25.10.2021 – Warten auf die große Welle

Heute lassen wir es etwas ruhiger angehen. Geplant ist ein kurzer Trip zur Nordküste, damit wir beim Burntcoat Head mal das ganze Ausmaß der Ebbe mitbekommen. Ach ja, warum der Name? Die Legende sagt, dass in dieser Gegend mal jemand zu nahe mit seinem Mantel ans Feuer gekommen ist, welcher dann selbiges fing. Also ganz trivial.

Wir düsen direkt nach dem Frühstück los und kommen auch rechtzeitig zum Niedrigstand des Wassers an.

Imposant ragt der einzelne Felsen aus dem umliegenden Meeresboden heraus.

Um ihn herum nur eine lose Geröllwüste, ab und zu mit Algen und Seetang bedeckt.

Kaum vorstellbar, dass sich hier das Wasser zu Hochzeiten 12 und mehr Meter höher aufhält.

Immer mit Blick auf die feuchte Seite marschieren wir am Ufer entlang, fotografieren auch den nächsten einzelnen Felsen und umrunden das wie ein Schiff hochragende Stück Stein und Erde.

Wer sich die Fotos des vorvorigen Tages ansieht, wird erkennen, wie hoch das Wasser vorgestern schon gestiegen war. Hier klicken.

Das nächste Ziel, das wir beim letzten Mal verpasst haben wegen einer möglichen falschen Gezeitentabelle, ist die Tidal Bore bei South Maitland.

Das soll uns nicht nochmal passieren.

Wir machen uns also sehr zeitig auf den Weg mit einem kurzen Stop im Dawson Dowell Park, wo man schön die leere Mündung des Shubie Rivers überblicken kann.

Am Fundal Tidal Interpretive Centre stellen wir fest, dass wir wirklich noch reichlich Zeit haben. Es sei denn, die Welle hat eine Abkürzung genommen und kommt unangekündigt früher…

Auf der Aussichtsplattform freunden wir uns mit ein paar weiteren Tidal Hunters an. Einer ist ein ehemaliger Lobsterfischer von einer nahegelegenen Insel in Nova Scotia, der sich nach 40 Berufsjahren jetzt zur Ruhe gesetzt hat.

Sein Kommentar beim Warten (wenn man ihn denn verstand bei seinem Dialekt): Jetzt habe ich 40 Jahre aufs Wasser geschaut. Und was mache ich jetzt in meiner Freizeit? Aufs Wasser schauen. Suuper.

Irgendwann war es dann soweit. Wir wussten ja von Moncton, was uns erwartete und waren entsprechend gespannt. Aber die Enttäuschung war groß, als das Wasser zwar – wie versprochen und erwartet – flussaufwärts strömte, aber von einer Welle nicht die Spur. Vielleicht stellt der Fremdenverkehrsverein sie nur an, wenn Surfer auf ihr reiten wollen? Werden wir anfragen. Aber zur Zeit sind alle Visitorcenter “closed for offseason”.

Damit der Bericht wenigstens etwas Farbe bekommt, eines der herrlich bunten Blätter:

Gut, es ist noch früh, etwas Energie bleibt uns. Zurück nach Dartmouth und die Shopping-Einrichtungen unsicher machen. Ein Thai-Food-Laden lockt. Es war, drücken wir es mal vorsichtig und elegant aus, gut gewürzt. So gut, dass wir Reis nachbestellen mussten, um die Würze etwas abzumildern.

Ich wurde in einem Sportladen fündig: Meine Wandertreter gingen langsam auseinander, obwohl ich zwar meilenweit, aber nicht für Camel Filter gelaufen war. Meine Göttergattin wurde dafür bei Winters fündig.

Ab ins Hotel, jetzt haben wir uns Ruhe verdient.

23.10.2021 – Von Sydney nach Halifax

Nun werden wir Cape Breton Island verlassen. Aber wir bleiben in Nova Scotia. Unser nächstes Ziel ist Halifax, genauer: Dartmouth, welches auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht von Halifax liegt. Das Wetter ist nicht besonders, also fällt der Abschied nicht schwer.

Auf der Straße 4 bei Middle Cape kommt kurz die Sonne raus und ich nutze die Gelegenheit, um den spärlicher werdenden Bewuchs der Bäume abzulichten.

Vielleicht ergeben sich dazu nicht mehr allzuviele Gelegenheiten.

Eine noch bei Port Hastings, als wir Plaster Cove überqueren. Die Bäume spiegeln sich so schön im Wasser.

Die Straßen sind so frei wie auf der Hinfahrt, ein äußerst entspanntes Fahren.

Wir nehmen nicht den direkten Weg zur Südküste, sondern biegen bei Truro ab auf die 236, um bei Maitland den Burntcoat Head Gezeitenpark anzufahren. Hier wurde der (auch im Guiness Buch verzeichnete) höchste Tidenhub von 53,6 Fuß gemessen.

Als wir ankommen, ist der große Felsen auf der Meerseite schon vom Wasser umspült, ein Herumlaufen kommt nicht in Frage. Man kann sich schon noch auf dem Meeresboden rumtreiben. Und dabei aufpassen, dass man nicht als Insulaner endet:

Aber man sollte immer ein Auge auf die Flut haben.

Schaut Euch mal die drei folgenden Aufnahmen an. Zwischen den einzelnen Fotos liegen jeweils zwei Minuten.

Wir hätten noch warten können, bis das Wasser den Höchststand erreicht, aber meine Göttergattin hatte Größeres vor.

Die Sache mit der Tidal Bore in Moncton hatte ihr so imponiert, dass sie sich dieses Phänomen auch einmal am Shubenacadie River anschauen wollte (fragt mich nicht, wie man das ausspricht, ich bin schon froh, wenn ich es richtig geschrieben habe). Laut Tidenkalender sollte die Flutwelle um ca. 14.43 am Fundy Tidal Interpretive Centre in der Nähe von South Maitland ankommen. Wir machten uns früh genug auf den Weg und konnten in Maitland noch ein paar der wunderschönen alten Häuser fotografieren.

Als wir dann am Zielpunkt ankamen (weit vor der angegebenen Zeit), war die Flutwelle schon lange vor uns den Fluss raufgeströmt.

Enttäuschung machte sich breit. Was ist da schief gelaufen? Vielleicht finden wir es noch raus. Ein wenig entschädigt die Laubfärbung.

Wir machten ein paar Fotos vom Wasser, welches flussaufwärts strömt und machten uns dann auf den Weg nach Dartmouth.

Wir bekommen ein sehr schönes Zimmer mit Studio und schlimmstenfalls lebhaften Nachbarn über uns.

Da wir noch Zeit hatten, machten wir das ganz in der Nähe liegende Einkaufszentrum unsicher, Klamotten, Lebensmittel und was der Mensch ansonsten nicht braucht.