visitor Center, wo wir uns Rat holten, was als nächstes zu besichtigen wäre. Empfohlen wurde uns der Lundy Canyon mit Wasserfällen in der Nähe. Fallendes Wasser hatten wir auch von oben, aber irgendwie reizt es erwachsene Menschen ja immer wieder zu beobachten, wie Wasser einen Felsen herunterfällt. Nach ca. 5 Meilen hörte die asphaltierte Straße auf

und über einen schlechtern Waldweg ging es zum Parkplatz, von wo die Wasserfälle innerhalb einer Meile zu sehen sein sollten. Wir zogen uns (zum ersten Mal in diesem Urlaub) eine Regenjacke an und schlugen uns durch die Büsche

bis zu einem kleinen See.

Immer wieder kam die Sonne durch die Wolken.

Der Blick zurück ins Tal deutete an, wie schön es mit Sonnenschein hätte sein können.

Nach dem See gabelte sich der Weg und wir fingen an zu klettern. Die Felsen waren all von Eisenoxiden durchsetzt und farblich total anders als es z.B. in Lone Pine der Fall war. Über Muränen und Felsabbrüche stiefelten wir auf und ab, bis wir schließlich dem Wasserfall ein ganzes Stück näher gekommen waren.

Wie farbenprächtig müssen diese Bäume leuchten, wenn da die Sonne reinscheint.

Wir hätten auch noch näher an den Wasserfall heranwandern können, aber vom fotografischen hätte mich das nicht viel weitergebracht. Außerdem hatten wir bis Topaz noch über eine Stunde zu fahren.

Also auf dem gleichen Weg zurück, ab auf die 395 und los geht es. Wir passierten Bridgeport, einem ähnlich großen Nest wie Bishop, danach Walker und fuhren anschließend in den Walker Canyon ein. Abgesehen davon, dass ein großes Feuer die meisten Bäume dort vernichtet hat, ist es ein unheimlich schöner Canyon, den man bei besserem Wetter gerne mal in Ruhe durchfahren möchte. Er erinnerte mich an diverse Schluchten in Idaho mit dem Snake River oder dem Salmon River.

Nach Verlassen des Canyons öffnete sich die Landschaft, wir durchfuhren hauptsächlich Ranchland. Die Sonne verschwand hinter den Bergen

und gegen 18 Uhr erreichten wir unser Hotel am Topaz Lake in Nevada. Dort wurde (ob vom Hotel oder der Stadt organisiert, weiß ich nicht) ein Regenbogen (Zitat meiner besten Ehefrau von allen: Sonnenbogen) geboten, so wie ich ihn lange nicht gesehen habe.

Perfektes Halbrund und sogar stellenweise als Doppelbogen ausgeführt. Echt Spitze, so eine Touristenattraktion.

Nach dem Einräumen unseres Zimmers (Internet dort ist grottenlangsam, deshalb wird dieser Bericht mal wieder in der Lobby geschrieben) ein letzter Blick zum Himmel, wo die Farben explodierten:

Gute Nacht zusammen.

01.10.2018 – Sabrina Lake – North Lake – Rock Creek Lake – Mono Lake

Kennt Ihr das? Nach einem fürchterlich anstrengenden Tag, an dem man körperlich total zerschlagen ist, steht man am nächsten Tag frisch, munter und ohne Beschwerden wieder auf. Nein? Ich auch nicht.

Die Wanderung gestern hatte ihre Spuren hinterlassen. Also beschlossen wir, für heute mal die über 300 Pferdchen für uns arbeiten zu lassen. Machen wir doch eine Seen-Tour.

Aus lokalen Prospekten hatten wir entnommen, dass der Sabrina Lake ein lohnendes Ziel sei. Man biegt in Bishop nach links ab und fährt dann noch ca. 19 Meilen in die Berge.

Aber halt, so weit sind wir ja noch nicht. Erstmal müssen wir nach Bishop kommen. DAVOR geht es zum Frühstück. Die Bergspitzen der Sierra sind so gerade eben noch nicht ins Sonnenlicht getaucht, was dem Gebirge ein mystisches Aussehen gibt.

Das Frühstück ist das gleiche wie gestern. Interessant für alle Westernfans die Dekoration an den Wänden.

Lohnenswert zu erwähnen sei die Tatsache, dass sie es hier schaffen, den Bacon schön knusprig zu backen. Auch erwähnenswert (aber im negativen Sinne) ist eindeutig das Personal an der Rezeption. Hatte uns die Dame gestern zugesagt, wir könnten unser Zimmer für die restlichen zwei Tage behalten, war die Kollegin heute der felsenfesten Überzeugung, wir müssten gleich erstmal ausziehen und am Abend wieder einchecken. Dann hatte sie uns auch noch für eine Nacht einen falschen Preis berechnet, was dazu führte, dass wir bei einer anderen Rezeptionistin reklamierten. Und gleichzeitig auch wegen des Zimmers (ja, ich kann den Genitiv) nochmal nachhakten. Ja, kein Problem, wir wären sowieso schon für unseren alten Raum eingetragen gewesen. WAS SOLL DAS ALSO? OK, wenn Inkompetenz und Unlust zusammen kommen, kann sowas passieren. Sollte aber nicht.

Egal, machen wir uns auf den Weg. Unsere Route führte uns durch ein kleines Nest namens Independence. Hier hat der Tourismus so gut wie nicht hingespuckt, wahrscheinlich wird alles von Lone Pine abgefangen. Aber einige hübsche Häuschen haben sie hier noch stehen:

 

Wie schon gesagt, bogen wir in Bishop nach links auf die 168 ab in die Berge. Eine gut ausgebaute Straße

führte uns höher und höher.

An einer Stelle mussten wir einfach halten, weil das Herbstlaub so wunderbar mit dem blauen Himmel und den grauen Felsen kontrastierte.

Und weil das auch einem anderen Nikonianer aufgefallen war, vertraute ich ihm mal meine Knipskommode an für ein Gruppenfoto:

Die meisten Handyfotografen hätten daraus irgendwas gemacht, aber keine schöne Aufnahme. Nebenbei verriet er uns, dass wir unbedingt noch zum Rock Creek Lake fahren sollten, dort wären die Herbstfarben noch viiiiel ausgeprägter. Schauen wir mal.

Oben angekommen begrüßte uns wirklich eine unwahrscheinliche Farbenpracht.

Der See selbst ist ganz nett (halt ein Stausee) und für Wassersport geeignet.

Von der Straße zweigt ein Weg zum sogenannten North Lake ab. Auch dieser ist malerisch in die Berge eingebettet und von vielen bunten Bäumen und Sträuchern umgeben.

Auf dem Weg auf die Hauptstraße war uns noch ein Wasserfall aufgefallen. Da gibt es logischerweise für mich kein Halten mehr. Blöd nur, dass die beste Fotografierposition auf der anderen Seite lag. Aber meine findige Göttergattin stürzte sich todesmutig auf die „Brücke“, die ihre besten Jahre schon hinter sich hatte.

Als sie wohlbehalten drüben anbekommen war und ich sicher sein konnte, dass keine Gefahr für Kamera und Objektive bestand, machte ich mich auch (bestimmt nicht weniger unelegant) auf die Reise.

Ergebnis:

Dann auf dem gleichen Weg wieder zum Auto und den Berg hinunter nach Bishop. Dort kurz tanken und im Citypark die Fliesenabteilung aufsuchen.

Bishop selbst ist eine Mischung aus Touristenstadt und Versorgungszentrum für die umliegende Gegend. Der einzige Laden, der die Bezeichnung „Supermarkt“ annähernd verdient, ist VONS. Dafür gibt es Tankstellen zu Hauf (und alle billiger als Lone Pine).

Wir hatten ja den Tip bekommen, der Rock Creek Lake wäre ja sooo toll. Von Bishop aus fährt man auf der 395 nach Norden bis Tom’s Place und von dort Richtung Westen nochmal 9 Meilen in die Berge. Die Straßen waren tatsächlich überreichlich mit gelben Blättern tragenden Bäumen gesäumt, aber fotografisch gab das nicht so wirklich viel her.

Der See selbst: Hübsch, nichts außergewöhnliches, aber für ein Picknick allemal geeignet.

Nach vollzogener Bauchbefüllung (es gab Costco-Brot mit Philadelphia und Schinken) noch ein paar andere Ecken des Sees entdecken (und immer aufpassen, dass einem kein Angler vor die Flinte bzw. die Optik läuft).

Auf dem Weg nach unten begegneten uns sogar ein paar wenige Redwoods (Mammutbäume), allerdings noch nicht ganz ausgewachsen.

Als wir den See verließen, war es gerade 15 Uhr und wir überlegten, was wir noch in diesen Tag reinpacken könnten. Das angekündigte Unwetter, welches sich durch das Owens Valley ziehen sollte, hatte sich offensichtlich verlaufen und statt Regen, Sturm und Wolken hatten wir wunderbar blauen Himmel. Ich hatte die Idee, wir könnten ja noch bis zum Mono Lake rauffahren und diesen mal bei Sonnenlicht erleben. Wer meine Reiseberichte durchgeblättert hat, weiß, dass ich am westlichen Ende beinahe eines Schuhs verlustig gegangen wäre, als ich bis zu den Oberschenkeln im Schlamm steckte.

Aus diesem Grund wählten wir einen anderen Zugang „South Tuffa“. Bitte nicht mit dem Lebensmittel „Tuffi“ verwechseln. Der Zugang dorthin ging auch über Bohlen bis zum Strand, war aber ansonsten ungefährlich, was das Einsinken betraf. Dafür lagen die Gesteinsformationen toll im warmen Abendlicht.

Auch hier hatte meine Göttergattin das Glück, dass uns ein Nikonianer über den Weg lief. Und ich hatte also keine Ausrede, um mich einem Gruppenfoto zu verweigern.

Interessant noch die winzig kleinen Wasservögel, die auf dem salzigen Wasser schwammen. Ich schätze mal, pro Vogel ist das nicht einmal ein Mund voll.

Wir wanderten weiter, so es der Trail erlaubte

und kehrten dann zum Parkplatz zurück. Ich diesmal mit sauberen Klamotten.

Auf dem Weg glänzten diese Sträucher im Gegenlicht:

Von oben auf der Höhe gab es noch eine letzte Gelegenheit, den See komplett zu sehen (und aufzunehmen) – dank Fisheye.

Bevor es auf die Hauptstraße ging, noch ein letztes Foto mit der roten Planzenwelt.

Wir hatten uns noch überlegt, den Sonnenuntergang am Mono Lake zu verbringen. Aber da unser Navi zwei Stunden Fahrzeit anzeigte, ließen wir die Vernunft siegen und fuhren in den Abend rein. Ein toller Tag geht zu Ende.