Vor uns liegen drei mehr oder weniger langweilige Fahrtage, um zum Flughafen nach Montreal zurückzukommen.
Dazu müssen wir erstmal das wunderschöne Zimmer in Digby verlassen, welches uns die stürmischen Tage in diesem süßen Fischernest doch sehr angenehm gestaltet hat. Falls jemand mal unbedingt nach Digby muss (z.B. geschäftlich in Sachen Muscheln), dann sollte er sich unbedingt dort einquartieren. Es gibt dort sehr viele unterschiedliche Zimmer, jedes auf seine Weise sehr modern und unterschiedlich gestaltet.
Da wir gestern schon festgestellt hatten, dass das Frühstück beim Zimmer nicht dabei war und wir andererseits auf die Wiederholung von Tim Horton verzichten konnten, zauberte meine Göttergattin aus Brötchen von Costco, Käse, Schinken und Tomaten mit Hilfe der Mikrowelle ein mindestens ebenbürtiges, nein, ein deutlich besseres Frühstück.
Nun geht es auf die Piste. Reine Fahrzeit ca. 4,5 Stunden (wir wollten ja nicht die Fähre nehmen, die ja sowieso nicht fährt).
Aber das lässt uns Zeit, am Wegesrand liegende Ziele anzufahren (unter anderem einen Modeladen, liegt halt am Wegesrand).
Zuerst stoppten wir kurz in Anapolis Royal, ein Nest, von dem es außer dem Namen nicht viel Interessantes zu berichten gibt.
Ca. 2 Autostunden später trudelten wir dann in Truro ein. Ich hatte mir von Fotos, die ich gesehen hatte, mehr davon versprochen. Aber zumindest die Library und eine der Steinkirchen
sehen nicht schlecht aus von außen.
Bitte nicht wundern über den merkwürdigen Vordergrund: Dort war gerade Vogelscheuchenfest.
Die Mainstreet downtown: Wie viele andere hier.
Weiter geht es. Von Truro aus führt eine (ziemlich große) Landzunge nach Westen, in die Bay of Fundy hinein. Dort liegt das Örtchen Parrsboro, welches für seinen Mineralienreichtum an den Küsten bekannt ist. Das wollten wir auch sehen.
Wir wendeten uns nach Partrige Island, fuhren auf den Strand und suchten diesen nach Amethyst-Drusen und Achaten ab. Zumindest mir fehlte die Qualifikation, einen Amethysten, der noch eingeschlossen ist, zu erkennen. Achate hätte ich noch erkannt, aber davon gab es genauso wenige. Ein Einheimischer, der uns über den Weg lief, meinte, dass diese auf der Seeseite der insel zu finden seien. Aber die ist nur mit dem Boot zu erreichen.
Na gut, haben wir zumindest etwas für unseren Schrittzähler getan und einen langen Strandspaziergang gemacht.
Und eine schöne Schale einer Schnecke gefunden. Habe ich aber dagelassen. Wir haben was Besseres zum Abendessen.
Jetzt noch 1,5 Stunden bis nach Moncton, wo wir schon einmal 4 Nächte verbracht hatten. Bei der Reservierung hatte ich mich richtig eingeschleimt und um ein Zimmerupgrade gebeten.
Als wir ankamen, meinte die freundliche Dame an der Rezeption, dass wir eines bekommen hätten.
Wie groß war unsere Überraschung, als wir das gleiche Zimmer wie beim letzten Mal bekamen. Also die Business-Suite mit dem Riesen-Schreibtisch. Nur diesmal für einen deutlich günstigeren Kurs.
Aus Freude darüber mussten wir das gesparte Geld wieder loswerden. Und wo geht das besser als bei Marshalls. Liegt ja wie erwähnt am Wegesrand. Nicht direkt an unserem, aber an irgendeinem.
Nach erfolgreicher Jagd noch den restlichen Kartoffelsalat und ein paar andere Reste vernichten. Der Tag war doch nicht so langweilig wie befürchtet.

Wir kämpften uns durch den Wind und den Regen bis zur Südspitze von Brier Island, um den dortigen Leuchtturm zu umrunden.
Echt aufregend, vor allen Dingen, wenn Dir der Wind dermaßen stark entgegenbläst, dass Du Dich mit vollem Körpergewicht (und das will bei mir was heißen) dagegenlehnen kannst.
Auf dem Rückweg sahen wir mal, wie stark der Wind sein kann: Selbst Kühe werden total verstrubbelt.
Kurz danach lief uns ein Minischwein über den Weg. Sachen gibts. Dabei heißt es doch in Norddeutschland erst dann Sturm, wenn die Schafe keine Locken mehr tragen.
Auch der Hafen klein, schnuckelig und gut vor den Elementen geschützt.
Die Fähre kam relativ schnell (sie fährt jeweils zur vollen Stunde von Ost nach West und jeweils 25 nach in die Gegenrichtung).
Auf dem Rückweg durch Long Island hatten wir endlich die Gelegenheit zu einer etwas längeren Wanderung: Es gibt dort (analog zum Arches National Park) einen balancierenden Felsen. In den USA heißt er Balanced Rock, hier Balancing Rock. Nach ca. 1 Kilometer durch feuchten Nadelwald geht es 253 Stufen nach unten, bis man vor einer wilden Felsenküste aus Basalt steht.
Wer von Euch mal Harry Potter und die Jagd nach den Horkruxen gesehen hat, wird unwillkürlich bei diesem Anblick daran denken. Kommentar von K.: Das hatte ich so nicht erwartet.
Und dass der einsame Felsen bei dem Sturm immer noch steht, ist schon ein Wunder. Wir haben uns jedenfalls vorsichtshalber NICHT dagegengelehnt.
Beim Leuchtturm selbst wehte der Wind so stark, dass mir beinahe die Tür beim Öffnen aus der Hand gerissen wurde (damit hatte keiner von uns gerechnet).
Schließlich stellten wir uns parallel zur Leitplanke am Abgrund auf und sahen zu, wie die Wellen meterhoch an die Küste brandeten.

Dann schlug der Regen wieder voll zu. Den nächsten Halt legten wir bei MD in Yarmouth ein, um mehreren körperlichen Bedürfnissen nachzukommen. Also Essen hatten wir eigentlich genug eingepackt 😉
Nette Idee: Eine Bank aus Hummerkörben, nur nicht die Füße in die Löcher stecken…
Und dann das Highlight des Nachmittages: Auf der Entfernungstafel hatte man die wichtigste Stadt (zweite von unten) nicht vergessen: Essen. Hatte ich schon erwähnt, dass ich aus Essen komme?
Leicht zerzaust machten wir uns auf den weiteren Weg.
b) offensichtlich zu beschäftigt ist, um einen verrotteten Kai abzureißen.
Der Regen fing pünktlich wieder an, als wir im Auto saßen. Jetzt ist es nur noch eine Stunde bis Digby. Was erwartet mich dort? Ein Fischerdorf. Ein winziges muffiges Hotelzimmer, wo der Schimmel lebhaft von den Wänden kriecht.
Aber nein, die Überraschung war perfekt, als wir an der alten Fassade des Hauses vorbei eine saubere, helle Treppe hinaufstiegen und unser Luxus-Appartement betraten.
So etwas haben wir den ganzen Urlaub noch nicht gehabt.
Auch so macht Digby den Eindruck eines gemütlichen Dorfes, in dem der Tourismus zwar eine Rolle spielt, aber nicht die Haupteinnahmequelle. Die besteht aus der Fischerei. Und zwar Jakobsmuscheln und Makrelen.
Bemerkenswert fand ich die Form der Boote. Bestimmt 7-8 Meter breit und dabei so kurz, dass sie schon fast stummelig wirkten.
Auf dem Rückweg mal ein Foto über die nächtliche Straße von Digby (die Bürgersteige wurden gerade hochgeklappt)
und den Boardwalk.
Imposant ragt der einzelne Felsen aus dem umliegenden Meeresboden heraus.
Um ihn herum nur eine lose Geröllwüste, ab und zu mit Algen und Seetang bedeckt.
Kaum vorstellbar, dass sich hier das Wasser zu Hochzeiten 12 und mehr Meter höher aufhält.
Immer mit Blick auf die feuchte Seite marschieren wir am Ufer entlang, fotografieren auch den nächsten einzelnen Felsen und umrunden das wie ein Schiff hochragende Stück Stein und Erde.
Wer sich die Fotos des vorvorigen Tages ansieht, wird erkennen, wie hoch das Wasser vorgestern schon gestiegen war.
Das nächste Ziel, das wir beim letzten Mal verpasst haben wegen einer möglichen falschen Gezeitentabelle, ist die Tidal Bore bei South Maitland.
Am Fundal Tidal Interpretive Centre stellen wir fest, dass wir wirklich noch reichlich Zeit haben. Es sei denn, die Welle hat eine Abkürzung genommen und kommt unangekündigt früher…
Irgendwann war es dann soweit. Wir wussten ja von Moncton, was uns erwartete und waren entsprechend gespannt. Aber die Enttäuschung war groß, als das Wasser zwar – wie versprochen und erwartet – flussaufwärts strömte, aber von einer Welle nicht die Spur. Vielleicht stellt der Fremdenverkehrsverein sie nur an, wenn Surfer auf ihr reiten wollen? Werden wir anfragen. Aber zur Zeit sind alle Visitorcenter „closed for offseason“.
Gut, es ist noch früh, etwas Energie bleibt uns. Zurück nach Dartmouth und die Shopping-Einrichtungen unsicher machen. Ein Thai-Food-Laden lockt. Es war, drücken wir es mal vorsichtig und elegant aus, gut gewürzt. So gut, dass wir Reis nachbestellen mussten, um die Würze etwas abzumildern.
Oder ein weiterer bei Middle Point Cove (wenigstens genauso bekannt):
Dann wurde es aber schon ein bisschen bekannter. Wir kamen zu einer Gedenkstätte, wo den Opfern des Swissair-Fluges 111 gedacht wurde, die 1998 kurz vor der Küste von Nova Scotia beim Absturz starben.
Die Gegend selbst ist wunderschön und wir marschierten auf den Felsen bis weiter ans Wasser heran und ich versuchte mich mal wieder mit Wellenfotos. Leider recht erfolglos, weil die Sonne, die ich dringend auf den Wellen gebraucht hätte, nicht vernünftig schien.
Aber wir mussten weiter. Touristenscharen waren uns weit voraus.
Aber ich glaube nicht, dass das der Grund dafür war, dass wir auf der Auffahrt zum Parkplatz schon im Stau standen. Jedenfalls drehten wir Runden im einstelligen Bereich, bis wir eine Parklücke gefunden hatten, in die wir mit unserem Dicken auch reinpassten.
Gut, dass wir die dicken Winterjacken mitgenommen hatten, denn es wehte eine steife Brise.
Genug Leuchtturm geschaut, aber das Dorf selbst ist auch ein paar Fotos wert. Der Hafen und die bunten Häuser sind einfach süß, auch wenn die Bewohner das vermutlich nicht mehr hören können.
Unsere Mittagspause wollten wir nicht mit den hunderten andern Besuchern teilen (hinter futtert uns noch einer den Kartoffelsalat weg), also fuhren wir ein paar Kilometer nach Osten, um auf einem Parkplatz an der Küste auf der Ladefläche unseres Pickups schön im Windschatten bei schönstem Wetter zu genießen (also die Landschaft und das Essen).
Ein letztes Ziel können wir heute noch erschlagen: Lunenburg, abgeleitet vom deutschen Lüneburg, war ursprünglich eine deutsche Enklave, wovon man heutzutage aber nicht mehr viel merkt. Der eine oder andere Straßenname oder ein oder zwei Geschäfte tragen Namen aus der alten Heimat. Aber ansonsten ist das wirklich ein sehr hübsches Städtchen, welches sich über mehrere Straßen parallel am Berg entlang zieht.
Erinnerungen an Jerome und Virginia City in Arizona und Kalifornien werden wach. Beim Durchfahren denkt man nur noch an San Francisco und ob die Bodenschürze vorne aufsetzt.
Die Rückfahrt dauerte auch über eine Stunde. Aber da wir uns noch fit fühlten – na ja, relativ – gaben wir ins Navi noch die Waterfront von Halifax ein. Etwas Stadtfeeling kann auch nicht schaden. Es dunkelte schon heftig als wir ankamen, aber der Parkplatz lag so gut, dass es nicht mehr als ein paar Schritte benötigte, um a) mal die hier weit verbreiteten Adirondack-Chairs
und b) die „Skyline“ von Halifax zu fotografieren.
Zurück ging es über die McKay-Bridge. Ich durfte nur auf der linken Spur fahren, eine Genehmigung für den rechten Fahrstreifen bekam ich nicht. Also von meiner Beifahrerin. Hatte ich erwähnt, dass die Brücke ziemlich hoch ist?